Die Leiden einer jungen Kassiererin von Anna Sam

  • Kurzbeschreibung


    Mit ironischer Lässigkeit vermittelt Anna Sam eine sozialkritische Botschaft: die Welt der Supermärkte spiegelt im Kleinen wider, was in unserer Gesellschaft insgesamt im Argen liegt.


    Sie ist uns vertraut, und wir kennen flüchtig ihr Gesicht, weil wir mehrmals pro Woche an ihr vorbeidefilieren - die Supermarktkassiererin. Für die meisten von uns reduziert sich ihre Identität auf das von Piepstönen untermalte Gleiten des Scanners über unser Warensortiment, auf stereotype und scheinbar lustlos wiederholte Redewendungen wie "Ist das alles?" oder "Macht dann 9,99." Anna Sam hat Literatur studiert und war 8 Jahre lang gezwungen, sich als Kassiererin ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Mit trockenem Humor und scharfer Beobachtungsgabe beschreibt sie Szenenbilder, die sich in der Atmosphäre liebloser Achtlosigkeit der Supermärkte entwickeln. Niemand sieht Tag für Tag so viele unterschiedliche Menschen an sich vorbeiziehen wie die Kassiererin. und niemand ist wohl besser geeignet, eine Typologie des Alltagsmenschen anzufertigen: vom notorischen Stänkerer über den lästigen Fragesteller mit der langen Leitung bis hin zum Möchtegern-Charmeur. "Man sieht Menschen, wie sie wirklich sind", sagt Anna Sam. Die Memoiren einer Supermarktkassiererin sind ein Lesevergnügen für alle mitfühlenden Zeitgenossen, die bereit sind, das Komische in der banalen Beschränktheit und Achtlosigkeit unserer Mitmenschen zu erkennen. Anna Sams Buch behandelt sicherlich kein "großes" Thema, aber es ist ein Kleinod ironischer Menschenbeobachtung. Die besten Satiren schreibt noch immer das wirkliche Leben. Kann in einem Atemzug mit der subversiven französischen Angestellten-Bibel "Die Entdeckung der Faulheit" von Corinne Maier oder mit den sozialen Reportagen eines Günter Wallraff genannt werden.



    Über den Autor


    Anna Sam, 28, ist Frankreichs bekannteste Supermarkt-Kassiererin. Als sie nach Abschluss ihres Literaturstudiums nicht sofort einen Job bekam, jobbte sie in Rennes bei einer Großmarktkette. Sie begann ihre heiteren, skurrilen und frustrierenden Erfahrungen mit Kunden in einem Web-Log zu veröffentlichen, der zum Überraschungshit wurde und bis heute über 600.000 Besucher anlockte. Seit ihrer Buchveröffentlichung "Les tribulations d'une cassière" gilt sie in ihrer Heimat als Sprachrohr aller Supermarkt-Angestellten.





    Die Autorin beschreibt in ihrem Buch ihre Erfahrungen an der Supermarktkasse. Entstanden ist das Buch durch ihren Web-Log. Daher reihen sich in diesem Buch ein Kapitel an das andere. Die Kürze der Kapitel und der flüssig-lockere Schreibstil lassen den Leser das Buch schnell lesen und nur ab und an zum Schmunzeln oder einem Auflachen innehalten. Ich selbst habe das Buch innerhalb eines Tages gelesen gehabt. Durch meine Erfahrungen vor und hinter der Kasse (ja, auch ich war mal Student und brauchte das Geld ;-) ) konnte ich einiges sehr gut nachvollziehen, anderes eher weniger. Möglich, dass es hier Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich gibt - dem Heimatland der Autorin. Auch hat mir das ein oder andere gefehlt, was ich gerne noch ergänzt hätte. Da es die Erfahrungen einer "Serivcekraft im Kassenbereich", ist das Buch recht einseitig beschrieben und die Kunden ziehen in diesem Buch fast immer die schlechtere Karte. Dennoch macht es Spaß, das Buch zu lesen und es beschwerte mir ein paar unterhaltsame Stunden. Das letzte Kapitel des Buches nahm sehr abruot den Schwung aus der Geschichte.



    Ansonsten kann ich zusammenfassen, dass es eine gute Unterhaltung für einen verregneten Tag ist, locker - leicht und stimmungsaufhellend. Den Preis allerdings finde ich für knapp 180 Seiten (viele davon nur halb beschrieben) etwas zu hoch. Aber als reduziertes Exemplar auf dem Krabbeltisch ist es allemal einen zweiten Blick wert! :winkt

  • Hallo,
    auch ich habe das Buch innerhalb eines Tages durch gehabt.
    Ich habe es gekauft, weil ich die eine oder andere Geschichte/ Erfahrung als Unterrichtseinstieg verwenden möchte oder mal in einer Vertretungsstunde daraus vorlesen und mit den Schülern diskutieren möchte.
    Dazu werde ich es auch nutzen und nicht verkaufen.


    Ansonsten fehlte mir ein Spannungsbogen. Man merkt sehr schnell, dass das Buch aus einen Webblog entstanden ist: Kurze Kapitel, kurze Sätze. Etwas klagen über Kunden, die kommen gar nicht gut weg, und klagen über Vorgesetzte.


    Von mir gabs 8 Punkte.
    Ute

  • Ich habe das Buch diesen Sonntag gelesen und es hat Spass gemacht. Kassierer/innen sind allerdings nicht zu beneiden, sie fühlt sich als Roboter. In zwischenzeit hat Auchan ja wirklich einige Kassen ohne Kassierer geöffnet.


    Gekauft hätte ich es allerdings nicht, für die paar Seiten ist der Preis mir zu hoch, die französische Ausgabe kostet 15,50 Euro für 180 Seiten !!

  • Danke für die Rezi. Dieses Buch klingt wirklich interessant. Allerdings werde ich auch warten bis ich es gebraucht irgendwo günstiger bekomme.


    Edit: Gibts bei uns in D auch nen Auchan? Kenne ihn nur aus Italien und habe dort auch schon mal an so einer Kasse bezahlt.

    Ich lese gerade:
    Drachenfrau von Hildegunde Artmeier

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  • Zitat

    Original von Tanzmaus
    Ja wie? Gleich zwei haben das Buch außer mir gelesen und keiner hat eine Rezi dazu geschrieben ??? :wow


    Fleißige Leser aber weniger fleißige Rezensenten :grin.


    Danke, Tanzmaus für die rasche Rezi.
    Ich werde es erstmal auf der WL lassen (wegen dem recht hohen Preis). Vielleicht schenkt es mir ja auch mal jemand.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Das ist eine TB-Ausgabe, Eskalina. Allerdings eine Klappbroschur, deshalb ist es so teuer.


    Ich habe es mir gekauft, weil mir die Einleitung gut gefallen hat. Leider geht es danach nicht so gut weiter. Das Thema ist interessant, aber den Stil finde ich sehr nervig und auch eher unbeständig. Da habe ich mir mehr erhofft, zumal Anna Sam Literatur studiert hat. Beenden werde ich das Buch trotzdem, aber ich werde es eher häppchenweise lesen. Aus dem Thema hätte man viel mehr machen können, finde ich. Schade.

  • Zitat

    Original von Primavera
    Danke für die Rezi. Dieses Buch klingt wirklich interessant. Allerdings werde ich auch warten bis ich es gebraucht irgendwo günstiger bekomme.


    Edit: Gibts bei uns in D auch nen Auchan? Kenne ihn nur aus Italien und habe dort auch schon mal an so einer Kasse bezahlt.


    out off topic: Bei "unserem" Real gibt es schon seit etwa 3 Jahren 4 Kassen zum Selbstscannen. ;-)

  • OT: Les Tribulations d’une Caissière


    Meine Rezension
    Der Kunde an und für sich ist eine Last. Der eine kommt zu früh und kratzt an der verschlossenen Türe, der andere geht zu spät und trottet erst dann gemächlich an die Kasse, wenn eigentlich schon längst Kassensturz gemacht werden sollte. Er isst die Sachen schon vor dem Bezahlen und will sie dann manchmal nicht zahlen. Egal was er macht, er macht es falsch.


    Natürlich gibt es auch andere Kunden, das räumt die Autorin schon ein, aber die werden nur ganz marginal erwähnt.


    Die Autorin lässt eigentlich kaum ein gutes Haar an ihrer Kundschaft. Angesichts soviel massiven Gejammers und Geschimpfes lag mir ein „Vor dem Job steht die Berufswahl“ auf der Zunge. Aber halt – die Autorin ist eigentlich gar keine Kassiererin. Erst hat sie Literaturwissenschaft studiert und währenddessen an der Kasse gejobbt – später dann aber dort weitergearbeitet, als sie in ihrem eigentlich Beruf nichts fand. Vielleicht fand sie ja ihren Job nur deswegen so elend, weil sie ja eigentlich „was Besseres“ ist? :gruebel


    Sogar wenn sie etwas Nettes über Kunden sagen will, endet es irgendwie böse. Sie erzählt auch sehr krude Dinge von Geldscheinen, die aus Schuhen gezogen werden und Kunden, die erst nett erscheinen, dann aber Popel an den Fingern haben. Der Kunde ist das Aas ohne Manieren, der die Kassiererin blöd anquatscht.


    Und ihre Waffe gegen all das: „Wieder das Fassadenlächeln aufsetzen und durch“.


    Jeder hat mal Streß und einen schlechten Tag, aber das entsprechende Ablästern über die Arbeit ist abends in 5 min. abgehakt. Hatte die Autorin NUR schlechte Tage oder hat sie niemandem, bei dem sie sich mal auskotzen kann?


    Ich freue mich jedenfalls schon jetzt auf weitere, wahre Erlebnisberichte: Die Leiden eines Friseurs („Die haben alle fette Haare!“), die Leiden einer Fußpflegerin („Die haben alle Hornhaut und ungewaschene Füße!“), die Leiden eines Arztes („Hilfe! Meine Patienten sind allesamt krank!“) – die Liste ließe sich bis zur Unendlichkeit fortsetzen.


    Aber einen Trost habe ich: auch die Autorin muß mal einkaufen gehen. :grin


    Fazit: Das Buch ist die pure Schwarzmalerei. Es lässt sich zwar unterhaltsam lesen, ist aber extrem eindimensional und malt ein fieses Bild von der Kundschaft. Bei so einer Kassiererin würde ich auch eine Kasse zum Selbstscannen vorziehen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Doch, ein gewisser, böser Unterhaltungswert besteht durchaus - aber ich kann mir nicht helfen, das Gros des Kunden kann einfach nicht so sein wie beschrieben. Außer, sie lebt bei den Hottentotten und sogar denen traue ich besseres Benehmen zu.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Sagt sie denn in dem Buch, dass alle bzw. die meisten Kunden so sind? Ich kann ja auch nur nach paar Monaten an der Kasse so einiges erzählen :rolleyes Aber natürlich heißt es dann nicht, dass alle so sind.


    Nur wäre das bisschen langweilig in so einem Buch über nette Kunden zu schreiben, finde ich.
    Wenn, dann würd ich so etwas in Vorwort oder am Schluss erwähnen und es eben klarstellen, dass es sich nur um nicht-repräsentative Beispiele handelt.

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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  • Ich finde schon, daß sie den Eindruck erweckt, als ob alle Kunden so wären bzw. zumindest so, als ob FÜR SIE alle Kunden so wären. Es gibt da schon mal so einen Halbsatz à la "Sicher sind nicht alle so...".


    Aber wie gesagt: Der eine Kunde, der ihr mal positiv auffiel, hatte dann Popel an den Fingern, mit denen er ihr den Geldschein reicht und es gibt auch ein Kapitel über "nette" Kunden, die einfach lockere Sprüche machen, die jeder von uns auch schon mal an der Kasse gemacht hat.... ja, sie sind sicher nicht sonderlich originell - aber NETT gemeint! ... aber ihre dazu gedachten Antworten.... naja.


    Es ist eigentlich ein sehr ärgerliches Buch, denn die Autorin zeigt nicht manchen Kunden schlechtes Verhalten auf (denn alle Kunden sind ja Idioten!), sondern stellt nur sich selbst und leider sicher auch viele Kolleginnen von sich in ein sehr schlechtes Licht.


    Und - hallo! - jeder kann doch aus seinem Nähkästchen plaudern, was blöde Ereignisse in der Arbeit angeht.


    Nichtsdestotrotz, es ist schnell und unterhaltsam gelesen. Wüßte ich allerdings, daß es von der Kassiererin "meines" Real stammt, würde ich künftig lieber woanders einkaufen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich kann das Buch jetzt doch nicht beenden. Ich mag Satire, je schwärzer desto besser, aber dieses Buch finde ich stinklangweilig. Der Stil ist eine Katastrophe, inzwischen quäle ich mich nur noch. Deshalb lasse ich es lieber. Sehr schade, ich dachte nach der Einleitung eigentlich, dass dieses Buch so richtig gut sein müsste.

  • mich irritiert dieser thread sehr! :grin
    da ich mitten in einer romy-schneider-biographie stecke, lese ich statt kassiererin immer "kaiserin". sissi LEBT! :lache :lache

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)