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'Gegen den Tag' - Seiten 0001 - 0123
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Seit einer Woche lese ich nun an dem Buch und finde keinen rechten Zugang zu dieser Geschichte. 80 Seiten erst. Ein sehr schwaches Lesepensum. Ich hoffe es wird besser. Nachdem ich heute Morgen die Rezensionen bei Amazon noch gelesen habe, habe ich mich entschlossen durchzuhalten und noch weiter zu lesen.
Bin gespannt, wer durchhält und das Buch bis zum Schluss liest.Die vielen Personen die dort auftauchen verwirren mich und ich weiß nicht, ob sie für den Fortgang der Geschichte wichtig sind und ob ich ihnen Aufmerksam widmen soll.
Ruhrmaus
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Zitat
Original von Ruhrmaus
Ein sehr schwaches Lesepensum.Ach, naja. Im Gegensatz zu mir hast du wenigstens schon mal angefangen. Ich lese so langsam, dass ich immer noch an meinem aktuellen Buch festhänge.
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Ruhrmaus , 80 Seiten in einer Woche finde ich nicht schlecht bei diesem Buch; alle Namen werden mehr oder weniger häufig wieder auftauchen, insofern hilft es auf jeden Fall, wenn man sich etwas mit ihnen vertraut macht.
Im ersten Abschnitt macht sich die Besatzung des Luftschiff Inconvenience auf den Weg zur Weltausstellung nach Chicago -- also im Mai 1893.
Bemerkenswert finde ich, wie Pynchon die Mitglieder der Crew mit wenigen Worten so treffend charakterisiert, besonders der Zusammenstoss zwischen Darby Suckling und Lindsay Noseworth sagt schon viel über die beiden aus, Lindsays steife förmliche Art und Darby völlig gegensätzlich. Der offensichtlich etwas schusselige Miles Bludell, der Kapitän Randolps St. Cosmo, vernünftig und um Ausgleich bemüht, und Chick Counterfly, das jüngste Mitglied der Besatzung, das die Crew vor dem Ku-Clux-Clan gerettet hat.
Schließlich noch der Hund Pugnax, der sich ebenfalls dank einer Rettungsaktion an Bord befindet und der merkwürdigerweise lesen kann, von Lindsay Noseworth erfahren wir, dass sich Pugnax' gegenwärtige Lektüre, "Die Prinzessin Casamassima", von Henry James, um Anarchismus und Anarchisten dreht --
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Hallo, Ihr Lieben!
Ich habe gestern Abend zu lesen angefangen und bisher ca. 100 Seiten geschafft.
Dass das keine leichte Kost ist, war ja von vornherein klar, aber es ist nicht so schlimm, wie ich zuerst befürchtet hatte.
Ich glaube, eine durchgehende Geschichte darf man sich auch gar nicht erwarten. Pynchon arbeitet mit verschiedenen Stilmitteln auf verschiedenen Ebenen, soweit ich das im Vorfeld herausbekommen habe. Es werden sich wohl Fantasie und Realität immer wieder in die Quere kommen.
Ich weiss z. B. auch nicht, ob Erzherzog Ferdinand jemals in Chicago bei der Weltausstellung war, ob er sich tatsächlich in zwielichtigen Lokalitäten aufhielt, und den Schlachthof für ein Wochenende mieten wollte, aber ich erlaube mir, das gar nicht feststellen zu wollen. Zu dem Zweck könnte ich ja eine Biografie vom Erzherzog lesen. Der Roman hat anderes zu bieten. Etwa eine Sprache, die mich schon jetzt fasziniert, und einen gewissen Sinn für Humor (bei der Landung der "Inconvenience").
Ruhrmaus
Mit den vielen Personen werden wir uns wohl anfreunden müssen, aber ich glaube, eine oder mehrere Hauptfiguren gibt es ebenfalls nicht.
Vielleicht ist es am besten, sich nichts zu erwarten und mit allem zu rechnen.
Die Meinungen der Rezensenten, die ich gelesen habe, ist jedenfalls sehr konträr. Von genial bis unsinnig und langweilig ist jede Ansicht vertreten.
Ich hoffe durchzuhalten, um mir selber eine bilden zu können.@LuLim
Du hast die bisherig auftauchenden Charaktere ja sehr schön, mit wenigen, treffenden Worten charakterisiert.
Warst Du das, die den Roman auf Englisch liest? -
Schon 100 Seiten? Oh mein Gott, du bist ja wirklich fleißig.
Ich habe mein aktuelles Buch mal unterbrochen und angefangen in den Pynchon reinzulesen, damit ich nicht völlig verwirrt bin. Im Moment bin ich einfach noch sehr verwirrt, ich hoffe, das bessert sich noch.
Ich bin übrigens gerade auf eine ganz nützliche Seite gestoßen:
http://against-the-day.pynchon…index.php?title=Main_PageGanz sicher werde ich mir dort nicht alles anschauen, aber die ein oder andere Sache konnte ich schon ganz gut nachschlagen.
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Eben habe ich den 1. Abschnitt zu Ende gelesen.
Der Fotograf Merle Rideout, der mit seiner Tochter Dally unterwegs ist und von Gelegenheitsarbeiten lebt, hat mich sehr stark an die Figuren eines Romans von Isabel Allende erinnert. Leider will mir der Titel nicht einfallen.Die Sprache empfand ich, zumindest in diesem Teil, in dem es vor allem um Merle geht, als ziemlich schwierig zu lesen. Hier hat es Pynchon mit Metaphern und einer sehr blumigen Schreibweise für meinen Geschmack doch etwas übertrieben.
Für nächste Woche muss ich mir die einzelnen Abschnitte in kleinere Häppchen einteilen. Ist schon sehr anstrengend zu lesen, und ich denke mehr als 20 Seiten am Stück werde ich mir nicht vornehmen. -
Gegen den Tag beginnt temporeich, voller schräger Ideen und einfälle, die mich durchweg begeistern. So kommt keine Langeweile auf, es gibt nichts vorhersehbares. Das schätze ich wirklich.
Das Buch beginnt mit tollen Bildern, die vor dem inneren Auge des Lesers entstehen, da ein Luftschiff mit solcher Besetzung auch nicht gerade alltäglich ist. Dann geht die Fahrt auch noch zur Weltausstellung nach Chicago 1893, sehr reizvoll.
Ein besonderer Kniff ist die Aufhebung zwischen Fiktion und Realität.
Die Mannschaft der Freunde der Fährnis sind einerseits die Protagonisten dieses Buches, sie sind aber auch Figuren einer Heftchenreihe.
Solche obskuren Ideen sind die große Qualität des Autors, die mich begeistern.Mein Lesegefühl ist eine Mischung aus Vineland und Mason&Dixon (da die Handlung in die Vergangenheit gelegt ist). Beide Bücher besitzen diesen eigenen Humor, der mal subtil, mal eher derb daherkommt.
Die Mannschaft stellt Thomas Pynchon in kürze, aber mit Prägnanz vor:
Der Schiffskommandant Randolph St. Cosmo, das Nesthäkchen Darby Suckling, der stellvertretende Kommandant Lindsay Noseworth, Miles Blundell und Chick Counterfly.
Was für Namen!Sprechende Namen als Schreibtechnik sind nicht immer risikolos. Martin Walser nutzt das auch, aber bei ihm finde ich es häufig peinlich. Nicht so bei Pynchon, die Namen sind immer witzig gewählt, originell und lassen einen nachdenken, was wohl dahinter steckt.
Nicht zu vergessen, Pugnax, der lesende Hund, der mir auf Anhieb sympathisch ist.
Prinzessin Casamassima von Henry James habe ich noch nicht gelesen, es ist 1886 als Buch erschienen, zu der Zeit der Freunde der Fährnis also noch ziemlich aktuell. Ein inhaltlicher Bezug zur Handlung ist zu vermuten.Stilistisch werden die Fortsetzungs-Heftromantechniken von Pynchon anscheinend übernommen, er kennt das Genre wohl gut, manche Szene kommt mir auch fast wie ein Comic vor, wenn z.B. Darby schreiend und kopfüber aus dem Luftschiff heraushängt.
Dieses Lesegefühl eines Comics legt sich aber schon kurze Zeit später.Pynchons Humor und seine wechselnden Schreibstile in Gegen den Tag lassen mich an Ulysses von James Joyce denken.
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Herr Palomar
An den "Ulysses" habe ich auf Grund des Aufbaus des Romans auch schon sehr stark gedacht. Im Laufe der Zeit wird sich ja herausstellen, ob sich der Verdacht bestätigt.
Den Anfang fand ich auch noch amüsant, aber das Gefühl hat sich bald verflüchtigt, und mit Merle und seiner Tochter habe ich mich regelrecht geplagt. Zumindest mit dem Stil, den Pynchon da verwendet.
Nun würde mich doch interessieren, wie es Euch damit ergangen ist.Und die Abhandlungen über das Quecksilber oder auch schon vorher über den Äther fand ich doch recht verwirrend. Ich weiss nur, dass der nicht existiert, wie man um diese Zeit mal angenommen hat.
Da kann ich Pynchon nicht immer folgen. -
Der erste Abschnitt endet mit Merle und Dally in San Miguel County und war wirklich viel verhaltender, dafür hat mir aber der vorherige Handlungsstrang mit Detektiv Lew Basnight und seiner Lebensgeschichte, die eingeschoben wurde, ausgesprochen gut gefallen. Eine interessante Figur!
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Der Detektiv hat mir auch gut gefallen, und besonders interessant fand ich, dass Pynchon Erzherzog Ferdinand ins Spiel bringt. Wie er auf den wohl kam?
Ich habe - glaube ich jedenfalls - noch nichts davon gehört, dass dieser je in Chicago war. -
Zitat
Original von Sylli7
Der Detektiv hat mir auch gut gefallen, und besonders interessant fand ich, dass Pynchon Erzherzog Ferdinand ins Spiel bringt. Wie er auf den wohl kam?
Ich habe - glaube ich jedenfalls - noch nichts davon gehört, dass dieser je in Chicago war.Sylli, ich habe mal eben in der Pynchon-Wiki nachgeschlagen und scheinbar war Erzherzog Ferdinand wirklich in Chicago.
ZitatFrancis Ferdinand This is indeed the same Franz Ferdinand whose assassination in 1914 triggered World War I. At the time of his appearance in AtD, he would have been 30, and his two passions throughout young adulthood and his 20s were travel and hunting (it is estimated that he shot more than 5,000 deer in his lifetime). He did indeed attend the Chicago Exposition.
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Zitat
Original von Sylli7
Der Detektiv hat mir auch gut gefallen, und besonders interessant fand ich, dass Pynchon Erzherzog Ferdinand ins Spiel bringt. Wie er auf den wohl kam?
Ich habe - glaube ich jedenfalls - noch nichts davon gehört, dass dieser je in Chicago war.
Ein wichtiges Thema in diesem Buch wird der 1. Weltkrieg sein; vielleicht soll das eine erste Anspielung darauf sein -- das Attentat auf Erzherzog Ferdinand in Sarajewo war ja der Auslöser dafür -
buzzaldrin
Danke für den Link. Dass er es mit der Jagd übertrieben hat (für meine Begriffe), habe ich gewußt. Ich war mal auf einer Ausstellung, wo man das Ergebnis dieses Gemetzels auf Fotografien gesehen hat.@LuLim
Da wirst Du bestimmt Recht haben, dass man das Auftauchen des Erzherzogs mit dem 1. WK in Verbindung bringen muss. Ich finde diese Zeit, in der der Roman spielt sehr interessant.An Fantasie fehlt es Mr. Pynchon ja wahrlich nicht. Ein Gespräch und das Zusammenleben mit einem Kugelblitz ist mir in meinem langen Leseleben ja noch nicht untergekommen.
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Das einleitende Motto des Romans beschäftigt mich noch.
"It's always night, or we wouldn't need light." - Thelonious Monk
Monk, dieser ungewöhnliche und exentrische Jazzpianist hatte schon mit Miles Davis zusammengespielt. Auch er steht für Experimente und Eigenständigkeit sowie für das Unkonventionelle. Klar, dass Pynchon ihn mag.
So hat dieses Buch auch etwas von Improvisation, wie im Jazz entsteht etwas neues.Trotzdem bin ich mir leider nicht im klaren, was die Worte It's always night, or we wouldn't need light bedeuten sollen.
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vielleicht, weil es draußen im Weltall, wo es keine Atmosphäre gibt, immer dunkel ist?
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Wahrscheinlich sind bei diesem Satz verschiedene Interpretationen zulässig.
Für mich bedeutet er bis zum Beweis des Gegenteils:
Prinzipiell bestimmen Dunkelheit und Chaos unser Leben, deswegen sehnen wir uns nach dem Hellen, dem Schönen, der Freude, dem Licht. -
^das ist eine sehr schöne Interpretation, der ich mich durchaus anschließen kann
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Ja, das gefällt mir auch sehr gut!
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Schön, dass wir da eine gemeinsame Sichtweise gefunden haben.
Gerade von einem Musiker (danke, Herr Palomar, für die Information; ich wußte vorher nicht, wer das ist) ist das ein sehr schöner Gedanke. Durch sein Talent hat er ja im besonderen Ausmaß die Möglichkeit, Freude und Licht ins Leben der Menschen, die dafür einen Sinn haben, zu bringen.