Jeffery Deaver: Der Täuscher

  • Kann jemand bei Deaver was zu Unterschieden zwischen der englisch- und der deutschsprachigen Fassung sagen?
    Ich gehöre eigentlich nicht zu der "Ich lese jedes Buch nur in der Originalfassung" Fraktion, aber jedesmal wenn ich einen Deaver in Deutsch versuche, lege ich ihn schnell wieder weg. Mein erstes Buch war 'Blue nowhere", das wurde mir in Englisch angeboten, und dann habe ich einen der Lincoln Rhymes in Deutsch versucht und fand die Übersetzung einfach nur schlecht. Holprig, hölzern und langweilig. Seit dem lese ich seine Bücher nur noch in Englisch.
    Allerdings finde ich aus der Lincoln Rhyme Serie nur 'The Twelfth Cad' und jetz 'The Broken Window' hervorragend. 'Blue Nowhere', 'A Maiden's Grave' und 'The Devil's Teardrop' sind meine Favoriten.

  • Wenn dir die Entwicklung der Beziehung zwischen Sachs & Rhyme wichtig ist, wäre es empfehlenswert. Ich hab die Reihe kreuz und quer gelesen und es hat mir nicht geschadet.

    "I think too much. I think ahead. I think behind. I think sideways. I think it all. If it exists, I’ve fucking thought of it.''
    — Winona Ryder


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  • unächst einmal fand ich das Buch nach "Die Menschenleserin" wieder wirklich gelungen.
    Einfach mitreisend und spannend.
    Interessant ist auch dass man endlich was über Lincolns Vergangeheit erfährt. Die Thematik ist auch mal etwas ganz anderes als in den vorher gehenden der Reihe.



    Zitat

    Original von Raffizack
    Kann jemand bei Deaver was zu Unterschieden zwischen der englisch- und der deutschsprachigen Fassung sagen?


    Ich kann dir nur zustimmen die Englischen Fassungen sind aus meiner Sicht bei weitem besser.
    Manchmal passt das übersetzte einfach nicht so ganz.
    Ganz deutlich hab ich bei dem 2ten Buch der Rhyme/Sachs Reihe gemerkt ("Letzter Tanz" engl. "The Coffin Dancer").
    Da haben die Übersetzer teils die Sätze aus dem englischen zu genau übersetzt, so dass es in deutsch einfach so gut ist, wie die anderen der Reihe. In Englisch allerdings ist es echt super!! :chen


    Der Täuscher fand ich jetzt in deutsch hingegen richtig gut.

    There is nothing either good or bad, but thinking makes it so - Wiliam Shakespeare
    Derzeit: Andy McDermott - The Secret of Excalibur

  • Kann es wirklich so weit kommen? 1984 ist wahr geworden, Big Brother is watching you. Auf eindringliche Art und Weise beschreibt Deaver in seinem neuesten Thriller, wie durchsichtig der Mensch mittlerweile geworden ist. Datenklau auf höchstem Niveau, es ist immer wieder erschreckend, wie viel man von sich preisgibt, selbst wenn man nur bar bezahlt. Wie gerissen und groß manche Firmen geworden sind, die sich ihr Geld damit verdienen, sämtliche Daten zu sammeln und weiterzuverkaufen, deren sie habhaft werden können. Und sie verkaufen nicht nur an Firmen für zukünftige Kunden, nein, auch die Polizei und Staatsanwaltschaft, selbst Ärzte und Krankenhäuser werden von den Firmen mit Daten versorgt, die sie nach Anfrage sekundenschnell auf ihrem Computer oder Palm zur Verfügung haben. Chips auf Kundenkarten werden automatisch erfasst, sobald man nur an einem Geschäft vorbeigeht, ein tägliches fast minutiöses Nachhalten der eigenen Bewegung wird somit Fremden zugänglich gemacht. Der Begriff vom unbescholtenen Bürger bekommt somit völlig neue Dimensionen, sein Dossier umfasst vielleicht nur 30 Seiten, Prominente oder Menschen mit Vergangenheit kommen da auch leicht auf 1000 Seiten.


    Kann man dagegen überhaupt etwas machen? Mit Sicherheit gerät nicht jeder ins Visier von perfiden Geschäftsmethoden oder gar Verbrechen, die einem in die Schuhe geschoben werden, aber der Identitätsklau ist schnell vollbracht und Kreditkartenrechnungen erreichen auf einmal schwindelerregende Höhen, wenn fremde Menschen damit einkaufen. Völlig aus dem Hinterhalt wird man damit getroffen und hat kaum eine Chance, das Gegenteil zu beweisen - denn der Computer lügt ja nicht. Manchmal sind es auch gerade die Unauffälligen, deren Leben man blitzschnell völlig verdrehen kann, wenn der Meister an den richtigen Tasten sitzt. Dann gibt es auf einmal Kredite, die man niemals abgerufen hat, Kontobewegungen, von dessen Geld man nie auch nur einen Hauch gesehen hat, Anfragen bei verbotenen Organisationen - und schon ist man im Visier der Polizei, ohne den Hauch einer Chance, seine Unschuld beweisen zu können. Auf erschreckende Weise zeigt Deaver, was man mit ein paar Tastendrucken erreichen kann und unschuldige Menschen sich einfach nicht mehr wehren können, da ihre Taten ja schwarz auf weiß existieren und die Indizien erdrückend sind.


    Das Hauptmotiv in diesem Thriller ist der Datenklau und seine erschreckenden Auswirkungen, es geht relativ unblutig zu und wie immer versteht Deaver es geschickt, die Spannung durch die gezielte Ermittlerarbeit langsam aufzubauen. Bis die Ermittler auf einmal selber in das Visier des Täters geraten, dann folgen die Einschläge Schlag auf Schlag mit unangenehmen Folgen für alle, die sie so leicht nicht vergessen werden.


    Es gibt auch einige interessante Nebenschauplätze, so erfährt man vieles aus der Vergangenheit von Lincoln Rhyme, man trifft Pam, das Mädchen aus dem gehetzten Uhrmacher wieder - und last but not least tritt auch der Uhrmacher wieder auf und ist im Nebenplot für einige Überraschungen gut.


    Für Vielleser und Büchersammler könnte es eine leicht traumatische Wirkung haben, dass in der Geschichte ein Bücherhamsterer einmal von seinen Bücherstapeln verschüttet wurde und es ihm nicht möglich war, sich darunter zu befreien. Auch Lesen kann also gefährlich sein.


    Fazit


    Schockierend, dramatisch und ungläubiges Staunen hervorrufend wird hier ein Thriller auf höchstem Niveau erzählt, der jeden interessieren dürfte - denn jeder könnte der Nächste sein.

  • Er stielt nicht nur ihre Daten, nein, er stielt auch ihre Identitäten!
    Er? Der Mörder. Gerissen, bösartig, immer einen Schritt voraus ... denn er ist der Mann, der alles weiß!


    Obwohl das Buch mittlerweile schon vor über einem Jahr erschienen ist, ist das Thema noch immer topaktuell: Der gläserne Mensch. Geschöpfe, über die es sooo einfach ist etwas zu erfahren. Und obwohl es sich hierbei "nur" um einen Thriller handelt, habe ich selten etwas so Beängstigendes gelesen.
    Deaver schreibt sehr spannend, sehr aufrührend, von der ersten Seite an ist man mitten in der Geschichte, mitten im Geschehen. Die Story ist verworen, und je mehr man sich bewusst wird, wie durchsichtig doch der Mensch ist, umso undurchsichtiger wird der Plot. Wer ist der Mörder? Innerhalb einer Seite habe ich dreimal meine Ansicht gewechselt, nur damit es am Ende doch wer ganz anderer war.
    Die Story ist sehr dicht, Seite um Seite passiert irgend etwas. Es gibt keine Stelle, die nur ansatzweise langweilig oder durchlässig wäre.
    Nebenbei erfährt man etwas über Lincols Vergangenheit, über seine Famile, aber auch bekannte Gesichter aus vorigen Bänden tauchen auf und sorgen ihrerseits für einen (für mich weniger interessanten) Seitenstrang. Unzählige Personen tauchen auf und irgendwann habe ich mir gedacht, dass es doch jetzt wieder reichen würde, aber Deaver verstrickt alle Handlungsstränge logisch und jede Person kommt schlussendlich auch wieder zum Zug, bleibt nicht über und ich als Leserin blieb nicht unbefriedigt zurück!
    Ich hatte das Buch in zwei Tagen durchgelesen, weil es so spannend war... bei diesem Buch handelt es sich sicher um eines der besten von Jeffery Deaver.
    Ganz besonders gefallen hat mir auch, dass mir endlich (!) sowohl Amelia als auch Lincoln ans Herz gewachsen sind, mit denen ich in den vorigen Bändern immer wenig anfangen konnte, weil sie für mich kühl/distanziert blieben.

    Ein Mädchen sollte zwei Sachen sein: Elegant und fabulös.

    (Coco Chanel)


    #proannika

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  • Ich habe jetzt das Buch zu Ende gelesen und muss sagen: Ich war echt schockiert! Schockiert über ein hochaktuelles brisantes Thema, vor dem sich mit Sicherheit jeder fürchten würde: Datenklau!


    Aber es handelt sich nicht nur um einen billigen Identitätsdiebstahlt. Nein, der Täter / Mörder versteht sich bis ins Detail darauf, sein Wissen gegen seine Feinde (dh. gegen alles und jeden, der ihm gefährlich werden kann) einzusetzen.


    Ich habe lange darüber nachgedacht, ob so etwas wirklich möglich ist. Aber im Zeitalter von elektronischer Datenerfassung, Payback-Punkte-Systemen und Datenpannen im Internet usw. wird es immer ein oder mehrere Personen geben, die ihr Wissen zielgerichtet einsetzen KÖNNTEN. Man wird regelrecht "überwacht", das eigene Kaufverhalten analysiert und ausgewertet. Kann man sich dagegen wehren? Wohl kaum.


    Die Handlung ist gut erzählt und äußerst spannend. Die Seiten fliegen nur so dahin. Einziges Manko war für mich der 2. Fall, den Lincoln "bearbeitet" hat und dessen Sinn sich mir nicht erschliessen konnte - bis zur Danksagung. Denn hier erfuhr ich, dass es sich um einen alten Bekannten handelte, der noch einmal aufgetaucht ist. Da es mein erstes Jeffrey Deaver Buch war, konnte ich das nicht wissen.


    Alles in allem bleibt zu sagen: Ein Jeffrey Deaver scheint sich zu lohnen und es wird mit Sicherheit nicht mein Letzter bleiben!

  • Ich habe gerade die englische Fassung ausgelesen. Einfach super spannend und wie dann auch noch Rhymes Team ins Visier gerät, konnte ich es garnicht mehr weglegen bis zum Schluss. :fingerhoch


    Die überraschenden Wendungen sind ja Deavers Markenzeichen, aber wenn man seinen Stil kennt nutzt sich der Effekt ab, meist habe ich jetzt schon die richtigen Ahnungen (zb. Polizei klingelt irgendwo, der Mörder macht seine Tür auf --- aber das Buch ist noch lang also steht die Polizei nicht vor dem richtigen Haus - richtig! :rolleyes)


    Trotzdem freue mich schon auf neue Rhyme-Romane. Mit jedem Buch lernt man ihn und seine Kollegen besser kennen. :-)

  • Ja, sie ist toll, die Lincoln Rhyme-Reihe. Ich habe auch bisher jeden Band verschlungen. Und dieser hier hat es mir besonders angetan. Ein toller Plot, ein Thema, das zum Nachdenken zwingt und Spannung garaniert.


    ABER: Leider doch wieder nach dem ewig gleichen Deaver-Schema. Man weiß schon in etwa, wie es weitergehen wird. Auch die künstlich aufgebaute Spannung, die sofort verpufft, sobald sich die vermeintllch brenzliche Situation in Luft auflöst und die Lösung des Problems, das sich gerade haushoch vor jemandem auftürmt, stellt sich schnell als banal heraus, das kenne ich schon zur Genüge. Da nützen auch die Cliffhanger nichts.


    Deaver hat sich nicht weiterentwickelt, verfolgt sein Erfolgsrezept nach wie vor gnadenlos, bietet dem Leser nichts Neues an. Das heißt aber nicht, dass ich die weiteren Bände nicht lesen werde :grin