Nachbarin (85) fällt auf Gewinnspielabzocke rein

  • Hallo Ihr Lieben!


    Meine Eltern kümmern sich um eine 85-jährige Nachbarin, verwitwet, keine Kinder und auch keine näheren Verwandten.


    Mein Vater kauft für sie ein und er erledigt auch Bankgeschäfte für die Dame (Vollmacht liegt vor) jetzt hat auf den Kontoauszügen festgestellt, dass es zig Abbuchungen gibt für Dirverse Gewinnspielaktion - von Spenden mal abgesehen.


    Wenn mein Vater mal oben bei ihr ist, bekam er auch mit, dass sie am Telefon sofort ihre Bankdaten durchgibt und zu allem Ja sagt. Er hat alles mal zusammengerechnet über 1300 Euro gehen im Monat für Gewinnspiele drauf. Mein Vater hat der Nachbarin schon mal versucht zu erklären, dass es nur Betrug ist. Aber das will sie nicht recht wahrhaben. Wie gesagt, sie ist mitte 80. Sie denkt, sie kriegt das Geld wieder etc....


    Ziemlich traurig das ganze. Meine Eltern haben mit ihr nochmals gesprochen und jetzt werden die Gewinnspiele gekündigt. Aber es kommen immer wieder Anrufe ein. Bzw. die werden bei der alten Frau anrufen und sie zutexten und sie nimmt die Kündigung zurück. Die sind doch so geübt in den Callcentern.


    Eine ganz miese Masche ist eine Firma die vorgibt Verbraucher vor o. g. Betrügern zu schützen, aber dann auch frech Geld abbucht. Solch einen Anruf gab es auch.


    Anscheinend kann man nichts machen. Habt Ihr eine Idee? Eigentlich müsste die Nachbarin einen Pflegedienst oder einen Betreuer bekommen. Es kann auch nicht sein, dass mein Vater sich so drum kümmert - ihr z. B. die Füße wäscht, weil sie es alleine nicht kann. Nun gut, da ist mein Vater halt zu gutmütig und hilfsbereit, aber wie kann man gegen die Gewinnspielabzocker vorgehen...


    Tausend Dank für Eure Tipps! :knuddel1

  • Traurig, aber wahr: Solange für die alte Dame keine Betreuung eingerichtet worden ist, kann sie mit ihrem Geld machen, was sie will. Auch, wenn sie scheinbar gutgläubig auf die miesen Maschen der Anrufer hereinfällt. Ihr könnt ihr ja nicht einfach das Telefon abklemmen, so gut das ihrem Konto vermutlich täte.


    Gibts bei euch einen Sozialdienst, den ihr mal kontaktieren könntet? Der kann vielleicht noch mit einigen Tipps weiterhelfen.

  • Hallo Nikki,


    das ist wirklich heftig ! Der brutalste Weg wäre, die alte Dame entmündigen zu lassen, aber wer will das schon ? Oder mal mit der Bank sprechen, ob man solche Geschäfte von vornherein ungültig erklären kann.


    Ihr habt doch sicher am Ort einen ambulanten Pflegedienst, der vielleicht erst zweimal die Woche kommt, zum Baden etc. Und wenn erforderlich, werden die Besuche aufgestockt.


    Aber solange Eure Nachbarin noch klar im Kopf ist, könnt Ihr nicht viel machen.


    LG, buenos

  • Oha, das ist mies! Ich würde erst mal mit der Bank sprechen. Ehe die eine Abbuchung rausjagen, sollten die Deinen Vater kontaktieren, ob das auch korrekt ist.
    Es gibt auch eine Liste (Robinson-Liste???), auf die man sich setzen lassen kann, wenn man keine unerwünschten Werbeanrufe will. Da könnt Ihr die Nachbarin ja draufsetzen.
    Ansonsten ist das schwierig, wie hier schon geschrieben wurde. Die Nachbarin freut sich wahrscheinlich, wenn sie mal angerufen wird und plaudern kann.
    Soviel ich weiß kann man auch beim Gericht eine Pflegschaft beantragen. Dann könnte Dein Vater alle solchen Dinge wieder rückabwickeln. Ich würd da mal einen Anruf beim örtlichen Pflegedienst, Gericht, Verbraucherzentrale machen.
    Viel Glück!

  • Es dürfte in jedem Fall schwer sein, der Dame in Geldsachen reinzureden. Ist es nicht evtl. klüger, eine andere Telephonnummer für die Dame zu bestellen und diese dann wirklich nur denen zu geben, die sie auch wirklich kennt? - D.h. kein Telephonbucheintrag u.ä., sondern die Nummer wird handverlesen weitergegeben. Damit sollte der Spuk ein Ende haben und der Eingriff in die Persönlichkeitsrechte ist so gering wie möglich.


    edit: Auch für die Nummernänderung ist die Zustimmung der Dame erforderlich - man kann das aber sicher in einem Gespräch gut erklären.


    edit 2: evtl sollte auch mit der Bank geprüft werden, welche Einzugsermächtigungen und Daueraufträge es gibt, damit diese auch gestoppt werden können.

  • Unglaublich, diese Abzocker-Organisationen, die es gerade bei älteren Leuten oft sehr leicht haben.
    Aber in dem Fall dürfte die Dame das Geld ja haben und in keine existentiellen Nöte geraten.
    Und da sie auch keine Verwandten hat und für niemanden sparen muss, bleibt eben für eventuelle Erben etwas weniger.

  • Ich finde Lichts Vorschläge sehr konstruktiv. So traurig so eine Abzocke ist - die Entmündigung eines Menschen finde ich noch viel trauriger.


    Was die Versorgung der Dame angeht - vielleicht kann man mit der Dame und dem Hausarzt über einen Pflegedienst sprechen. Die geringste Pflegestufe müsste sie bekommen, das ist nicht viel, aber es reicht, damit eine Pflegekraft kommt, die bei Dingen, die schwer fallen, helfen kann. Die Nutzung von Pflegediensten finde ich bei alten Menschen immer erst mal sinnvoll - häufig kann man damit die Zeit, die sie in ihrer eigenen Wohnung bleiben können, deutlich verlängern.

  • @ sylli: verzeih, deinen Kommentar finde ich reichlich daneben, unüberlegt und zynisch.


    das klingt in meinen Ohren so: naja, sie hats ja, und da isses nicht so schlimm wenn sie abgezockt wird, ... ja sag mal gehts noch????


    Ich finde solches Gebaren verbrecherisch, selbst wenn es grade noch legal sein sollte - egal, wie der Kontostand der Leute ist.


    Noch mal zur Sache selbst:
    alles, was ihr tut, solltet ihr mit der Dame gemeinsam machen und abstimmen, auch wenn eine Vollmacht vorliegt.
    - Erstens verschafft ihr der Dame damit die sozialen Kontakte, die sie braucht,
    - zweitens ist es ein wichtiges Zeichen der Achtung der Dame gegenüber - sie sollte so lange es geht (mit)bestimmen, was mit ihrem Geld und ihren sonstigen Angelegenheiten geschieht.
    - drittens seid auch ihr auf der sicheren Seite, sollte sich irgendwann ein entfernter Verwandter dieser Dame (und ihres Geldes, seines vermeintlichen Erbes) erinnern und dann mal nachfragen, was da so alles passiert ist.

  • @ Licht
    Vielleicht meinte Sylli auch einfach nur, wenn auch etwas ungeschickt ausgedrückt, dass es keinen Grund gibt, deswegen die Dame zu entmündigen. Und das finde ich übrigens auch. Gerade wenn sie sich nicht damit verschuldet, gibt es doch keinen Grund, sie deswegen zum unmündigen Kind zu machen.

  • @ vulkan, dann wäre es aber wirklich sehr ungedrückt ausgeschickt...


    Egal, wieviel Geld die Dame auf dem Konto hat, muß doch den dubiosen Geschäftemachern gewehrt werden, darauf quasi ungehindert zugreifen zu können. Und das (s.o.) selbstredend möglichst so, dass die Dame selbst entscheiden kann, was sie tut.

  • In dem Punkt sind wir völlig einer Meinung. Ehe man zu derart drastischen Schritten greift, muss wirklich sehr viel passieren. Selbst wenn es hier in meiner Gemeinde, wo ich die Leute und die Situation kenne, so sein sollte, dass diese Möglichkeit in Betracht gezogen werden muß, wäre ich sehr zögerlich, ehe nicht alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind.

  • Neue Telefonnummer ist eine super Idee! Das könnt Ihr doch so machen, dass Ihr der Dame sagt, dass das dann günstiger sei - nachvollziehen kann sie das, wie ich meine, eh nicht und so würde das als guter Tipp rüberkommen und nicht so verstanden werden, als hätte es was mit den Abzockanrufen zu tun.

  • Meine Idee wäre auch eine neue Telefonnummer gewesen.
    Ich habe auch mal so viele lästige Anrufe bekommen, seitdem schalte ich immer meinen AB vor, wenn ich die Nr. nicht kenne, dann geht der halt dran.
    Man bekommt ja alles nochmal schriftlich zugeschickt, das müßte man einfach vorher abfangen und wieder zurückschicken, dann könnten die doch gar nix - theoretisch jedenfalls.
    Ansonsten wirklich schwierig.
    Ich denke auch, das die alte Dame sich einfach freut, das sie so viele Anrufe bekommen.
    Meinem Opa mußten wir damals die Vollmacht vom Konto wegnehmen, weil der nach der EURO-Umstellung einfach alles so billig fand und das Geld verpulvert hat ohne Ende. Dann bekam er sein Geld zugeteilt (brauchte aber nicht viel, wohnte und wurde bei meinen Eltern verpflegt)

  • Zitat

    Original von Vulkan
    Hast ja recht, aber schlimmer fand ich ehrlich gesagt die diversen Vorschläge, die eine Entmündigung der Dame - zumindest in finanziellen Dingen - implizierten. Aber da scheinen wir ja wohl einer Meinung zu sein. ;-)


    Eine Entmündigung ist im deutschen Recht nicht mehr vorgesehen. Es kann hier lediglich eine Betreuung gerichtlich angeordnet werden. Grundlage: Betreuungsgesetz.


    Bis dahin sind alle Willenserklärungen dieser älteren Dame wirksam. Die Dame kann ohne Einschränkungen Verträge abschliessen. Liegt aber eine Demenz vor und ist diese Demenz offenkundig, dann können geschlossene Verträge u.U. gegen die guten Sitten verstossen und somit rechtswidrig sein.


    Ansonsten gelten alle Rechte und Pflichten aus den geschlossenen Verträgen. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Voltaire, mein Wort "Entmündigung" war nicht als Rechtsbegriff gemeint. Wer einem erwachsenen Menschen die Verfügungsgewalt über sein Geld entzieht (wie immer das jetzt konkret heißt, aber einige der Vorschläge hier gingen für mich in diese Richtung), entmündigt ihn in meinen Augen.

  • Zitat

    Original von träumerle
    Meinem Opa mußten wir damals die Vollmacht vom Konto wegnehmen, weil der nach der EURO-Umstellung einfach alles so billig fand und das Geld verpulvert hat ohne Ende. Dann bekam er sein Geld zugeteilt


    Unser Nachbar in Frankreich, Louis, hat sich auch so allerhand Zeugs aufschwatzen lassen, Wein im Wert von mehreren tausend Euro, oder ein arschteures Abo von Yves Rocher, da bekam er dann jeden Monat die neuesten Pflege-Produkte zugeschickt (dabei hat er nicht mal ein Bad).
    Die Gemeinde hat dann irgenwann einen "Tuteur" bestellt, der Louis' Finanzen übernimmt und ihm auch ein Taschengeld zuteilt.


    Da Louis immer noch in alten Franc rechnet (ca. 700 Franc = 1 €) ist es gut möglich, dass ihm seine Einkäufe als Schnäppchen erschienen.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • @licht
    Du neigst einfach dazu mir immer jedes Wort im Mund umzudrehen oder so zu interpretieren, wie Du das gerne verstehen möchtest, damit Du ja etwas hast, um Dich darüber aufzuregen.
    Deswegen habe ich nichts mehr zu sagen und verabschiede mich aus diesem Forum.

  • Sylli,


    beruhig' Dich mal wieder, das ist kein Grund, sich hier zurückzuziehen.


    Dein Posting kommt leider wirklich ungeschickt rüber - so ist das halt im Internet. Da steht was geschrieben und der eine liest es so, der andere wieder völlig anders.


    Erklär doch einfach, wie Du es nun wirklich gemeint hast - aber es besteht kein Grund, sich nun beleidigt zurückzuziehen. Ährlisch! :keks

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)