Lösegeld für Mercy Carter von Caroline B. Cooney [ab 12 Jahre]

  • 246 Seiten
    Erscheint bei: Carlsen (Jugendbuch ab 12 Jahre)



    Über die Autorin:
    Die preisgekrönte Caroline B. Cooney, Jahrgang 1947, hat in den USA bereits zahlreiche Jugendbücher veröffentlicht. Außerdem liest sie Bücher, kauft Bücher und hält sich gerne in Bibliotheken auf. Sie hat drei Kinder und hält sich gerne in Bibliotheken auf. Sie hat drei Kinder und lebt in Connecticut.



    Der Klappentext:
    Winter 1704 - Deerfield, Massachusetts. In einer kalten Februarnacht wird die Siedlung von Indianern überfallen. Die Überlebenden, darunter auch die elfjährige Mercy Carter, werden verschleppt. Der lange und beschwerliche Marsch nach Norden fordert Mercy viel Mut und Stärke ab. Als die Siedler und ihre Entführer schließlich das indianische Dorf am St. Laurence River in Kanada erreichen, ist Mercy mit der Sprache und den Bräuchen der "Wilden" bereits vertraut. Immer häufiger zieht sie den Vergleich zu ihrem früheren Leben. Und dann muss sie eine schwere Entscheidung treffen....



    Meine Meinung:
    Die Autorin erzählt eine sehr spannde Geschichte, die mich sehr mitgerissen hat. Leider beruht dieses Buch auf wahren Begebenheiten, so dass man regelrecht mit Mary Carter mitleidet, wenn sie sich Schritt für Schritt durch die Kälte quält. Dabei wird sie getrieben von der Angst, ob sie den langen Marsch überleben kann, da die Schwachen vor ihren Augen aussortiert und "beseitigt" wurden.
    Mir hat das Buch so gut gefallen, dass ich es in einem Rutsch durchgelesen habe.

  • Jetzt hat mir Wolke die Arbeit schon abgenommen :-).
    Gestern habe ich das Buch aus meinem SUB gefischt und ich muss sagen, dass ich es gar icht erst hätte reinpacken sollen. Die Geschichte ist sehr schön erzählt und (ich hab keine Ahnung wo) ich habe sogar die ein oder andere Träne beim Lesen verdrückt :-(.
    Jetzt zählt es auf jede Fälle schonmal zu meinen Lieblingsbüchern. Ich finde aber auch, dass es nicht umbedingt für Kinder ab 12 geeignet ist, da die Geschichte doch zum Teil etwas hart (aber nicht herzlos :-))
    erscheint...


    Hat denn noch keiner von euch Eulen das Buch gelesen?


    Liebe Grüße Lirael :wave

    Zur Zeit in Arbeit:


    Smorrebrod in Napoli - Sebastian Schnoy
    A Star called Henry - Roddy Doyle

  • Es klingt genau wie ein Psalm, dachte Mercy. Auch ich danke meinem Schöpfer. Aber die Indianer und ich - wir danken Ihm für unterschiedliche Dinge und gewiss bitten wir um unterschiedliche Dinge. (Seite 143)


    Meine Meinung


    Es ist etliche Jahre her, daß ich zuletzt ein Buch gelesen habe, das eindeutig ein Jugendbuch war. Da mich die Thematik interessiert, griff ich nun zu diesem. Man merkt sowohl dem Stil, der Figurenentwicklung als auch der Schilderung der Handlung an, daß es sich um ein Jugendbuch handelt. Dieses bitte ich allerdings nicht als Kritik, sondern als schlichte Feststellung zu verstehen und ist somit positiv zu sehen. Man kann das Buch, auch wenn einige schlimme Dinge passieren, Jugendlichen zu lesen geben, da eben diese „schlimmen Dinge“ sehr zurückhaltend beschrieben sind, so daß auch zartere Gemüter eigentlich keine Alpträume davon bekommen sollten.


    Den Geschehnissen im Buch liegen tatsächliche historische Ereignisse zugrunde, im Nachwort erfahren wir, daß viele der vorkommenden Personen tatsächlich gelebt und das Beschriebene erlebt (und erlitten) haben. Schön fand ich, daß in diesem Zusammenhang auch berichtet wird, was aus den Personen nach Ende des Buches geworden ist.


    In der letzten Zeit habe ich einige Bücher gelesen, die bei den Indianern spielen bzw. deren Geschichte zum Thema haben. Die Autorin hat ihre Hausaufgaben hervorragend erledigt und sehr gut recherchiert. Auch wenn das Buch schon einige Jahre alt ist, entsprechen die Denk- und Handlungsweisen der Mohawk dem, was ich kürzlich in einem Sachbuch zur Geschichte der Indianer ab 1700 gelesen habe. Auch die politischen Verhältnisse und Bündnisse zwischen bzw. gegeneinander (Indianer, Engländer und Franzosen) kamen mir sehr bekannt vor und kommen dem gleich, was ich wußte. Interessant war, dieses „theoretische Wissen“ hier ganz praktisch in einer Romanhandlung verarbeitet zu finden.


    Besonders gut gefallen hat mir (und ist vermutlich nahe an der Realität) die Schilderung des inneren Konfliktes, in den Mercy durch die Gefangennahme und ihr Leben bei den Indianern gerät. Eine besondere Note gewinnt dies, wenn man berücksichtigt, daß sie aus einer puritanischen Familie stammt, die Indianer von den Franzosen jedoch zum katholischen Glauben bekehrt wurden. Somit treffen nicht nur die Kultur der „Weißen“ und „Roten“ aufeinander, sondern dazu noch die Gegensätze zwischen puritanischer Gesinnung und Katholizismus. Beide wurden damals nicht müde, den jeweils anderen als „ungläubig“ anzusehen und dazu verdammt, in die Hölle zu kommen. Nicht gerade günstige Voraussetzungen für den Seelenfrieden eines Kindes. Diese Konfliktsituation hat die Autorin für mein Dafürhalten sehr überzeugend und nachvollziehbar beschrieben.


    Die Erzählweise hat einen Lesesog entwickelt, daß ich das Buch innerhalb von nur zwei Tagen ausgelesen habe. Fast tat es mir leid, am Ende angekommen zu sein, denn ich hätte Mercy und die anderen gerne noch ein Stück des Weges begleitet. Hier kommt dann das schon erwähnte Nachwort ins Spiel, in dem die Autorin genau dieses schildert. So habe ich das Buch dann nach zwar zu wenigen Seiten (ein gutes Buch darf immer etliche Seiten mehr enthalten), aber dennoch zufrieden zugeklappt und werde wohl noch so manches Mal an das Schicksal der Mercy Carter denken.


    Und möglicherweise vor allem an die Frage, die Benjamin Franklin in diesem Zusammenhang aufstellt: Ben Franklin fragte sich, welches Leben besser sei - das eines Indianers oder das eines Siedlers - und kam zu der Antwort: "Die Erhaltung unserer Lebensweise erfordert zu viel Sorge und Mühe." (S. 242)


    Wenn man sich unsere heutige Welt ansieht, ist dem eigentlich nichts hinzufügen. Außer Zustimmung.



    Mein Fazit


    Ein gut lesbarer (Jugend-)Roman über eine tatsächlich stattgefundene Gefangennahme von englische Siedlerkindern durch einen Stamm der Mohawk, der das Leben im frühen 18. Jahrhundert und die Gegensätze zwischen „rot“ und „weiß“ zutreffend und eindrücklich schildert.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")