Schweigfeinstill - Friederike Schmöe

  • Klappentext:


    Ärger für Ghostwriterin Kea Laverde: Erst raubt ein Einbrecher all ihre Unterlagen und stirbt kurz darauf bei einem Verkehrsunfall; dann wird ihr Kunde, der Aphasiker Andy Steinfelder, des Mordes beschuldigt. Gegen den Willen von Hauptkommissar Nero Keller nimmt Kea im winterlichen München den Kampf gegen ihre unsichtbaren Feinde auf.
    Ghostwriterin Kea Laverde in ihrem ersten Fall.


    Über die Autorin:


    Friederike Schmöe wurde 1967 in Coburg geboren. Heute lebt sie in Bamberg. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit ist die habilitierte Germanistin als Dozentin an den Universitäten in Bamberg und Saarbrücken tätig. Mit Katinka Palfy, der kultigen Heldin ihrer ersten acht Romane, hat sie sich in der Krimiszene längst einen Namen gemacht.
    Schweigfeinstill bildet den Auftakt für ihre neue Krimiserie um die charismatische Ghostwriterin Kea Laverde (Quelle: Gmeiner).


    Meine Meinung:


    Eigentlich bin ich nicht unbedingt ein Freund von Regionalkrimis, hier haben mich Titel, den ich wirklich grandios finde, Cover (die neuen Gmeiner-Cover und das neue Format gefallen mir viel besser als der alte Look) und Klappentext, der eine ungewöhnliche Hauptfigur verspricht, jedoch so angesprochen, dass ich zugreifen musste und ich habe es nicht bereut.


    Kea Laverde, eine eigenwillige, kernige Power-Frau, die mit ihren 80 kg nicht ganz dem gängigen Schönheitsideal entspricht, lebt nach einem schweren Schicksalsschlag zurückgezogen auf dem Land. Gesellschaft leisten ihr dort ihre zwei Graugänse Waterloo und Austerlitz. Hin und wieder betrinkt sich Kea mit ihrer Freundin Juliane, einer rüstigen 76-Jährigen, im "Piranha", wo der schwule Carlo Fidelio, der ebenfalls zu Keas Freundeskreis zählt, wahrhaft göttliche Cocktails mixt.


    Mit diesem gemütlichen Trott ist es vorbei, als Kea bestohlen wird. Sämtliche Unterlagen, die sich mit ihrem aktuellen Projekt beschäftigen, sind weg und bleiben verschwunden als der Dieb nach einem Unfall tot aus seinem Wagen geborgen wird.
    Nach einer unmissverstehlichen Drohung an Kea, ihren Auftrag niederzulegen, rückt ihr Kunde Andy Steinfelder, der seit einem Schlaganfall unter Aphasie leidet, in den Mittelpunkt der Ermittlungen, die der melancholische Kriminalhauptkommissar Nero Keller leitet.
    Was weiß Steinfelder, der sich kaum ausdrücken kann? Und wem sind diese Informationen selbst einen Mord wert?
    Kea Laverde verlässt sich nicht auf die Ermittlungsarbeit der Polizei und macht sich auf eigene Faust auf die Suche nach Antworten.


    Friederike Schmöe hat das Rad mit Schweigfeinstill natürlich nicht neu erfunden. Dunkle Ereignisse in der Vergangenheit der Hauptfiguren finden sich nahezu in jedem Krimi, hellseherische Fähigkeiten braucht man nicht gerade, um die sich anbahnende Beziehung zwischen Kea und Nero zu erahnen und die Figur des schwulen Barkeepers ist auch nicht unbedingt originell. Für mich hat der Kriminalfall an sich logische Schwachpunkte und zum Ende hin entzieht sich die Autorin einer genaueren Erklärung für die Motive einzelner Figuren. Es bleiben Fragen offen, auf die ich mir Antworten gewünscht hätte.
    Trotz dieser kleinen Kritikpunkte habe ich Schweigfeinstill mit Vergnügen gelesen. Die Figuren sind (Klischees hin oder her) sympathisch und glaubwürdig gezeichnet. Schmöe erzählt mit Esprit, Witz und stilistisch durchaus ansprechend. Beeindruckt haben mich besonders die Passagen, die aus Andy Steinfelders Perspektive formuliert sind. Der Autorin gelingt es, der Verzweiflung, Wut und Hilflosigkeit, die mit der Aphasie einhergehen, glaubwürdig Ausdruck zu verleihen.


    Ein lesenswerter Krimi für alle, die eine etwas gemächlichere, unblutige Gangart bevorzugen und keinen großen Wert auf Lokalkolorit legen (davon konnte ich nämlich nicht viel finden). Ich freue mich jedenfalls auf einen weiteren Fall mit Kea Laverde und Nero Keller :-]

  • Ein absolut tolles Buch, das mich überrascht hat.
    Sehr empfehlenswert!!!


    (Eine ausführliche Rezi kommt auch noch irgendwann ...)


    (Würde mich mal interessieren, ob der kleine Logikfehler schon bereinigt wurde, auf den ich die Autorin vor dem Erscheinungstermin hingewiesen hatte ;o) Ich such zu Hause mal die Seite raus ...)

  • Zitat

    Original von Edelfeder


    (Würde mich mal interessieren, ob der kleine Logikfehler schon bereinigt wurde, auf den ich die Autorin vor dem Erscheinungstermin hingewiesen hatte ;o) Ich such zu Hause mal die Seite raus ...)


    Welchen genau meinst Du denn, Edelfeder? *neugierig bin*

  • Der erste Fall für Kea Laverde, Ghostwriterin


    Kea lebt zusammen mit ihren zwei Graugänsen auf dem Lande. Einzige Abwechslung bietet der Besuch mit ihrer älteren Freundin Juliane im Piranha, einer Cocktailbar am Ort mit einem schwulen Barkeeper.


    Bei einem Einbruch werden ihre sämtlichen Unterlagen ihres neuen Auftrags gestohlen. Sie kann sich nicht erklären, wer Interesse an Andy Steinfelder, einem nach einem Schlaganfall am sprechen Behinderten haben könnte. Kurz darauf wird der Aphasiker des Mordes beschuldigt. Da dies Lea unmöglich erscheint, versucht sie, seine Unschuld zu beweisen. Auf der Seite der Polizei ist Hauptkommissar Nero Keller mit dem Fall befasst.


    Von Anfang an nahm mich dieser Krimi gefangen und er bleibt spannend bis zum Schluß. Lea und Nero sind so realistisch und sympathisch, daß man sie sehr gut als Bekannte von nebenan haben könnte. Worauf es hinausläuft dürfte klar sein, aber trotzdem schön zu lesen.


    Hier freue ich mir wirklich auf die Nachfolgebände. Den Titel fand ich übrigens sehr gelungen.


    Von mir 9 Punkte

  • Diese Autorin war mir völlig unbekannt! Um so größer die angenehme Überraschung über einen Krimi, der mich von Anfang bis Ende gefesselt hat. Ein guter und spannender Krimiplot, der sich am Schluss vielleicht ein bisschen plötzlich auflöst, aber erschreckend realistisch und nachvollziehbar.


    Erzählstil und Darstellung der Protagonisten haben mir sehr gefallen, humorvoll, ironisch und doch sehr ernsthaft und mit Tiefgang, wenn es darauf ankommt. Besonders berührte mich die einfühlsame Art und Weise, wie Franziska Schmöe die Lebenssituation von Andy Steinfelder beschreibt, der infolge eines Schlaganfalls unter Aphasie leidet. Seine Gedankengänge, seine Ängste und seine Probleme sich zu artikulieren wurden sehr eindringlich und überzeugend geschildert. Da wir einen genau solchen Fall im Bekanntenkreis haben, bin ich dafür wahrscheinlich besonders empfänglich.


    Ja, das Lokalkolorit blieb erfreulich im Hintergrund. Ich mag es gar nicht, wenn dadurch sämtliche anderen Aspekte eines Krimis überlagert werden, was leider nur zu häufig der Fall ist.


    Auf den nächsten Teil freue ich mich schon sehr. Und ja, den Titel fand ich ebenfalls sehr gelungen!