Irreführende Klappentexte

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    Original von keinkomma
    Danke, Steffi, für die "Aufklärung". Mir ist shcon klar, dass Klappentexte Verkaufsargument sind - aber ehrlich gesagt meine ich, dass in letzter Zeit falsche, also irreführende KTs sich häufen. Ich finde das nicht so tragisch, wnen ich hinter einem miesen KT und einem abscheulichen Cover einen guten Roman endeckte - aber viele, viele Bücher lasse ich stehen, eben weil eine historische "-in" mal wieder die selbe Geschichte in Grün erlebt oder weil der KT grauslig klingt. Warum also nicht draufschreiben, was drinsteckt?


    Liebe keinkomma, ich hoffe, dass ich nicht zu Oberlehrerhaft rübergekommen bin ;-)
    Ich möchte jetzt mal den Advocatus Diaboli spielen: Sind die Klappentexte wirklich falsch? Ist es nicht eher die Gewichtung, die so gesetzt wird, dass sie eine möglichst große Zielgruppe anspricht? Ich wage zu behaupten, dass auch der hartgesottenste Werber, allein schon durch rechtliche Zwänge, davon Abstand nimmt, die Unwahrheit (in diesem Falle eine komplett falsche Inhaltsangabe) zu liefern. Statt dessen wird das Vorhandene daraufhin abgeklopft, ob man etwas findet, was dem potenziellen Käufer gefällt. In dem vorher erwähnten Beispiel war es ja ganz eindeutig die Gewalt und der Grusel - der objektiv ja auch vorhanden war. Nur eben nicht in dem Maße, wie es suggeriert (aber nicht behauptet! Dies ist ein kleiner, aber feiner Unterschied) wurde.

  • Also, ich habe schon oft Klappentexte "erwischt", über die ich mich wirklich geärgert habe: Da wurden Namen falsch genannt oder der Text ließ das Buch in einem völlig anderen Licht erschienen und traf schlicht und ergreifend nicht auf die Handlung zu.


    Die Frage ist wirklich: tun sich die Verlage einen Gefallen, wenn sie die Klappentexte auf die avisierte Leserschaft umfrisieren? Ist es nicht besser und auch ehrlicher, bei "der Wahrheit" zu bleiben?

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Dann muss das hier auch so gewesen sein:


    Klappentext
    Eine schöne junge Frau sitzt in einem langen, weißen Kleid am Flussufer und starrt zum bleichen Wintermond empor. Auf den ersten Blick sollte man nicht einmal meinen, dass sie tot ist. Auf den zweiten Blick sieht man, dass ihre Schuhe fehlen. Mitsamt den Füßen. Kevin Byrne und Jessica Balzano, Detectives der Mordkommission von Philadelphia, nehmen die Ermittlungen auf. Bald stoßen sie auf eine weitere Tote, in einem verlassenen Wasserwerk, mit einem rätselhaften Objekt in den verkrampften Händen. Eine Spur von Leichen führt den Schuykill River hinauf. Doch die Identität des Mörders bleibt ein Rätsel. Die Ermittlungen führen ins Leere, denn die möglichen Täter, die die beiden Detectives ins Auge fassen, werden selbst zu Mordopfern, einer nach dem anderen. In Balzano und Byrne wächst ein schrecklicher Verdacht. Haben sie es vielleicht nicht mit einem, sondern mit zwei Tätern zu tun? Einem Wahnsinnigen, der im kalten Licht des Mondes blutige Märchen inszeniert. Und einem kaltblütigen Killer, der die Verdächtigen tötet ...


    Hier der Auszug aus meiner Rezi dazu:


    Zunächst einmal der Hinweis, dass der Klappentext teilweise falsch ist. Hier werden nicht die Hauptverdächtigen zu Mordopfern, sondern es werden weitere Frauen getötet. Daneben gibt es so etwas wie einen zweiten Handlungsstrang, der sich mit dem Mord an einem Kollegen von Balzano und Byrne beschäftigt, der am Tage seines Abschieds aus dem Dienst offenbar völlig grundlos ermordet wird.


    Die zwei "Hauptverdächtige" waren nie Hauptverdächtige, weil sie zunächst in gar keinem Zusammenhang mit dem Fall stehen.


    Ich hab mich schon geärgert, dass hier dem Leser verdrehte Informationen geliefert werden.


    Genauso ärgere ich mich, wenn der Klapptentext die Handlung vorwegnimmt, wie in einem von Charlies Büchern. Da wurde zum einen ein Mord vorweg genommen und sogar der Grund, der sich eigentlich erst viel Später im Buch erschließen sollte. Sowas ist einfach nur frustrierend.

  • Zitat

    Original von Batcat
    Also, ich habe schon oft Klappentexte "erwischt", über die ich mich wirklich geärgert habe: Da wurden Namen falsch genannt oder der Text ließ das Buch in einem völlig anderen Licht erschienen und traf schlicht und ergreifend nicht auf die Handlung zu.


    Die Frage ist wirklich: tun sich die Verlage einen Gefallen, wenn sie die Klappentexte auf die avisierte Leserschaft umfrisieren? Ist es nicht besser und auch ehrlicher, bei "der Wahrheit" zu bleiben?


    Ich kann, als "einer von draussen" viele verlagsinterne Entscheidungen nicht nachvollziehen ( :chen ) , so auch oft das Layout und die Klappentexte, welche oft falsche Erwartungen wecken, oder schlichtweg blöd sind. Sowas macht meinen Job nicht gerade leichter! :fetch

  • Ich habe mir angewöhnt KT wie Reiseprospekte zu lesen... Zwischen den Zeilen und dubiose Verschlüsselungen , d. h. wenn auf die Zielgruppen der Frauenbuch-Romane oder historische "die.... ...in" abzielen, zu enttarnen. :lache
    Mir ist ein Klappentext, der nur Andeutungen macht jedenfalls lieber, als einer der völlig am Inhalt vorbei geht oder viel zu viel verrät.

  • Okay, Advokaten-Modus aus.
    Ich kann es nämlich auch nicht verstehen - und zwar auch als Werber nicht. Lieber spreche ich doch genau meine Zielgruppe an, und zwar mit einem Text, der dem Buch gerecht wird, und kriege sie damit vielleicht sogar alle, als mein viel zu großes und viel zu weitmaschiges Netz auszuwerfen, auf das mir die meisten sowieso entschlüpfen.
    Ich habe mich natürlich auch schon über völlig hanebüchene Klappentexte schwarz geärgert. Und ebenso geht mir wahrscheinlich so manches Juwel durch die Lappen ...


    Zitat

    Original von Batcat
    Die Frage ist wirklich: tun sich die Verlage einen Gefallen, wenn sie die Klappentexte auf die avisierte Leserschaft umfrisieren? Ist es nicht besser und auch ehrlicher, bei "der Wahrheit" zu bleiben?


    Also, wenn du mich fragst: Nö. Sie tun sich keinen Gefallen, jedenfalls nicht on the long run. Kurzfristig aber schon ...

  • Ich hatte mich bei "Schattenschwester" von Simone van der Vlugt über den Klappentext geärgert. Das Buch war zwar insgesamt nicht schlecht, aber wie schon damals im entsprechenden Thread geschrieben:


    Zitat

    Original von Bücherelfin
    Was mich extrem gestört hat, war, daß Teile des Klappentextes so gut wie nichts mit dem Buch zu zun haben.


  • Liebe Eulen!


    Oh ja, das Thema Klappentext! Als Erstling steht man diesen Dingen sehr blauäugig gegenüber, man denkt zum Beispiel, dass auf dem Cover etwas sein sollte, das etwas mit dem Buch zu tun hat, das man mit Herzblut verfasst hat oder dass der Klappentext all die Besonderheiten hervorstreichen soll, die einen, so denkt man, ja von der Masse abheben.


    Weit gefehlt. Das Cover ist ein Blickfang. Ob da was drauf ist, das im Buch vorkommt, ist relativ egal, Hauptsache es sticht ins Auge. Auf meinem befindet sich beispielsweise eine äußerst entzückende, dekorative Spinne, die allerdings bis auf die Symbolik als Hexenutensil inhaltlich nicht vorkam. Kurzerhand hab ich sie in der zweiten Überarbeitung noch reingeschrieben. :spinne Irgendwie muss man ja drauf reagieren. ;-)


    Beim Klappentext wiederum ging es hauptsächlich darum möglichst breitenwirksam zu bleiben, also all die Extravaganzen, die eigentlich das Buch ausmachen, sorgsam zwischen die Buchdeckeln zu sperren, aber bloß kein Schlagwort außen. Besonders interessant fand ich diesbezüglich das Argument gegen meinen Vorschlag "einen Afternoon Tea im Ritz" einzubauen, was ich witzig fand, weil der Roman zum großen Teil in London spielt. Das Argument lautete: Besser nicht, weil die meisten Leser eher Kaffee trinken und viele auch nicht so gut Englisch verstehen. :unverstanden


    ;-) Das Thema Vermarktung und die Abteilung Vertrieb, das ist ein sehr ergiebiges Diskussionsthema, aber ich gehe halt davon aus, dass es dort Erfahrungswerte, Hintergrundwissen und ganz viel Sachverstand gibt, folglich vertraut man einfach, auch wenn man nicht immer ganz versteht...


    lg Claudia

  • Ich kaufe ja seit langem nicht mehr nach Klappentext, lese ihn aber trotzdem und wundere mich dann häufig, wie man von dem Roman auf so einen Klappentext kommt. Natürlich werden da falsche Erwartungen geweckt. Zumal ich ja die Story für eher nebensächlich halte und sie kaum Einfluss auf meine Leseentscheidungen hat, aber ich glaube, da bin ich wiederum eher eine Ausnahme. :grin

  • :wave Herzlich Willkommen zurück SteffiB...


    Ich habe mich schon oft gefragt, wer denn eingentlich die Klappentexte schreibt? Ist das der Autor, oder wird das vom Verlag unter all diesen Werbewirksamen Aspekten getan?


    Mir geht es ein wenig sie Sisi - ich betrachte diese Klappentexte und versuche zwischen den Zeilen zu lesen. Immer mehr aber verlasse ich mich inzwischen auf die Eulen hier und kaufe so z.B. schon mal Bücher, die ich im Buchladen aufgrund von Cover und KT niemals auch nur näher angesehen hätte.


    Edit: Es war früh und ich noch nicht wach...

  • Die "Insiderinfos" von Bodo und Klappentext-Schreibern sind mir grad am Morgen zuviel, daher sorry, falls ich hier was wiederhole, ich lese mal später nach.
    Nur soviel: ja, falsche Klappentexte nerven. Ich spreche nicht von Fehlern, was Namen angeht. Dass das nicht passieren sollte, ist klar. Aber wenn ein Klappentext etwas verspricht, was das Buch nicht hält, ist es einfach enttäuschend. Ich kauf - seit ich bei den Eulen bin - nur äußerst selten ein Buch nur nach dem Klappentext.
    ABER: Wenn ich ein Buch nicht von hier kenne (durch ne Rezi oder Ähnliches) läuft es meist so folgendermaßen ab - ich sehe das Cover und den Titel. Entweder es reizt mich oder nicht. Beim ersteren nehm ich das Buch in die Hand und lese den Klappentext. Entweder er spricht mich an oder nicht. Wenn er mich anspricht, les ich meist rein und/oder sehe hier nach einer Rezi. Kann sein, dass mich entweder das Reinlesen, die Rezi oder beides überzeugen und ich das Buch kaufe. Dann kann ich auch meist davon ausgehen, dass mir das Buch gefallen wird.
    Wenn ich ein Buch kaufen sollte, was hier nicht rezensiert wurde (wobei das in letzter Zeit gar nicht der Fall ist :gruebel), kann es mir passieren, dass ich aufgrund des Klappentextes enttäuscht bin. Das ist dumm und dann bin ich vielleicht sauer, dass mich der Verlag mit dem Klappentext "getäuscht" hat, aber dann muss ich sagen - gute Arbeit, Klappentextschreiber (falls die Story stimmt und ich nur vom Schreibstil, Spannungsbogen usw. enttäuscht bin - wenn der Klappentext falsche Inhalte liefert, ist es was Anderes, das ist einfach nur Vera***).


    Was ich aber bei "irreführende Klappentexte" im Kopf habe, sind Bücher, die einem durch die Lappen gehen würde (ohne Eulen :grin), wenn es nur nach dem Cover und dem Klappentext ginge. Sicher, man soll das Buch nicht danach beurteilen, aber es ist so wie bei dem tollen Spruch "Die inneren Werte zählen" - tja, die inneren Werte sieht man aber nicht auf den ersten Blick. Und etwas muss ja einen dazu bringen, sich für die inneren Werte zu interessieren ;-)
    Neulich wurde hier ein Buch vorgestellt (von keinkomma? :gruebel), das sich nach einem Schuhtick-Buch angehört hat und auch so aussah. Soll aber wohl ganz toll und ganz anders sein. Und wäre wohl dem Leser, der nun mal nicht auf Schuhtick-Bücher steht, entgangen.
    Das ist es, was ich in Bezug auf Klappentexte schade finde.

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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  • Zitat

    Ich habe mich schon oft gefragt, wer denn eingentlich die Klappentexte schreibt? Ist das der Autor, oder wird das vom Verlag unter all diesen Werbewirksamen Aspekten getan?


    Autor und Lektor zusammen, allerdings hat die Verlagsleitung das letzte Wort. Der Lektor weiß, was diesbezüglich gewünscht ist und lenkt daher schon beim schreiben. Je bekannter der Autor, desto mehr Mitspracherecht hat er natürlich. Ich persönlich glaube ja nicht, dass Autoren unbedingt gute Klappentextschreiber sind. Aber mit einbezogen sollten sie in jedem Fall werden.


    lg Claudia

  • Zitat

    Original von Eskalina
    :wave Herzlich Willkommen zurück SteffiB...


    :wave Lieben Dank, Eskalina! Es tut gut, mal wieder was anderes als Reis und Linsen zu essen, aber wenn ich mir das Wetter so ansehe, frage ich mich doch, ob es so eine gute Idee war, den blauen Himmel über dem Himalaya hinter mir gelassen zu haben :grin


    Zitat

    Original von Eskalina
    Ich habe mich schon oft gefragt, wer denn eingentlich die Klappentexte schreibt? Ist das der Autor, oder wird das vom Verlag unter all diesen Werbewirksamen Aspekten getan?


    Im Allgemeinen ist das der Lektor, der dann den Text der Marketingabteilung gibt, wo dann noch daran gefeilt wird, um den Text zielgruppengerecht zu machen - die Kernzielgruppe wird schon lange vorher festgelegt. Der Autor bekommt den Text natürlich auch vorgelegt, hat aber im Grunde nicht allzuviel Mitspracherecht - eine verständliche Praxis, denn der Autor ist meist ja kein Marketingprofi.


    Ich würde gerne den Klappentext meines eigenen Buches als Beispiel geben, denn hier weiß ich natürlich am besten, wie es gelaufen ist. Ein bisschen anders als normal, denn ich habe den Text selbst geschrieben und es sind nur wenige Änderungen seitens der Lektorin und der Marketingabteilung erfolgt, aber das liegt natürlich daran, dass ich viel Erfahrung als Werbetexterin und - und das ist hier das Entscheidende - im Schreiben von Backcovertexten habe. An erster Stelle stand die Festlegung der Kernzielgruppe, also jener Leute, bei denen ich mir sicher war, dass das Buch ihre Interessen trifft und denen ich eindeutig signalisieren wollte: Das ist was für euch. Natürlich hatte der Verlag da auch schon seine Vorstellungen, nach denen ich mich gerichtet habe. Im Falle des Jadepferds habe ich die Zielgruppe folgendermaßen definiert: Allgemeines Interesse an fernen Ländern und China im Besonderen, lesen u.U. auch mal einen Reisebericht. Weiblich zwischen 25 und 60 (was schon eine verdammt weite Spanne ist!). Lesen gerne Krimis, aber nicht nur. Sind nicht interessiert an expliziten Gewalt- und Splatterszenen. So ungefähr. Ihr seht schon, da fallen einige unter den Tisch, Männer zum Beispiel, für die dieses Buch durchaus ein Vergnügen sein kann. Aber, wie ich schon weiter oben angedeutet habe, man kann nicht alle einfangen, ohne einen völlig weichgespülten Text zu schreiben, der am Ende gar nichts mehr aussagt.
    Nun ist aber hier bei den Eulen folgendes passiert: Es gab einige Leserinnen und Leser, die nach der Lektüre schrieben, ihnen hätte das Buch gefallen, sie hätten es aber nur aufgrund direkter Empfehlungen in die Hand genommen, weil ihnen weder Klappentext noch Cover zugesagt hätten. So, habe ich zuerst gedacht, da ist mein Text ja offensichtlich völlig Grütze gewesen. Dann habe ich ihn noch einmal gelesen und festgestellt, dass er eigentlich immer noch auf die Zielgruppe passt. Hmm. Und dann habe ich die Beiträge noch einmal genauer gelesen und stellte fest, dass die angesprochenen Eulen die Erklärung gleich mitgeliefert hatten: Alle sagten, dass China sie eigentlich überhaupt nicht interessieren würde, viele, dass sie eigentlich keine Krimis lesen würden, Reiseberichte seien auch nicht so das Gelbe vom Ei und würden im Allgemeinen ignoriert ... Natürlich fühlten sich diese Eulen nicht angesprochen - sie gehören ja gar nicht zu der Kernzielgruppe! (Dass es ihnen trotzdem gefiel, hat mich natürlich enorm gefreut.) Und diese Eulen sind eine Hand voll - das Buch ist aber von wesentlich mehr Leuten gekauft worden, von denen ich kein Feedback bekommen habe und auch nie bekommen werde, Menschen, die wahrscheinlich in der Buchhandlung drüber gestolpert sind, Cover und Klappentext attraktiv fanden und es mitnahmen. Meine Zielgruppe eben, und da hat es dann funktioniert.


    Ein Forum wie die büchereule sammelt automatisch besonders euphorische und versierte Leserinnen und Leser im Nest, Menschen, die experimentierfreudig sind und die Genregrenzen gerne überschreiten, die sich überraschen lassen wollen (siehe Thread Blindkaufbücher - auf so eine wunderbar schräge Idee muss man erstmal kommen). Also dürfte hier auch die Zahl jener, die enttäuscht sind von wenig aussagekräftigen Klappentexten etc. prozentual wesentlich höher liegen, als bei den meisten "normalen" Lesern.


    So, ich hoffe, ich habe euch jetzt nicht gelangweilt ...
    Ganz liebe Grüße von
    SteffiB

  • Zitat

    Original von Gummibärchen
    Wenn ich ein Buch kaufen sollte, was hier nicht rezensiert wurde (wobei das in letzter Zeit gar nicht der Fall ist :gruebel), kann es mir passieren, dass ich aufgrund des Klappentextes enttäuscht bin. Das ist dumm und dann bin ich vielleicht sauer, dass mich der Verlag mit dem Klappentext "getäuscht" hat, aber dann muss ich sagen - gute Arbeit, Klappentextschreiber (falls die Story stimmt und ich nur vom Schreibstil, Spannungsbogen usw. enttäuscht bin (...)


    Wahrscheinlich hast du hier den Nagel auf den Kopf getroffen. Kakaobutter, Zucker, Sahne und Milchpulver sind als "Inhaltsangaben" auch nur begrenzt aussagefähig: Es kann nämlich Vollmilch- oder Zartbitterschokolade dabei herauskommen. Und wenn du dann Zartbitterschoki erwischt (die du verabscheust) statt der erwarteten Vollmilchschoki, bist du selbstverständlich enttäuscht oder sogar verärgert.

  • Was mich bei Klappentexten ebenfalls sehr stört und meiner Meinung nach auch eine Art Irreführung ist, sind Texte, die bereits zwei Drittel des Buches zusammenfassen.


    Man bekommt zunächst beim Lesen des Umschlags den Eindruck, dass man ein Stück des Grundkonflikts geliefert bekommt und wundert sich dann, wenn man hunderte von Seiten zurückgelegt hat und sich immer noch nichts getan hat, was der Klappentext verspricht.
    Das kommt dann manchmal erst auf den letzten 20 Seiten.
    Leider habe ich nicht mehr das Buch im Kopf, bei dem das so war, aber ein Klappentext soll in erster Linie neugierig machen und eine ungefähre Vorstellung zum Inhalt des Buches (Thema, Ort, Zeit) geben, nicht aber die wesentliche Geschichte nacherzählen und damit einerseits Spannung vorwegnehmen als auch eine falsche Erwartung hervorrufen.

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers


  • Das ist mir u.a. bei diesem Buch auch aufgefallen. Gut, Herrn Montanaris Krimikunst hat mich dann besänftig und ich fand das Buch trotzdem toll, auch wenn mich der KT in die Irre geführt hat.
    Ich kenne das aber auch noch von anderen Büchern her, da war der KT eine Nebenhandlung, Personen welche genannt wurden nur Randfiguren... Und das ein oder andere Buch hielt dann nicht was es versprach und ich war entsprechend enttäuscht...

  • Zitat

    Original von SteffiB


    Oh, da warst du schnell. Noch ein Wort zu der definierten Zielgruppe. Wenn man es richtig macht, dann wird die Werbung, im Falle von Büchern also die Umschlaggestaltung, der Titel und der Klappentext, auf die Kernzielgruppe zugeschnitten, die sich dann hundertprozentig wiederfindet.


    :grin Ehrlich gesagt: war ich nicht. Ich habe nämlich deinen (sehr interessanten) Beitrag zu der Zeit noch gar nicht gelesen und ausschließlich auf Bodo geantwortet. Aber vielen Dank über deine sehr informative Aufklärung über Klappentexte und Verkaufsstrategien. Ich finde es sehr interessant, wenn ich ein bißchen "Insiederwisssen" erfahre.


    Was mir immer noch nicht ganz klar ist: Warum wird so eine genau zugeschnittene Zielgruppe definiert? Warum wird nicht kurz und knapp erklärt, um was es in dem Buch geht (natürlich ohne den Inhalt vorwegzunehmen) und Lust auf das Buch gemacht, ohne sich festzulegen: die, die oder die soll der Klappentext ansprechen. Das darf natürlich auch emotional gemacht werden, aber es sollten halt keine Erwartungen geweckt werden, die hinterher nicht eingelöst werden.


    Ich hab mir jetzt mal den Klappentext zu Jadepferd durchgelesen und gebe dir recht: wenn jemand mit China oder mit Toten nichts anfangen kann, wird ihn der Klappentext nicht ansprechen. Aber dann wahrscheinlich auch das gesamte Buch nicht, oder?

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021