'Trostpflaster' - Kapitel 16 - 23

  • Diesen Teil hab ich auch beendet.


    Man merkt immer mehr, wie egal Paul Julia wird. Find ich gut - ich mag den nicht. Er unterstützt sie nicht wirklich und macht ihr dauernd Vorwürfe. Den würde ICH jedenfalls nicht mehr heiraten. Julia bestimmt auch nicht - an die Hochzeit denkt sie fast gar nicht mehr - aber wahrscheinlich nicht wegen dem Stress in der Agentur.


    Simon wird mir immer sympatischer. Klar, dass er ne große Klappe hat - er hat sich ja sofort in sie verliebt. ;-)
    Und da er Simon ist, muss er sie dauernd abblitzen lassen.
    Ausserdem denkt er ja, dass sie bald heiratet. Andererseits merkt er glaub ich, dass es ihr nicht mehr so ernst ist - sie selbst merkt es aber nicht.


    Katja und der Moderator. Sachen gibts. Aus denen wird bestimmt auch ein Paar - also so richtig. Aber wen wird Paul abkriegen?


    Ich muss weiterlesen...

  • Zitat

    Original von Wiebke
    Jetzt haben ja schon einige von Euch geschrieben, dass Julia ihnen etwas unsympathisch geworden ist, weil sie im Vollrausch mit Simon geknutscht hat. Wir fanden das eigentlich nicht sooo schlimm, zumal es ja in der Tat zeigen soll, dass die Beziehung mit Paul nicht mehr so ganz stimmt - nun ja, werde heute morgen beim Frühstück (wir sind ja noch im Schreibexil) mit meiner Schwester darüber diskutieren, ob wir eine lockere Moral haben :grin


    Na, was ist bei euerer Diskussion herausgekommen? :grin Ich würde auch sagen, dass es nicht "sooo schlimm" ist, aber in Ordnung finde ich es auch nicht (vielleicht bin ich da ja auch zu spießig!). Klar, passiert, aber sollte eigentlich nicht passieren.


    Allerdings passt es gut ins Buch rein, so wie ihr es geschrieben habt. Für mich ist es nämlich ein Zeichen, dass sich bei Julia bei aller Weiterentwicklung und neuem Selbstbewusstsein auch ein paar negative Sachen einstellen. Und dazu gehört neben dem Fremdknutschen in einer festen Beziehung auch das Besäufnis vorher. Bei kompletten Totalausfall mit anschließenden Filmriß muss sie schon gut hingelangt haben :schnaps. Mit 18 okay, aber mit 28? Muss das da noch sein? (ich glaube, die gute Julia hat sich in ihrer Jugend noch nicht ganz so ausgetobt).

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Zitat

    Original von Lese-rina
    Bei kompletten Totalausfall mit anschließenden Filmriß muss sie schon gut hingelangt haben :schnaps. Mit 18 okay, aber mit 28? Muss das da noch sein? (ich glaube, die gute Julia hat sich in ihrer Jugend noch nicht ganz so ausgetobt).


    Mit dem Alter hat das meiner Meinung nach gar nix zu tun.
    Die Stimmung machts da eher.

  • Zitat

    Original von Johanna


    Mit dem Alter hat das meiner Meinung nach gar nix zu tun.
    Die Stimmung machts da eher.


    Da schließe ich mich Dir hundertprozentig an, auch im "hohen Alter" darf man noch mal richtig ordentlich auf den Putz hauen :chen Hab ich ja auch schon beim Eulentreffen eindrucksvoll unter Beweis gestellt, ich sach nur: "Aufgemischte Hochzeitsgesellschaft" ...


    Lese-rina
    Also, Frauke und ich sind der Meinung, dass es natürlich keine Entschuldigung ist - aber wenn so etwas passiert, kann es durchaus ein Zeichen dafür sein, dass es in der eigenen Beziehung nicht mehr stimmt. Ob Frauke auch schon fremdgenknutscht hat, wollte sie mir nicht verraten, sie ist ja seit über 12 Jahren verheiratet :lache


    Ich hingengen bin ja Single und kann machen, was ich will, wann ich will, wo ich will und mit wem ich will. Nur will meistens keiner :cry


    Hupsa, ich sollte aufpassen, was ich hier schreibe. Am Ende könnte mich einer ernst nehmen - und die, die mich persönlich kennen, wissen, dass man das nur bedingt tun sollte :lache

  • Zitat

    Original von Wiebke


    Da schließe ich mich Dir hundertprozentig an, auch im "hohen Alter" darf man noch mal richtig ordentlich auf den Putz hauen :chen Hab ich ja auch schon beim Eulentreffen eindrucksvoll unter Beweis gestellt, ich sach nur: "Aufgemischte Hochzeitsgesellschaft" ...


    Erinnere mich dran, dass ich im Oktober eine Videocamera mitnehme.... :lache

  • Habe soeben diesen Teil auch abgeschlossen.


    Das Weihnachtsgeschenk von Paul gefiel mir besonders gut... würde ich mich auch total drüber freuen...


    Ich hatte mich schon die ganze Zeit gefragt was denn mit Katja los ist und bin gespannt wie sich das da weiterentwickelt. :gruebel


    Wie hier auch schon geschrieben wurde, merkt man das Paul immer mehr in den Hintergrund von Julia gerät. Julia geht in ihrem Job so richtig auf und für privates bleibt da wenig Zeit.


    So, dann lese ich mal weiter.. :grin :wave



    PS: Egal welches Alter, aufn Putz hauen is wichtig, muß man mal machen :chen

    "If you wanna make the world a better place
    Take a look at yourself and then make a change" - Man In The Mirror

  • Zitat

    Original von Miss J
    PS: Egal welches Alter, aufn Putz hauen is wichtig, muß man mal machen :chen


    Klar darf (und sollte) man und frau in jedem Alter auf den Putz hauen. Aber soviel trinken, dass ein Totalausfall mit Filmriß folgt - ich weiss ja nicht, was daran so erstrebenswert ist. Auf den Putz hauen hat meiner Meinung nach nur bedingt was mit Alkohol zu tun (mit ein bißchen ja, aber nicht mit soviel). Und irgendwann sollte jeder dann halt doch wissen, wie viel er verträgt oder auch nicht.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Filmriss hatte ich auch noch nie und ich trinke auch nie soviel, das es soweit kommen kann...


    Aber in jedem Alter kann ein Filmriss passieren, das sollte eigentlich damit ausgesagt werden... :grin


    Auf den Putz hauen ist nicht gleich sinnloses besaufen (ist auch viel zu teuer :grin)

    "If you wanna make the world a better place
    Take a look at yourself and then make a change" - Man In The Mirror

  • Zitat

    Original von Miss J
    Filmriss hatte ich auch noch nie und ich trinke auch nie soviel, das es soweit kommen kann...


    Dabei sollte das schlechte Gefühl am Morgen danach doch jeder mindestens und eigentlich auch höchstens 1 x miterlebt haben. Bei mir war es mit 18 auf meiner Vor-Abi-Fete. Der Filmriss fing um ca. 19:30 Uhr an und dauerte bis 3 Uhr. Das muss ich definitiv nie wieder haben. Ich weiß auch nicht mehr was ich evtl. mit wem gemacht, geredet, getanzt, gesungen, geheult usw. habe. Das Gefühl ist definitiv nicht erstrebenswert. Aber wenn man es erlebt hat, gibt man sich noch mehr Mühe, nie wieder so viel zu trinken. Vor allem nie wieder so viel durcheinander. Eindeutig unter Jugendsünden abzuspeichern. Aber wenn man das in der Jugend nicht hatte wie die eigentlich doch so vernünftige Julia und man eh in einer sagen wir mal merkwürdigen Stimmung ist, kann das auch noch mit 28 passieren, nehm ich an.

  • Also einen Absturz hatte ich auch mal... (irgendwie wollte ich wohl meinen Liebeskummer ertränken), aber ich kann mich an alles erinnern... wobei wenn ich jetzt so recht darüber nachdenken, wäre ein Filmriss an dem Abend nicht schlecht gewesen... :gruebel :chen


    Aber seitdem höre ich immer rechtzeitig mit dem Alk auf...bzw. trinke auch zwischendurch immer mal ein Wasser... :unschuld

    "If you wanna make the world a better place
    Take a look at yourself and then make a change" - Man In The Mirror

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  • Also, jetzt schreibe ich noch einmal etwas zum Thema "Filmriss nach Alkohol-Genuss" - und zwar nicht darüber, wie so etwas moralisch zu bewerten ist (ich denke, das muss jeder für sich selbst entscheiden; zudem glaube ich, dass da jeder Mensch anders veranlagt ist: manche können einen nach dem nächsten kippen, ohne, dass es sie großartig beeinflusst, andere bekommen schon nach zwei Gläsern Wein erste Gedächntislücken). Egal, darum geht es hier gar nicht.


    Für die Geschehnisse bei der Weihnachtsfeier gibt es dramaturgische Gründe. Frauke würde mich jetzt wahrscheinlich wieder den selbst ernannten Dramaturgie-Papst nennen, aber für alle, die es interessiert, möchte ich kurz erklären, warum wir es geschrieben haben. Vielleicht zeigt es Euch, dass die meisten Dinge, die sich in einem Roman ereignen, begründet sind, die Autoren haben sich Gedanken über ihre Charaktere und die Struktur ihrer Geschichte gemacht.


    So, genug Vorgeplänkel, hier die Erläuterung (Achtung, der Dramaturige-Papst spricht :grin)


    Es gibt in der Dramaturgie den Ausdruck "unschuldig schuldig" werden. Das bedeutet, dass eine Figur etwas tut, was der Leser eigentlich nicht gutheißen kann. Aber er kann es bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen. Wenn er das nicht kann, würde das bedeuten, dass der Autor seine Figur "bricht", das heißt, der Leser kann die Hauptfigur nicht mehr leiden oder versteht sie nicht mehr - das ist dann der sichere Tod einer Geschichte. Wer möchte sich schon mit einer Figur beschäftigen oder mit ihr "leben", wenn er sie nicht mag? Niemand.


    Dieses "unschuldig schuldig" werden bedeutet nun, dass die Figur aufgrund von äußeren Umständen in eine Lage gerät, die sie eigentlich nicht wollte. Ein Beispiel: Eine ältere Frau, Lehrerin, frustriert von ihrem Leben und ihrer Ehe, nimmt einem Schüler eine Spielzeugpistole weg. Es ist Faschingszeit und die Schüler dürfen verkleidet zur Schule kommen, aber mit der Zeit geht unserer Hauptfigur das ständige Geballer mit Platzpatronen so derart auf die Nerven, dass sie die Pistole einkassiert und am nächsten Tag zurückgeben will. Auf dem Heimweg hält sie an einer Tankstelle und tankt. Als sie zahlen will, sucht sie in ihrer Handtasche nach ihrem Portemonnaie, wühlt darin herum und legt ein paar Sachen auf den Tresen. Plözlich bemerkt sie, dass der Kassierer hektisch anfängt, sämtliches Geld aus der Kasse zu nehmen und ihr hinzulegen. Im ersten Moment begreift sie gar nicht, was los ist. Aber dann fällt ihr auf, dass sie die Pistole in der Hand hält, die sie gerade auch rauslegen wollte. Der Kassierer missversteht das und hält es für einen Überfall. Ein Kurzschluss passiert: Plötzlich ist sie da, die Möglichkeit, ihr frustrierendes Leben zu verlassen. Sie denkt gar nicht groß nach, nimmt das Geld, springt ins Auto und braust davon. Erst später, als sie gar nicht weiß, wohin sie will und sie im Radio hört, dass die Polizei nach ihr fahndet, wird ihr bewusst, was sie getan hat.


    Wollte die Frau die Tankstelle überfallen? Nein. Alles ist aufgrund eines Missverständnisses passiert, die Frau wurde "unschuldig schuldig", denn es war nie ihr Plan, einen Raubüberfall zu begehen. Aber jetzt steckt sie eben in der Klemme. Und, klar, ihr Unterbewusstsein hat ihr schon lange gesagt, dass sie aus ihremLeben ausbrechen soll, aber sie hat es immer unterdrückt.


    So ist es mit Julia: Ihr Unterbewusstsein sagt ihr schon lange, dass mit ihr und Paul etwas nicht stimmt. Aber sie unterdrückt es - bis zu dem Moment, in dem sie unter Alkoholeinfluss die Kontrolle verliert und ihre eigentlichen Sehnsüchte sich für einen kurzen Moment Bahn brechen können. Hat sie danach wirklich einen Filmriss? Oder verdrängt sie es, weil ihr Bewusstein es nicht wahr haben will? Hat sie wirklich "Schuld" an dem, was passiert ist? Sicher, schon irgendwie - und irgendwie auch nicht.


    So, das mal als Hintergrund dazu. Und warum wir die Szene nicht im "on" erzählt haben, also beschrieben haben, wie sie mit Simon geknutscht hat? Das hätte sehr viel Spannung weggenommen, wenn Julia und der Leser es gleich gewusst hätten. So hat man die ganze Zeit nur das Gefühl, dass da irgend etwas war - aber was genau erfährt man erst später.


    So. Ähm. Der Dramaturgie-Papst kümmert sich jetzt wieder zusammen mit Frauke um unseren neuen Roman ... :grin

  • Die Ausführungen finde ich total interessant, allerdings weiß ich jetzt auch wieder, warum ich Romane lese und nicht schreibe ;-)!


    Da ich Simon ja schon von Anfang an mochte, wurde Julia mir durch die Aktion eher noch sympathischer :chen! Obwohl das ja ein bisschen gemein ist, glaub ich :rofl!

  • @ Wiebke


    Danke erstmal für die ausführlichen Erklärungen. Für mich als Leser sehr interessant, wenn ich erfahre, was sich die Autoren so denken. So in der Art habe ich es mir schon gedacht, du hattest es ja schon ein paarmal angeschnitten. Früher habe ich ja schon geschrieben, dass es für das Buch genau gepasst hat, und bei mir hat sich genau das Gefühl eingestellt, dass du so schön beschrieben hast: Eigentlich kann ich es nicht (ganz) gutheißen (wobei es ja wirklich nichts schlimmes war), aber nachvollziehen.


    Beim Lesen war es für mich mehr ein Zeichen, dass sich Julia verändert hat (der Julia aus den ersten Kapiteln wär das so wahrschienlich nicht passiert), weniger, dass die Beziehung nicht mehr so passt. ?( Die Frage die sich mir momentan stellt ist genau die: Hätte sie mit Simon auch geknutscht, wenn die Beziehung mit Paul noch in Ordnung gewesen wäre, einfach aus der Stimmung und dem Alkoholgenuß heraus? Da bin ich mir etwas unschlüssig. Was meint ihr?


    @ Groupie:


    Zitat

    Das Gefühl ist definitiv nicht erstrebenswert. Aber wenn man es erlebt hat, gibt man sich noch mehr Mühe, nie wieder so viel zu trinken. Vor allem nie wieder so viel durcheinander. Eindeutig unter Jugendsünden abzuspeichern.


    Du hast das genau getroffen, wie ich es auch gemeint habe! Danke.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

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  • Lese-rina


    Nein, wenn in der Beziehung zu Paul nicht schon der Wurm drin wäre, hätte Julia NICHT mit Simon geknutscht.


    Auch, wenn das im wirklichen Leben durchaus vorkommen kann und unter Umständen dann rein gar nichts zu bedeuten hat, sondern wirklich nur ein Alkohol bedingter Ausrutscher war - wenn so etwas in einem Buch oder Film passiert, hat es in der Regel eine Bedeutung oder Funktion. Jedenfalls, wenn es ein gutes Buch ist, da passiert nichts "einfach so". Ähm, damit sage ich natürlich, dass unsere Bücher GUT sind, was man über sich selbst natürlich nicht behaupten sollte. Aber ich mach's einfach mal :grin


    Auch hierfür gibt es einen Fachbegriff, diese Technik nennt sich "Planting and Pay off", also "Säen und Ernten." Der Autor schreibt eine bestimmte Szene oder verleiht seiner Figur einen bestimmten Charakterzug, die oder der für sich genommen erst einmal nicht so wichtig erscheint - aber später, bei der Auflösung, eine Bedeutung bekommt.


    Nehmen wir als Beispiel den Film "Vertigo": Da erfahren wir am Anfang, dass James Stewart an massiver Höhenangst leidet, weil er einmal bei einer Verfolgungsjagd den Absturz eines Verbrechers miterleben musste. So what?, könnte man da jetzt denken, hat er eben Höhenangst. Erst später wird aufgelöst, dass der Drehbuchautor den Absturz des Verbrechers und die sich daraus entwickelte Höhenangst ABSICHTLICH hinein geschrieben hat - denn später, als Kim Nowak auf den Glockenturm rennt und sich hinunter stürzt, kann er ihr nicht folgen, um sie zu retten, denn die Höhenangst hält ihn zurück. Am Ende des Filmes erfahren wir, dass der Auftraggegber, der James Stewart gebucht hatte, um seine Frau zu beschützen, um diese Höhenangst wusste und deshalb gerade ABSICHTLICH James Stewart ausgewählt hat, weil er WUSSTE, dass dieser seine Frau nicht würde retten können. Dahinter steckt also von Anfang an ein perfider Mordplan.


    Ich hoffe, viele von Euch kennen den Film "Vertigo", sonst ist das hier wahrscheinlich nicht so leicht verständlich :grin


    Herrjeh, das wird ja hier eine regelrechte Dramaturgie-Stunde - am Ende könnte Ihr alle keine Bücher mehr lesen oder Filme gucken, ohne dass Ihr schon gleich wisst, was passieren wird :lache


    Und noch einmal, was die Beziehung zu Paul betrifft: Da ist schon länger der Wurm drin. Nur die "Anfangs-Julia" gesteht sich das selbst nicht ein, sie hält an der Fassade fest. Kennt ihr das vielleicht? Wenn ihr mal in einer längeren Partnerschaft ward und es eigentlich nicht mehr so rund lief, ihr es Euch aber nicht einmal Euch SELBST gegenüber eingestehen wolltet? Manche Gedanken verbietet man sich ja, wischt sie weg, redet sich ein, dass alles super ist. So lange man nicht darüber nachdenkt, ist es irgendwie auch nicht wahr. Aber wenn man bei sich selbst erst einmal den ersten Zweifel zulässt, dann beginnt es, zu bröckeln. Sobald man dann auch noch mit Freunden darüber spricht, also seine Bedenken laut formuliert, kann es sein, dass es schnell zu Ende geht.


    Hm. Ich hoffe, das war jetzt einigermaßen verständlich.



    NACHTRAG:
    Eine von Euch Eulen hat uns hier gefragt, ob wir Rezis lesen und ihnen Beachtung schenken. Ja, das tun wir. Auch, um uns weiter zu entwickeln, so ein Feedback ist sehr, sehr wichtig. Und wir haben auch nichts gegen negative Kritiken, wenn einem Leser ein Buch nicht gefällt, soll er das auch unbedingt schreiben. ABER, nachdem wir hier gerade so aus dem Nähkästchen plaudern: An alle von Euch, die gern Rezis schreiben: Was einen Autor wirklich trifft, ist, wenn eine Rezi böse und gedankenlos dahin geschludert wird, ohne wirklich sachliche Kritik zu enthalten (zum Beispiel, WARUM derjenige das Buch doof fand). Denn, wie Ihr hier sehen könnt: Die meisten Autoren geben sich mit ihren Büchern viel Mühe, arbeiten lange an der Geschichte und den Charakteren, bis sie stimmig sind. Über jeden Satz, jede Szene macht man sich Gedanken, ich glaube nicht, dass es einen einzigen Schriftsteller gibt, der einfach "nur so" runterschreibt. Von daher: Immer schön dran denken, dass auf der anderen Seite Eurer Kritik ein Mensch aus Fleisch und Blut sitzt, der sein Bestes gegeben hat, um seine Leser zu unterhalten. Schreibcomputer gibt es ja noch nicht :-) Nicht, dass wir gerade irgendwo böse Dresche gekriegt hätten, aber gerade hatte ich einfach Lust, so etwas auch mal in einem Forum loszuwerden und dachte, hier passt es eigentlich ganz gut hin.

  • Oje, ich hinke echt ziemlich hinterher.... aber das Buch ist trotzdem total super - ich will das trotzdem nicht an einem Tag auslesen, weil es dann ja vorbei ist :(.



    In diesem Abschnitt war ich sehr überrascht, als Petra Fischer dann selbst anrief. Aber ich verstehe es, dass selbst für den, der sich trenne möchte, nach einigen Jahren die Trennung schwer ist. Ich glaube ich hätte da auch so meine Probleme. Immerhin haben mir manche Jungs schon bei einer Abfuhr ganz am Beginn Leid getan...ich hab einfach immer zuviel Mitgefühl...vielleicht kann ich mich deshalb auch recht gut in Julie hinein versetzen.


    Dass Beate fest eingestellt wurde und auch Gerd dann einen Job bekommt finde ich super. Es wird manchmal doch wieder alles gut.


    Dass Katja was mit Kaiser begonnen hat, hab ich mir schon gedacht... dass sie sich aber trotzdem einmischt, wenn Julia extra gesagt hat, sie soll nichts sagen, finde ich nicht okay. Sowas mag ich einfach nicht... Hab da auch so meine Erfahrungen und da kam dann meistens nichts Gutes heraus.


    Tja, und zum Filmriss - ich glaube den hat echt jeder mal. Ich war da zwar noch um einiges jünger als Julia, aber peinlich war es dann trotzdem. Aber ich denke auch, dass der Kuss nicht passiert wäre, wenn alles zwischen ihr und Paul gestimmt hätte.



    Naja, bin schon sehr gespannt wie es weiter geht...

  • Ooooh :wow hilfe ich hänge sooo dermaßen hinterher....des gibts gar net....
    Bin noch net mal ganz fertig mit diesem Teil^^...



    Ich finde das Buch aber super :-)
    ich meld mich nochmal wenn ich fertig bin :D

    An old man turned ninety-eight
    He won the lottery and died the next Day
    It's a black fly in your Chardonnay
    It's a death row pardon two minutes too late
    Isn't it ironic, don't you think
    (Alanis Morisette - Ironic)

  • @ Wiebke


    sorry, dass ich jetzt solange nicht mehr geantwortet habe, das lag nicht am mangelnden Interesse sondern an der mangelnden Zeit :-(


    Zitat

    am Ende könnte Ihr alle keine Bücher mehr lesen oder Filme gucken, ohne dass Ihr schon gleich wisst, was passieren wird


    Dein Posting war sehr interessant und tatsächlich habe ich gestern einen Film gesehn wo mir zwei eher nebensächliche Ereignisse verraten haben, wie es weitergeht. Wäre mir wahrscheinlich vor deinem Posting nicht aufgefallen (zumindest nicht vorneweg). Ich fands ganz toll, dass ich meine neuen Kenntnisse gleich anwenden konnte. Ansonsten ist es mir noch nie so bewusst geworden, dass ein ganzes Buch/Film so komplett durchdacht ist. Da muss ihr Autoren dann aber zwischendurch ganz schön viel umschreiben, oder sind die Handlungsstränge schon vorneweg alle so ausgereift?


    Was ich mir überlegt habe: Was ist mit unvorhergesehenen Wendungen in einem Buch? Bsp. deines vorgestellten Filmes "Vertigo" (den ich nicht kenn, ich habs aber trotzdem gut verstanden, was du sagen wolltest :-)), hätte es doch auch sein können, dass James Stewart seine Höhenangst in diesem außergwöhnlichen Moment überwindet und die Frau dennoch rettet? Es ist zwar (manchmal) schön, wenn ein Buch genauso ausgeht wie vorhergesehen, aber auf Dauer etwas langweilig. Und gerade in diesem Genre fällt mir auf, dass man bei den allermeisten Bücher spätestens nach dem ersten Kapitel weiss, wie das Buch endet (oft auch schon nach Lektüre des Klappentextes :-(). Das tut dem Lesevergnügen meist keinen Abbruch, doch auf Dauer nevts (für mich ein Grund, immer zwischen den Genres zu wechseln).


    Zurück zum Buch Trostpflaster: Da habe ich in dem Zusammenhang auch ein Frage dazu, die ich aber lieber erst im nächsten Abschnitt stellt, denn die nimmt das Ende vorweg.

    Zitat

    Wenn ihr mal in einer längeren Partnerschaft ward und es eigentlich nicht mehr so rund lief, ihr es Euch aber nicht einmal Euch SELBST gegenüber eingestehen wolltet?


    Das (betrifft ja nicht nur Beziehungen, sondern auch alle anderen Lebensbereiche) kann ich absolut nachvollziehen. Allerdings bin ich der Meinung, dass es gerade bei Beziehungen ein auf und ab ist, es gibt nicht die immer-perfekte Partnerschaft (sollte einer von euch so eine auf Dauer haben, bitte unbedingt melden!). Leider wird in Büchern/Filmen so etwas oft vorgegaukelt (Trostpflaster möchte ich hier ausdrücklich ausschließen, aber dazu im nächsten Abschnitt mehr), die Realität schaut halt da doch anders aus.


    Zum Nachtrag: Ich hoffe, du spielst damit nicht auf mich an, weil ich (nicht) nur schreibe, wie mir das Buch gefällt, sondern etwas mehr "nerve". Aber ich denke, ein Buch soll ja immer auch zum Nachdenken anregen, und das tut es bei mir auf jeden Fall ;-)!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Zitat

    Original von Miss J
    Das Weihnachtsgeschenk von Paul gefiel mir besonders gut... würde ich mich auch total drüber freuen...


    Das fand ich auch sehr schön und auch noch kreativ. :-]
    Ein wirklich tolles Geschenk.



    Zitat


    Ich hatte mich schon die ganze Zeit gefragt was denn mit Katja los ist und bin gespannt wie sich das da weiterentwickelt. :gruebel



    Katja ist derzeit schon seltsam... da ist doch was im Busch!



    Zitat


    Wie hier auch schon geschrieben wurde, merkt man das Paul immer mehr in den Hintergrund von Julia gerät. Julia geht in ihrem Job so richtig auf und für privates bleibt da wenig Zeit.



    Paul wird immer "blasser", dafür merkt man, dass sich Julia so richtig wohl fühlt in ihrem neuen Job.

  • Oh je, ich bin wohl die langsamste hier? :-( Habe diesen Abschnitt erst vorgestern beendet.


    Zitat

    Zu diesen Kapiteln möchte ich eigentlich nur noch hinzufügen, wie sehr es mir gefällt, dass sich sämtliche Charaktere zu drehen scheinen.


    Das habt ihr ganz toll umgesetzt.


    Dem kann ich mich nur anschließen. Schön, das insbesondere die Figur des Paul mich mit seinem Weihnachtsgeschenk total überrascht hat.
    Ich hatte Anfangs im anderen "Fred" geschrieben, dass ich hoffe, dass die Sache mit Julia-Paul und Julia-Simon nicht so vorhersehbar ist, wie es zunächst den Anschein hatte...
    Ok, dass Julia Simon geküsst hat, passt da schon rein. Was ich aber wirklich toll finde, ist die Entwicklung von Paul.
    Ich vermute nach wie vor, dass Julia Paul nicht heiraten wird, aber der Spannungsbogen hat sich durch Pauls Weihnachtsgeschenk ein gutes Stück aufgezogen. (Und durch die ersten Seiten des nächsten Abschnitts, in die ich reingelesen habe, weil ich das Buch nicht weglegen konnte;-) sogar noch ein ganzes Stück weiter).


    Zu der Sache mit der Weihnachtsfeier und dem Fremdknutschen:
    Letzteres finde ich persönlich für eine reale Beziehung ein "NoGo", weil es eben genau zeigt, dass in der Beziehung etwas nicht stimmt. Deshalb finde ich es hier in der Geschichte passend. Es passt zu Julias Entwicklung, dass sie sich weniger Zeit für die Hochzeitsplanung nimmt. Von daher finde ich es zwar nicht gut, aber für den Fortgang der Geschichte passend.


    Zitat

    (Achtung, der Dramaturige-Papst spricht )


    :anbet :anbet :anbet
    Danke für den Hintergrund. Erinnert mich an meinen Deutsch-LK zu Thomas Mann u. Goethe und warum gewisse Protagonisten "dem Untergang geweiht" sind. :-) Danke!
    So eine Leserunde ist echt super. Ich fand diese Aktion ja im Sinne der Geschichte "vertretbar", aber mit Deiner Erläuterung gefällt es mir doch besser. So ist es eine rein literarische Betrachtung, losgelöst von der Übertragung der Geschichte auf das "reale Leben". (Klingt jetzt irgendwie merkwürdig, aber ich weiß gerade nicht, wie ich es sonst ausdrücken soll. :-( Freue mich jedenfalls über mehr "Hintergrund-Infos", warum ihr gewisse Sachen so und nicht anders geschrieben habt.)


    Die Geld-Geschichte überzeugt mich persönlich nicht so ganz, wobei ich da von der Simon-Figur etwas zwiegespalten bin:
    Einerseits ist Simon ja der "Super-Geschäftsmann", der alles gut durchdacht hat, Ahnung hat, warum manche Firmen "den Bach runter" gehen und daraus seine Erfahrung gezogen hat. Andererseits ist er auch ein echtes "Großmaul". Dass der Aufbau einer Firma kein Spaziergang ist, ist mir klar und Eure Rechnung klingt plausibel.
    Nur bin ich mir nicht sicher, ob ich von einer Figur, die angeheuert wurde, um eine große Versicherung zu sanieren, nicht etwas mehr geschäftlichen Weitblick erwartet hätte, mag sie privat noch so sehr Blender und Selbstüberschätzer sein.

  • Zitat

    Original von Elly
    Oh je, ich bin wohl die langsamste hier? :-( Habe diesen Abschnitt erst vorgestern beendet.


    Na das macht doch nichts, besser spät als nie! :-)


    Zitat

    Ok, dass Julia Simon geküsst hat, passt da schon rein. Was ich aber wirklich toll finde, ist die Entwicklung von Paul.
    Ich vermute nach wie vor, dass Julia Paul nicht heiraten wird, aber der Spannungsbogen hat sich durch Pauls Weihnachtsgeschenk ein gutes Stück aufgezogen.


    Es doch noch so spannend zu machen, obwohl die Sache am Anfang ziemlich "klar" ausschaut, fand ich auch mit am besten an dem Buch.


    Zitat

    So eine Leserunde ist echt super.


    Da kann ich mich 100% anschließen!


    Zitat

    Nur bin ich mir nicht sicher, ob ich von einer Figur, die angeheuert wurde, um eine große Versicherung zu sanieren, nicht etwas mehr geschäftlichen Weitblick erwartet hätte, mag sie privat noch so sehr Blender und Selbstüberschätzer sein.


    Da hast du recht, an das habe ich eigentlich gar nicht gedacht! Danke für deine interessanten Gedanken! :wave

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021