Gestern wurde das Urteil bestätigt. Eine Kassiererin wurde nach 30 Jahren Arbeit für einen Supermarkt in Berlin wegen 1,30 € entlassen. Sie hat angeblich Pfandbons gefunden und diese eingelöst und wurde daraufhin fristlos gekündigt. Das Gericht bestätigte dies mit der Begründung, dass das Vertrauen in den Arbeitnehmer zerstört ist.
Es gibt massig Beispiele für Kündigungen wegen solcher "Vergehen". Beispielsweise wurde ein Fleischverkäuferin entlassen, weil sie eine Weintraube gegessen hat. Eine Bäckerin, weil sie ein Stück Bienenstich vom Vortag gegessen hatte oder weil eine Büroangestellte einen Stift von Arbeit hat mitgehen lassen.
Was haltet ihr davon?
Ich persönlich finde das albern. Dem Unternehmen entstand kein großer Schaden. Die Dame hat 30 Jahre für dieses Unternehmen gearbeitet und sich nie was zu Schulden kommen lassen. Möglich, dass es gesetzlich gerechtfertigt ist, aber moralisch?
Kassiererin wegen 1,30€ entlassen
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Nein ich find das wirklich lächerlich...wegen 1,30€
Man hätte sicher normal mit dieser Frau reden können, gerade weil sie solange dort gearbeitet hat, seit ihrer Ausbildung.Ich hab gehört es könnte sein dass die es auf sie "abgesehen" hatten weil sie i-wie in einer Gewerkschaft tätig war.
Naja und das mit der Traube usw. ist natürlich noch übler...
Das kann man nicht machen...Menschen deshalb entlassen...
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Die Entscheidung des Landesarbeitsgerichts Berlin ist nicht zu beanstanden. Es geht hier nicht um den Schadensbetrag von 1,30 EUR - das wird von den Medien aufgrund der Effekthascherei immer in den Vordergrund gestellt. Solche Entscheidungen werden unabhängig von der Schadenshöhe getroffen. Was zählt ist allein das rechtswidrige Handeln des Arbeitnehmers. Und hier genügt schon der begründete Verdacht einer pflichtwidrigen Handlung.
Das was jetzt in den Medien passiert ist nichts weiter als das kollektive Drücken auf die Tränendrüse. Ein minimaler Schaden, dazu 30 Jahre als Mitarbeiterin in der Firma - wer ist angesichts dieses "menschlichen Dramas" schon bereit sich die rechtliche Seite anzuschauen. Man kann nur froh sein, dass im Recht kein Raum für emotionale Beurteilungen ist.
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Wer so dämlich ist, wegen 1,30 Euro seinen Job aufs Spiel zu setzen, der hat es nicht anders verdient. 31 Jahre hin oder her. Das Vertrauensverhältnis zum Arbeitgeber ist damit gestört und da ist keine Zusammenarbeit mehr möglich. Zudem frage ich mich,ob das wirklich das erste Mal war oder ob es diesmal einfach nur aufgefallen ist. Noch schlimmer finde ich, dass sie nicht dazu gestanden hat sondern zuerst versucht hat, das ganze einer Kollegin in die Schuhe zu schieben.
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Es geht gar nicht um den Betrag und ob der Arbeitgeber tatsächlich einen Grund zur Kündigung gesucht hat. Das Gericht hat klar herausgestellt, daß eine Arbeit als Kassiererin eine Vertrauensposition ist. Der Arbeitgeber muß sich abslout auf die Ehrlichkeit der Kassiererin verlassen können, egal, ob es um einen oder hundert Euro geht. Dieses Vertrauensverhältnis ist nicht mehr gegeben. Damit ist eine Weiterbeschäftigung nicht möglich und es wären auch beide Seiten nicht glücklich damit geworden - denn auch die betreffende Dame selbst hätte dort nicht mehr gut arbeiten können mit Spannungen sowohl zum Arbeitgeber als auch zu Kollegen.
Man denkt oft, Kassiererin wäre ein einfacher Job, aber so ganz ohne ist das gar nicht. -
Sicher, es geht nicht um die rechtliche Entscheidung. Die steht außer Frage. Es ist für mich nur unverständlich, dass es so weit gekommen ist. Der Arbeitgeber hätte mit ihr reden können. Notfalls hätte ein Abmahnung vielleicht auch gelangt.
Ich meine, ich arbeite im Krankenhaus. Wenn eine Schwester Kopfschmerzen hat, nimmt sie eine Schmerztablette aus dem Schrank. Wenn jede Schwester deshalb gekündigt wird, hätten wir keine mehr. Klar, dass sie vorher den Stationsarzt Bescheid gibt und es damit nicht vergleichbar ist. Ich persönlich finde es einfach nur absolut überzogen. -
Ich staune gerade mal wieder darüber, wie über Dinge debattiert wird, von denen wir nicht den geringsten Schimmer einer Ahnung haben - abgesehen von dem, was uns die Journaille anbietet. Die Presse lebt von solchen Nachrichten, mag sein. Unsere Diskussionskultur leidet darunter, wenn mit diesen Nachrichten Schindluder getrieben wird. Ich schätze, keiner von uns kennt den Sachverhalt (Was ist genau passiert?, Was ist der genaue Kündigungsgrund? Was hat das alles für eine Vorgeschichte(vielleicht gab es schon 3 Abmahnungen??)?, etc...) genau genug, um sich da ein sinnvolles Urteil bilden zu können.
Ich halte es für müßig, sich darüber aufzuregen, ohne Bescheid zu wissen... -
Zitat
Original von Gwen
Sicher, es geht nicht um die rechtliche Entscheidung. Die steht außer Frage. Es ist für mich nur unverständlich, dass es so weit gekommen ist. Der Arbeitgeber hätte mit ihr reden können. Notfalls hätte ein Abmahnung vielleicht auch gelangt.
Ich meine, ich arbeite im Krankenhaus. Wenn eine Schwester Kopfschmerzen hat, nimmt sie eine Schmerztablette aus dem Schrank. Wenn jede Schwester deshalb gekündigt wird, hätten wir keine mehr. Klar, dass sie vorher den Stationsarzt Bescheid gibt und es damit nicht vergleichbar ist. Ich persönlich finde es einfach nur absolut überzogen.Genau so denke ich auch...
Vorallem ist es übel wenn man dann nur wegen einer Traube oder eines Kugelschreibers gekündigt wird.
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Jetzt gehts natürlich wieder darum, ob sie es überhaupt war, oder ob ihr jemand was anzuhängen versucht. Ich denke, dieses Getue mit "Alle habens auf mich abgesehen" ist nicht wirklich ernst zu nehmen.
Ich finde es gerechtfertigt diese Frau zu entlassen. Es geht nicht um den Betrag, sondern um den Willen etwas zu stehlen. Diesen Willen hat die Frau gezeigt, und deshalb muss keinem Arbeitgeber zugemutet werden, sie weiter zu beschäftigen.
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Auf jeden Fall hat die Sache dem Aschermittwochsredner Seehofer Munition geliefert: "Eine Kassiererin wird wegen 1,30.- entlassen, Manager, die Milliarden in den Sand setzen, behalten ihren Job ..."
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Zitat
Original von Bouquineur
Das Vertrauensverhältnis zum Arbeitgeber ist damit gestört und da ist keine Zusammenarbeit mehr möglich. Zudem frage ich mich,ob das wirklich das erste Mal war oder ob es diesmal einfach nur aufgefallen ist.Genau das finde ich auch. Wie soll man denn mit jemandem zusammenarbeiten, bei dem man nicht weiß, ob er einen ständig hintergeht?
Gwen Das ist mit den Schmerztabletten aber was vollkommen anderes - denn dein Job ist ja nicht zu zählen, wieviele Kopfschmerztabletten da sind. Und genau das ist es doch bei der Kassiererin - sie ist dafür zuständig das Geld zu zählen und einzunehmen und dann betrügt sie dabei den Arbeitgeber. Damit hat sie ihre Hauptaufgabe einfach total verfehlt...
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Zitat
Original von churchill
Auf jeden Fall hat die Sache dem Aschermittwochsredner Seehofer Munition geliefert: "Eine Kassiererin wird wegen 1,30.- entlassen, Manager, die Milliarden in den Sand setzen, behalten ihren Job ..."Ganz unrecht hat er damit aber doch nicht.
Die Firmen/Banken fordern vom Staat Milliarden-Hilfen und zahlen an die Leute, die das mitverschuldet haben noch schön brav ihren Bonus aus. Richtig ist das nicht! -
*hüstel*
Soweit ich das verfolgt habe, geht es hier ja nicht nur um den Diebstahl von 1,30 Euro, sondern vorallem auch darum, daß die Dame es nicht zugegeben hat und sogar noch andere Kolleginnen bezichtigt hat....Sorry, aber ich als Unternehmer würde auch niemanden an meiner Kasse sitzen lassen, von dem ich weiß, daß er schon mal versucht hat mich zu bescheißen und sei es auch nur um 1,30 Euro.
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Wenn der Stationsarzt als Vertreter des Srbeitgebers das genehmigt ist doch nichts dagegen einzuwenden. Natürlich gibt es auch Betreibe, be denen die Mitarbeiter mit Einwilligung des Chefs überlagerte Ware mitnehmen dürfen, wenn aber wie hier und in dem mir bekannten Fall mit der Warenhausmitarbeitein und dem Butterhörnchen regelmäßig "Vergatterungen" stattfinden, d.h. die Mitarbeiterin nicht einmal vor dreissig Jahren gesagt bekommen hat sei brav, sondern regelmäßig eine Belehrung unterschreibt, wie genau alles abzuwickeln geht und dann angesprochen auf das Geschehen nicht sagt- entschuldigung mein Fehler- habe es verpennt - dann ist die fristlose Kündigung unausweichlich und wenn es um einen Pfandbon von 0,25 Cent ginge. Der Butterhörnchenfall war insoweit anders, als die Arbeitnehmerin tatsächlich sofort sich entschuldigt hat und den Verzehr zugegeben hat- sie hätte das aber für reduziertes Geld erwerben könne (und logischerweise auch müssen) und daher war der Verdacht naheliegend, es handelte sich nicht um einen Einzelfall. Mir ist ein Fall so einer fristlosen Kündigung bekannt, da hat sich eine Verkäuferin an Waren im Werte von etwa 12 Euro bedient, die an die Tafel gespendet werden sollten. Da hat auch das Arbeitsgericht gemeint, dass die Arbeitnehmerin zwar nicht den Betrieb geschädigt habe, aber mit ihrem auskömmlichen Einkommen die ALG II Empfänger zu schädigen, die auf solche Hilfe angewiesen seinen sei auch nicht besser (so nach dem Motto- wart ein Jahr, dann weißt du was Tafel heißt).
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Zur Klarstellung (auch der irreführenden Threadüberschrift) hilft vielleicht die Pressemitteilung des zuständigen Arbeitgerichts:
Arbeitsgericht Berlin -
Danke für den sehr erhellenden Link!
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Zu dem Thema fällt mir im Augenblick nur völlig unsachlich eins ein:
sei Kassiererin, nehme 1,30 (oder auch nicht, denn so wie ich das bisher verstehe, gibts ja nicht mal Beweise, dass sie das tat) und du bist deinen Job los.
Sei Banker, setze 1,3 Billionen in den Sand, und du bist (vielleicht) deinen Job los, und kriegst aber noch 13 Millionen Abfindung zum Trost. Steht ja bestimmt irgendwo in nem Vertrag drin, dass dir das zusteht.
So lob ich mir die Welt.
Ist Banker eigentlich keine Vertrauensstellung?
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Es mag unbarmherzig erscheinen, aber nach den Ausführungen des Gerichts ist die Kündigung arbeitsrechtlich durchaus verständlich.
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...hab mir das eben auch durchgelesen und mir war einiges vorher nicht so klar gewesen. Danke Salonlöwin für die aufschlußreiche Info