Ich habe mich gerade durch die 965 Seiten gegähnt.
Worum gehts? Um einen Baseball, der in einem sehr amerikanischen, sehr entscheidenden Spiel im Stadion bis in die Zuschauerränge geschlagen und von einem der Zuschauer gefangen wird. Der darf ihn behalten. Und im Laufe der Jahrzehnte wandert dieser besondere Ball von diesem besonderen Homerun von Hand zu Hand, von Vätern zu Söhnen, von Geschäftemachern zu Historikern der Alltagskultur. Ich schätze, das wäre zumindest DeLillos Plan gewesen für diesen Roman. Den hätte ich auch gern gelesen.
Allerdings bläht DeLillo das Buch auf mit einer Unzahl anderer Personen und Geschichten, die alle irgendwie locker mit einander verwoben sind. Und keine davon schafft es, mich wirklich zu interessieren. Es geht um das Alltagsleben in den USA von den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts bis knapp vor die Gegenwart, das ist die Folie. Im Hintergrund, oder man mag sagen, Untergrund, passiert die große Geschichte: Es werden Atombomben gezündet, die Welt steht am Abrund des kalten Krieges, Vietnam passiert, Kennedy wird ermordet, all die Zutaten, die zu einem ordentlichen Amerika-Zeitroman gehören.
An der Oberfläche leben die Figuren derweil ihre normalen Alltagsleben, gehen ins Kino, sprayen Graffiti, betreiben kleinere Gaunereien, haben unwichtige Affären und kitten ihre Ehen, sitzen in Parks oder Kneipen, nehmen Drogen, reden über Kunst, gucken Comedy, sterben, das ganz normales Alltagszeugs halt.
Ich verstehe ja, dass der Roman bewusst an dieser Oberfläche bleibt, dass das Programm ist. Spannender wird das Ganze dadurch leider auch nicht.
Es ist so ein bisschen so wie bei einem Baseball-Spiel: Ich habe nie verstanden, was daran toll ist. Ich finde Baseballspiele äußerst ereignisarm und viel zu lang. Vielleicht bin ich dafür einfach zu wenig amerikanisch...
PS: Sehr empfehlen kann ich dagegen DeLillos Roman "Weißes Rauschen" (auf English: "White Noise").
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