Die Vagabundin – Astrid Fritz

  • Verlag: Kindler
    Gebundene Ausgabe: 512 Seiten
    Mit Glossar, Karte und Nachtrag der Autorin
    Erschienen: März 2009


    Kurzbeschreibung:
    Die wahre Geschichte der Eva Barbiererin


    Passau, 1561: Nach dem Tod ihrer Mutter wächst die junge Eva bei ihrem brutalen Stiefvater auf. Als er sich an Eva heranmacht und sie mit einem alten Trunkenbold verkuppeln will, flieht sie aus der Stadt und beginnt ein abenteuerreiches Wanderleben. Schnell merkt Eva, dass sie als Frau den Männern schutzlos ausgeliefert ist. So verkleidet sie sich als Schneiderknecht und zieht von nun an mit gefälschten Papieren durch die Lande. Doch ihr Geheimnis droht ständig aufgedeckt zu werden. Vor allem, als ihr unterwegs ein Mann begegnet und mit ihm die erste große Liebe.


    Über die Autorin:
    Astrid Fritz, Jahrgang 1959, ist im nordbadischen Pforzheim aufgewachsen. In München, Avignon und Freiburg studierte sie Germanistik und Romanistik. Nach dem Studium arbeitet sie zunächst als Fachzeitschriftenredakteurin, dann als Schulungsreferentin und technische Redakteurin für ein Freiburger Softwarehaus. 1994 ging sie mit ihrer Familie für drei Jahre nach Santiago de Chile, wo sie als freie Mitarbeiterin für eine deutsch-chilenische Wochenzeitung schrieb und ihr erstes Romanmanuskript entstand.
    Inzwischen ist sie freiberufliche Texterin und Autorin und lebt mit ihrer Familie in Waiblingen bei Stuttgart.


    Meine Meinung:


    Astrid Fritz schafft es schon im Prolog, als die ca. 19jährige und zum Tode verurteilet Eva Barbiererin in ihrer Zelle sitzt, für sie einzunehmen. Eva hat sich als Mann verkleidet.
    Ein schlimmes Verbrechen im 16.Jahrhundert, für das sie sterben soll.


    Dann blickt Astrid Fritz zurück in Evas Jugend, wie sie mit ihren Geschwistern und einem miesen Stiefvater aufwächst. Eva ist ein Mädchen, das einen großen Freiheitsdrang verspürt, für ihre Zeit zu groß.


    Es ist eine ganz starke, authentische Atmosphäre, die beim Lesen entsteht.
    Deshalb ist es auch kein simpler Hosenroman, wie man aufgrund des Klappentextes annehmen könnte. Eva Barbiererin ist belegt.
    Ich habe den starken Eindruck, dass der historische Background zu der Zeit, dem Land und den Sitten ausgezeichnet recherchiert und gelungen übertragen wurde.


    Eva und ihr kleiner Bruder müssen vor dem gewalttätigen Stiefvater fliehen
    Evas Weg von Passau durch den bairischen Wald nach Straubing und darüber hinaus ist in der Karte im Buchdeckel eingezeichnet, so dass man sich beim Lesen jederzeit gut orientieren kann.


    Was den Roman begleitet, ist aber leider auch eine Hoffnungslosigkeit, da Evas Ende unverschiebbar feststeht.
    Stilistisch ist der Roman souverän, sprachlich auch besonders in den Dialogen ausgefeilt.


    In meiner persönlichen Rangliste rangiert der Roman zwar hinter Der Ruf des Kondors, aber doch gleichwertig mit Die Gauklerin.

  • Kenne zwar nur die Bücher " Die Hexe von Freiburg" und "Die Tochte der Hexe" gelesen, aber bin trotzdem begeisert von der Autorin.
    Da mir ihre Bücher gefallen, setzt ich dieses Buch mit auf die WL. :wave

    :oha Lg Bellamissimo
    ~~~~~~~~~~~~~~
    Habent sua fata libelli- Bücher haben ihre Schicksale:pferd
    :lesend Der Fluch der Hebamme- Sabine Ebert
    Mit offenen Karten- Agatha Christie

  • Ich habe das Buch jetzt auch gelesen und kann mich Hr. Palomar nur anschließen. Eine flüssige spannende Geschichte. Mitreißend und fesselnd. Das Ende ist sehr traurig, aber da es vorherbestimmt ist, musste man damit rechnen. Leider ist damit eine Fortsetzung auch ausgeschlossen.

  • Erst hat mich der Klappentext ein wenig abgeschreckt und ich hatte keine große Lust auf den x-ten Roman bei dem sich eine Frau als Mann verkleidet und damit völlig problemlos durchs Mittelalter geistert.
    Aber da ich die Bücher von Astrid Fritz bis jetzt immer klasse fand, konnte ich dann doch nicht widerstehen. Und es hat sich gelohnt!!


    Mir hat die Vagabundin sehr gut gefallen. Besonders auch, weil Eva nicht gleich nach den ersten paar Seiten in die Männerrolle schlüpft. Nachdem sie gemeinsam mit ihrem kleinen Bruder ihr Zuhause und den gewalttätigen Stiefvater verlassen hat, reist sie erst ganz normal als Frau - mit all den Problemen, die sich daraus ergeben. Und erst die 2. Hälfte beschreibt Evas Dasein in ihrer Verkleidung. Das fand ich sehr stimmig.
    Ich fand es es überzeugend, wie sie als Mann zurecht kam, auch dass ihre Rolle äußerst selten angezweifelt wurde. Dass sie dabei etwas übermütig wurde, fand ich dann weniger schön, aber trotzdem spannend zu lesen.


    Da ich vor dem Lesen nie hinten in die Bücher schaue, habe ich Glossar und Landkarte mal wieder sehr spät entdeckt. Aber ich fand beides hilfreich.


    Gut gefallen hat mir auch das Nachwort der Autorin, in dem sie auf die wahre Geschichte der Eva Barbiererin eingeht und erläutert, was im Roman erfunden ist.


    Alles in allem: 9 Punkte für ein lesenswertes Buch!

  • Danke für die schönen Rezensionen!


    Ich liebe die Bücher der Autorin. Nun warte ich sehnsüchtig auf die Taschenbuch – Ausgabe. :wave

  • Ich habe das Buch vor Kurzem gelesen. Ich fand es sehr gelungen, nicht einfach nur ein "Hosenrollenroman". Sehr flüssiger lesbarer Schreibstil. Sehr empathische Charaktäre. Vielleicht waren ein paar zu viele Zufälle im Spiel, aber es sei der Autorin verziehen, der Spannungsbogen blieb dadurch durchweg hoch.


    Von mir 9 Punkte.


    Kann das neue die Bettelprophetin am Wochenende aus der Bücherei holen. Bin schon ganz gespannt.


    Die Hexenromane habe ich noch nicht gelesen. Traue mich nicht dran, da ich schon zwei hervorragende Romane zu diesem Thema gelesen habe.


    Die Herzogin und das Mädchen hat mir nicht so gut gefallen, wobei der Schreibstil sehr flüssig war.


    Gruss tweedy :wave

  • Zitat

    Original von tweedy39
    Die Hexenromane habe ich noch nicht gelesen. Traue mich nicht dran, da ich schon zwei hervorragende Romane zu diesem Thema gelesen habe.


    Die Bücher kann ich absolut empfehlen.

  • Zitat

    Original von Nachtelfe


    Die Bücher kann ich absolut empfehlen.


    Ich auch! :anbet .


    Von diesem Buch kommt am 1. November endlich die Taschenbuch - Ausgabe raus. Ich freue mich, will endlich den Roman lesen.

  • Die Aufmachung des Taschenbuches ist sehr schön, auf Seite 6 ist eine Karte der Reise von Eva, am Ende ein Glossar (indem allerdings oft die Begriffe erklärt waren, die ich kannte und nicht die für mich unbekannten). Mein Problem: Das Glossar steht direkt hinter dem Nachwort, das ich dann auch gleich mitgelesen habe und somit auch das Ende schon kannte...
    Ansonsten ist es sehr schön geschrieben, sehr flüssig. Ich war schnell drin, Eva ist absolut sympathisch, ich habe mit ihr gefühlt, gelitten, gefreut und geliebt. Und ich habe Tränen vergossen. Tränen der Freude und der Trauer gleichermaßen. Mehr möchte ich gar nicht erzählen, lest es selbst :)

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher