• San Francisco, 1972. Harvey Milk (Sean Penn) und sein Partner Scott Smith (James Franco) haben vom Leben in New York die Nase voll und suchen ihr Glück an der Westküste. Sie eröffnen im Arbeiterviertel Castro einen kleinen Fotoladen: „Castro Cameras“. Bald wird das Geschäft als Treffpunkt und Nachrichtenbörse zum Mittelpunkt des Viertels, vor allem dank Harvey Milks herzlichen, überschäumenden Temperaments. Es dauert nicht lang, bis Milk seinen Hang zur Politik entdeckt: Sein Anliegen sind die Interessen der kleinen Leute seines Viertels – und die der schwulen Community. Milk organisiert Straßenfeste im Castro District, und er steht stets an der Spitze, wenn es gegen Diskriminierung zu protestieren gilt.


    Während dreier Wahlkampagnen für den Stadtrat von San Francisco gewinnt Milk unzählige Helfer und Freunde dazu, vor allem sein Berater Cleve Jones (Emile Hirsch) steht ihm unremüdlich zur Seite. Doch in dieser Zeit zerbricht die Beziehung zu seinem langjährigen Geliebten Scott. An der Seite seines neuen Partners Jack Lira (Diego Luna) schafft Milk bei der Wahl 1977 schließlich den Einzug in den Stadtrat. Kaum im Amt, stößt Milk eine Vielzahl von politischen Initiativen an, womit er sich nicht nur Freunde macht. 1978 wird Harvey Milk von seinem Stadtratkollegen Dan White erschossen.


    Der Film erzählt die Gesichte Harvey Milks von 1970 bis 1978 in Rückblenden.


    Ich fand den Film klasse. Sean Penn (als bester Hauptdarsteller) und Dustin Lance Black (für das beste Drehbuch) haben ihre Oscars wirklich verdient. Man erfährt eine ganze Menge über die Lesben- und Schwulenbewegung in den 70er Jahren. Thematisiert wird zum Beispiel Proposition 6. Senator John Briggs versuchte, mit der „Proposition 6“ alle schwul lebenden Lehrer Kaliforniens aus dem Schuldienst zu entfernen. Briggs' Theorie war, Schwule könnten als Lehrer auch Vorbildfunktion bei der sexuellen Orientierung ihrer Schüler haben und Harvey Milk kämpfte gegen Proposition 6 und reiste monatelang zu fast jeder Veranstaltung, bei der Briggs Unterstützung suchte.


    Ja, und Anfang November 2008 verwarfen die Kalifornier mit der „Proposition 8“ die gerade erst erlaubte gleichgeschlechtliche Ehe wieder.


    Toller Film. Das einzige, was mich vielleicht ein bisschen genervt hat, war, dass einzelne Szenen unscharf gefilmt wurden, wahrscheinlich um ihnen Authentizität zu verleihen, was aber für meine Augen eher anstrengend war.

  • Zitat

    Original von Delphin


    Ich fand den Film klasse. Sean Penn (als bester Hauptdarsteller) und Dustin Lance Black (für das beste Drehbuch) haben ihre Oscars wirklich verdient.


    :write


    Kann ich so unterschreiben. Ich hab mich für die zwei Oscargewinner wirklich gefreut, grad wenn man sich bei DLB noch die Lebensgeschichte anguckt...sooo sonderlich leicht hat er es auch nicht gehabt.

  • Habe den Film nun auch gesehen und für sehr gut befunden. Ja, Sean Penn hat seinen Oscar redlich verdient, er war zeitweise kaum noch als er selbst zu erkennen. Und ich meine jetzt nicht das hair crime vom Anfang des Filmes.
    Aber der ganze Cast scheint mir gut gewählt zu sein. Das war auch die erste Rolle, in der ich James Franco ernst nehmen konnte.


    Solche Filme sind ausgesprochen wichtig, weil ich mir (wohl naiv) denke, daß man als Mensch mit einem Minimum an Demokratieverständnis doch gar nicht anders kann, als die Botschaft zu verstehen. Nun ja, ich habe blaue Augen.
    Aber sehr gut fand ich den Satz irgendwo, daß man sich nicht beschweren darf, wenn einem selbst die Rechte beschnitten werden, wenn man sich davor dafür starkgemacht hat, daß sie jemand anderem genommen werden.


    Der Film hat auch sehr schön gezeigt, was ein einzelner Mensch mit Hingabe und Einsatz erreichen kann. Aber auch, was es ihn kosten kann.

  • Der Film liegt hier bereit und wartet darauf, von mir angeschaut zu werden. ;-) Mal sehen, vielleicht mache ich das heute...........


    Edit: Ich habe ihn mir gestern angeschaut und er hat mir gut gefallen. Sean Penn ist ein grandioser Schauspieler.


    Was mich irgendwie gewundert hat ( ich weiss nicht genau, ob ich es richtig ausdrücken kann, vielleicht ist das heute ja auch anders ): Diese ganzen Homosexuellen um Harvey Milk lebten ja wie in einem eigenen "Kosmos". Ich hatte das Gefühl, dass so gut wie keine Heterosexuellen zu ihren Freunden gehörten, selbst Lesben waren ja ein Problem ( zumindest anfangs ). ;-) Das fand ich seltsam. Oder war bzw. ist das in Amerika so? :gruebel
    Ich habe auf jeden Fall hier in D andere Erfahrungen gemacht, die Homosexuellen, die ich kenne, haben einen "gemischten" Freundeskreis.
    Vielleicht war ja aber auch alles nur auf "die Story" reduziert und kam deshalb für mich so rüber.
    Ach ja, das sind so meine Gedanken am frühen Morgen......... :grin