Tag und Nacht und auch im Sommer - Frank McCourt

  • Der Autor:Frank McCourt wurde 1930 in Brooklyn in New York als Kind irischer Einwanderer geboren, wuchs in Limerick in Irland auf und kehrte 1949 nach Amerika zurück. Dreißig Jahre lang hat er englische Literatur und Sprache an New Yorker High Schools unterrichtet. Danach schreibt er die Erinnerungen an seine irische Kindheit auf, ein Buch, das er sein ganzes Leben lang schreiben wollte. "Die Asche meiner Mutter" wurde weltweit zum Bestseller, und Frank McCourt bekam dafür u.a. den Pulitzerpreis. Frank McCourt lebt mit seiner Frau Ellen in New York City.


    Klapptext (diesmal im Buch zu lesen):Dreißig Jahre lang hat Frank McCourt an New Yorker Schulen unterrichtet. Hat versucht, launische, genervte oder aufsässige Schüler zu fesseln und ihre Herzen zu gewinnen, mit den unkonventionellsten Methoden, was ihm oft Ärger mit den Vorgesetzten einbrachte. Vor allem jedoch hat er ihnen Geschichten erzählt, Geschichten aus seiner Kindheit, aus Irland, aus seinem Leben - und verblüfft festgestellt, daß die Kinder immer mehr hören wollten. In der Schule, vor seinem strengsten Publikum, hat McCourt gelernt, daß man seine Zuhörer ernst nehmen muß, wenn man sie erreichen will. Hier hat er gelernt, sie mit der ihm eigenen Mischung aus Witz und Selbstironie, Offenheit und Lebensweisheit zu fesseln. Und hier hat er erstmals zum Erzählen seiner Lebensgeschichte gefunden, die ihn später mit "Die Asche meiner Mutter" weltberühmt machte.


    Meine Meinung:Dieses Buch habe ich regelrecht verschlungen, wenn auch der Schreibstil, wie bei "Die Asche meiner Mutter" etwas gewöhnungsbedürftig ist. So fehlen z.B. bei Dialogen stets die Anführungszeichen, aber ich habe mich schnell eingelesen! Die Erinnerungen an die Kindheit werden in diesem Buch auch nicht "aufgewärmt"; es ist also keine Sammlung von Wiederholungen. Nur ab und zu fließen diese Erinnerungen ein und man erinnert sich dann wieder; sollte man "Die Asche meiner Mutter" nicht geklesen haben, so ist das gar kein Problem, denn dieses Buch ist völlig eingenständig und die Hinweise auf die Kindheit sind zum Verständnis auf die entsprechende Situation völlig ausreichend!
    Toll fand ich ja die Unterrichtsmethoden: So erklärt Frank seinen Schülern den Aufbau eines Satzes am Beispiel eines Kugelschreibers(alle Einzelteile ergeben einen Kuli!). In einer anderen Stunde läßt er Kochrezepte vorlesen; diese Idee kam ihm einfach so in den Sinn, erst nach der Aufforderung am nächsten Tag Kochbücher mit in den Unterricht zu bringen, wurde sich Frank bewußt darüber, daß er ja nun die schwierige Aufgabe hatte, die Kurve zum eigentlichen Unterrichtsstoff kriegen zu müssen!
    Frank hat auch schon gleich zu Beginn seiner Tätigkeit als Lehrer gewußt, daß die erste Unterrichtsstunde über alles weitere entscheidet: Entweder die "Schüler-Meute" nimmt einen an und macht in Zukunft gut mit, weil sie begeistert vom Unterricht ist oder man ist als Lehrer gleich "drunterdurch", weil man zu streng oder zu "lasch" ist. Auf keinen Fall will er aber so werden wie seine eigenen Lehrer, die mit Stock und Strafe "regierten"!
    Dieses Buch sollte man jedem angehenden Lehrer zur Pflichtlektüre geben, dann würde es sicher mehr Lehrer geben, die ihre Schüler für den Stoff fesseln können! Ich denke da an meinen einen Mathe-Lehrer, der zu Anfang der Stunde eine Aufgabe an die Tafel schrieb, sich dann hinten in die Klasse setzte und uns einfach "knobeln" ließ! In den letzten Minuten der Stunde erhob er sich dann manchmal mit den Worten "Ich sehe, ihr kommt nicht weiter",schlenderte an die Tafel und gab den letzten Denkanstoß! Wir lösten zwar nur eine Aufgabe, aber wir verstanden den Rechenweg und wir lernten auch Teamarbeit, denn die ganze Klasse diskutierte und probierte gemeinsam herum! Schon damals dachte ich, daß es viel mehr von diesen Lehrern geben müßte!!!

    Nimm das Leben nicht so ernst-Du kommst eh nicht lebend raus!


    :lesend "Die Mumie"-Anne Rice
    Fastenzeit-SUB:30
    SUB-Abbau:6

  • Vielen Dank für deine schöne Rezi :wave


    Also lohnt es, wie bei den anderen davor auch, das Buch zuzulegen.

    :oha Lg Bellamissimo
    ~~~~~~~~~~~~~~
    Habent sua fata libelli- Bücher haben ihre Schicksale:pferd
    :lesend Der Fluch der Hebamme- Sabine Ebert
    Mit offenen Karten- Agatha Christie

  • Ja, kann mich Snoopy nur anschließen. "Tag und Nacht und auch im Sommer" ist ein tolles Buch. Besondern beeindruckend fand ich wie McCourt sein eigenes Wachsen in dem Buch beschreibt. Es ist nicht unbedingt notwendig, "Die Asche meiner Mutter" gelesen zu haben. Aber es hilft, denn McCourt spricht ausführlich über die langen Folgen von Armut, seine Minderwertigkeitskomplexe als Ire in Amerika etc. Das ganze mit McCourts Sinn fpr Humor gepaart, liest sich wunderbar!

  • Vielen Dank für die Besprechung, Snoopy.


    Ich schleiche auch schon eine Weile um das Buch herum. Den ersten Roman von McCourt, Angelas Ashes/Die Asche meiner Mutter, fand ich einfach grandios. Den hat Harry Rowohlt im übrigen hervorragend übersetzt. Der zweite war leider nicht so gut geraten. Deshalb zögere ich noch bei dem Dritten. Mal sehen, vielleicht schau ich doch mal hinein.

    Es kann nur glücklich werden, wen auch der Ernst des Lebens glücklich macht. (Reinhard Mey)

  • Ich stimme der Rezi von Snoopy zu. Ich fand das Buch sehr schön, besonders wie er immer mehr quasi 'gealtert' ist und damit soviel gelernt hat. Mit seiner Lehrerzeit usw. - ich habe 'Die Asche meiner Mutter' nicht gelesen, werde sie aber noch lesen, habe aber trotzdem eigentlich alles verstanden.

  • Ich kann mich den positiven Meinungen nicht anschließen. "Die Asche meiner Mutter" fand ich toll, "Ein rundherum tolles Land" gut, aber dieses Erinnerungsbuch über McCourts Zeit als Lehrer enttäuschte mich. Anfangs sind seine Selbstzweifel und seine ungewöhnlichen, unbeholfenen Unterrichtsmethoden ja noch erfrischend, aber nach einiger Zeit hatte ich vor allem einen Gedanken: es taugt halt nicht jeder zum Lehrer. Wer so massiv mit sich selbst im Unreinen und so unsicher ist (was ja angesichts seiner Kindheit nicht verwundert), sollte sich schon gut überlegen, ob er in der Lage ist, mit pubertätsgebeutelten, rebellischen Halbwüchsigen zu arbeiten.


    Geschichten zu erzählen, um wenigstens ab und an die Aufmerksamkeit der Schüler zu fesseln und alles tun, um die Schüler bloß nicht zu verärgern und nicht anzuecken (ich denke da an die gefälschten Entschuldigungsschreiben, die im ersten Drittel erwähnt werden), das kann nicht alleiniger Sinn und Zweck des Lehrberufes sein. Ebensowenig natürlich das Gegenteil, das McCourt einst in seiner Kindheit erleiden mußte. Ab der Mitte etwa habe ich nur mehr quergelesen, so genervt war ich von der Oberflächlichkeit und der fehlenden versprochenen Lebensweisheit und dem Witz.