Kassiererin wegen 1,30€ entlassen


  • :write :write :write


    Und da ist es mir eigentlich auch egal, dass das Urteil natürlich rechtlich in Ordnung ist.

  • Du vergleichst dennoch Äpfel mit Birnen, Rosenstolz...das mag verständlich sein, ist aber dennoch zu undifferenziert...und mit solchen (wie gesagt verständlichen) Reaktionen haben die BLÖD-Zeitung und ähnlicher Müll dann gewonnen!


    Kein vernünftiger Mensch kann das gutheißen, was sich die Bank-Bosse (und nicht nur die!!!) da leisten, aber das heißt nicht, dass Vertrauensbruch im Kleinen plötzlich legalisiert werden dürfte oder als Kavaliersdelikt angesehen werden kann.


    Bist DU nicht für jedes Fitzelchen, was Du auf der Arbeit abrechnest, verantwortlich? Und würdest Du Dir umgekehrt Angestellte wünschen, die Du dauernd kontrollieren müßtest? ICH muß für alles, was ich tue, geradestehen und meinen Kopf hinhalten...dass es die Bank-Bosse NICHT tun, steht auf einem anderen Blatt...und auch ich hoffe, dass diese Herrschaften ihr "Fett" abbekommen...aber das ist kein FREIBRIEF, es ebenso zu halten.

  • Ich finde die Kündigung gerechtfertigt. Denn wo zieht man ne Grenze? Bei 5 Euro oder 50 Euro oder 500 Euro?
    Ausserdem kann man nicht wissen, ob sie es nicht schon öfter gemacht hat.
    Das Schlimme ist noch, dass sie es geleugnet hat.


    Und nein, ich kann auch nicht verstehen, warum Bank-Bosse anders behandelt werden.

  • Es gibt da einen entscheidenden Unterschied: Die Kassiererin hat ihren Arbeitgeber bestohlen, also sich persönlich bereichert (klingt blöd, wenn man nur den geringen Betrag sieht, geht aber ums Prinzip).
    Ein Banker, der durch Fehlentscheidung seine Bank und die Kunden zwar ebenfalls schädigt, hat aber durch diese Entscheidung keinen persönlichen Vorteil (er hat durch die Fehlentscheidung keinen Vermögensvorteil).
    Es handelt sich hier nicht um vergleichbare Tatbestände, weshalb man sie auch nicht gleich beurteilen kann.


    Ich glaube allerdings auch, dass manche Manager bei den Gehältern auch mehr Verantwortung tragen müssen und ihre Entscheidungen auch weniger mit Abfindungen "belohnt" werden, sondern sie dafür haftbarer gemacht werden müssten.

  • Ich hab heute mit meinem Chef darüber gesprochen. Ich arbeite ja nun in der gleichen Branche und in einem ähnlich gelagerten Unternehmen. Mein Chef ist Jurist und vertritt die Arbeitgeberseite in diversen Verbänden. Zudem ist er der oberste Personalchef der Unternehmensgruppe. Der vorliegende Fall ist also durchaus ein Fall, der auch ihm nicht fremd ist. Es geht nicht um die 1,30 Euro. Es geht um den Vertrauensverlust und die Art und Weise, wie sie sich aus der Affaire hat ziehen wollen. Er sagte auch, selbst bei so einem Fall hätte man drei Augen zugedrückt uns sie eben von der Kasse in eine andere Abteilung versetzt, wenn sie zugegeben hätte, dass sie Mist gemacht hat. An der Kasse hätte sie nicht mehr arbeiten können, weil man schon den Gedanken hat, ob das der erste Vorfall dieser Art war. Schlimmer wiegt aber hier, dass sie versucht hat, das Ganze auf ihre Kolleginnen abzuwälzen. Hier ist also zum einen der Vertrauensverlust und zum anderen das Problem der Unehrlichkeit. Da hat der Arbeitgeber letztendlich keine Möglichkeit, als das Arbeitsverhältnis zu beenden.

  • Zitat

    Original von Gwen
    Gestern wurde das Urteil bestätigt. Eine Kassiererin wurde nach 30 Jahren Arbeit für einen Supermarkt in Berlin wegen 1,30 € entlassen. Sie hat angeblich Pfandbons gefunden und diese eingelöst und wurde daraufhin fristlos gekündigt. Das Gericht bestätigte dies mit der Begründung, dass das Vertrauen in den Arbeitnehmer zerstört ist.
    Es gibt massig Beispiele für Kündigungen wegen solcher "Vergehen". Beispielsweise wurde ein Fleischverkäuferin entlassen, weil sie eine Weintraube gegessen hat. Eine Bäckerin, weil sie ein Stück Bienenstich vom Vortag gegessen hatte oder weil eine Büroangestellte einen Stift von Arbeit hat mitgehen lassen.
    Was haltet ihr davon?
    Ich persönlich finde das albern. Dem Unternehmen entstand kein großer Schaden. Die Dame hat 30 Jahre für dieses Unternehmen gearbeitet und sich nie was zu Schulden kommen lassen. Möglich, dass es gesetzlich gerechtfertigt ist, aber moralisch?


    *räusper...*


    Diese Dame hat bei Kaisers in Berlin - Hohenschönhausen im Storchenhof gearbeitet...


    Und wer diese Dame kennt, kann den Arbeitgeber etwas verstehen...


    Ich habe Sie als Kind gehasst... Eine freundliche Kassiererin war Sie so auch nicht....


    nur dazu....

  • Zitat

    Original von Babyjane
    @ Mondstein
    Den Beitrag finde ich ein wenig grenzwertig.... die Dame muß nicht unbedingt hier persönlich bekannt gemacht werden.


    Ne dafür hat die Dame ganz alleine gesorgt durch unzählige Fotos in der Presse und im Fernsehen. Denke mal der Schuss ist nach hinten los gegangen - also für sie.

  • Mein erster Gedanke bei der ganzen Diskussion war, das mir Informationen fehlen. Das hat sich auch jetzt nicht geändert. Ich gehe davon aus, das etwas völllig anderes im Hintergrund läuft.


    Ich bin vor vielen Jahren in einem Unternehmen beschäftigt gewesen, wo Mitarbeiter fristlos entlassen wurden, weil sie erst eingestempelt und dann eingeparkt hatten. Ich hatte damals den Eindruck, das in diesem Unternehmen grundsätzlich mit Mitarbeitern gesprochen wurde, bevor solches Fehlverhalten "geahndet" wurde.


    Diese Mitarbeiter jedoch, fielen bereits vorher durch eine "kuriose" Arbeitshaltung auf (die oft zu Lasten anderer Kollegen geht). Man suchte nur noch einen Grund... letztlich haben alle Mitarbeiter die fristlose Kündigung gut nachvollziehen können. Wäre der Fall vor Gericht gegangen, wäre auch nur die falsche Reihenfolge von einstempeln und einparken diskutiert worden.


    Aber vielleicht ist dieser Frau auch wirklich, so wie sie sagt, nichts vorzuwerfen.


    Ich bin froh nicht richten zu müssen.

  • Heute war ein Mann bei mir an der Kasse, der etwas für seine Firma zurückgab und ich ihm Geld ausbezahlt habe. Die Gutschrift muss ich immer behalten, ist für die meisten Kunden auch kein Ding, sie wollen nur Geld und ihren alten Kassenzettel.
    Aber der nette Mann heute bat mich, ob ich ihm was schreiben oder nochmal drucken kann für seine Firma. Waren zwar nur 4€, die er da bekam, aber er hat auch gesagt "Haben Sie ja bestimmt gehört, dass eine Kassiererin wegen 1,30€ gekündigt wurde".


    Ich kenn die Frau nicht und will da nicht urteilen. Aber wer sagt mir und garantiert mir, dass es nur 1,30€ in den 30 Jahren waren und nicht noch andere Vergehen?
    Vielleicht hat man es auf sie abgesehen und hat nur Vorwand genutzt. Vielleicht war das alles ganz anders und sie ist ne liebe unschuldige Person. Vielleicht hat sie aber mehr Dreck am Stecken als man so glaubt.
    Und mal ehrlich - wenn ich einen an der Kasse arbeiten habe, dem ich nicht vertrauen kann, dann ist es mir egal, ob es 1,30€ oder andere Summen sind.


    Ich arbeite im Nebenjob an der Kasse und wir bekommen des öfteren von Kunden "Trinkgeld" (1 cent bei Komma 99-Beträgen). Wir dürfen die nicht behalten, darum versuche ich es den Leuten doch noch zuzustecken. Aber wers jemand nicht will, dann landet es eingetippt in der Kasse. Basta. Ich würde nicht einen einzigen Cent nehmen. Auf die Idee käme ich gar nicht. Allerdings durfte ich heute die Erfahrung machen, dass nicht jeder meiner Kollegen so ehrlich ist...aber naja.

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  • Die Dame will ja Nichtzulassungsbeschwerde einreichen oder bis zum Verfassungsgericht gehen. Aber was mich bewegt ist, warum der Pressehype zur Entscheidung des LAG, nicht schon nach dem erstinstanzlichen Urteil des Arbeitsgerichts. Wenn ich ihr Anwalt gewesen wäre, ich wäre für für Geld nicht mit ihr zu Kerner gegangen- der Auftritt war blamabel.

  • Ich war bis vor kurzem (bis ich gekündigt habe) selber Marktleiter gewesen.
    Habe auch mehrere Diebstähle bei Mitarbeitern erlebt. Und ich muß sagen, ich hätte die Dame mit Sicherheit auch entlassen. Die Sache mit den Leergutbons ist in der Branche sehr beliebt. Es sind meistens kleine Beträge aber es läppert sich halt eben zusammen. Hier geht es eben wirklich nicht um den Betrag sondern um den Vertrauensbruch und wenn ich heute 1 cent stehle und es klappt, dann stehle ich morgen vll. 1 Euro und wenn es gut läuft, dann sind es 10 Euro usw. Wenn ich jemanden an der Kasse sitzen habe, dann muß ich mich wirklich auf sie verlassen können. Sie könnte ja auch auf die Idee kommen sich mit einem Kunden zusammenzutun und bei ihm Artikel nicht abzukassieren.
    Ich will hier beim besten Willen kein Urteil über Kassiererinnen fällen. Die meisten sind eben auch ehrlich. Aber es gibt halt leider schwarze Schafe.
    Achja, und dann noch mit sowas ins Fernsehen zu gehen...


    Die Sache mit den Bankmanagern ist mir leider auch unverständlich. Vor allem das sie nach dem Bockmist noch irgendwelche Prämien wollen. Denen sollte ihr Privatvermögen abgenommen und sie auf Hartz 4 gesetzt werden.

  • Zitat

    Original von zugroaster
    Die Sache mit den Leergutbons ist in der Branche sehr beliebt.


    Ja, ich hab auch von einer gehört, die bei uns deswegen entlassen wurde, war aber lange vor meiner Zeit.


    Ich find das einfach wieder so schön "mediengeil", sich darauf zu stürzen, dass "jahrelang ehrliche Menschen" wegen mickrigen 1,30€ entlassen werden.
    Hier geht es nicht um 1,30€ - aber das klingt natürlich wieder toll für die Presse und die Aufregung der "Kleinen".
    Ein Vergleich mit Bankmanagern find ich jetzt nicht wirklich passend, weil es da in meinen Augen um etwas Anderes geht.

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  • Mondstein


    Na dann habe ich doch richtig geguckt, denn ein Bericht lief genau vorm Laden. War mir nur nicht sicher ob es der Storchenhof war. ;-)


    @BJ


    Nix grenzwertig, denn die Frau lief hier mit so vielen Infos über die Presse, da ist Mondstein geradezu verschwiegen mit ihrer Aussage. :grin

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Heaven ()


  • Das ist dankenswerterweise dann an mir vorbei gegangen....da läßt sich dann nur sagen selbst schuld... :rolleyes

  • Zitat

    Original von Gwen


    Was haltet ihr davon?
    Ich persönlich finde das albern. Dem Unternehmen entstand kein großer Schaden. Die Dame hat 30 Jahre für dieses Unternehmen gearbeitet und sich nie was zu Schulden kommen lassen. Möglich, dass es gesetzlich gerechtfertigt ist, aber moralisch?


    Ich persönlich finde es nicht albern.
    Der Betrag ist in meinen Augen eigentlich egal. Wenn ein Mitarbeiter, der an einer vertrauensvollen Position in meinem Unternehmen arbeitet und dort Zugang zum Tresor, zur Kasse hat, dem muß ich 100% vertrauen können.
    Und ob eine Kassiererin nun 1 Euro oder 100 Euro stiehlt oder veruntreut: ich kann ihr nicht mehr Vertrauen. Das ist für mich als Arbeitgeber schlecht, aber auch für den Arbeitnehmer. Denn der Verdacht, bei der nächstbesten Ungereimtheit wird immer wieder auf diesen Arbeitnehmer fallen.


    Auch wenn es 30 Jahre keinen Vorfall gab, muß ich mich als Arbeitgeber fragen, ob es wirklich keinen Vorfall gab oder der Arbeitnehmer bislang nur nie erwischt wurde.


    Für mich ist eine fristlose Kündigung in einem Fall gerechtfertigt - auch moralisch. Denn unmoralisch hat sich die Arbeitnehmerin verhalten.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey


  • Ein Banker, der sich - wieviel Geld auch immer - aneignet, auf sein privates Konto überweist, wird mit recht genauso gekündigt.
    Das eine ist Diebstahl und zur eigenen Bereicherung Aneignung von etwas, was dem Arbeitgeber gehört.


    Wenn eine Kassiererin in der Ausübung eines Jobs Fehler begeht, sich beim Wechselgeld oder bei der ausgegebenen Ware verzählt, sieht auch für sie die Sache anders aus.

    :lesend
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    Oprah Winfrey