Nacht unter Tag - Val McDermid

  • Englischer Originaltitel: A Darker Domain



    Kurzbeschreibung
    Ungelöste Fälle sind ihre Spezialität, doch dieser führt DI Karen Pirie an ihre Grenzen: Ein Mann wird als vermisst gemeldet - nach über zwanzig Jahren. Karens Ermittlungen im schottischen Glenrothes stoßen auf eine Mauer des Schweigens. Ähnlich ergeht es einer Journalistin, die ehrgeizig über eine fast vergessene Entführung recherchiert. Bald landet auch dieser alte Fall auf Karens Schreibtisch - zusammen mit einem neuen Mord ...




    Über den Autor
    Die gebürtige Schottin und Gold Dagger-Preisträgerin Val Mc Dermid arbeitete nach ihrem Universitätsabschluss ab 1975 als Journalistin (u.a. für die Tageszeitung 'people' in Manchester). 1991 zog sie sich aus dem Journalistengeschäft zurück und betätigt sich seither hauptberuflich als Autorin. Sie war knapp 10 Jahre in der britischen Gewerkschaft aktiv, was sich in ihrem Krimi "Der Aufsteiger" widerspiegelt. Neben den erfolgreichen Krimis mit der lesbischen Heldin Lindsay Gordon erscheint inzwischen auch die zweite Erfolgsserie der Autorin mit Detektivin Kate Brannigan aus Manchester. Die Autorin veröffentlichte auch Hörspiele und zwei Theaterstücke.




    Eigene Meinung
    Sehr gemächlich geht es los in diesem Buch. Man braucht einen etwas längeren Atem, um die Spannung zu entdecken.


    Karen Pirie arbeitet gleich an zwei ungelösten Fällen. Zum einen versucht sie, herauszufinden, was dem Bergmann Mick Prentice passiert ist, der vor 20 Jahren verschwand. Zum anderen tauchen neue Hinweise in Bezug auf die Entführung der Tochter des schwerreichen und einflussreichen schottischen Unternehmers Grant auf. Catriona Grant wurde zusammen mit ihrem Sohn entführt. Bei der Geldübergabe traf sie ein tötlicher Schuß und ihr Sohn blieb verschwunden. Was passierte damals wirklich bei der Übergabe? Wo ist der kleine Adam abgeblieben? Zufällig findet die Journalistin Bel Richmond die neuen Hinweise und sie tritt mit Grant selber in Kontakt. Im Laufe des Buches lesen wir immer abwechselnd die Ermittlungen von Karen Pirie, die sich mehr auf den verschwundenen Bergmann konzentriert, und von Bel, die für Grant (und sich selber, schließlich ist das eine Wahnsinns-Story) in Italien, wo die Beweise von ihr gefunden wurden, recherchiert.


    Wie ich schon erwähnte, baut sich die Spannung ganz langsam auf. Fast bis zur Hälfte wird das verzwickte Szenario der beiden Fälle aufgebaut. Falsche Fährten und Vermutungen werden aufgeworfen und wieder verworfen. Bis sich dann schleichend langsam ein roter Faden herausschält und das ganze an Fahrt gewinnt und die tragischen Umstände der beiden Geschichten zu einer Lösung kommen.


    Mit Karen Pirie hat McDermid eine kleine, korpulente und sympathische Ermittlerin geschaffen. Sie ist keine wunderschöne Superbraut, aber clever und direkt. Irgendwie schön normal. Die beiden Geschichten sind, wenn man sich drauf einlässt und durchhält, nicht ohne Reiz und voller Überraschungen. Allerdings ist mir eine der Grundideen zur Rätsellösung schon viel vorher gekommen, und ich wundere mich, das die schlaue Karen dafür so lange gebraucht hat. Es gibt viel schottischen Lokalkolorit und einen interessanten Rückblick auf die Bergarbeiterstreiks in den 80igern, die viel Leid verursachten.


    Fazit: die Spannung lässt ein wenig auf sich warten, und man wundert sich zu Anfang, wohin denn das Buch nun gehen mag. Aber McDermid führt die Fäden zielstrebig zueinander, und machen das Buch zu einem etwas anderen Thriller, der sich von der whodunits und Polizist/Täter-Verfolgungsthrillern abhebt. Solide, gute Unterhaltung.

  • Danke auch für die Rezi.
    Buch wandert mit auf WL. Ist noch das einzigste Buch, was mir von McDermid fehlt.

    :oha Lg Bellamissimo
    ~~~~~~~~~~~~~~
    Habent sua fata libelli- Bücher haben ihre Schicksale:pferd
    :lesend Der Fluch der Hebamme- Sabine Ebert
    Mit offenen Karten- Agatha Christie

  • Ich habe das Buch auch schon gelesen und bin begeistert!! :-)



    Ein Thriller der etwas anderen Art


    Inhalt:


    Alles beginnt damit, dass im schottischen Edinburgh eine junge Frau ihren Vater als vermisst meldet. Merkwürdigerweise verschwand der Bergmann Mick Prentice aber bereits vor zweiundzwanzig Jahren während des Bergarbeiterstreiks von 1984. Wegen eines familiären Notfalls forscht seine Familie erst jetzt nach seinem Verbleib. Daraufhin nehmen Detective Inspector Pirie und ihr Kollege Phil Parhatka, die für die Aufklärung ungelöster Fälle zuständig sind, die Ermittlungen auf. Ungefähr zeitgleich findet eine ambitionierte Journalistin während eines Italien-Urlaubs zufällig ein Beweisstück, dass in Verbindung mit einem ebenfalls zweiundzwanzig Jahre zurückliegenden Verbrechen in Großbritannien steht. Damals wurden die Tochter und der Enkel von Sir Brodie Maclennan Grant, dem drittreichsten Mann Schottlands, entführt und das Ganze endete mit einem Todesfall. Sowohl vom Enkelsohn, als auch den Entführern fehlte bislang jede Spur. Sir Brodie wendet sich nun aufgrund der neuen Sachlage an die Polizei und es dauert nicht lange, bis Karen Pirie herausfindet, dass beide Fälle unübersehbare Gemeinsamkeiten aufweisen...


    Meine Meinung:


    Die gebürtige Schottin Val McDermid hat mit "Nacht unter Tag" erneut einen Thriller außerhalb ihrer drei Erfolgsserien (u.a. mit dem Profiler Tony Hill) geschrieben. Das ermittelnde Duo Pirie und Parhatka hatte schnell meine Sympathien, da die Autorin gerade so viele Informationen aus dem Privat- und Berufsleben der beiden liefert, dass ich eine gute Vorstellung ihres Charakters und ihrer Lebensweise erhielt, ohne mich durch zu ausführliche Beschreibungen gelangweilt zu fühlen. Vor allem Karen Pirie ist mir mit ihrer direkten, sehr eigenwilligen und leicht spöttischen Art ans Herz gewachsen.


    Die Geschichte behandelt abwechselnd den Entführungsfall und die Vermisstensache und springt in sehr kurzen Abständen zwischen Vergangenheit und Gegenwart und zudem noch zwischen Schottland und Italien hin und her. Was sich im ersten Moment verwirrend anhört, erweist sich schnell als kluger Schachzug von Val McDermid. Jede Vernehmung und Spurensicherung in der heutigen Zeit wird durch Erinnerungen und Rückblenden ergänzt und erläutert. Genau zum richtigen Zeitpunkt wird die jeweilige Szene abgebrochen, um den nächsten losen Faden weiterzuspinnen. McDermid ist es gelungen, den Plot dadurch noch interessanter und spannender zu gestalten. Gleichzeitig machen die schnellen Wechsel von einem Ermittlungsort zum anderen die große Diskrepanz zwischen den verschiedenen Lebensumständen der Protagonisten umso deutlicher und lassen die ehemalige Bergarbeitersiedlung im Gegensatz zum sonnigen, südlichen Flair der Toskana und dem scharf bewachten, luxuriösen Anwesen von Sir Brodie überaus ärmlich und düster wirken.


    Schon nach einiger Zeit hatte ich zwei bestimmte Personen als Hauptdrahtzieher der Entführung im Verdacht, war mir aber bezüglich der Komplizen, der Umstände und des Motivs nicht ganz im Klaren. Meine Vermutung zum ersten Punkt hat sich am Schluss zwar bestätigt, mit dem Rest lag ich jedoch ziemlich daneben, da die Autorin viele falsche Fährten legt und die Auflösung wirklich nur schrittweise vorankommt, mit etlichen Überraschungen und weiteren Morden bis zum Ende hin. Alle wichtigen Figuren werden bis in die Tiefen ihrer Psyche ausgelotet, so dass sich ihre Beweggründe von selbst erklären.


    Das Besondere an dem neuen Thriller ist jedoch der persönliche Bezug von Val McDermid zu dem hier verwendeten Stoff. Ihre beiden Großväter waren Bergarbeiter in East Wemyss und sie verbrachte in ihrer Kindheit viel Zeit dort, weshalb ihr wohl auch der verlorene Streik von 1984 noch sehr gegenwärtig ist. Wahrscheinlich ist es ihr aufgrund ihrer eigenen Herkunft so gut gelungen, die Nöte und Bedürfnisse der Bergarbeiterfamilien sehr plastisch und nachvollziehbar darzustellen. Die Autorin nimmt hierbei kein Blatt vor den Mund und auch die ehemalige britische Premierministerin Margaret Thatcher wird heftig kritisiert.


    Fazit:


    Insgesamt gesehen handelt es sich bei "Nacht unter Tag" um einen Thriller, der spannende Unterhaltung, psychologisch ausgefeilte Figuren und viele interessante Informationen rund um das Bergarbeitermilieu zu bieten hat. Schön, dass im Spannungsgenre noch Bücher erscheinen, die auch ohne viel Blutvergießen und reißerische Schockelemente so fesselnd und wendungsreich sind! Absolut empfehlenswert!!


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  • Zitat

    Original von Mrs Bean


    Die Geschichte behandelt abwechselnd den Entführungsfall und die Vermisstensache und springt in sehr kurzen Abständen zwischen Vergangenheit und Gegenwart und zudem noch zwischen Schottland und Italien hin und her. Was sich im ersten Moment verwirrend anhört, erweist sich schnell als kluger Schachzug von Val McDermid. Jede Vernehmung und Spurensicherung in der heutigen Zeit wird durch Erinnerungen und Rückblenden ergänzt und erläutert. !!


    Ich muss zugeben, das mich dieser Kniff gerade zu Anfang sehr gestört hat und mir zu konstruiert wirkte. Kaum taucht bei einer Person z.B. eine Erinnerung auf oder es wird ein Schlüsselerlebniss angetastet, kam ein neues Kapitel das besagte Handlung in der Vergangenheit schilderte. Im Laufe des Buches hab ich mich daran gewöhnt, aber jetzt wo ich es in deiner Rezi lesen, fällt mir wieder ein, das es mich zu Beginn sehr genervt hat und mit ein Grund war, das ich zuerst nicht wusste, wohin das Buch führt.

  • @ Darcy

    Ich habe auch erst gestutzt, aber ich denke, dass Val McDermid dem Leser dadurch die Möglichkeit gibt, zu jedem Zeitpunkt der aktuellen Ermittlung in enger Verbindung mit aufklärenden Ereignissen der Vergangenheit zu bleiben. Man erlebt die damaligen Geschehnisse direkt mit und muss sie sich nicht in Form von Erinnerungen erzählen lassen. Normalerweise kenne ich diese Methode eher aus Kinofilmen und finde sie gut umgesetzt.


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  • Ähm....darf ich nochmal fragen, ob das Buch zu keiner Reihe gehört?


    Val McDermid hat ja mehrere Reihen geschrieben, für mich etwas unübersichtlich.....

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • @ Sigrid2110


    Die Reihen von Val McDermid haben als Hauptfiguren Lindsay Gordon, Kate Brannigan und dann noch das Duo Tony Hill und Carol Jordan. "Nacht unter Tag gehört keiner der drei Reihen an, ist also genau so eigenständig wie "Echo einer Wínternacht" und "Moor des Vergessens". Ob es in Zukunft noch einen Fall mit Karen Pirie geben wird, weiß ich allerdings nicht! Mir würde es gefallen! :-)


    LG :wave


    Mrs Bean


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  • Ich habe es auch gelesen und bin nicht so ganz überzeugt davon.


    Meine Meinung:
    Val McDermid wuchs in Kirkcaldy in Schottland in einer Bergarbeiterfamilie auf, wo ein Teil der Geschichte spielt. Somit ist dies wohl ihr bislang persönlichster Roman und weite Strecken darin auch eine eher sentimentale Erinnerung an die Zeit des großen Bergarbeiterstreiks von 1984.
    Der Klappentext liest sich viel versprechend, aber in den ersten zwei Dritteln des Buches passiert nichts, was man nicht für meinen Geschmack auch auf wenigen Seiten hätte zusammenfassen können.
    Das ständige Hin- und Herspringen zwischen den Zeit- und Handlungsebenen hatte auf mich keinen spannungsfördernden Effekt. Kurze Kapitel, fast jedes mit einem Cliffhanger, ständig wechselnde Perspektiven zwischen Gegenwart und Vergangenheit, McDermid hat die Story jederzeit fest im Griff und doch wollte sich zunächst keine rechte Spannung bei mir einstellen. Sobald die Personen vorgestellt waren, um die es in dieser Geschichte geht, war mir bald klar, worauf das Ganze hinauslaufen würde.


    Mit der Protagonistin Detective Inspector Karen Pirie hat die Autorin wieder mal ihr Können für interessante, ausgefallene Charaktere bewiesen. Pirie arbeitet in der Abteilung für ungelöste Fälle, in die man sie versetzt hat, nachdem sie ihren ehemaligen kriminellen Vorgesetzten hinter Gitter gebracht hat. Sie ist eine starke, kluge und integre Frau, die auch gegen die Widerstände ihres jetzigen Chefs unbeirrt ihre Ermittlungen verfolgt.
    Die überaus ehrgeizige und berechnende Journalistin Bel Richmond dagegen hat nur ihre eigene Karriere im Kopf.


    Richtig spannend wird es dann doch noch im letzten Drittel des Romans. Auf den letzten 150 Seiten lässt die Autorin ihr sentimentales Geschreibsel hinter sich und ich erkenne endlich die Val McDermid wieder, die atmosphärisch dichte, unglaublich fesselnde Geschichten erfinden kann und mit glaubwürdigen, lebendigen Charakteren zu überzeugen vermag.


    Schade, aber wegen des für mich schwachen Beginns kann ich nicht mehr als 7 Punkte vergeben.


    Ach ja: Lt. McDermids homepage handelt es sich bei diesem Buch um einen Standalone. Schade, Karen Pirie ist eine interessante Protagonistin, die könnte ich mir auch als Serienfigur vorstellen.

  • Hier kommt meine Rezension


    Titel: Nacht unter Tag
    Autorin: Val McDermid
    Verlag: Droemer
    Seiten: 544
    Originaltitel: A Darker Domain



    Über die Autorin: (Droemer)


    Val McDermid wurde 1955 in Kirkcaldy im schottischen Fife geboren und wuchs dort in einer Bergarbeiterfamilie auf. Nach der Schulzeit studierte sie Englisch in Oxford. Nach Jahren als Literaturdozentin und als Journalistin bei namhaften Zeitungen lebt sie heute als freie Autorin in Manchester und in einem kleinen Dorf an der englischen Nordseeküste. Sie gilt als eine der interessantesten Autorinnen im Spannungsgenre und ist außerdem als Krimikritikerin der BBC, der "Times", des "Express" und der Krimi-Website Tangled Web sowie als Jurymitglied mehrerer Krimipreise eine zentrale Figur in der britischen Krimiszene. Ihre Kriminalromane und Thriller sind weltweit in mehr als 25 Sprachen übersetzt.



    Über den Inhalt:



    Schottland 1997, Ungelöste Fälle sind die Spezialität und Leidenschaft von DI Karen Pirie doch dieser Fall scheint ganz anders zu sein, als alles was sie in ihrer bisherigen Laufbahn erlebt hat.


    Ein Mann wird vermisst gemeldet, nach über zwanzig Jahren, doch dieser führt DI Karen Pirie an ihre Grenzen: Ein Mann wird als vermisst gemeldet – nach über zwanzig Jahren.
    Karens Ermittlungen stoßen auf eine Mauer des Schweigens, zu eng sind die Bindungen unter den befragten Bergleuten und ihren Familien.
    Niemand möchte mehr als irgend möglich über Mick sagen, der alle enttäuscht hat, indem er als Streikbrecher die Gemeinde Glenrothes, alle Kumpel und seine Frau Jenny mitsamt der kleinen Tochter Misha verläßt.


    Ähnlich geht es Be der ehrgeizigen jungen Journalistin, der durch Zufall ein Hinweis auf einenalten Entführungsfall in die Hände fällt, der damals die Gemüter und die Regenbogenpresse des Landes bewegte, handelte es sich doch um Cat Gant, die Tochter des reichen, Imobilienhais Grant, die mitsamt ihrem sechmonate alten Sohn Adam entführt wurde und durch einen schrecklichen Fehler bei der Geldübergabe sterben musste.
    Die Hinterbliebenen sind alles andere als erpicht darauf mit Bel zu reden und schon bald geschieht ein neuer Mord



    Meine Rezension:


    Eine spannende Geschichte, erzählt in vielen Rückblicken von Personen die heute wie damals zumeist erpicht sind, dass nicht allzuviel ans Tageslicht gerät.
    Überzeugt hat mich die junge Ermittlerin Karen, die nicht nur gegen ihren Vorgesetzten "die Makrone", ihr Übergewicht und die Dusseligkeit einiger ihrer Mitarbeiter kämpfen muss, sondern auch gegen die festgefahrenen Strukturen innerhalb einer Dorfgemeinschaft anarbeiten muss, die traditionell eng zusammengerückt ist und keine Informationen freiwillig preis gibt.


    Um den Fall der mehr als 20 Jahre zurückliegt lösen zu können, muss sie nicht nur ungewöhnliche Denkwege einschlagen, sondern auch die Verbindungen zwischen zwei Fällen knüpfen können, die auf den ersten Blick nicht zu erkennen sind.


    Mir hat sowohl das Konstrukt der Geschichte und die Grundidee an sich gefallen, als auch die Beschreibung der Figuren, der Mikrokosmos einiger Gemeinden und gesellschaftlichen Schichten, die in sich so fest gefahren sind, dass es mehr als einigen Nachbohrens und Grenzüberschreitungen bedarf, damit überhaupt Informationen ans Tageslicht kommen.


    Ein rundum gut gelungener Krimi, der ohne viel Gemetzel und hunderte von Leichen auskommt.



    rundum zufriedene Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Val McDermid gelingt mit "Nacht unter Tag" eine spannende und zugleich ungewöhnliche Inszenierung aus dem schottischen Fife


    Inspektorin Karen Pirie und ihr Team arbeiten in der südschottischen Region Fife an den so genannten „cold cases“, Fällen, die weit in die Vergangenheit zurückreichen und nie aufgeklärt wurden.


    Einer davon ist der von Mick Prentice. Der Gewerkschaftsaktivist verschwand damals während des großen schottischen Bergarbeiterstreiks in den 80er Jahren und alle dachten, er wäre als verachteter Streikbrecher in eine andere Stadt gezogen. Auch seine Tochter Misha will nach über 20 Jahren nur deshalb wieder den Kontakt zu ihm aufnehmen, weil sie ihn als Rückenmarkspender für ihren kranken Sohn braucht. Doch Mick ist nicht aufzutreiben und als Karen anfängt zu ermitteln, entdeckt sie sehr schnell jede Menge Ungereimtheiten.


    Parallel dazu stößt die junge englische Journalistin Bell Richmond in ihrem Italien-Urlaub zufällig auf eine Reihe von Indizien, die auf einen spektakulären alten Entführungsfall hinweisen. 1985 wurde die Tochter eines der reichsten Männer Schottlands entführt und kam bei der Lösegeldübernahme ums Leben. Bell wittert die Story ihres Lebens und fährt nach Schottland zu Brady Grant, dem Vater der Ermordeten. Obwohl der alte Mann nichts mit der Presse zu tun haben will, lässt er sich auf einen Deal mit Bel ein: Sie bekommt die Exklusivrechte an der Geschichte, wenn sie es schafft, seinen seit damals vermissten Enkel zu finden.


    Mein Fazit:


    Der Schottin Val McDermid gelingt mit „Nacht unter Tag“ ein ganz besonderer Thriller. Sie baut ihre Geschichte fast wie eine Biografie auf und springt nicht nur gewand zwischen den beiden Parallelhandlungen hin und her, sondern nutzt auch jede Menge Rückblenden, um den Fall noch packender zu gestalten. Ihre Technik erinnert damit an die erfolgreiche TV-Serie „Cold Case“, die filmisch ganz ähnliche Mittel einsetzt. Besonders gut stellt McDermid den verzweifelten Kampf der schottischen Bergarbeiterfamilien gegen die damaligen Zechenschließungen dar - vielleicht auch, weil sie durch ihre eigene Familie einen ganz persönlichen Bezug zu diesem Thema hat. Dabei kritisiert sie noch heute den harten Umgang der Polizei und der „Iron Lady“ Margret Thatcher mit den Streikenden.


    Eingebettet in wunderschöne Landschaftsbeschreibungen, wie wir sie schon aus ihrem Roman „Das Moor des Vergessens “ kennen, wird „Nacht unter Tag“ durch die spannende und ungewöhnliche Inszenierung der Story, durch viele Informationen über die größte Streikbewegung der englischen Nachkriegsgeschichte, durch starke Frauenfiguren und sympathische Ermittler zu einem echten Pageturner.

  • Zitat

    Original von Sisch
    Liebe Webmaster von Büchereule: Könnt ihr die beiden Themen zusammenfügen oder soll ich meinen Beitrag löschen?


    Hallo Sisch,
    es gibt keinen Grund deine Rezi zu löschen, nur weil es schon eine gibt. Ich habe die Threads zusammengefügt :wave

  • Nacht unter Tag – Val McDermid


    Ein Mann, der seit zwanzig Jahren verschwunden ist und der erst nach dieser langen Zeit als vermisst gemeldet wird – mit diesem ungewöhnlichen Einstieg beginnt Val McDermid ihren Krimi, bei denen der Leser zwischen zwei Zeitebenen hin und her wandert. Mick Prentice, der 1984 während der schottischen Bergarbeiterstreiks spurlos verschwand, wird nun von seiner Tochter dringend gesucht. Er, der die Familie und seine streikenden Kollegen damals vermeintlich im Stich ließ und von dem jahrelang Briefe mit Geld aus einer anderen Stadt ankamen, kann möglicherweise seinem todkranken Enkel helfen.
    Und noch jemand verschwand in dieser Zeit – Der Enkelsohn des reichen Unternehmers Grant. Nachdem er und seine Mutter Catriona entführt wurden, wird er von seinen Entführern nach einer missglückten Geldübergabe, bei der Cat durch einen Schuss getötet wurde, mitgenommen.
    Zwei Vermisste Personen aus dieser Zeit und bei beiden Fällen ergeben sich plötzlich neue Ansatzpunkte, die vielleicht helfen, Licht in das Dunkel zu bringen.
    Karen Piri, eine resolute Ermittlerin, die ihren ehemaligen Vorgesetzten hinter Gitter brachte, und nun in der Abteilung für ungelöste Fälle arbeitet, fahndet ebenso, wie die von Grant beauftragte Journalistin Bel Richmond.
    Ich bin immer noch ein wenig unsicher, wie ich dieses Buch werten soll. Mir gefiel, dass man sehr viel über die Streiks der Bergarbeiter in Schottland erfährt – ein Thema, dass hier in den Medien keine sehr große Beachtung gefunden hat.
    Die Handlung selbst fand ich bis zur Mitte des Buches etwas zu langatmig, es gab mir einfach zuviel trockene Ermittlungsarbeit, die natürlich im wahren Leben zum ganz normalen Alltag eines jeden Beamten gehört, in einem Krimi aber teilweise die Geduld der Leser ganz schön strapazieren kann. McDermit findet erst sehr spät zu ihrem gewohnten Stil zurück, baut aber dann die bis dahin fehlende Spannung so gut aus, dass man ihr den zögerlichen Beginn gern verzeiht. Alles in allem ein guter und solider Krimi, der mich aber nicht ganz überzeugen konnte.
    7 Pünktchen...

  • Endlich habe ich es auch geschafft diese Buch zu lesen.


    Ich in mal wieder total begeister vom schreibstil von mcdermid. ich muß mich meinen vorschreibern anschließen, es ist nicht ganz so gut, wie die vorgänger, jedoch fand ich wieder sehr gelungen.


    Es gíbt nicht ganz so viel mord, totschlag und leichen, wie ich es bei tony hill gewohnt bin. es ist wieder ein krimi ganz dem stil "Echo einer Winternacht" oder "Ein Ort für die Ewigkeit" am anfang gibts etwas anlaufschwierigkeiten und ich fand mich etwas schwer in die geschichte. (da ich meist die überschriften und daten übersprungen bin [so eine marotte von mir]) mit der zeit wurde es dann immer besser. zum schluß kam wieder die gewohnte spannung auf und ich konnte das buch nicht mehr aus den händen legen.


    ich vergebe 8 von 10 punkten


    liebe grüße


    Beatrice

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Ach ja: Lt. McDermids homepage handelt es sich bei diesem Buch um einen Standalone. Schade, Karen Pirie ist eine interessante Protagonistin, die könnte ich mir auch als Serienfigur vorstellen.


    Och das finde ich jetzt schade zu lesen, da mir karen und phil sehr gut gefallen haben. irgendwie hätte ich mir auch vorstellen können, daß es noch ein "davor" buch gibt. wie karen lawson (hieß er so?) überführt.


    genauso könnte ich mir neue fällte vorstellen. irgendwie fand ich es lustig, wie "makrone" sich geärgert hat. :chen


    lieben gruß


    Beatrice