Der Autor: Edmund Clerihew Bentley wurde 1875 in London geboren. Er war ein guter Freund des "Pater-Brown"-Erfinders G.K. Chesterton und arbeitete als Journalist und Autor, er schrieb unter anderem für die "Daly News" und den "Daly Telegraph".
Sein Kriminalroman "Trent's last case" wurde von Dorothy Sayers als Startschuß für den modernen Kriminalroman bezeichnet.
Er starb 1956.
Das Buch: Der Finanztycoon Sigsbee Manderson liegt erschossen in seinem Garten. Der Künstler und Hobby-Detektiv Philip Trent ermittelt für den "Record", eine Zeitung für welche er schon einige Berichte zu Kriminalfällen schrieb und seinen brillianten analytischen Verstand unter Beweis stellen konnte, in dem Fall, bei dem ihm nicht nur die Frage nach dem Mörder, sondern auch nach einigen seltsamen Details was den Tathergang angeht, Kopfzerbrechen bereitet. Was hatte Manderson spät in der Nacht draußen verloren? Warum war er zwar vollständig bekleidet, hatte aber sein Gebiss in seinem Zimmer gelassen? Warum steckte der sonst so korrekte Manderson seine Taschenuhr in die falsche Tasche und nicht, wie sonst, in die dafür vorgesehene?
Trent findet die Lösung und damit den Täter - so glaubt er zumindest, bis ihn der wahre Täter über den tatsächlichen Ablauf der Ereignisse aufklärt.
Meine Meinung: Als dieser Roman 1913 veröffentlicht wurde war das Genre des "Kriminalromans" zwar schon als solches von anderen literarischen Gattungen abzugrenzen, es war allerdings noch nicht allzu sehr in den heute genreüblichen Stereotypen gefangen, die später leider sehr oft die Geschichten in engen Grenzen gefangen hielt. Und doch weist dieser Roman viele bekannte Motive der "englischen" Kriminalliteratur auf, ohne jedoch starr an ein gängiges Muster gebunden zu sein.
Der Mord ereignet sich im Garten eines englischen Herrenhauses auf dem Land, der Kreis der Verdächtigen beschränkt sich hauptsächlich auf die zum Tatzeitpunkt anwesenden. Oder kam der Täter doch von außerhalb?
Schon durch den Klappentext weis der Leser, das Trent mit seiner Fallanalyse komplett daneben liegen wird, was in diesem Fall den Reiz der Lektüre allerdings noch erhöht, da der Leser natürlich von Anfang an versucht, all die vertrackten Details selber zu einem sinnvollen Ganzen zusammenzufügen. Ich habe irgendwann die Flagge gestrichen und gespannt auf die Auflösung Trents gewartet, welche ich - des Klappentextes wegen - beim Lesen zu widerlegen versuchte....Nunja....
Wir haben hier einen schönen alten und zu Unrecht lange vergessenen Klassiker des Kriminalromans vorliegen, geschrieben in einer schönen, angenehm zu lesenden Sprache, ohne Effekthascherei, ohne künstlich geschaffene Höhepunkte, dafür mit einer schönen Liebesgeschichte, die erst spät beginnt und nicht übermäßig viel Raum einnimmt. Die Idee den Detektiv den Fall lösen zu lassen um diese Lösung dann am Ende zu demontieren ist logisch und innerhalb der Geschichte stimmig, das ganze wirkt nie konstruiert oder künstlich.
Bei Fischer erscheinen in regelmäßigen Abständen z.T. unbekannte Klassiker der Kriminalliteratur neu, und dieser Roman macht neugierig auf mehr!