Der Flug der Pelikane
Benjamin Lebert
Kiepenheuer&Witsch
ISBN 978-3462040951
186 Seiten, 14,95 Euro
Der Autor: Benjamin Lebert, Jahrgang 1982, lebt in Hamburg. Er hat mit zwölf Jahren angefangen zu schreiben. 1999 erschien sein erster Roman „Crazy“, der in 33 Sprachen übersetzt und von Hans-Christian Schmid fürs Kino verfilmt wurde. Sein zweiter Roman „Der Vogel ist ein Rabe“ erschien 2003, der dritte Roman „Kannst du“ 2005.
Handlung: Anton flüchtet aus seinem tristen Hamburger Dasein zu Onkel Jimmy nach New York, um in dessen Luncheonette Pfannkuchen zu backen und Eleanor zu vergessen. Er findet sich in einer Welt wieder, die neben aller Hektik auch Zeit für Onkel Jimmys Erzählungen bietet. Sie alle kreisen um die legendäre Gefängnisinsel Alcatraz und den großen Ausbruch von 1962. Anton gerät in den Sog dieser Geschichten und stößt dabei auf Stationen seiner eigenen Vergangenheit, denen er auch lieber entkommen wäre. Und er erkennt, warum es lebensnotwendig sein kann, daran zu glauben, dass man den Verhältnissen entfliehen kann.
Meine Meinung: „Setz dich hin, iss deine Eier, was dann kommt, passiert sowieso.“ Um es vorweg zu sagen, das war die einzige Stelle des Buches, bei der ich schmunzeln musste und die mir in Erinnerung bleiben wird. Mit diesem Satz beschreibt Anton den ersten Eindruck, den der Gastraum in Onkel Jimmys „Restaurant“ auf ihn macht. Ansonsten bietet Leberts Roman sehr wenig erinnernswertes. Anton, der nach einer gescheiterten Beziehung nach New York zu dem Ex-Freund seiner Mutter flieht, um sein bisheriges Leben zu vergessen, geht als ständiger Beobachter seltsam unbeteiligt durch die Welt seines "Onkels", der fast kein anderes Gesprächsthema kennt, als den großen Ausbruch aus Alcatraz.
Um die drei berühmten Ausbrecher dreht sich fast alles in dieser Geschichte. Jeder der drei Ausbrecher wird beschrieben und nach Stammtischmanier analysiert und Onkel Jimmy versucht zu beweisen, dass sie ihre abenteuerliche Flucht überlebt haben. Leider kommt dabei wenig Interessantes oder Neues heraus. Die Charaktere wirken eigenartig oberflächlich, fast flüchtig skizziert und bieten wenig Identifizierungspotential. Auf mich wirkten sie genauso uninteressant, wie die Schilderung des großen Ausbruchs, die ich ungleich spannender kenne.
Fazit: Mich konnte dieses Buch nicht wirklich begeistern. Lebert-Fans, die seinen Schreibstil schätzen, mögen das vielleicht anders sehen, aber meinen Geschmack traf der Roman nicht.