Taschenbuch: 160 Seiten
Verlag: Unionsverlag; Auflage: 9., Aufl. (1992)
ISBN-10: 3293200257
ISBN-13: 978-3293200258
Ein Kirgisischer Junge lebt in einem Dorf bei der Familie seiner Mutter in der Obhut des Großvaters. Der Großvater ist die einzige Person die etwas für ihn übrig hat. Er kümmert sich rührig um den Enkel und er erzählt ihm die ersten Märchen in seinem Leben. Allen anderen Menschen ist er gleichgültig. Vater und Mutter haben ihn in stich gelassen und weil er nicht besonders hübsch ist, wird er von den Erwachsenen viel gescholten und gehänselt. Daraufhin zieht er sich zurück in die Natur und flüchtet in die Welt der Mythen und Märchen seiner Vorfahren. Aber weil er keine Freunde hat, überfällt ihn die Einsamkeit. Seine einzigen Gefährten sind Steine, Pflanzen, ein Fernglas das ihm der Großvater hinterlassen hat und seine Schultasche. Da überkommt ihn die Sehnsucht nach seinem Vater, der als Matrose auf einem weißen Dampfer angeheuert hat. Dort will der Junge hin um dem Vater von seinem Elend zu berichten. Immer wenn der Weiße Dampfer auf dem See vorbei fährt, beobachtet er ihn mit dem Fernglas und träumt davon sich in einen Fisch zu verwandeln und zum weißen Dampfer zu schwimmen, damit er endlich bei seinem Vater sein kann.
Aitmatov hat viel poetisches Talent in dieses buch eingebracht. Die Beschreibung der Kirgisischen Natur mit ihren Wäldern und Seen, dem Schilf, der Gräser und Bäume, den Gerüchen der Pflanzen und die Welt der vielen kleinen und großen Tiere wird in recht blumenreicher Sprache beschrieben. Die tragische Person des Jungen, seine Einsamkeit, seine Sehnsucht, seine zartes Innenleben und sein gefühlsbetontes Wesen wird hier in beeindruckender Weise mit großem Schriftstellerischem Feingefühl dargestellt. Tschingis Aitmatov ist für mich immer noch einer der großen lebenden Schriftsteller des letzten Jahrhunderts, dem eigentlich viel zu wenig Beachtung geschenkt wird. Ich mag das Buch und ich kann es nur bestens empfehlen.