Das dunkle Jahrhunder 1 - Hüter der Macht - Sara Douglass

  • Zu der Autorin sagt der Klappentext unter anderem:
    Sara Douglass, geboren 1957 in Penola, South Australia, ist Historikerin. Mit ihrer Kompetenz als Professorin für mittelalterliche Geschichte verleiht sie ihren Romanen eine einzigartige Authentizität und Lebensnähe.


    Der Klappentext selber:
    Europa im 14. Jahrhunderts
    Die Menschen leiden unter den Schrecken der Pest und des Hundertjährigen Krieges. Da ereilt den jungen Dominikanermönch Thomas Neville eine Vision: Nahe der Reichsstadt Nürnberg hat sich eine Pforte zum Reich des Bösen geöffnet. Dämonen dringen in unsere Welt ein, um die Macht über alles Lebendige an sich zu reißen. Nur ein altes magisches Buch könnte die Kreaturen bannen, doch es ist seit Jahrzehnten verschollen. Neville bleibt lediglich eine Hoffnung: Er muss das Buch finden, bevor die Diener des Unheils die Oberhand gewinnen. Inmitten der Unruhen und politischen Konflikte bricht der Mönch zu einer waghalsigen Mission auf, die ihn zu der geheimnisvollen Margaret führt. Doch ist die Fremde eine Dämonin oder eine Verbündete? Thomas ahnt nicht, dass die Begegnung sein Schicksal und seine Bestimmung für immer verändern wird.


    Einige Worte zum Inhalt:
    Das Buch beginnt mit einer Vorbemerkung der Autorin, und das ist auch gut so. Denn einiges, was ich sonst überhaupt nicht verstanden hätte, wird hier erklärt: Obwohl es also viele Ähnlichkeiten zwischen unserer Vergangenheit und der Welt dieser Geschichte gibt, finden sich auch zahlreiche Unterschiede. Beispielsweise wurde die gesamte Zeitspanne des Hundertjährigen Krieges verdichtet, so dass die Schlacht von Poitiers zu einem späteren Zeitpunkt als dem in unserer Vergangenheit stattfindet, und Jeanne d'Arc taucht zu einem früheren Zeitpunkt auf. (Seite 7)


    Im Prolog des Romans lernen wir Wynkyn de Worde kennen, den Mönch, der jedes Jahr zweimal von seinem Kloster Sant' Angelo in Rom die gefährliche Reise nach Nürnberg unternimmt, um dort Beschwörungsformeln und -riten abzuhalten, die die Dämonen wieder dorthin schicken, wo sie herkommen bzw. hingehören. Wir begleiten ihn auf seiner letzten Reise und erleben sein einsames Sterben mit. Dieser Prolog spielt im Jahr 1348.


    Die dann folgenden zwölf Kapitel reichen zeitlich gesehen vom 16. Januar 1377 bis zum 31. Oktober 1378. In diesen Kapiteln treten eine Anzahl von Menschen und auch einige Dämonen auf, die in irgendeiner Weise mit Thomas Neville, der Hauptperson dieses Buches – und wohl der ganzen sechsbändigen Reihe –, zu tun haben, sei es der Abt von Sant' Angelo, des Klosters, in dem Bruder Thomas zur Zeit lebt, wie Wat Tyler, einen Gefährten Thomas aus früheren Zeiten, wie Etienne Marcel, einen Kaufmann aus Paris.
    „Thomas, komm her und sprich mit mir“ (Seite 58), mit diesen Worten wendet sich Erzengel Michael an Bruder Thomas und verkündet ihm, dass er „zu denen gehört, die Gott auserwählt hat“.
    Als dieser Auserwählte unternimmt Bruder Thomas im Laufe des Buches die nach wie vor nicht ungefährliche Reise nach Nürnberg, zusammen mit einer Reisegruppe von Kaufleuten.
    Wir erleben daneben eine Papstwahl mit, wir lernen eine Menge über das mittelalterliche Leben in Rom und anderenorts, über das Reisen über die Alpen ... und über die Denkweise eines „einfachen“ Dominikanermönchs adeliger Herkunft. Das oft brutale Handeln zu Zeiten der Unruhen, des Krieges wird nicht ausgespart.


    Es gibt auch ein Glossar, in dem einige Begriffe und Personen erklärt werden, die Personen nur leider nicht im historisch belegten Kontext. Zu Johann Wycliffe beispielsweise sagt er nur "ein exzentrischer englischer Geistlicher und Vorstand des Balliol College in Oxford". Na gut, ein bisschen mehr ergibt sich aus dem Roman, aber das eine oder andere Wort hätte meiner Meinung nach schon dort stehen dürfen.


    Gedanken zum Buch:
    Allein der Name Neville und die Tatsache, dass dieser Roman im 14. Jahrhundert spielen würden, haben ausgereicht, um mich zu dieser Lektüre greifen zu lassen.
    Doch selten hat mich ein Buch so irritiert. Und noch seltener fand ich die Hauptfigur eines Romans so von Herzen unsympathisch wie Thomas Neville. Sollte ich meine Zeit wirklich mit einem so selbstgerechten, arroganten Mann verbringen, einem Spross einer mächtigen Adelsfamilie, der so genau weiß, was für andere gut ist, der Frauen entweder verdammt oder zu Heiligen erklärt? Wie sollte ich mich zurecht finden in einem Buch, in dem der schwarze Prinz und Jeanne d'Arc zur gleichen Zeit leben und handeln? Wieso sollte ich mich mit einem Erzengel herumschlagen, dessen Denkweise derart mittelalterlich geprägt ist, dass es mir schon den Atem verschlagen hat? Und wieso sollte ich glauben, dass jeder, dessen Gedanken und Handeln nicht auf Gott geprägt sind, gleich von Dämonen beeinflusst oder gar selbst ein Dämon ist?


    Nun, ich habe es zu Ende gelesen. Gelesen ist aber wahrscheinlich ein zu schwaches Wort für das Hadern, das Diskutieren mit Thomas Neville, am liebsten hätte ich ihn durchgeschüttelt, ihn geohrfeigt. Es war weniger lesen als vielmehr miterleben, zum Teil gar ein Erdulden. Es würde hier zu weit führen, alle meine Bedenken oder Gegenargumente zu dem für mich zum Teil abstrusen Denken und Handeln des Bruder Thomas aufzulisten. Es waren wahrlich mehr als reichlich.


    Was habe ich jetzt eigentlich gelesen?
    Ist es Fantasy? So sagt es der Verlag.
    Die Hinweise in der Vorbemerkung lauten, dass diese Geschichte in einer Parallelwelt spielen. Es kommen Dämonen vor, der Erzengel Michael spielt hier eine wesentliche Nebenrolle. Andere Fantasyfiguren wie Elfen, Drachen o. ä. fehlen gänzlich.
    Ich weiß zu wenig, um das Buch eindeutig hier einordnen zu können. Gleichwohl sortiere ich es unter dieser Rubrik ein.


    Ist es ein historischer Roman?
    Einige historische Persönlichkeiten finden Erwähnung in dem Buch, wie z. B. Eduard III oder Johann II, andern spielen munter mit, wie Ralph Neville, der schwarze Prinz Edward of Woodstock, Jeanne d'Arc oder Urban VI. Die Beschreibungen des Lebens der damaligen Zeit, der beschwerlichen Reisen, der Religiosität fand ich hervorragend.
    Und doch, als historischen Roman kann ich ihn nicht recht sehen, dazu weicht mir die hier beschriebene Vergangenheit von unserer realen ein bisschen zu sehr ab. Warum diese „Komprimierung“ von Seiten der Autorin vorgenommen worden ist, kann ich noch nicht recht abschätzen, geschweige denn einsehen.


    Was bleibt also?
    Einen Roman ist es – zweifellos, nur in welches Genre er passt, in welche Schublade ich ihn (für mich) stecken soll, das weiß ich beim besten Willen nicht. Er ist spannend, sicherlich, mitfiebern mit dem Helden konnte ich allerdings nicht, dazu stimme ich zu wenig mit ihm überein. „Thomas zweifelte nicht daran, dass er auf diesem Kreuzzug ein großer Streiter Gottes sein würde, ein Oberbefehlshaber einer kirchlichen oder weltlichen Armee, doch er fragte sich manchmal, welche Rolle Jeannette wohl spielen sollte. Vielleicht das Gewissen eines Königs? Sollte sie einem ruhmreichen Ritter aufmunternde und fromme Worte zuflüstern“ damit er Thomas beistand? Was blieb einem einfachen Bauernmädchen schon übrig, als eine verdienstvolle Nonne zu werden?“ (Seite 294, 295) Nun, diese wenigen Worte sagen eigentlich alles über Thomas Neville aus. Ich mag ihn nicht, ob ich ihn in Band zwei mehr mögen werde, bleibt späterer Lektüre vorbehalten. Ja, ich werde den zweiten Band lesen, und sei es, um festzustellen, ob sich der Fluch der römischen Hure erfüllen wird.

  • Nein, ich habe es nicht vergessen. In der Leserunde zu Nicole C. Vosselers „Caravaggio Verschwörung“ kam die Rede auf dies „Crucible“ - Trilogie, von der das der erste Band ist. Ich habe die Bücher, allerdings im amerikanischen Original. Jedoch noch nicht gelesen.


    Auf der Website der Autorin findet man - in englischer Sprache - Hintergrundinformationen zum Setting der Trilogie. Das ist in einer Art Paralellwelt, die Europa im 14. Jahrhundert entspricht. Die Rückkehr von Papst Gregor XI. 1377 nach Rom ist ein historisches Datum. Doch danach beginnt sich die Welt des Buches von der historischen Entwicklung unserer Welt zu lösten.


    Die Autorin hat, soweit ich das verstanden habe, die damaligen Zeitumstände als „Setting“ verwandt, es tauchen auch historische Personen und Ereignisse auf. Jedoch eben nicht als historischer Roman, sondern verarbeitet in einem, der eindeutig dem Fantasy-Genre zugehörig ist. Daß Sara Douglass imstande ist, historische oder mythologische Themen unserer Welt zu großartigen Fantasy-Epen zu verarbeiten, hat sie mit der Axis Trilogie und der daran anschließenden Wayfarer Redemption eindrucksvoll bewiesen (dt. „Weltenbaum-Saga“). Vor allem für die zweite Trilogie ist die Kenntnis unserer westlichen Mythologie (genauer: diverse Stellen aus dem Alten Testament) mehr als hilfreich. Etwa


    Wer von Sara Douglass’ Büchern historische Romane erwartet, wird mit Sicherheit enttäuscht werden. Die Autorin war zwar Dozentin für mittelalterliche englische Geschichte, dennoch schreibt sie in ihren Romanen Fantasy, keine historischen Romane. Daß sie jedoch auch anders kann, hat sie u. a. mit dem (in Europa eigentlich nicht erhältlichen) Buch „The Betrayal of Arthur“ bewiesen. < Klick > - da hatte ich das schon mal erwähnt.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier
    Das ist in einer Art Paralellwelt, die Europa im 14. Jahrhundert entspricht. Die Rückkehr von Papst Gregor XI. 1377 nach Rom ist ein historisches Datum. Doch danach beginnt sich die Welt des Buches von der historischen Entwicklung unserer Welt zu lösten.


    Es wäre in meinem Fall gut gewesen, das vorher zu wissen. Vermutlich hätte ich das Buch dann nicht angerührt.


    Zitat

    Wer von Sara Douglass’ Büchern historische Romane erwartet, wird mit Sicherheit enttäuscht werden.


    Ja, oh ja!
    Aber die Frau kann Figuren zeichnen. Das ist wirklich so unglaublich real bei mir angekommen ... wenn ich Thomas Neville in die Finger bekommen hätte, hätte ich für seine Gesundheit nicht mehr garantieren können, um es mal so zu sagen.
    Was sie auch unglaublich gut kann, ist Folgendes: Bilder in meinem Kopf zum Laufen bringen, aber die Bilder, die Gewaltszenen darstellen, sehr viel deutlicher als die ruhigen. Ich weiß nicht, ob sie dafür ein besonderes Händchen hat.


    Band 2 habe ich zwar angefangen, aber ich kann das im Moment nur seitenweise ertragen.

  • Zitat

    Original von Lipperin
    Es wäre in meinem Fall gut gewesen, das vorher zu wissen. Vermutlich hätte ich das Buch dann nicht angerührt.


    Das habe ich mir gedacht. Das Buch zu den historischen Romanen zu stellen, war aber auch ein eindeutiger Fehler der Buchhandlung.



    Zitat

    Original von Lipperin
    Band 2 habe ich zwar angefangen, aber ich kann das im Moment nur seitenweise ertragen.


    Vermutlich solltest Du die Bücher von Sara Douglass eher nicht lesen. Da geht es oft sehr heftig zur Sache. Etwa in der "Wayfarer Redemption" (dt. "Im Zeichen der Sterne"),

    (Im Spoiler ist das Ende enthalten.)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Der domikanische Mönch Thomas Neville kommt kurz nach dem Eintreffen des Papstes in Rom an. Dieser war 70 Jahre Rom ferngeblieben und jetzt wieder zurück und vom Volk groß gefeiert. Als er jedoch stirbt, verlangen die Römer, dass ein Italiener zum Papst gewillt wird, und dieser in Rom bleibt, und nicht wieder nach Frankreich geht. Die Kardinäle die unter Druck gesetzt wurden wählen in Frankreich einen zweiten Papst. Die Kirche wird gespalten. Dies ist jedoch nicht der einzigste Krieg der Herrscht. Der englische Prinz ist auf einen Feldzug nach Frankreich unterwegs.


    In diesem ganzen Tumult erfährt der kleine Mönch Thomas Neville, dass er zu höherem außerkoren ist. Er bekommt vom Heiligen Michael den Auftrag den Platz von Wynkyn einzunehmen und den Dämonen den Kampf anzusagen. Auf den Spuren von Wynkyn trift einige Bekannte, Verbündete aber auch Verräter. Aber all das soll ihn nicht aufhalten, das Buch von Wynkyn zu finden.


    Man fragt sich nur, ob es Sara Douglass nicht etwas übertrieben hat mit dem Glauben von Thomas. Das Leben ist eine Sünde! Alles was wir tun oder tun werden ist eine Sünde. Wer nicht beichtet oder glaubt wir im ewigen Fegefeuer schmoren. Wenn jemand stirbt ohne vorher die Beichte ablegt ist er verdammt. Schließlich zählt nicht das Diesseits sondern nur das Jenseits. Jeder soll sich um seinen eigenen Seelenheil sorgen und kümmern, als irgendwelche Träumen hinterher zu hengen.


    Aber im 14. Jahrhundert war dies wohl so. Die Menschen waren damalt extrem Gläubig, was man sich heute einfach nicht mehr vorstellen kann. Das wäre schrecklich.


    Oder ist Thomas nur ein Verrückter? Der sich den heiligen Michael und die Dämonen nur fantasiert? (Meiner Meinung nach, wares es damals nur ein paar Verrückte, die sich Heiligen etc. einbilden.)


    Aber Wynkyn hat und Thomas soll ja die Dämonen in die Hölle schicken. Jedes Jahr. Den Engeln hinterher räumen. Sind nicht die Engel die Sünder? Die es mit den Menschen treiben und so die Dämonen zeugen? Das Böse.


    Ich bin gespannt, wie die Geschichte weiter gehen wird, und werde mir die nächsten Bände sobald sie als Taschenbuch herausgekommen besorgen. Dies war mein erstes Buch von Sara Douglass und werd mir doch gleich eine andere Serie zu gemüte ziehen. Sie schreibt sehr gut.


    Das Buch war gut.

  • Ich glaube nicht, daß die Autorin bei Thomas übertrieben hat, solche Fanatiker (und dazu paßt ja auch die Zugehörigkeit zu den Dominikanern) hat es damals sicher viele gegeben.


    Ich bin auch schon sehr gespannt auf die Folgebände... und hoffe, Thomas wird noch deutlich eines besseren bekehrt, denn sympathisch war er wirklich nur sehr sehr selten.

    Die Zeit, die du für deine Rose verloren hast, sie macht deine Rose so wichtig.
    Antoine de Saint-Exupéry 'Der kleine Prinz'

  • Ich habe Band 1 auf die Empfehlung meines neuen Buchdealers gekauft und gelesen und war zunächst nicht so begeistert.


    (Die Buchvorstellung spare ich mir an dieser Stelle, sie wurde ja schon im 1. Beitrag gemacht.)


    Ich war am Anfang irritiert und schließlich genervt von den fanatischen Gedanken von Thomas. Dauernd dachte ich: Mein Gott, denkt sie (die Autorin) das wirklich?? Bis mir aufging, dass es durchaus gewollt war, dass der Charakter von Thomas so überzeichnet und fanatisch ist und in der damaligen Zeit sicher kein Einzellfall war. Sympathisch ist er mir trotzdem nicht geworden, aber das tut dem Buch keinen Abbruch. Hier geht es mehr um das große Ganze und weniger um ein Heldenepos. Thomas ist ein selbstgerechter Fanatiker, der die Schuld immer irgendeinem ominösen "Bösen" zuschiebt. Immer, wenn er (in seinen eigenen Augen) schwach wird, sind die "Dämonen" und das "Böse" schuld daran, niemals er, nein nein nein. :pille Dadurch wird es aber erst spannend, denn man wartet darauf zu erfahren, wie die Dinge nun wirklich stehen. Sind die "Guten" wirklich gut oder ist es doch eher ein Kampf zwischen zwei Seiten, die beide um die Macht auf Erden buhlen?


    Ich bin mittlerweile in Band 2 und werde mir sicher auch die anderen Bände als TB kaufen. Das ist meine erste Mittelalterfantasy, kenne sonst eher die rein fantastischen Welten (auch wenn sie natürlich größtenteils mittelalterlich gestaltet sind) und bisher gefällt es mir ganz gut, es ist mal was anderes. Vermutlich werde ich mir auch die Weltenbaumsaga von Sara Douglass zu Gemüte führen, das soll ja eins ihrer Meisterwerke sein.


    Fazit: Durchaus empfehlenswert für alle Fans von Fantasy, gerade wenn man mal was anderes als das übliche lesen möchte. Leichte Fantasy-Lektüre für zwischendurch.