Ich hab dieses Buch von Michel Birbaek im Rahmen der (noch laufenden) Leserunde gelesen – und nur für diese Leserunde habe ich zwischendurch überhaupt Lesepausen gemacht :zwinker. Ansonsten hätte ich es am Sonntag schon in einem Rutsch durchgelesen.
Es liest sich flüssig und man will unbedingt wissen, wie es weitergeht. Und nicht nur, wie es mit n&p weitergeht, sondern auch mit Mor und Ricco und der Neuen und November (da hab ich irgendwie immer Schiss gehabt, er kommt mit seinem Gehopse unters Auto, manche Autoren sind ja so brutal).
Klar, gab es ein paar Klischees (der "Außendienst" der Polizei hat mich sehr an einen Versicherungsfuzzi erinnert), vielleicht waren auch einige Sachen nicht so ausführlich recherchiert, wie es möglich gewesen wäre. Das nennt sich dann wohl dichterische Freiheit und da ich für eine Realitätsdosis ja immer noch die Tageszeitung aufschlagen kann, hatte ich damit als Leserin hier und in diesem Fall keine Probleme damit.
Es gibt in der Geschichte einen Subplot mit einer Einbrecherbande und ohne hier zuviel verraten zu wollen: Den hätte der Autor sich sparen können. Das endete im reinen Klamauk, war der Geschichte an sich nicht würdig und die dafür verwendeten Seiten wären besser für Nele und Paul draufgegangen, um diese 9-jährige Lücke zu schließen. Das ging mir alles zu schnell und reibungslos und harmonisch.
Als sich die Geschichte dann wieder auf Nele und Paul konzentrieren darf, kriegt der Autor aber noch die Kurve, weg vom Klamauk und Slapstick, hin zu diesen zwischenmenschlichen Beziehungen, die er so schön beschreiben kann und er schafft es auch, ernste Themen so zu schreiben, dass man nicht völlig deprimiert am Ende die Geschichte wieder verlässt.
Ein Beispiel zum Schluss für Michel Birbaeks ganz große Stärke: Vergleiche (auch wenn er Paul sagen lässt dass Vergleiche dumm und verletzend sind). Aber dieser ist eines meiner Highlights: S. 231: "Aber ich kam nicht umhin festzustellen, dass die anderen Frauen in meinem Leben eine Urlaubsreise gewesen waren. Nele war meine Heimat. Sie war die Küste, an der ich später sitzen und übers Meer schauen wollte".
Oben hatte jemand den Roman mit warmem Vanillepudding verglichen. Wie alles im Leben ist auch das Geschmackssache, ich würde WARMEN Vanillepudding nicht runterkriegen, auch nicht mit Erdbeeren und bin froh, dass der Autor sich daher entschlossen hat, uns einen soliden Beziehungsroman (und kein Chick oder Dick Lit) zu schreiben.
Fazit: Ich hab das Buch trotz einiger Mängel gerne gelesen, Michel Birbaek hat eine ganz wunderbare Schreibe, ich weiß gar nicht, wie ich's genau beschreiben soll... Ausdrucksweise, Stil, wasweißich. Jedenfalls lese ich ihn gerne, er schafft es, Humorvolles mit Ernstem zu kombinieren und ganz sympathische Figuren mit unterhaltsamen kleinen Details zu schaffen, die ich mir am liebsten alle merken und selber verwenden würde, aber die man während des Lesens einfach nur genießen kann.