Schreiben als Hauptberuf

  • Zitat

    Original von Tom
    Und außerdem muss man erst einmal mehr als ein Buch pro Jahr schreiben. Technisch ist das vielleicht kein Problem, aber Ideenentwicklung am Fließband beherrscht auch nicht jeder.


    Ich bin jetzt bei einem Abstand von anderthalb Jahren zwischen den Büchern. Mehr ist nicht drin. Reicht mir aber auch voll und ganz.
    Für mich gibt es auch noch ein Leben neben dem Brotjob und dem Schreiben.

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

  • Von Inys erster Veröffentlichung in einer Anthologie beim Heyne Verlag haben wir 25 Jahre lang nebenbei geschrieben. Die längste Zeit waren die Erfolge eher klein und wir haben mehrfach überlegt, die Sache aufzugeben. Trotz aller Rückschläge haben wir jedoch immer weiter gemacht und uns nach der Arbeit, an den Wochenenden und im Urlaub an die Computer gesetzt, um einen neuen Versuch zu starten.


    Auch als sich die ersten, größeren Erfolge abzeichneten, haben wir weiterhin nur im Nebenberuf geschrieben und hatten unser Leben so eingerichtet, dies bis zu unserem Eintritt ins Rentenalter tun zu müssen. Wir freuen uns aber trotzdem, dass es uns gelunden ist, der Firma ein paar Jahre früher als geplant valet zu sagen. Zwar schreiben wir im Grunde immer noch sieben Tage in der Woche, aber wir haben jetzt die Gelegenheit, neue Genres auszuprobieren und Romane nicht nur deshalb zu schreiben, weil wir davon leben müssen, sondern weil sie uns Spaß machen.


    Gheron

  • Zitat

    Original von Tom
    Dichterdämon :
    ...Ideenentwicklung am Fließband beherrscht auch nicht jeder.


    Ideen habe ich dutzende, allein es mangelt an der Zeit, diese umzusetzen


    Zitat

    Original von Gheron
    Von Inys erster Veröffentlichung in einer Anthologie beim Heyne Verlag haben wir 25 Jahre lang nebenbei geschrieben. Die längste Zeit waren die Erfolge eher klein und wir haben mehrfach überlegt, die Sache aufzugeben.
    Gheron


    Das sollte man auch nicht tun. Es geht beim Schreiben ja nicht um das Geldverdienen, sondern um das Schreiben an sich. Zwar ist es schön, wenn man sein Geld damit verdient und das wünscht sich wahrscheinlich jeder, aber wenn man sein Tun daran misst , ob man Geld einnimmt oder nicht, sollte man sich doch etwas anderes suchen

  • Hallo, Dichterdämon.


    Zitat

    Es geht beim Schreiben ja nicht um das Geldverdienen, sondern um das Schreiben an sich. Zwar ist es schön, wenn man sein Geld damit verdient und das wünscht sich wahrscheinlich jeder, aber wenn man sein Tun daran misst , ob man Geld einnimmt oder nicht, sollte man sich doch etwas anderes suchen


    Ach, ehrlich? Wozu dann überhaupt sich um Veröffentlichungen bemühen, wenn es doch nur um "das Schreiben an sich" geht? Und warum dann schreiben, und nicht häklen, Wollmäuse sammeln oder aus Schorf und Popeln Schiffsmodelle bauen? ;-)


    Es sei gestattet, anzumerken, dass es Leute gibt, bei denen irgendwann festgestellt wurde, dass sie eine Befähigung, ein Talent haben, nämlich dasjenige, gute Geschichten gut erzählen zu können. Es ist auch denkbar und sogar möglich, dass diese Leute dann einfach schreiben, weil sie es können, weil es Früchte trägt, weil es andere glücklich macht, und, ja, weil es sich verkauft. Solche Leute mögen nicht notwendigerweise um des Schreibens willen schreiben, was, unter uns bemerkt, manchmal auch eine ganz schön anstrengende Tätigkeit sein kann, sondern weil sie eine Profession - im Wortsinn - entdeckt haben, die sich auch noch auszahlt, in mehrerlei Hinsicht. "Schreiben um des Schreibens willen" klingt verdammt nach Therapie und nach "Rauslassenmüssen". Es mag auch solche Autoren geben, oder wenigstens solche, die das von sich behaupten, aber ich wage meinerseits die Behauptung, dass sie die Minderheit der tatsächlich professionell tätigen Autoren darstellen.


    Ich nehme an, Du glaubst auch, dass alle Musiker ihre eigene Mucke lieben - und pausenlos hören. Oder? :grin


    Edit: Eine Tätigkeit zu lieben bedeutet nicht zwangsweise, auch zu lieben, was dabei entsteht.

  • Sicher ist das Schreiben an sich wichtig, bzw. der Spaß, den man dabei hat. Aber man will doch auch Erfolge sehen. Und Erfolge sind eben nicht nur Veröffentlichungen und zwei, drei schöne Rezis, sondern auch Honorar. Jedenfalls, wenn man das Schreiben ernst nimmt und da Ehrgeiz entwickelt.


    Schreiben nur für die Schublade oder vielleicht noch für ein paar Freunde ist ja okay, dann ist es eben ein Hobby. Und ich kenne Leute, die es einfach nur als schönen Zeitvertreib ansehen und ihre Texte gar nicht irgendwohin schicken. Die haben halt Spaß daran, kleine Geschichten zu schreiben und sind damit zufrieden.
    Sehe ich ähnlich wie bei den Hobby-Fussballern, die nur spielen, weil sie eben Spaß daran haben und gar nicht in große Vereine wollen.
    Oder Reiter, so war und ist das bei mir da auch. Ich reite, weil ich da riesig Spaß dran habe und Pferde liebe, den Stress mit Turnieren (die noch dazu so richtig ins Geld gehen) würde ich mir aber nicht antun.

  • Zitat

    Zitat von Dichterdämon:
    Es geht beim Schreiben ja nicht um das Geldverdienen, sondern um das Schreiben an sich.


    Uns ging es nie ums Geld, sondern um die Veröffentlichung bei einem Publikumsverlag, sprich um die Anerkennung durch die dortigen Lektoren und die Leser. Jetzt ermöglicht uns das Geld, das wir durch das Schreiben verdienen, noch mehr zu schreiben, und dabei unseren Wünschen folgen zu können.


    Sysai

  • Es sei mir gestattet anzumerken, daß es Schreiben und Schreiben gibt. Und daß die Profession nur allzu oft allein darin besteht, die einfachsten Bedürfnisse des Publikums zu befriedigen.
    AutorInnen, die, wie heutzutage häufig, vor allem auf Publikumsstimmungen reagieren, sind nichts als Echos. Und die verhallen, wenn das Publikum etwas anderes hören will.
    Und dann? Zieht man als AutorIn klappernd hinterher?


    Darüber, was eine gute Geschichte ist, kann man lange streiten. Ebenso darüber, was 'gut erzählen' ist.
    Daß sie sich gut verkauft, ist das schwächste Kriterium. Die anderen ändern sich mit jedem Windstoß.


    Wer schreibt um des Schreibens Willen, klingt nach Therapie und Rauslassenmüssen?
    Diese Sicht auf die Dinge ist ein wenig eingeschränkt.


    Christa Wolf sagte am vergangenen Samstag in einem Interview anläßlich ihres Geburtstags - sie wird ja heute achtzig Jahre alt - daß sie schreibe, um sich kennenzulernen. Sie hat übrigens soeben einen neuen Roman begonnen.
    Die Therapie geht weiter, ja?
    Oder die guten Geschichten?


    Es geht auch um die Bedürfnisbefriedigung derjenigen, die schreiben. Dabei sollte man den Maßstab nicht zu tief ansetzen.
    Gut, daß es die Minderheit gibt.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • magali : Es ging nur um die Gegenbehauptung zu "man schreibe ja nur um des Schreibens willen". Die Mehr- oder Minderheit oder einer oder alle oder ganz wenige oder ganz viele werden sowohl das eine, als auch das andere tun, und von dem einen ein bisschen mehr oder weniger, oder vom anderen. Wie so oft findet sich die ganz persönliche Wahrheit irgendwo zwischen allem. Ich schreibe auch, weil es mir ein Bedürfnis ist, aber ich würde es nicht mehr - oder nicht mehr in dieser Intensität - tun, wenn dabei nichts herauskäme. Ich schreibe aber nicht um des Schreibens willen. Um mich im Christa Wolf'schen Sinne kennenzulernen, habe ich andere Wege zur Verfügung. Was nicht bedeutet, dass es nicht geschieht.

  • Zitat

    Original von TomIch schreibe auch, weil es mir ein Bedürfnis ist, aber ich würde es nicht mehr - oder nicht mehr in dieser Intensität - tun, wenn dabei nichts herauskäme. Ich schreibe aber nicht um des Schreibens willen.


    Ganz genauso sehe ich das auch. Nur um des Spaßes willen würde ich sicher nicht neben dem Vollzeitjob jedes Jahr ein bis zwei Bücher (mit je 400 - 600 Seiten) schreiben. Ich gebe zwar nicht sofort auf, wenn sich der Erfolg nicht so einstellt, wie ich mir das denke, aber wenn ich merken würde, dass da gar nichts mehr kommt (vertragstechnisch und finanziell), würde ich es nicht mehr tun.


    Jemand, der rein aus Spaß schreibt und nichts weiteres dabei anstrebt, betreibt meiner Meinung nach ein Hobby. Und meist wird er das nicht in jeder freien Minute tun. Natürlich gibt es auch jede Menge Zwischenstufen, teilweise auch dadurch bedingt, dass viele tatsächlich nicht von dem leben können, was sie mit dem Bücherverkauf verdienen. Für mich ist das eine Frage der inneren Einstellung jedes einzelnen.



    Viele Grüße,


    Michelle

  • Zitat

    Original von Leserättin
    Sicher ist das Schreiben an sich wichtig, bzw. der Spaß, den man dabei hat. Aber man will doch auch Erfolge sehen. Und Erfolge sind eben nicht nur Veröffentlichungen und zwei, drei schöne Rezis, sondern auch Honorar. Jedenfalls, wenn man das Schreiben ernst nimmt und da Ehrgeiz entwickelt.


    Vielleicht habe ich es etwas unglücklich ausgedrückt.
    Wenn ich schreibe geht es mir tatsächlich nur um die Tätigkeit an sich. In dem Moment wo ich es veröffentliche, geht es um Erfolg.
    Wobei Erfolg natürlich unterschiedlich definiert werden kann. Dem einen ist es wichtig, daß die TExte einfach gelesen werden, der nächste will, daß sie den Leuten gefallen, der dritte möchte, daß darüber diskutiert wird und ein anderer will Geld verdienen. (Natürlich sollten alle diese Punkte eine Bedeutung haben, aber sie werden einfach von jedem unterschiedlich angesehen)


    Was mich stört ist, wenn es jemandem ausschließlich ums Geld geht (nicht falsch verstehen, das habe ich niemandem hier unterstellt)
    Ich denke, wem das wichtig ist, der passt sich einfach dem Markt an und die Qualität leidet darunter. (Vergleichbar mit der "Musik" von Dieter Bohlen oder "Essen" bei McDonalds)

  • Zitat

    Original von magali
    Es sei mir gestattet anzumerken, daß es Schreiben und Schreiben gibt. Und daß die Profession nur allzu oft allein darin besteht, die einfachsten Bedürfnisse des Publikums zu befriedigen.
    AutorInnen, die, wie heutzutage häufig, vor allem auf Publikumsstimmungen reagieren, sind nichts als Echos. Und die verhallen, wenn das Publikum etwas anderes hören will.
    Und dann? Zieht man als AutorIn klappernd hinterher?


    Das Publikum ist eine wankelmütige Geliebte. Und komplett undurchschaubar. Trendforscher, Produktentwickler, Marketingmenschen und Werber können ein leidvolles Lied dazu anstimmen. Da werden Millionen, ach was, Milliarden investiert, um herauszufinden, was der Verbraucher will, und dann liegt man hauchzart daneben, und das Produkt wird links liegen gelassen. Auf jeden Erfolg kommen selbst in der Lebensmittelindustrie Aberdutzende Flopps. Es ist kaum möglich, einem Trend hinterherzulaufen, geschweige denn einen zu kreieren.
    Insofern erklärt es sich auch, dass Autoren, obwohl sehr viele das handwerkliche Rüstzeug und die Kreativität dazu haben, nicht in der Lage sind, einen Bestseller auf Knopfdruck zu schreiben. Ob ein Buch ein Erfolg ist - ich definiere Erfolg daran, ob ein Buch/Produkt einen großen Teil seiner Kernzielgruppe zu überzeugen vermag – hängt von einem komplexen Geflecht aus der eigentlichen Qualität des Buches selbst, der Themenwahl, ein wenig Marketing (und ich meine wenig, denn Bücher verkaufen sich in der Regel hauptsächlich durch Mund-zu-Mund-Propaganda) und natürlich der vorhandenen Grundströmung in der jeweiligen Zielgruppe ab.
    Und wer war eigentlich zuerst da: das Buch oder der Leser? Nehmen wir als Beispiel Sysai und Gheron. Nach Jahren des Durchhaltens und wahrscheinlich Büchern, die keinen Deut schlechter waren als jenes, mit welchem sie schließlich eine Lawine losgetreten haben, war die Zeit endlich reif. Das Publikum wollte genau diese Geschichte bzw. diese Art Geschichte. Und in diesem "Hype" haben dann HRs plötzlich eine echte Chance bekommen, HR's, die eventuell sogar schon veröffentlicht waren oder in Schubladen auf ihre Zeit warteten. Ich glaube, dass die allermeisten Autoren genau das schreiben, was sie schreiben wollen. Wenn dann das Pendel der Publikumsgunst in ihre Richtung ausschlägt, na, dann krempeln sie die Ärmel hoch und sind doppelt und dreifach motiviert.
    Ich persönlich glaube übrigens, dass auch relevante und sehr anspruchsvolle Bücher, Bücher, die reflektieren und äußerst klug sind, solchen Strömungen unterworfen sind. Ich erinnere nur an den Ruf des Feuilletons, wann denn nun endlich der Große Wiedervereinigungsroman käme. Wenn das keine Aufforderung an die Hochliteraten ist, sich auf den Arsch zu setzen und sich Gedanken zu machen?


    Ich persönlich schreibe, weil ich Geschichten erzählen will. Und zwar möglichst vielen Leuten. Geschichten, mit denen ich unterhalte und Inhalte transportiere, die ich für verbreitungswert halte (nur am Rande: Mein Verlag redet mir da überhaupt nicht rein). Deshalb würde ich mich nicht damit zufrieden geben, für die Schublade zu schreiben. Geschichten erzählen ist so alt wie die Menschheit, Geschichten erzählt zu bekommen ebenfalls. Eine Geschichte ohne Publikum ist witz- und sinnlos. Und das gilt für alle Sparten, ob nun ChickLit, Thriller oder Selbst- und/oder Kulturreflektionen.

  • Es stimmt, dass man das "auf den Markt hinschreiben" immer mit einer delikaten Balance betreiben muss. Es ist durchaus möglich, so erfolgreiche Bücher zu produzieren, aber wenn ein Autor sich zu sehr zur "Hure für den Markt" macht, klappt das meist auch nicht mehr. Weil dann viele über Themen schreiben, die sie zwar handwerklich, aber nicht vom Einfühlungsvermögen her verstehen. Selbst einen guten "Nackenbeißer" zu schreiben, bedarf einer großen Einfühlung und auch einer Liebe zum Genre.


    Dass Bücher nicht durch Marketing erfolgreich werden können, halte ich allerdings nicht für ganz richtig. Viele Titel wurden durch Kampagnen oder gezielte Pressearbeit erfolgreich gepusht (ist das ein Wort? nicht wirklich, aber egal ...) Das Problem ist nur, dass es halt oft genug auch nicht klappt.

  • Zitat

    Original von Firesong
    Dass Bücher nicht durch Marketing erfolgreich werden können, halte ich allerdings nicht für ganz richtig. Viele Titel wurden durch Kampagnen oder gezielte Pressearbeit erfolgreich gepusht (ist das ein Wort? nicht wirklich, aber egal ...) Das Problem ist nur, dass es halt oft genug auch nicht klappt.


    Es klappt nur dann, wenn entweder ein gewisses Grundinteresse bereits vorhanden ist oder der Autor schon einmal überzeugt hat.
    Aus dem Stand heraus ist für fast nichts erfolgreich Werbung zu betreiben. Die Einführungskampagne eines völlig neuen Produkts (oder eben Autors) kostet Millionen und Millionen – Geld, über das die Autoindustrie verfügt (naja, zumindest verfügt hat), aber mit Sicherheit nicht das (Buch-) Verlagswesen. Zumal diese Millionen niemals wieder eingespielt werden können. Außer bei Rowlings, aber dazu hat Tom ja schon alles gesagt.

  • Zitat

    Original von Leserättin
    Oder Reiter, so war und ist das bei mir da auch. Ich reite, weil ich da riesig Spaß dran habe und Pferde liebe, den Stress mit Turnieren (die noch dazu so richtig ins Geld gehen) würde ich mir aber nicht antun.


    Sehr schöner Vergleich, den ich hier gern aufgreife. Es geht dabei um das, was Dir am Herzen liegt. Dabei stehst Du vor der Entscheidung, ob Du das für Dich als Hobby machst, oder zum Beruf. Solltest Du Dich für den Beruf entscheiden, besteht die Gefahr, daß das geliebte Hobby zum Streß wird.
    Du würdest Dir dann keinen Gefallen tun und auch das Pferd würde wohl darunter leiden. Natürlich wären dann auch die Besucher unzufrieden, weil die Leistung sinken würde.
    So ist es mit dem Schreiben. Solange man das um der Sache willen tut, ist man mit Liebe und Hingabe dabei.
    sobald aber das Geld im Vordergrund steht, wird es zur Belastung, was dann natürlich auf Kosten der Qualität geht und unzufriedene Leser zurück läßt.


    Deshalb denke ich, man sollte um des Schreiben willens schreiben und erst dann, wenn es um die Veröffentlichung geht an das Geld denken
    (Werbung, Lesungen usw). Das tut dem Autor, dem Buch und dem Leser eher gut.
    Vielleicht braucht mancher aber den Leistungsdruck, ich kann das nur aus meiner Sicht betrachten

  • Macht man das Hobby zum Beruf, verschwimmen leicht die Grenzen zwischen Job und Privatleben. Was nicht uneingeschränkt positiv ist, weil man nie wirklich von der Arbeit abschaltet und die Freizeitgestaltung im Grunde kein Ausgleich zum Beruflichen ist. Man macht ja immer mehr oder weniger dasselbe.


    Aber das geht nicht nur denen so, die schreiben. Eine Graphikerin sagte mal: "Ich hab mein Hobby zum Beruf gemacht. Jetzt muss ich mir ein neues Hobby suchen."

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Vandam ()

  • Dichterdämon ,
    ich habe Leserättins Aussage völlig anders interpretiert: Sie will sich den Stress mit den Turnieren nicht antun, weil ihr die Zeit, die sie mit ihrem Hobby verbringt, völlig ausreicht und sie keinen Ehrgeiz hat, sich in diesem Gebiet mit anderen zu messen. Und nicht aus der Angst heraus, dadurch eine schlechtere Reiterin zu werden. Entschlösse sie sich doch irgendwann zum Turnierreiten, würde sie mit Sicherheit besser werden, weil sie mehr Zeit ins Training investieren müsste – und Ehrgeiz entwickeln würde, besser zu sein als die anderen.
    Denn für ihrer andere liebe Beschäftigung, dem Schreiben, hat sie diesen Ehrgeiz durchaus entwickelt – und der lässt sie höchstwahrscheinlich immer besser werden, nicht schlechter.


    Vandam
    Dein letzter Satz hätte von mir stammen können (und vielen anderen Grafikern auch, die ich kenne) :lache Das heißt aber nicht, dass die Qualität unserer Arbeiten in Ausübung dieses Berufs, der aus einem Hobby heraus entstanden ist, automatisch schlechter geworden sind. Und ja, ich habe den Beruf des Grafikers damals gewählt, um meinen Lebensunterhalt damit zu verdienen.

  • Zitat

    Original von SteffiB
    Dichterdämon ,
    ich habe Leserättins Aussage völlig anders interpretiert: Sie will sich den Stress mit den Turnieren nicht antun, weil ihr die Zeit, die sie mit ihrem Hobby verbringt, völlig ausreicht und sie keinen Ehrgeiz hat, sich in diesem Gebiet mit anderen zu messen. Und nicht aus der Angst heraus, dadurch eine schlechtere Reiterin zu werden. Entschlösse sie sich doch irgendwann zum Turnierreiten, würde sie mit Sicherheit besser werden, weil sie mehr Zeit ins Training investieren müsste – und Ehrgeiz entwickeln würde, besser zu sein als die anderen.
    Denn für ihrer andere liebe Beschäftigung, dem Schreiben, hat sie diesen Ehrgeiz durchaus entwickelt – und der lässt sie höchstwahrscheinlich immer besser werden, nicht schlechter.


    Genauso hab ich es auch gemeint, Steffi.
    Ich liebe das Reiten und würde es am liebsten täglich (bzw. bin eine Zeit lang sogar täglich geritten), aber das, weil ich es eben herrlich entspannend finde, es genieße, mit Pferde zusammen zu sein.
    Ehrgeiz, mich da mal für ein Turnier zu melden, habe ich dagegen überhaupt keinen. Ich schaue gerne zu, ob live im Reitstall oder zu Hause am TV, aber für mich selbst brauche ich das nicht. Die Reitstunden, die ich genommen habe (und hin und wieder auch immer noch gerne nehme) dienen mir dazu, mich gut auf dem Pferderücken halten zu können.


    Beim Schreiben ist aber dieses mit anderen messen wollen, zeigen, was ich kann, da, in sehr starker Form sogar. Da will ich veröffentlicht werden, gelesen werden, da möchte ich Erfolge sehen. Und wenn ich einen Erfolg habe, dann gebe ich mich damit nicht zufrieden, sondern arbeite direkt auf den nächsten hin.


    Ich kann es allerdings genauso auch akzeptieren, wenn jemand sagt "Nö, den Streß mit Verlag suchen, lange Wartezeiten, Manuskript 5 x überarbeiten, usw. zieh ich mir nicht rein, ich schreib nur zum Vergnügen, weil es mir Spaß macht."
    Dann ist für denjenigen das Schreiben ein Hobby, so wie es für mich das reiten ist.
    Andere dagegen spielen Fußball oder gehen angeln, auch ohne sich da irgendwie messen zu wollen. Denen reicht der Spaß und die Entspannung, die sie dadurch bekommen.

  • Zitat

    Original von Dichterdämon
    SteffiB : Darüber ließe sichwohl auch diskutieren, aber gerade in kreativen Bereichen läßt die Qualität auf jeden Fall nach, sobald die Begeisterung der Professionalität platz macht


    Nein, das würde ich genau andersherum sehen. Gerade wenn man professioneller schreiben will, achtet man viel mehr aufs Handwerkliche, auf die Ausarbeitung, usw.
    Ich hab früher auch einfach so geschrieben, ohne auf Perspektiven (war personelle und auktoriale gemischt, wilde Perspektivsprünge) zu achten, was Füllwörter sind, wusste ich vor dem ersten Schreibforum gar nicht.
    Und gerade weil ich gemerkt hab, dass ich, wenn ich dieses und jenes berücksichtige, besser schreibe, ist da auch mein Ehrgeiz gewachsen und die Begeisterung sowieso. Denn wow, plötzlich hab ich Zusagen von weit größeren Verlagen, eben weil ich mich mehr mit allem, was dazu gehört beschäftige.
    Die Qualität wächst also, weil man es einfach ernster nimmt, einen Text nicht nur einmal, sondern mehrfach und viel intensiver überarbeitet, sich mit anderen Autoren austuascht, sich helfen lässt. Und damit wächst dann auch die Begeisterung, weil man halt Erfolge sieht.