'Zeit der Freundinnen' - Kapitel 20 - 26

  • dbhellmann


    S. 369/370:


    "Sie hat Depressionen, Helen. Deshalb trinkt sie so viel. Der Mund ist wahrscheinlich immer trocken." Er stöhnte und fügte hinzu: "Oh, ich hoffe sehr, dass es nur das ist." Polydipsie konnte nämlich auch andere Gründe haben, wie Ben mir erklärte.


    Jodie hatte wieder schlecht geschlafen. An unserer Heizung lag das aber nur bedingt, wie sie zugab. "Ich bin extrem Lärmempfindlich, das weiß ich."


    Sie antwortete nicht. Sie war zu sehr damit beschäftigt, wieder Unmengen von Flüssigkeit in sich hineinzuschütten. Man mochte kaum zusehen.


    "Bewegen musste ich mich schon immer sehr viel. Ich brauche das einfach."




    Als ich das Buch zum ersten Mal las, fühlte ich mich bei diesen Worten wie vom Blitz getroffen, weil ich jemanden kannte, der mir einmal sehr nahestand und exakt all diese Symptome Jodies auch hatte. Beim zweiten Lesen bin ich heute Nacht wieder bei diesen Zeilen angelangt und möchte die Gelegenheit sehr gern nutzen, Sie zu fragen, welche anderen Gründe Ben meinte, die die Polydipsie außer Depressionen auch noch haben könnte?


    Mir kommt es bei Jodie wie auch damals bei meinem Bekannten so vor, als würden sie mit dem übermäßigen Trinken die Probleme krampfhaft hinunterspülen und damit in Schach halten wollen, welche immer wieder versuchen, an die Oberfläche zu gelangen/ihnen bewusst zu werden. Selbigen Zweck der Verdrängung soll wohl auch die extrem viele Bewegung erfüllen. Nur auf die Überempfindlichkeit gegenüber den kleinsten Geräuschen kann ich mir so gar keinen Reim machen?


    Ich hoffe, diese Frage ist nicht zu viel verlangt und eine nicht allzu ausschweifende Antwort überhaupt möglich? Dann würde ich mich über ein bisschen Aufklärung zu dem Thema sehr freuen.

  • Das was Helen Jodie angeboten hat als ehrenamtliche Tätigkeit dürfte mit dem vergleichbar sein, was die "grünen Damen" hier an Hospizarbeit leisten.


    Dieser Abschnitt hat es in sich.


    Thanksgiving - das Familienfest schlechthin. Soooooo ein Trubel war früher nicht. Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern. :-)
    Aber genau wie hier alles aufwändiger wird, so wird es auch drüben sein.


    Ben gefällt mir als Person sehr gut. Ruhig und besonnen. Geht mit Cathy und dem gestohlenen Top gut um.
    Die Gesprächsrunde Todd/Cathy/Jodie ist gut beschrieben.


    Eigentlich ist schon von allen Kollegen/Kolleginnen geschrieben worden. Nur von Victor hat noch keiner was geschrieben. Aber sich drüben zu outen, ist wohl auch noch komplizierter als hier. :gruebel

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

  • Polydipsie hat in den meisten Fällen physische Ursachen:
    z.B. Diabetes, Nieren- oder Leberfunktionsstörungen.


    Psychische Erkrankungen spielen da eher eine kleinere Rolle... :gruebel

  • Zitat

    Original von Britt


    ... und dass wir im Osten groß geworden sind. Das möchte ich im Nachhinein auch nicht missen, so sehr wir damals auch geflucht haben. Aber inzwischen sehe ich das anders. Es ist nicht immer gut, wenn man alles haben kann, was man will. Man weiß es irgendwann nicht mehr zu schätzen. Und wenn man weiß, was Entbehrung bedeutet, sucht man irgendwann auch nach den wirklich wichtigen Werten, nicht nach denen, mit denen man seine Defizite nur kaschieren kann.


    Ich geb´ Dir so, so recht, Britt !!!

  • Zitat

    Original von Froschi
    Polydipsie hat in den meisten Fällen physische Ursachen:
    z.B. Diabetes, Nieren- oder Leberfunktionsstörungen.


    Psychische Erkrankungen spielen da eher eine kleinere Rolle... :gruebel


    Jetzt weiß ich, was ich leider vergessen habe zu erwähnen, dass organische Ursachen meines Wissens völlig auszuschließen waren.

  • Die anderen Probleme, die Ben im Buch anspricht, sind SUCHT. Wer Kokain nimmt oder Amphetamine, Speed, Appetitzügler, vor allem Ecstasy, hat solche Symptome. Ist Ihr Bekannter "Allergiker" und/oder häufig verschnupft?

  • Zitat

    Original von dbhellmann
    Die anderen Probleme, die Ben im Buch anspricht, sind SUCHT. Wer Kokain nimmt oder Amphetamine, Speed, Appetitzügler, vor allem Ecstasy, hat solche Symptome. Ist Ihr Bekannter "Allergiker" und/oder häufig verschnupft?


    Mein Bekannter hat - meines Wissens - nie Drogen konsumiert, auch keine sonstigen Tabletten regelmäßig eingenommen, fast nie Alkohol getrunken und sowieso nie geraucht. Aber Allergiker war er durch und durch. Angefangen vom Heuschnupfen im Mai/Juni, über trockene Augen das ganze Jahr über, wogegen er Tropfen nahm, bis hin zu seiner Nase, die auch ganzjährig dicht zu sein schien, weil er Tag und Nacht ein Spray benutzte. Von häufiger Erkältung bzw. verschnupft sein konnte aber nicht die Rede sein.

  • Zitat

    Original von dbhellmann
    Letzte Frage, dann wage ich, etwas dazu zu schreiben: Verdient er gutes Geld?


    Er hat bis vor drei Jahren noch studiert und war finanziell von seiner Familie immer etwas abhängig. Dann bekam er als Ingenieur einen relativ gut bezahlten Job und hat seit dem finanziell keine Sorgen. Da er aber noch am Anfang seiner Karriereleiter steht, ist das auch nicht übertrieben viel Geld, es waren vor drei Jahren ca. 1.500,- € netto. Jetzt mögen es vielleicht ein-, zwei- oder dreihundert Euro mehr sein.


    Was mir noch einfiel, er hatte auch immer sehr mit seiner Haut zu kämpfen, litt oft unter eitrigen Pickeln im Gesicht und auf dem Rücken.


    All diese Symptome, am schlimmsten das extreme Trinken, eine ständige Hyperaktivität und außergewöhnliche Geräuschempfindlichkeit, die hatte er wenigstens vom 20 bis zum 35 Lebensjahr, vielleicht auch schon früher, das weiß ich nicht. Depressiv hingegen kam er mir nie vor. Ich denke, er hat aber auch all die Jahre seelische Probleme stets unterdrückt. Bis es anscheinend irgendwann nicht mehr funktionierte, sie mehr und mehr an die Oberfläche kamen und er somit dann doch zum ersten Mal von Depressionen sprach.


    Hilft Ihnen all das?

  • Wenn Ihr Bekannter Symptome aufweist wie die Jodie im Buch und daneben häufig eine "zue" Nase hat, sollten Sie für sich selbst die Möglichkeit ins Auge fassen, dass Sie es hier mit einer Kokain-Abhängigkeit zu tun haben.
    Kokain verursacht diese dichte Nase. Deshalb behaupten die meisten Patienten, Allergiker zu sein, denn die Symptome sind haargenau die gleichen. Sie nehmen ihre Nasentropfen, und vielfach ist die Droge untergemischt.


    Leider Gottes kenne ich mich damit recht gut aus, denn einer meiner besten Freunde ist seit über zwanzig Jahren kokainabhängig und schafft es immer nur, ein paar Monate clean zu bleiben. Dann geht alles von vorn los.
    Würden Sie ihn kennenlernen, kämen Sie niemals darauf. Er ißt ausschließlich organisch angebaute Lebensmittel. Er verachtet und haßt das Rauchen. Er trinkt keinen Schluck Alkohol. Er ist stockschwul und hat einen Körper wie gemeißelt, weil er täglich stundenlang im Fitness-Center herumturnt. Er ist hier in Los Angeles ein sehr erfolgreicher Friseur und verdient damit eine Stange Geld, die er allerdings auch braucht, denn Kokain ist eine teure Droge.
    Auch mein Freund hat Probleme mit der Haut, vor allem, wenn er zusätzlich wieder mal Steroide nimmt. Die geben auch einen Kick, ebenso wie Kokain, verursachen vor allem, dass die Kranken sehr schnell in Rage geraten.


    Diese Drogen fallen in die Kategorie der "Uppers". Solange sie zur Verfügung stehen, fühlen sich die Betroffenen fähig, aktiv und gut. Erst wenn ein "Versorgungsengpaß" eintritt, entstehen heftige Depressionen, die zumeist vor Freunden und Familie mit Kranksein getarnt werden. Da Kokainabhängige auf Entzug Symptome aufweisen, die einem Laien wie eine schwere Erkältung vorkommen, kommen sie damit auch lange gut durch.

  • @ Diana Beate Hellmann


    Das klingt alles so plausibel, dass ich es wirklich in Betracht ziehen muss, so unwirklich mir das gerade erscheint, wo er doch Alkohol, Zigaretten und auch Drogen mir gegenüber immer so verdammt hat. Mir fallen plötzlich sogar Möglichkeiten ein, wie er das evtl. früher finanzieren konnte, als er noch kein Einkommen hatte. Denn dieses Argument sprach für mich eben noch völlig dagegen. Dass die Droge den Nasentropfen untergemischt sein kann, ist natürlich eine gute Tarnung, die mir nicht bekannt war.


    Am Erschreckendsten ist für mich jedoch gerade, dass ich in der Vergangenheit schon zweimal selbst das Gefühl hatte, da stimmt doch etwas nicht, als er sich mitten in der Nacht telefonisch oder per SMS bei mir meldete und irgendwie verwirrt schien, aber alkoholnüchtern! Laute Musik im Hintergrund und er gut drauf. Dass er sich überhaupt meldete, war schon ungewöhnlich, weil er das "nüchtern" nicht getan hätte. Und tatsächlich habe ich nach dem ersten Mal tags darauf zu ihm gesagt, das ist doch nicht normal, nehmt Ihr Drogen oder was, worauf er laut auflachte. Beim zweiten Mal, viele Wochen später, sagte ich erneut, diesmal aber schon ernster gemeint, du kannst mir doch nichts erzählen, ihr nehmt wirklich Drogen. Auch das wurde wieder mit einem kurzen Lachen abgetan, tja ...


    Ich werde auf jeden Fall versuchen, sofern es mir irgend möglich ist, der Sache weiter auf den Grund zu gehen. Vor allem möchte ich mich ganz, ganz doll und lieb dafür bedanken, dass Sie auf meine Frage überhaupt so intensiv eingegangen sind, denn Ferndiagnosen zu stellen, wenn man jemanden gar nicht kennt, ist bestimmt ein sehr unangenehmes Terrain, auf das man sich nicht so gern einlässt.


    Ihrem Freund möchte ich alles erdenklich Gute wünschen!!! Hoffentlich kommt er von der Droge irgendwann, irgendwie los!!!

  • Zitat

    Original von Lesebiene


    Ben gefällt mir als Person sehr gut. Ruhig und besonnen. Geht mit Cathy und dem gestohlenen Top gut um.
    Die Gesprächsrunde Todd/Cathy/Jodie ist gut beschrieben.


    Das finde ich auch.
    Und dass beide mit ihren Kindern wunderbar umgehen, immer im Einklang, so dass Cathy ihre Eltern nie gegeneinander ausspielen kann. Eine solch liebevolle und zugleich grenzensetzende Erziehung hätte ich auch gern genossen.

  • Das ist sehr nett von Ihnen, dass Sie verstehen, wie schwierig und gefährlich das auch ist, zu so etwas Stellung zu beziehen. Durch das, was Sie hier jetzt schreiben, verstärkt sich das Gefühl bei mir, dass Sie es mit einer Suchtkrankheit und vermutlich mit Kokain zu tun haben. Diese Droge macht extrem wach und aufnahmefähig, der Energiefluss ist erschreckend.


    Für mich persönlich ist es eine der unfassbarsten Suchterkrankungen überhaupt, denn ich selbst bin ja eine trockengelegte Alkoholikerin, und Alkohol gehört zu den "Downers". Nach dreizehneinhalb Jahren trockenem Leben habe ich immer noch Verständnis dafür, dass ein Mensch, der im Stress und im Gegensatz zu mir nicht suchtkrank ist, einen Schnaps will, ein Valium oder eine Schlaftablette. Mir vorsätzlich etwas in den Bauch oder gar in die Nase zu tun, was mich noch agiler macht, als ich es ohnehin schon immer bin, ist mir DIE Horrorvision schlechthin. Aber wir sind halt alle Unikate, auch auf diesem Gebiet.

  • Christiane


    Jetzt, wo mir aufgeht, wen du meinst, bin ich einfach nur erschüttert. Niemals hätte ich das für möglich gehalten. Aber ich kenne ihn natürlich auch nicht annähernd so gut wie du.



    Zitat

    Original von dbhellmann
    ... einer meiner besten Freunde ist seit über zwanzig Jahren kokainabhängig und schafft es immer nur, ein paar Monate clean zu bleiben. Dann geht alles von vorn los.
    Würden Sie ihn kennenlernen, kämen Sie niemals darauf. Er ißt ausschließlich organisch angebaute Lebensmittel. Er verachtet und haßt das Rauchen. Er trinkt keinen Schluck Alkohol. Er ist stockschwul und hat einen Körper wie gemeißelt, weil er täglich stundenlang im Fitness-Center herumturnt. Er ist hier in Los Angeles ein sehr erfolgreicher Friseur ...


    Das kam mir spontan irgendwie sehr bekannt vor. Kann es sein, dass Anteile von diesem Freund in der Figur des Jean aus "Ich fang noch mal zu leben an" stecken?
    Sorry für meine verdammte Neugier und Recherche-Sucht! :rolleyes

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

  • Es ist der "Jean" aus "Ich fang noch mal zu leben an". Damals hat er mir in den Entzug und durch die erste Zeit danach geholfen, heute - zur Stunde - irrt er obdachlos durch Los Angeles und ruft jeden Abend hier an, weil er bei uns übernachten oder wenigstens ein paar hundert Dollar will, um irgendwo zu übernachten.
    Mein Mann hat so etwas ausgestellt, was einer deutschen Einweisung ins Krankenhaus entspricht, und ich habe ein Bett beschafft für eine medizinische Detox. Dahin bringen wir ihn jederzeit, er braucht bloss unten beim Sicherheitsdienst Bescheid zu sagen und wir fahren ihn hin. Davon will er aber noch nichts hören. Er erklärt mir mit ernster Miene, er könne unmöglich in die Klinik gehen, denn dort würden sie ihm die Drogen wegnehmen, das würde ich einfach nicht kapieren ...

  • Zitat

    Original von dbhellmann
    Mein Mann hat so etwas ausgestellt, was einer deutschen Einweisung ins Krankenhaus entspricht, und ich habe ein Bett beschafft für eine medizinische Detox. Dahin bringen wir ihn jederzeit, er braucht bloss unten beim Sicherheitsdienst Bescheid zu sagen und wir fahren ihn hin. Davon will er aber noch nichts hören.


    Dann ist wohl der Leidensdruck noch immer nicht groß genug. :-(
    Es ist leider so, so tragisch es ist, man muss erst selbst innerlich so weit sein, dass man "bereit" ist. Vorher nutzen alle guten Ratschläge und jedes Hilfsangebot der besten Freunde nicht das Geringste.
    Wichtig ist aber, dass er weiß, das er Hilfe bekommt, wenn er bereit ist, sie anzunehmen. Mehr könnt ihr nicht tun!


    Zitat


    Er erklärt mir mit ernster Miene, er könne unmöglich in die Klinik gehen, denn dort würden sie ihm die Drogen wegnehmen, das würde ich einfach nicht kapieren ...


    Eigentlich sollte er doch sehr gut wissen, dass du das sehr wohl kapierst. Schließlich hat er dir ja beim Entzug geholfen.
    Blöd, dass es viel schwerer ist, so was auf sich selbst anzuwenden. Anderen zu helfen ist ja doch immer leichter, als sich selbst zu helfen. :rolleyes

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

  • Im Augenblick weiß er gar nichts mehr. Sein Gehirn ist total dicht. Er war auf einer Drogentour die letzten sechs Monate, hat neben Kokain auch Oxycontin genommen, Aderol gerschnupft, Crystal Meth gespritzt, Poppers eingeworfen - er erzählt das meinem Mann immer ganz genau, weil er weiß, dass der sich mit den Medikamenten auskennt. Er meint, deshalb würde mein Mann auch verstehen, wie TOLL das Zeug ist und dass man doch unmöglich davon lassen kann, weil es halt so toll ist.

  • Ich kenne mich mit dem Zeug ja überhaupt nicht aus, aber weiß er, was er sich damit antut? (Blöde Frage, natürlich nicht. Du schreibst ja, dass er im Moment gar nichts mehr weiß.)
    Und sowieso reicht das Wissen vom Kopf her leider nie, um die Kurve zu kriegen. Man muss es mit dem ganzen Wesen kapieren. Erst dann kann man was ändern.


    So so, dann ist das also tatsächlich der "Jean". Im Buch war er ja, wenn ich mich richtig erinnere, bereits clean - vielleicht ist das eine gute Prognose. Ich wünsche ihm sehr, dass er im wirklichen Leben nachzieht und die Hilfe annimmt, die er im Moment noch ausschlägt. Das wäre doch ein sehr schönes Geben und Nehmen!

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

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  • Zitat

    Original von Britt


    Christiane


    Jetzt, wo mir aufgeht, wen du meinst, bin ich einfach nur erschüttert. Niemals hätte ich das für möglich gehalten. Aber ich kenne ihn natürlich auch nicht annähernd so gut wie du.


    Ich kann es auch nicht wirklich fassen. Aber ich habe mittlerweile so viele unerwartete Überraschungen bei ihm erlebt, dass ich nichts mehr von vornherein für unmöglich halte.


    Zitat

    Original von Britt


    Ich kenne mich mit dem Zeug ja überhaupt nicht aus, aber weiß er, was er sich damit antut? (Blöde Frage, natürlich nicht. Du schreibst ja, dass er im Moment gar nichts mehr weiß.)
    Und sowieso reicht das Wissen vom Kopf her leider nie, um die Kurve zu kriegen. Man muss es mit dem ganzen Wesen kapieren. Erst dann kann man was ändern.


    Leider Gottes kenne ich mich ein ganz klein wenig damit aus. Vor vielen Jahren hat ein Kollege mal Speed mitgebracht und wir waren alle scharf darauf, es nach Feierabend auch mal zu probieren. Er hat ja in den höchsten Tönen davon geschwärmt und wir waren jung und naiv. Allerdings muss ich sagen, hat es bei mir komplett anders gewirkt als bei allen anderen. Ich bin nicht total fröhlich ausgeflippt und war kaum noch wiederzuerkennen, sondern bei mir war es so, als mache mich diese Droge komplett. Ich fühlte mich so ausgeglichen und im Frieden mit mir selbst, wie niemals zuvor. Viel selbstbewusster und angstfreier, so dass ich seelisch auf einen Schlag abhängig war. Von dem Moment an wusste ich, wie unendlich mächtig diese Abhängigkeit ist, wie tief man sofort hineingeraten kann in den Drogenabgrund. Gott sei Dank kam ich schon kurze Zeit später einfach nicht mehr an diese Droge heran, so dass meine Sucht im Laufe vieler Monate zwangsläufig abebbte. Kokkain, Heroin, alles hätte ich kriegen können, aber ich wollte nie wieder auch noch etwas anderes probieren, weil ich jetzt wusste, wie fast unmöglich es ist, davon wieder loszukommen.


    @ dbhellmann


    Insofern kann ich schrecklicherweise nachvollziehen, wie schwer es für Ihren Freund sein wird, noch einmal hoffentlich irgendwann wieder die Kurve zu kriegen und Ihre Hilfe anzunehmen. Ich wünsche es ihm von Herzen!!! Allerdings mache ich mir auch große Sorgen, weil er es ja schon einmal geschafft hatte und wieder rückfällig geworden ist. Ich hab so ein bisschen die Angst, dass man es vielleicht einmal schaffen kann. Aber wenn man erst mal in den Kreislauf geraten ist, von Anfangen, Aufhören, Anfangen, Aufhören, ob es dann nicht noch schwieriger wird, für immer clean zu bleiben? Keine Ahnung ...