Darum nerven Japaner-Christoph Neumann

  • Darum nerven Japaner von Christoph Neumann


    ISBN:3492245080


    Verlag:Pieper


    Erscheinungsjahr:2008 (vorhandene Ausgabe)


    Seitenzahl:169



    Über den Autor:
    Christoph Neumann, Jahrgang 1967, wuchs in Würzburg auf und studierte in Hamburg Allgemeine Sprachwissenschaften mit
    den Nebenfächern Japanologie und Journalistik.Sein studium setzte der Autor in Bordeaux und Tokyo fort und
    promovierte im Jahr 2000 im Fach Informatik. Der Autor lebt in Japan und
    arbeitet als Softwareentwickler für Übersetzungssysteme.
    Nähere Informationen sind auf seiner Webseite www.noiman.com zu finden.


    Über den Inhalt:
    Wie der Untertitel des Buches verrät, berichtet der Autor über den ungeschminkten Wahnsinn des japanischen Alltags.
    In 19 Kapiteln berichtet Neumann als inzwischen Einheimischer von seinen Beobachtungen über verschiedene Alltagssituationen, wie z.B. das Schuhe ausziehen, über Essgewohnheiten, die berühmte Yamanote oder das Zugehörigkeitsgefühl eines Japaners zu seinem Arbeitgeber.


    Meine Meinung:
    Wer an Japan denkt,dem fallen unweigerlich ein höfliches und zugleich überarbeitetes Volk, Origami und Bonsai und
    vielleicht noch ein paar Technologiefirmen ein.
    Darüber hinaus ist den wenigstens bekannt, was hinter der Regeln des Schuheausziehens steht,
    warum Japaner sich unermüdlich für ihre Firma einsetzen und warum auf der Insel der Reichtum des Einzelnen nicht zur Schau gestellt wird.
    Christoph Neumann hat mit mehr oder weniger Erfolg den Versuch unternommen, den Dingen auf den Grund zu gehen. Als in Japan lebender Deutscher hat er dieses Volk beobachtet und erforscht, aber nicht auf alle Fragen eine Antwort gefunden. In den ersten Kapiteln seines Buches spürt man die regelrechte Verzweiflung eines Ausländers in einem Land,
    das sich seiner Insellage durchaus bewusst ist und seine Eigenarten pflegt, die nicht immer deutscher Logik folgen müssen.
    Die grotesken Schilderungen über Rettungsärzte, die vor Betreten einer Wohnung die Schuhe ausziehen oder Bademeister, die in permanenter Sorge um kollabierende Schwimmbadbesucher zu Pausen aufrufen, lassen den Autor anfangs wie einen nörgelerischen Besserwisser erscheinen.
    Dieser Eindruck verflüchtigt sich im Laufe der Kapitel und am Ende scheint es,
    dass Christoph Neumann sich mit einem Volk ausgesöhnt hat, über das diesseits und jenseits der Insel milde gelächelt wird.
    Der an Nippon Interessierte möchte jedenfalls nach dem Lesen der letzten Seite die Koffer packen, um den ungeschminkten Wahnsinn des japanischen Alltags zu erleben.


    Fazit:
    Ein Lesetipp für alle Japaninteressierten!

  • Das Buch habe ich Ende letzten Jahres gelesen. Mir hat es sehr gut gefallen. Es ist locker geschrieben und liefert zugleich viel Wissenswertes über die japanische Kultur. Den ein oder anderen Schmunzler kann man sich nicht verkneifen. Sehr witzig fand ich z.B. das Kapitel über die japanischen Essgewohnheiten. So soll unser "Boom" von Nahrunsergänzungsmitteln hier im europäischen Raum laut Neumann nur ein milder Abklatsch dessen sein, was sich auf dem japanischen Markt abspielt... Pillen, Drinks und astronautenkostartige Lebensmittel in knallig bunten Farben mit poppigen Etiketten versprechen Vitamine und Mineralstoffe. Neumann stellt sich die simple Frage "Warum essen sie nicht einfach einen Apfel?" und beantwortet sich die Frage damit, dass ein Apfel wohl nicht markttauglich wäre. Es sei denn, er würde in drei bis vier bunte Verpackungen eingeschweisst und mit einem poppigen Etikett namens "Power- Kugel" versehen, das sämtliche Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe einzeln aufführt! :pille :groehl
    Das Buch ist auf jeden Fall einen Blick wert!!!

  • Meine Japanmacke hatte ich eigentlich mit 14, 15. Die war zwar kurz, aber intensiv, und so bin ich jetzt, viele Jahre später, über dieses Buch gestolpert.
    Und mir wurde schnell klar, dass das moderne Japan nur wenig mit meiner damaligen Schwärmerei vom "Sanften Weg" zu tun hat. Neumann zeigt Seiten Japans, die bisher allenfalls am Rande meines Gesichtsfeldes rumspukten und teilweise im krassen Gegensatz zu meinem Japan-Bild standen:


    Der Zen-Buddhismus, der irgendwie im Gegensatz zu der Tatsache steht, dass Japaner alles essen was Augen hat (zumindest wenn es aus dem Meer stammt), gerne auch lebendig. Mein Bild von zurückhaltenden Japanern, die aber offensichtlich eine sexuelle Freizügigkeit leben, wie man sie hierzulande allenfalls irgendwelchen unmoralischen Großstädtern zugestehen würde. Und dieses gepflegte Eigenbrötlertum, das nicht so recht zu einer führenden Weltwirtschaftsmacht passen will.


    Zu Beginn des Buches ging's mir wie Salonlöwin, ich fand Neumanns Beschreibungen der Japaner recht, hm, undifferenziert. Im Laufe des Buches stellte sich dann aber doch heraus, dass der Autor einfach mal ungeschönt darstellen wollte, was einen Europäer in Japan zur Weißglut bringen kann, ohne auf die Befindlichkeit deutsche Bildungsbürger Rücksicht nehmen zu müssen, die bei Kritik an allem Nicht-Deutschen braunen Nebel heraufdräuen sehen , und die Vorzüge ihrer eigenen Kultur allenfalls in der Weimarer Klassik, aber keineswegs in der deutschen Gegenwart sehen.


    Zugegeben, das Buch ist drastisch, ungerecht, einseitig. Das soll es auch sein. Trotzdem dringt soviel Sympathie für Japan durch die Zeilen, dass man es guten Gewissens genießen kann.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Das Buch ist wirklich sehr einseitig, aber trotzdem habe ich mich beim Lesen köstlich amüsiert. Danke für die Rezis. :wave


    Es ist schon etwas länger her, dass ich das HC las - war da nicht auch was mit Spucke junger Mädchen, die in Gläsern verkauft wird und die manche männlichen Käufer gleich wie Schnäpsken wegschlürfen. (Sowas bleibt hängen...) :uebel