Wenn man abrechnet, dann auf diese Art. Famos und stilvoll.
Sergio, der Erzähler ist als einziger seiner Familie Mitte der 60er Jahre in Kuba verblieben, zieht sich zurück um Tagebuch zu schreiben, hat eine Affäre, diskutiert mit einem Freund und beobachtet Havanna.
Edmundo Desnoes Erinnerungen an Kuba vor und nach der Revolution verschonen nichts und niemanden. Castro hat gesiegt aber einiges nicht bedacht.
Sergio bedenkt einiges, nimmt sich die Zeit und hat die Zeit.
Über die Revolution: Meine Möglichkeiten haben sich auf ein Minimum reduziert. Ich kann nicht mehr derselbe sein, bin es nicht mehr. Ich kann nicht mehr reisen oder das Auto nehmen, das ich gern kaufen würde, oder die Zeitschrift, die ich gern läse. Es gibt keine bourgeoise Vielfalt für einige, es gibt nur platte sozialistische Gleichheit für alle.
Über die Bürgerlichen: Selbst wenn sie eine Schwachstelle der Revolution entdecken, irren sie sich, wissen nicht, wie sie sie nutzen können, und reden am Ende nur Scheiße. Pablo hat nur einen intelligenten Gedanken geäußert, und daraus machte er schließlich ein Essensproblem.
Die Frauen: Ich beschloss, Elena nicht zu heiraten. Ich weiß nicht, woher ich die Kraft nahm, der Falle auszuweichen, die man mir stellte.
Über Hemingway: Allmählich ging mir die Götzenverehrung, die immer ach so menschlichen Anekdoten ein wenig auf die Nerven. Hemingway hatte sich aufs Klo gesetzt und geschissen wie alle anderen, und anscheinend sogar mit Schwierigkeiten.
Und zu guter Letzt macht der Autor auch vor sich selbst nicht halt: Ich habe Eddys Roman zu Ende gelesen. Er ist derart simpel, dass es mich fassungslos macht. So etwas zu schreiben (….) ist wirklich erbärmlich.
Der Mann hat Humor…
Und man muss sagen…, alles andere als erbärmlich…, diese kleine, feine Abrechnung mit Kuba, den Menschen und dem Menschlichen, dieser Lossagung und Verbrüderung in einem. Am Ende des Büchleins beschreibt der Autor mit dem Abstand von 40 Jahren noch einmal sein Werk, und die schönste Aussage bleibt, dass es ihm die Wiederentdeckung und Veröffentlichung der “Erinnerungen an die Unterentwicklung“ erlaubten auf Reisen zu gehen.
Gut so.