Fremdsprachige Ausdrücke in Büchern...?

  • Ich lese grade "Das mohnrote Meer" von Amitav Ghosh. Mir gefällt das Buch sehr gut, aber mich stören massiv die vielen fremdsprachigen Ausdrücke, die den Textfluß durch Blättern zum Glossar hin sehr unterbrechen.


    Ich meine, ich hab nichts dagegen, wenn in einem Buch aus einem anderen Land auch Wörter aus diesem Land vorkommen. Aber wenn auf einer Seite fünf oder mehr solcher Ausdrücke auftauchen und man jedesmal zum Glossar blättern muß, geht es mir fürchterlich auf die Nerven.


    Ganz anders empfand ich es bei Hosseini, dort war noch nicht mal ein Glossar, ich glaube, dort wurden die Begriffe im Text beim ersten Auftauchen erklärt und dann war gut.


    Wie geht es Euch damit?

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Ich hasse alles was den Lesefluß unterbricht, wenn ich einmal in der Geschichte drin bin will ich da auch bleiben und nicht ständig hin - und herblättern müssen. Eine Worterklärung oder -übersetzung als Fußnote geht da noch, alles andere bringt mich dann doch aus der Geschichte raus, wenn möglich ignoriere ich so etwas.

  • Ich würde es ja auch gerne ignorieren, aber wenn man es nicht nachschlägt, versteht man teilweise bei Ghosh gar nicht, wovon er redet.


    Mich nervt das grade extrem an :fetch

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    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Naja, kommt drauf an, was du mit "fremdsprachlich" meinst ....
    Wenn es um Fachterminologie geht, dann gehört das für mich dazu, sonst brauch ich das Buch nicht lesen.
    Damit meine ich nicht nur "richtige" Fachliteratur, sondern auch Romane. Wenn ich z.B. ein Buch lese, das im Umfeld einer orthodoxen jüdischen Familie spielt, dann muss ich mit vielen, mir u.U. unbekannten Begriffen rechnen. Und da gehören sie für mich dann auch hin. Was ich aus dem Kontext nicht verstehe, muss ich halt nachschlagen :grin


    Lieben Gruß
    Alraune

  • Das kann ich gut verstehen, dass so etwas nervt.
    Ich hatte so was zum Glück noch nie so extrem, dass ich ansonsten aus der Geschichte rauskommen würde.
    Wenn es nicht zu viele Fremdwörter sind, oder nicht andauernd Wörter, die für mich schwer auszusprechen sind, dann stört es mich auch nicht.

  • Merkwuerdigerweise nervt mich das am meisten, wenn ich englischsprachige Literatur mit deutschen Einsprenklungen lese. Auch wenn ich es verstehe, es stoert einfach den Lesefluss, irritiert und ist oft unnoetig. Ist mir besonders bei den Thrillern von Craig Russel aufgefallen, die in Hamburg spielen. Und es waren oftmals nicht mal Begriffe, die etwas mit der deutschen Kultur zu tun hatten. Es liest sich einfach sehr gekuenstelt fuer mich.


    Das Gegenbeispiel sind fuer mich auch die Buecher von Hosseini. Die Begriffe aus der afghanischen Kultur sind wichtig fuer den Inhalt und werden so erklaert, dass sie sich gut in den Lesefluss einfuegen.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Das kommt ganz drauf an.
    Fanzösisch, Latein, Englisch, Spanisch etc. finde ich weniger störend, weil ich dort zumindest ansatzweise verstehe, was gemeint ist.
    Gestört hat mich das bei Sklavin von Mende Nazer, da war ich irgendwann von den Nubu-Ausdrücken total genervt, Erklärung und Glosser hin oder her. Ich lese so ein Buch schließlich zur Unterhaltung und nicht, weil ich eine Sprache lernen will.

  • Wenn es dem Autor gelingt, Fachausdrücke im Fließtext zu erläutern, ohne dass es stört, finde ich diese Variante am gelungensten. In manchen Büchern habe ich es auch schon so gemacht, dass ich das Glossar vorab gelesen habe und nicht mehr ständig hin und her blättern musste. Bei einigen historischen Romanen habe ich das schon so gemacht.
    Richtig nervig finde ich eigentlich nur die Bücher, in denen man überhaupt keine Erklärungen oder Übersetzungen findet, jedenfalls für die nicht gerade gängigen Fachausdrücke, die für das Verständnis des Buches wichtig sind. Ich grübel schon nach einem Beispiel, mir fällt nur im Moment nichts ein.

  • Der Ghosh hat jetzt über 20 Seiten Glossar, das nervt wirklich ungemein, da hilft es auch nicht viel, es vorab zu lesen, das vergißt man alles wieder. Da bleibt nur Blättern und die Hoffnung, daß man nach der Hälfte des Buches doch den einen oder anderen Ausdruck nicht mehr nachschlagen muß

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  • Kommt darauf an, wie es geschrieben ist. Idealerweise sollte man einen Text mit solchen Einsprenkseln auch dann verstehen, wenn man ihre Bedeutung nicht weiß. Gelingt super bei Diana Gabaldons Highland-Saga, wenn Jamie was auf Gälisch sagt.


    Nervig finde ich es, wenn ich nichts verstehe (auch nicht den Sinn des Satzes) und sich das häuft.
    Nachblättern (so überhaupt möglich, denn nicht jedes Buch hat dann auch ein Glossar) reißt mich aus dem Lesefluß.

  • Bislang hat es mich eigentlich nicht gestört, etwas in einem Glossar nachschlagen zu müssen. 20 Seiten Glossar finde ich allerdings auch schon heftig, bei so einer hohen Zahl an Fremdwörtern würde ich wohl irgendwann kapitulieren, weiterlesen aber nicht mehr nachschlagen.


    Wie ist das für Euch, wenn z. B. über einheimisches Essen geschrieben wird, also Gerichte genannt werden aber keine Erklärung, um was es sich handelt. Ich tendiere dann zum Googeln, weil ich wissen möchte, was da auf dem Teller liegt.

  • @ Bouquineur
    Zum Essen da google ich auch, erst letztlich bei der Leseprobe zum Kap der Finsternis bei Vorablesen, wurde ich allerdings nicht fündig. Da wurde ein Gatsby gegessen und erst etwa 8 Seiten später erklärt was es ist. Da hab ich mich vorher doof und dusselig gesucht und nichts gefunden. :cry


    Mir fällt da noch Wickerts "Der nützliche Freund" ein da waren total unnötig ständig fremdsprachige Einsprenkelungen drin, die auch nirgendwo erklärt wurden. Ich habs verstanden, aber mich hat es dennoch genervt...

  • Du kriegst jede Menge Hinweise, wenn du nach Steak Gatsby googlest. Das setzt allerdings schon das Wissen voraus, dass einer der Bestandteile aus Steakfleisch besteht. Das gehört aber ganz sicher nicht zu den Weisheiten, die man kennen muss.

  • Solange es ordentliche Auflösungen gibt und die Fremdwörter Sinn machen innerhalb des Romans, stört es mich nicht.


    Ich finde z. B. die Tolstoischen Passagen auf Französisch nicht so schlimm, solange es irgendwo übersetzt wird. Auch das bei den Russen von Werst, Arschin oder Werschok (alte russische Längenmaße) die Rede ist, stört mich nicht. Das ist nun mal Zeit und Ort der Entstehung geschuldet. Ärgern tun mich eher Ausgaben, die das nicht ordentlich mit Anmerkungen versehen können.


    Etwas anderes wäre es, wenn ein in meiner Zeit lebender Autor mit aller Mühe versucht, viele Fremdwörter in einen Text zu verfrachten - aber daran kann ich mich jetzt gerade nicht erinnern, dass ich darauf schon mal gestoßen wäre.
    Wenn es Anmerkungen gibt, lese ich diese häufig ein wenig "vor", damit ich sie schon kenne, wenn ich im Text an die entsprechende Stelle komme.

  • Fremdsprachliche Ausdrücke stören mich überhaupt nicht; was mich aber gewaltig stört sind Texte/Übersetzungen, in denen ein fremdsprachlicher Ausdruck vorkommt und dem permanent eine Erklärung nachgeht. Viele Texte könnten m.E. auf die Hälfte reduziert werden, wenn man dieses Gedöns weglässt.

  • Normalerweise stört mich so etwas überhaupt nicht, ich finde es sogar toll, wenn es zur Atmosphäre beiträgt oder sonstwie passt. Und ich mag es mir das zu übersetzen :-]


    Nervig fand ich es allerdings bei Frau Divakarunis "Mistress of Spices", weil dort ständig indische Begriffe auftauchten, die aus dem Zusammenhang nicht klar wurden, und man sich gemeinerweise einen Glossar gespart hatte...

  • Zitat

    Original von Idgie
    Du kriegst jede Menge Hinweise, wenn du nach Steak Gatsby googlest. Das setzt allerdings schon das Wissen voraus, dass einer der Bestandteile aus Steakfleisch besteht. Das gehört aber ganz sicher nicht zu den Weisheiten, die man kennen muss.


    Das wußte ich eben nicht und war total hilflos...
    Wie gesagt, ein paar Seiten später wurde es dann erklärt, ich hatte aber irgendwie eher mit einer Süßigkeit gerechnet als mit einem Steak...


    @ Salonlöwin
    Da hast du auch Recht, mir fällt grad nicht ein, bei welchem Buch es war, aber da hab ich mich kürzlich auch tierisch drüber aufgeregt, da wurden so simple Begriffe erläutert, daß ich das Gefühl hatte, daß der Autor seine Leserschaft für total minderbemittelt hält. Leider fällt mir grad wirklich nicht mehr ein, bei wem das war..... :gruebel

  • Ich kann es gar nicht leiden, wenn die Erklärungen erst am Ende des Buches in einem Glossar stehen. Zumindest bei Romanen finde ich das sehr lästig.
    Um den Lesefluss nicht zu unterbrechen, habe ich die Erklärungen gerne auf derselben Seite stehen, entweder am Ende der Seite oder - noch lieber - gleich neben dem Wort.


    Bei Sachbüchern ist das etwas anderes. Da rechne ich schon damit, dass das Lesen nicht so flott vorangeht und da stört mich auch das Nachschauen weniger, weil ich schon mit einer anderen Haltung an das Buch herangehe.

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Wie gesagt, ein paar Seiten später wurde es dann erklärt, ich hatte aber irgendwie eher mit einer Süßigkeit gerechnet als mit einem Steak...


    Hmmm, Süßigkeiten hätte ich der überaus sympathischen Figur des Bullen aus der Leseprobe jetzt allerdings weniger zugetraut, als blutiges Fleisch. :lache