Schreibwettbewerb Februar 2009 - Kommentare

  • In diesem Thread könnt Ihr in der Zeit vom 25. - 28.02.2009 Eure Kommentare und Meinungen zu den Beiträgen des Schreibwettbewerbs Februar 2009 schreiben.


    Hier geht es noch einmal zu den Beiträgen des Schreibwettbewerbs: klick


    Die Punkte und Autoren werden dann am 28.02.2009 (am Abend) bekannt gegeben!

  • Zum Thema Familienbande war ich sehr gespannt, was da an Beiträgen kommt…


    So ist sie, meine Familienband:
    Naja, so was liest man in der 5. Klasse im Aufsatz, wenn der Deutschlehrer Erfolg bei diesem Schüler gehabt hat.


    Im Windschatten:
    Liest sich gut. Eine Thematik, die für einen ganzen Roman herhalten könnte, kurz und knapp dargestellt …


    Nachfolge:
    "Natürlich die Tochter der Stiefschwester der Nichte der Urenkelin der Wanderhure." Ähhh, ich versteh nur Bahnhof. Wahrscheinlich kapier ich deswegen nicht, was das mit dem Thema zu tun hat…


    Einander verbunden:
    Ich hab eine Schwäche für SiFi, deswegen gefällt mir der Text, auch wenn er mir nicht ganz schlüssig erscheint. Er würde mir noch besser gefallen, wenn ihn ein Mann geschrieben hätte… Wurde er? Teilt sich meinen Platz 3 mit dem Gedicht.


    Loyalität:
    Eine Geschichte mit einem unerwarteten Ende, so weit so gut. Die letzten Sätze „Dieser Film mit den verfeindeten Familien hatte wirklich an seinen Nerven gezerrt. Ganz war er immer noch nicht drüber hinweg. Besonders nicht, wenn er daran dachte, dass er nächsten Monat ganz ohne Kameras vor den Traualtar treten würde. Bisher hatte ihm seine Braut noch nicht gesagt, ob es eine Familie gab, mit der ihre im Streit lag“ hätte ich weg gelassen. Die passen irgendwie nicht und mit der Überschrift geht es mir genauso.


    Dürre Zeiten:
    das ist mein absoluter Favorit – nüchtern ohne Pathos und trotzdem eindringlich, so grausam ist die Realität


    Mutterliebe:
    haarsträubend, unglaubwürdig, absichtlich so überspitzt? Was will der Schreiber mit der Geschichte erzählen? Tut mir leid, aber gefällt mir nicht.


    Suche in Dornen:
    hat was, könnte man einen schönen Songtext draus machen, ist aber ein bisschen konfus


    Queen Mum:
    schöne Geschichte, nur ein bisschen vorhersehbar, das Thema sehr wörtlich genommen


    Kleiner Bruder:
    mein zweiter Favorit – das Thema voll ausgereizt, mit einem Maximum an Intensität


    Großvater, Vater und Sohn:
    Lustig, ironisch und reimt sich – mein dritter Favorit, wie es scheint, hab ich eine Schwäche für Verse


    Interview:
    vorhersehbar und nett, aber nach der Hälfte vom Text, wusste ich, dass es der Papa ist…


    Kronos:
    irgendwie ein bisschen sinnlos in meinen Augen, da haben einige der anderen Texte eine ganz andere Aussagekraft

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Auf Anregung von Aster L . werde ich mich mit der Kritik einiger Kurzgeschichten begnügen. Zu den fehlenden habe ich nichts nenneswertes zu sagen.


    So ist sie, meine Familienbande


    Sprache und Erzählton sind einem kleinen Kind angemessen. Aber was ist hier die Geschichte ? Ich kann absolut nichts erzählenswertes finden. Für mich eher eine Beobachtung irgendwelcher Gegebenheiten aus Sicht eines Kindes. Der Schluss ganz schwach. Sprachlich ordentlich.


    Nachfolge


    Eine meiner Lieblingsgeschichten in diesem Monat. Sprachlich sehr gekonnt geschrieben, dicht, voller stimmiger Bilder. Das Geschehen rückt drastisch in den Mittelpunkt. Die Geschichte riecht, schwitzt, schreit, lacht und am Schluss beisst sie sogar. Mit dem Schlusssatz bin ich nicht hunderprozentig zufrieden. Er klingt albern. Er ist albern. An dem Rest habe ich nichts, aber auch rein gar nichts auszusetzen.


    Einander verbunden


    Finde ich völlig bescheuert. Ich habe den Text schlicht nicht verstanden. Stammt womöglich aus einem Text der mit dem Schreibwettbewerb nichts zu tun hat. Kann ich nichts mit anfangen. Sorry !


    Dürre Zeiten


    Meine persönliche Lieblingsgeschichte. Lakonisch erzählt. Kommt ohne Gefühlsduselei aus und schafft es dennoch ein Gefühl von Unbehagen zu transportieren.


    Queen Mum


    Noch ein Favorit auf den Sieg. Sprachlich sehr ansprechend. Rund und dicht erzählt mit einer feinen Auflösung, die allerdings vorhersehbar ist. Der Anfang führt mich etwas in die Irre. ich dachte zunächst in eine Geschichte über das Thema Rassismus geraten zu sein. Dann schwenkt die Story perfekt um auf einen Krimi. In den letzten Monaten hätte die Geschichte sicher von mir einen Dreier bekommen. Dieses Mal verfehlt sie aufgrund der Konkurrenz das Podium. Sie ist mir fast ein wenig zu glatt geschrieben.


    Kleiner Bruder


    Eine gut erzählte stimmige Geschichte, liest sich angenehm und echt. Lediglich der Schluss hat mir nicht besonders gefallen. Der klingt zu niedlich für mich. Aber ansonsten: Respekt. Hat nur keine Punkte von mir bekommen, weil keine mehr übrig waren


    Grossvater, Vater und Sohn


    Ein herrliches Gedicht. Ich bin kein Freund von Lyrik. Aber hier habe ich ein ums andere Mal geschmunzelt. Den Anfang finde ich besonders stark. Sehr gelungen. Danke!


    Interview


    Auf die Idee muss man erst mal kommen. Ein Bewerbungsgespräch an dessen Ende sich der eigene Sohn auf die Stelle bewirbt. Leider ist die Geschichte ein bisschen zu verschachtelt geschrieben. Beim Lesen habe ich schnell die Lust verloren, weil mir viele unwichtige Informationen geliefert werden. Wichtige werden dafür ständig nachgereicht. Die Kurzgeschichte ist zu kompliziert gedacht und geschrieben. Vielleicht hätte ihr ein wenig Lakonie gut getan. Sprachlich sehr überzeugend.


    Kronos


    Auch eine herrliche Idee! Das griechische Götterpack auf die Leser loszulassen. Sprachlich toll. Leider packt mich die Geschichte überhaupt nicht. Ihr fehlt es an Witz und Durchschlagskraft. Der Autor hat sich womöglich etwas zu sehr auf die Idee verlassen und Geschichte darüber hinaus vergessen.

  • Dann will ich auch mal kommentieren:


    So ist sie, meine Familienbande


    Hm. Ehrlich gesagt fehlt mir da einfach die zweite Ebene. Klingt wie ein Grundschul-Aufsatz und soll es wohl auch, aber diese Form wird nicht durch die Geschichte gerechtfertigt. So könnte es tatsächlich in jedem beliebigen Schülerheft stehen, und das ist ja hier nicht der Anspruch.


    Im Windschatten


    Ein bisschen viel Hollywood-Klischees. Die Figuren habe ich leider in ihrer Motivation überhaupt nicht verstanden. Warum schätzt der Vater seinen Sohn nicht? Warum ist der Sohn erst erbost und später schnell bereit, wieder den Knecht für seine Schwester zu spielen? Zu wenig Charakterisierung.


    Nachfolge


    Stilistisch toll geschrieben, ducrh die Schlusspointe leider etwas runtergezogen, auch wenn der ganze Text natürlich darauf hinarbeitet. Das ist eher so ein Büchereulen-Insider, den wohl vor allem Gheron und Sysai verstehen werden, auf deren "Wanderhure" und die unvermeidlichen Fortsetzungen das Ganze gemünzt ist. Hat einen Hauch von Anbiederung, ist aber trotzdem unterhaltsam, eben weil es sehr dicht und gekonnt Atmosphäre schafft.


    Einander verbunden


    SF als derart kurze Geschichte funktioniert nur unter bestimmten Voraussetzungen. Hier leider nicht, denn man wird ohne Erklärung mitten in eine Welt hineingeworfen, die zuviel Exposition benötigt, um sie einfach nur als gegeben vorauszusetzen. Könnte eher ein Ausschnitt aus einer längeren Story sein und erzählt so nichts wirklich Essentielles. Die Schlusspointe, die den Bogen zum Thema schließt, verwirrt, weil ein Geschwisterpaar im Fokus steht und am Schluss gleich 722 Schiffe durch "die stärksten aller Bande" verbunden sind.


    Loyalität


    Die Auflösung ist mal wieder so ein 08/15-Twist, diesmal kein Traum, sondern ein Filmdreh. Gefällt mir so nicht und funktioniert noch weniger als die Traumvariante, weil ein tatsächlicher Dreh, vor allem von den Darstellern, niemals so intensiv wahrgenommen wird, Drehpausen benötigt und so keine komplexe Illusion erschaffen werden kann - das hätte eher mit einem Rezipienten (also einem Kinobesucher z.B.) als Protagonist Sinn gemacht.
    Die im Film erzählte Story ist aber eigentlich eine nette Idee, warum kann man die nicht verdichten und ohne eine zweite Realität einfach als geradlinig düstere Short Story mit Punchline a la Roald Dahl erzählen? Potential war vorhanden.


    Dürre Zeiten


    Hat mir erzählerisch richtig gut gefallen, vermittelt einen Eindruck von den Menschen, ihrer Situation und ihrer Umgebung. Las sich mit einem klar strukturierten Rhythmus ausnehmend professionell, einzig und allein die Mädchen wurden zu beiläufig eingeführt. Die Pointe wurde dadurch zwar verstärkt, aber die Reaktion des Alten, der bislang noch geraten hat, wo die Nachbarn das Geld herbekommen, ist zu gleichmütig. Ich musste die letzte Hälfte zweimal lesen, um die Tragweite zu verstehen, da könnte man noch etwas Eindeutigeres herausarbeiten. Ansonsten aber Kompliment zur gelungenen Story.


    Mutterliebe


    Schöne Grundidee, aber stilistisch wäre da viel mehr drin. Das Timing ist hier etwas unglücklich; präzisere Plot Points sorgen für leichtere Lesbarkeit, denn auch hier musste ich zweimal hinschauen, um den Twist zu bemerken. Könnte ansonsten eine interessante, schwarzhumorig-fiese Geschichte sein, wenn sie denn nur besser verpackt wäre.


    Suche in Dornen
    Nicht mein Ding. Zu ausgebreitet, zu wenig Form und vor allem zu viel Weltschmerz. Melodrama ist ja gut und schön, aber das erinnert mich stellenweise an den seligen Anzeigenteil der "Zillo". Ich schätze, für das ganze Leid dieser Welt sind meine Schultern ein wenig zu schmal.


    Queen Mum


    Schöne Geschichte mit witziger Pointe, die mir irgendwoher bekannt vorkommt, weil ich den Braten relativ früh gerochen habe. Ändert aber nichts daran, dass sie trotzdem gut funktioniert. Einzig und allein soviel Handlung und Dialog in zwei Absätzen wirkte schwer lesbar, die Geschichte selbst hat mich aber unterhalten.


    Kleiner Bruder


    Gut geschrieben, gut zu lesen. Vielleicht eine Spur zu berechnend - was kann man schon gegen eine Geschichte sagen, in deren Mittelpunkt ein Behinderter und das Ringen um gesellschaftliche Akzeptanz steht? In Hollywood gibt es dementsprechend für derlei Stories in der Regel auch die obligatorischen Oscars. Es fehlen ein paar Ecken und Kanten, so ist es leider die übliche Routine. Kein Ausrutscher nach unten, hat aber dem oft variierten Thema nichts Neues hinzuzufügen.


    Großvater, Vater und Sohn


    Lustiges Gedicht. Schöne, nicht gequälte Reime. Fand ich gut, dennoch begeistert mich Prosa in der Regel mehr, gerade in so einem Wettbewerb.


    Interview


    Sehr gut, auch wenn der Schlussgag nicht sehr überraschend kommt. War aber durchgehend flüssig zu lesen, die Dialoge stimmten, der Inhalt weitestgehend auch. Ich musste mehr als einmal schmunzeln, und damit hat die Geschichte doch schon mal einiges richtig gemacht ...


    Kronos


    Toll. Wirklich. Hier gibt es keinen richtigen Plot, aber hier fehlt er mir auch nicht, weil die Schreibe einfach hinreißend komisch ist - eine witzige Vignette aus dem Leben auf dem Olymp, schön verpackt, treffend charakterisiert und mit einem sicheren Auge für Details. Da braucht's keine umfassende Geschichte, ich war hier jedenfalls gern der Zaungast.

    Der Macintosh ist katholisch: das Wesen der Offenbarung wird in einfachen Formeln und prachtvollen Ikonen abgehandelt.
    Jeder hat das Recht auf Erlösung.
    (Umberto Eco)

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  • Leider habe ich das Fristende für die Punktvergabe versäumt, möchte aber trotzdem noch meine Meinung loswerden zu dem einen oder anderen Text:


    TOP:


    Mein klarer Favorit ist "Dürre Zeiten". Einfach gut.


    Platz zwei hält "Queen Mum" für mich. Die Geschichte hat mich spontan angesprochen.


    Und zu guter Letzt als dritter Favorit "Großvater, Vater und Sohn". Ich finde es immer schön, zu sehen, wie unterhaltsam man vieles in Reimform ausdrücken kann.



    FLOP:


    Gar nichts anfangen konnte ich mit "So ist sie, meine Familienbande". Das ist mir zu "plain" und hat einen latenten "Gähn"-Faktor.


    Ähnlich ging es mir mit "Einander verbunden". Riecht stark nach Fan-Fiktion einer Si-Fi-Serie, weder sprachlich noch stilistisch herausragend.


    "Kleiner Bruder" - der kleine Bruder von "So ist sie, meine Familienbande"

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

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  • Hier also meine ganz subjektive Meinung zu den Wettbewerbsbeitragen:



    So ist sie, meine Familienbande


    Da habe ich im Prinzip nichts mehr zu ergänzen. Ich vermute einen noch eher jungen Schreiberling (wie ich ja auch einer bin).


    Im Windschatten
    Amüsant, kurz und knackig, gut gelungene Auflösung. Da habe ich nichts weiter auszusetzen.


    Nachfolge


    Hm, ein Kind, das geboren wird. Da vermutet man am Ende eine Überraschung. Die kommt dann schließlich auch, nur bin ich nicht in der Lage, sie zu verstehen. Ein Insider?! Mag für manche wenige Büchereulen lustig, für den Rest aber kaum verständlich sein.


    Einander verbunden


    Sci-fi liegt mir nicht, vor allem nicht in Form von einer Kurzgeschichte. Zu wenig Platz und Zeit um sich einzufinden und die Welt zu „verstehen“. Darum kann und will ich gar nicht beurteilen, ob die Geschichte nun gut oder schlecht ist.


    Loyalität


    Was für eine enttäuschende Auflösung! Da erwartet man als Leser ein mehr oder weniges zufriedenstellendes Ende, dann entpuppt sich aber alles als ein Dreh. Der Autor hätte seine Leser noch halbwegs zurückgewinnen können, wenn in der Realität bzw. Gegenwart etwas Unerwartetes passiert wäre. Aber auch diese Freude bleibt dem Leser erspart …


    Dürre Zeiten


    Da versteht jemand sein Handwerk, wirklich toll geschrieben. Das Ende passt dann aber nicht ganz ins perfekte Bild, da kommt mir zu wenig. Hätte der Schluss noch mehr Pfiff gehabt, wäre „Dürre Zeiten“ mein haushoher Favorit gewesen.


    Mutterliebe


    Schwarzer Humor ist immer gut, aber hier wurde wohl ein bisschen zu viel überspitzt. Zu weit weg von der Realität, um letztendlich die Leser zu erreichen. Ein paar Korrekturen hätten den Text aufwerten können.


    Suche in Dornen


    Obwohl Gedichte nicht so mein Ding sind, hat mir dieses hier gefallen. Mag für den einen oder anderen zu viel des Guten sein, mich hat es aber schlussendlich berührt.


    Queen Mum


    Wie schon oben erwähnt, wurde hier das Thema arg wörtlich verstanden. Macht aber nix. Solide Geschichte mit ansprechender Auflösung, deren größtes Problem ist, den Leser kaum bis gar nicht zu überraschen.



    Kleiner Bruder


    Hat mir nicht gefallen. Ein behinderter Bruder, ja, und weiter? Ist mir einfach zu wenig, als dass da noch etwas hängen bleiben könnte. Das Ende ist meines Erachtens allzu nah am Kitsch.
    Insgesamt einfach zu eindimensional und zu dramatisch.


    Großvater, Vater und Sohn


    Habe ich in einem Rutsch durchgelesen und mich amüsiert. Letztendlich muss mich ein Gedicht aber restlos begeistern, damit ich ihm Punkte gebe.


    Interview


    Gut geschrieben, annehmbares Ende. Alles in allem aber zu verschachtelt, als dass ich mich noch zu Punkten hätte durchringen können.


    Kronos


    Origineller Einfall, der gut umgesetzt wurde. Stach irgendwie aus der Menge hervor, weil es mal etwas „Anderes“ ist. Der Text konnte mich mehrmals zum Lachen bringen, weshalb er ganz oben in meiner Punkteskala ist.

  • Um einen alten Brauch weiter leben zu lassen, folgt das heitere Autoren raten: Diesen Monat finde ich das besonders schwierig. Churchill scheint mir eindeutig für Grossvater, Vater und Sohn verantwortlich zu sein. Quetzalcoatlus schiebe ich Queen Mum in die Schuhe. Besonders neugierig bin ich natürlich auf den Autor von Dürre Zeiten, könnte Columbo sein. Und Kronos? Keine Ahnung, wie bei allen übrigen auch.

  • Autorenraten ist wirklich schwierig ...



    Einige Anmerkungen in aller Kürze:


    So ist sie, meine Familienbande
    Also soooo sehr Schulaufsatz ist es nun auch nicht. Aber: Der Versuch, glaubwürdig und authentisch aus der Sicht eines Kindes zu schreiben, ist eine der schwersten Aufgaben der Feld-, Wald- und Wiesenschriftstellerei überhaupt. Entweder man schreibt kindisch. Oder altklug. Oder verkopft. Bei diesem Text sehe ich die Bemühungen durchaus. Aber selbst große Namen scheiterten an dieser Herausforderung. Deshalb ist es auch nicht so schlimm, wenn es her hier ähnlich schief ging ...


    Im Windschatten
    Sprachlich nicht schlecht. Aber die Intention der Figuren blieb mir fremd. Wo liegt der Kick? Für eine solche kleine Skizze, die vom Menschlichen lebt, ist mir die Fallhöhe mit Spitzenstars wie Brad Pitt und Al Pacino zu hoch.



    Nachfolge
    Ja, okay, der Schluss mit dem SchwagerderSchwesterderNachbarinihreHundeausführerinihreHufschmiedtochter ist ja ein echter "Insider". Aber dafür fehlt mir noch der richtige Nachschlag an Bösartigkeit und es sind mir zu viele schräge Bilder, zu viel nicht tragende Beschreibungen drin: Kleine Öffnungen, die bei Frauen zur Verfügung stehen? Blutiger, verschmierter Fleischabfall?


    Einander verbunden
    Ein Nackenbeißer, der sich in der Pointe als Science-Fiction outet: Netter Versuch, vor allem Leserinnen zu ködern ....


    Loyalität
    Ich mache Dir ein Angebot, das du nicht ablehnen kannst: Die Geschichte hatte mir mit dem Plot und seiner (klassischen) Auflösung zu dicke Watteröllchen in den Wangen und viele geküsste Siegelringe am Finger.


    Dürre Zeiten
    Gut: Steinigt mich. Werft mit Dung nach mir, wenn ich eure heilige Kuh schlachte. Die Geschichte ist gut geschrieben. Zu gut. Zu korrekt. Bei mir wurde leider der maximal zulässige Moralin-Grenzwert überschritten - der vielleicht zu niedrig liegt, zugegeben.


    Mutterliebe
    Nette Idee, ehrlich. Auch wenn man beim tieferen Nachdenken am Plot rummäkeln kann. Und auch ich meine: Aus dieser kleinen Idee mit Sidekick kann man auch ne richtig schön fies-böse Geschichte fieseln.


    Suche in Dornen
    Habe mich beim Suchen am großen Schmerz gepiekst. Aber leider nichts Passendes für mich gefunden.


    Queen Mum
    Nicht königlich.


    Kleiner Bruder
    Kleiner Bruder, große politische Korrektheit - in der Summe gibt das leider nur flaches Mittelmaß. "Für dich, Autor(in"), sage ich liebevoll, nehme den Text aus Deiner Hand und schiebe ihn Dir leider wieder ohne Appetit zurück.


    Großvater, Vater und Sohn
    Um es von vorneherein klar zu sagen: Ich mag so ne Art Gedichte ÜBERHAUPT nicht. Niemals. Nie nicht. Von niemandem. Aber lustigerweise hat mir dieses Gedicht gefallen. Witzig. Ehrlich.


    Interview
    Gute Idee. Aber ich bin glaub etwas zu blöd, um sie auf den ersten Anlauf zu kapieren. Und auch beim zweiten Mal hab ich nicht alles genau bekappst. Und dreimal lese ich Dinge nicht. Ist ein altes Gelübde von mir.


    Kronos
    Hat mich sehr gut unterhalten. Fand ich beim ersten Lesen sogar sehr gut geschrieben. Beim zweiten Lesen hatte ich sprachlich schon was rumzumäkeln. Was für ein Glück, dass ich Texte niemals dreimals lese (siehe oben). Deshalb: Okay! Auch wenn man mit der Ironieschaufel die Geschichte noch ein paar Sarkasmusklafter hätte tiefer ausheben können.

    RomeoyJulietaMilleFleursundeinGlasBunnahabhainwasbrauchtesmehr?

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von columbo ()

  • Die folgenden Beurteilungen repräsentieren meine subjektive Meinung, die niemand zu teilen gezwungen ist.


    So ist sie, meine Familienbande
    Netter Versuch, aber leider ist der Inhalt klischeehaft und wenig originell. Lediglich die Perspektive lässt den Leser schmunzeln.


    Im Windschatten
    Ein schönes Zusammenspiel der unterschiedlichen Facetten einer komplizierten Familie. Gefällt mir gut. Mit dem Kokainschnupfen ohne Not im Vorbeigehen ein Klischee zu bedienen, finde ich allerdings unnötig. Das Ende ist dann wieder klasse: Wie der Sohn von seiner Enttäuschung sofort in die Profitgier umschwenkt, als sich der Gelegenheit eines Gewinneinstrichs bietet, ist ein cleverer Abschluss. Insgesamt ergibt das einen zweiten Platz.


    Nachfolge
    Hier erreicht mich leider nichts. Ich verstehe weder die Aussage, noch den Titel und schon gar nicht das Ende der Erzählung.


    Einander verbunden
    Diese Geschichte ist ordentlich geschrieben, mich stört jedoch, dass sie wie der Prolog zu viel umfangreicheren Geschehnissen wirkt. Die Charaktere werden rudimentär eingeführt, nun könnte eigentlich die Haupthandlung beginnen – aber da ist auch alles schon wieder vorbei.


    Loyalität
    Was soll man als Leser davon halten, wenn am Ende enthüllt wird, dass die gesamte Handlung nur eine fiktive Kulisse war? Natürlich kommt man sich ein wenig veralbert vor. Zumal alles getan wird, um den Leser aufs Glatteis zu führen, z.B. mit der Schilderung der durch die Luft peitschenden Kugel. Wenn das Ganze nur eine Filmszene war, wird es diese Kugel wohl kaum tatsächlich gegeben haben.


    Dürre Zeiten
    Diese tragische Geschichte gefällt mir sehr gut. Hier gibt es eine stimmige Atmosphäre und lebendige Charaktere. Die Geschichte ordnet sich nicht – wie einige andere - ihrer Pointe (wenn man das hier so nennen kann) unter, sondern gliedert sie in die Handlung ein. Das Gesamtbild passt einfach. Für mich die beste Geschichte des Monats.


    Mutterliebe
    Die Geschichte wirkt einfach nur unlogisch. Warum sollten die Eltern ihre Tochter derart quälen? Es scheinen ja beide beteiligt zu sein. Eine psychopathische Person – okay. Aber zwei? Die Motivation zu diesen ungeheuerlichen Taten wird einfach nicht genau genug erklärt.


    Suche nach Dornen
    Diese Art der Erzählung ist wohl ganz einfach nicht mein Metier, tut mir leid. Ich kann noch nicht mal bestimmen, ob dies Prosa oder Poesie sein soll.


    Queen Mum
    Unterhaltsam erzählt, aber auch diese Geschichte fällt der Logik zum Opfer. Wenn diese diebische Familie bereits dermaßen berüchtigt ist, dass sogar eine eigene Sonderkommission (!) gebildet wurde, sollte es doch zu deren Aufgaben gehören, alle Juweliere prophylaktisch zu warnen und mit Personenbeschreibungen auszustatten. Die Kripo wird ja wohl kaum nur die Verwandtschaftsbeziehungen, nicht aber Namen und Aussehen kennen. (Wenn doch, müsste der Text eine Erklärung für diesen seltsamen Umstand enthalten.)


    Kleiner Bruder
    Eine nette Beschreibung, der man keine echten Fehler ankreiden kann, allerdings hätte mir etwas mehr Handlung im engeren Sinn sicherlich mehr zugesagt. So schwebt der Text ein wenig im luftleeren Raum. (Welches Krankheitsbild soll hier beschreiben werden? Borderline? Autismus?)


    Großvater, Vater und Sohn
    Ein sympathisches Gedicht, das unterhaltsam zu lesen ist und einfach nur Spaß macht. Dafür bekommt es einen Punkt.


    Interview
    Fängt ganz interessant an, driftet am Ende aber arg in die Albernheit ab. Für mich passen die beiden Hälften der Geschichte nicht zusammen. Und wenn Göbel den Bewerber für so unqualifiziert hält, warum lädt er ihn dann überhaupt zum Bewerbungsgespräch? Überdies scheint die Interpunktion kein Freund des Autors zu sein.


    Kronos
    Hier wird sich wieder einmal aus der Mythensammlung bedient. Nicht schlecht, aber letztendlich nur ein harmloser Zwist zweier Charaktere ohne richtigen Abschluss.


    Zitat

    Original von Luc
    Um einen alten Brauch weiter leben zu lassen, folgt das heitere Autoren raten: [...] Quetzalcoatlus schiebe ich Queen Mum in die Schuhe.


    Falsch. :wave
    Im Gegenzug rate ich mal, dass "Im Windschatten" von dir sein könnte.