Bertelsmann Club 2009, 352 S., [bei editionfredebold erscheint es im September 2009]
Inhalt:
1669 im indischen Benares: ein hinduistischer Tempel wird zum Schauplatz eines Massakers: der muslimische Großmogul Aurangzeb lässt die Priester ermorden, den Tempel zerstören und alles von Wert rauben. Darunter auch zwei blaue Diamanten, die die Augen in der Statue des Gottes Shiva bildeten. Einem der Priester gelingt es noch kurz vor seinem Tod, die Steine mit einem Fluch zu belegen. Tod und Verderben sollen sie über ihre Besitzer bringen, bis sie an diesen Ort zurückkehren.
England, 1902: Die junge Robyn Fairbanks, Tochter wohlhabender Eltern, erbt von ihrer ihr bislang unbekannten Großtante Adele ein Vermögen einschließlich eines großen Diamanten. An das Erbe ist jedoch eine Bedingung geknüpft: Robyn muß diesen blauen Stein nach Indien bringen. Zusammen mit ihrem Verlobten Edward Cheltenham begibt sie sich auf die Reise. Zunächst scheint es eine ruhige, bequeme Schiffsreise zu werden, doch der Besitz des Diamanten erweist sich für Robyn als nicht ungefährlich.
Über die Autorin:
Charlotte Wolf stammt aus dem Württembergischen. Nach dem Abitur studierte sie Literaturwissenschaften und Psychologie in Tübingen und Konstanz. Ihre Leidenschaft war jedoch immer das Schreiben von Romanen. Romane, in denen sich ihre Faszination für ferne Länder und vergangene Zeiten mit der Neugierde darauf verbindet, was Menschen bewegt und antreibt. Ihre Romane sind dabei vorwiegend von den englischen Klassikern des viktorianischen und edwardianischen Zeitalters geprägt. „Shivas Vermächtnis“ ist der erste Roman von Charlotte Wolf, der im fredeboldundfischerverlag erscheint. Ein zweiter ist in Vorbereitung.
Die Eulen wissen es ja bereits ;-): Charlotte Wolf ist das Pseudonym von Nicole C. Vosseler. Hier geht es zum Autorenporträt.
Meine Meinung:
Vielen großen und berühmten Diamanten wird eine eigene Geschichte zugeschrieben, fast immer sagt man ihnen nach, dass sie Unglück über ihre Besitzer bringen.
In diesem Roman steht ein blauer Diamant im Mittelpunkt, dessen Geschichte die Autorin geschickt mit einigen historischen Begebenheiten verwebt, um so seine Spur aus dem Indien des 17. Jahrhunderts bis ins England des beginnenden 20. Jahrhunderts zu verfolgen.
Dort vermacht Adele Wetherby ihn nach ihrem Tod ihrer Großnichte Robyn und verknüpft das Erbe mit einer Bedingung: Robyn muß den Stein an seinen Ursprungsort in Indien zurückbringen.
Robyn ist eine selbstbewußte und für ihre Zeit erfrischend selbständige junge Frau. Es war mir eine Freude, sie auf dieser Reise zu begleiten.
Ihre Reisebegleitung sind ihr Verlobter, der allseits beliebte, untadelige und smarte Edward und Frank Kendall, ein junger Historiker, der nicht viel auf gesellschaftliche Konventionen gibt und eine Menge an Informationen über den blauen Diamanten zusammengetragen hat.
Zusammen mit dem Inhalt der Briefe, die ihre Großtante Adele ihr hinterlassen hat, und die sie in bestimmten zeitlichen Abständen lesen soll, ergibt sich für Robyn allmählich ein Bild, das immer klarer wird, je mehr das Schiff sich Indien nähert. Robyn und der Leser werden an die Hand genommen und Schritt für Schritt durch die Geschichte geführt. Keine der Personen an Bord hatte sich vor Antritt der Reise deren Verlauf so ausgemalt. Mit jedem Tag verändert sich auch die Stimmung der Passagiere untereinander. Und der Besitz des Diamanten scheint für Robyn immer gefährlicher zu werden.
Das beschreibt die Autorin sehr gekonnt. Mit jedem Brief, den Robyn von ihrer Großtante liest, wird ihr diese vertrauter und ich habe es fast bedauert, dass Adele nicht mehr persönlich anwesend sein konnte. Es hat mir großen Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen und die Entwicklung der Protagonisten zu verfolgen. Einige der Personen, denen ich hier begegnet bin, habe ich sehr ins Herz geschlossen.
Lange Zeit war mir nicht klar, worauf die Geschichte nun wirklich hinauslaufen würde und am Ende war ich dann ziemlich perplex, denn mit dieser Auflösung hatte ich nicht gerechnet. Ich ziehe meinen Hut, denn ich bin nicht mal auf die Idee gekommen, dass die Geschichte sich so entwickeln würde. Klasse gemacht.
Der Erzählstil der Autorin hat eine Sogkraft, der ich mich nur schwer entziehen konnte. Irgendwie süffig. Das ist ein wunderbarer Schmöker, für den man sich unbedingt ein Wochenende Zeit nehmen sollte, um ihn zu genießen. Federleichte Unterhaltung und von mir gibt es 9 Punkte dafür.
Ach ja: Schön gestaltetes Cover, dessen harmonische Farben gleich ins Auge fallen.