Kalte Sonne - Lars Becker

  • Kurzbeschreibung:
    Ein paar Südafrikaner schlagen sich als Kellner und Musiker in Hamburg im Kleinkrieg mit dem Ausländeramt, ihren deutschen Ehefrauen, in Konzerten oder bei Putzjobs durch. Zwei werden tot aufgefunden. Eine alte Rechnung vom Kap oder neudeutsches Unheil?


    Über den Autor:
    Lars Becker wurde 1954 in Hannover geboren und absolvierte an der HfBK in Hamburg und New New York sein Filmstudium. Er schrieb Drehbücher zu verschiedenen Fernsehreihen und eigenen Filmen ("Kalte Sonne", "Afrika um die Ecke", "Schattenboxer", "Bunte Hunde"). Becker war Mitgründer und Gesellschafter der Wüste Filmproduktion und hat heute seine eigene Firma Cinescript.


    Meine Rezension:
    Lars Becker kann ohne Frage spannend und poetisch erzählen und seine Geschichte ist originell und von jener gewissen Tragik, wie sie nur das Leben zu schreiben weiß. Schade nur, dass er sich auf gerade mal 150 Seiten beschränkt, denn eigentlich gäbe es noch viel mehr zu erzählen, Potenzial hat die Geschichte allemal. Die Szenen, in denen Becker etwas weiter ausholt, insbesondere die Szenen aus der Vergangenheit seiner Figuren, sind die starken, im Gedächtnis haftenden, Szenen des Buches. Sie tragen die Geschichte, können aber nicht verhindern, dass die fast schon bruchstückhaft erscheinenden Ereignisse in der erzählten Gegenwart, die eigentliche Krimihandlung, übereilt und dadurch fast ein bisschen lieblos wirkt. Mir erschien die Geschichte als Ganzes deshalb eher wie ein Fragment, bei dem zwar weder Verständnis noch Logik auf der Strecke, aber doch einige "gefühlte Lücken" und die eigentliche Handlung eher wie Beiwerk in Erinnerung bleiben.
    Vielleicht erklärt sich dieser Eindruck dadurch, dass es sich bei "Kalte Sonne" ursprünglich um Fernsehspiel von Lars Becker handelte, dessen Drehbuch er auf Anraten seines Verlages in einen Kriminalroman umschrieb - diese Information hatte ich beim Lesen des Buches allerdings nicht, vielleicht hätte ich es sonst anders wahrgenommen.


    Wer - wie ich - die gelbe Ausgabe von 1990 hat, kann getrost auf die Lektüre des Klappentextes verzichten, denn der besteht ausschließlich aus einer entscheidenden Szene, die im vorletzten (!) Kapitel des Buches vorkommt.