Der Fall Maurizius - Jakob Wassermann
Jakob Wassermann wurde am 10. März 1873 als ältestes Kind des jüdischen Kurzwarenhändlers Adolf Wassermann und seiner Frau Henriette geb. Traub geboren.
Er begann eine kaufmännische Lehre bei seinem Onkel, arbeitete als Büroschreiber, Sekretär und Lektor.
Er hatte Kontakt zu den Schriftstellern Thomas Mann, Hermann Hesse, Bernhard Kellermann, Hugo Hofmannthals und Arthur Schnitzler.
1928 erscheint sein Roman Der Fall Maurizius.
Die Geschichte spielt anfang des 20. Jahrhunderts, zu einer Zeit als Wilhelm II. Deutschland regiert.
Oberstaatsanwalt Andergast hat Prinzipien. Der Mensch ist verantwortlich für seine Taten, auf Schuld folgt Bestrafung. Kurz: Gerechtigkeit ist möglich.
Sohn Etzel zweifelt an der Rechtmäßigkeit eines Urteils. Leonhart Maurizius ist wegen Mordes lebenslänglich eingesperrt. Aber hat er seine Frau tatsächlich getötet? Widerwillig lässt sich Andergast auf Etzels Nachforschungen ein und wird konfrontiert mit einem Chaos aus Verstrickungen, Lügen und Leidenschaften, das sein ganzes Leben in Frage stellt:
Der 16jährige Etzel wächst bei seinem sehr strengen und selbstgerechten Vater auf. Zu der Mutter hat er keinen Kontakt (die Gründe dafür werden im Laufe der Geschichte aufgedeckt).
Empört über die angebliche Ungerechtigkeit der Justiz, begibt sich Etzel auf eine Reise um die Unschuld Maurizius' beweisen zu können. Während er den Zeugen Gregor Waremme in Berlin aufsucht, nimmt sein Vater zeitgleich den Kontakt zum lebenslänglich verurteilten Mörder Maurizius auf.
Die Dialoge zwischen Etzel und Waremme und auf der anderen Seite zwischen Andergast und Maurizius machen den Höhepunkt dieser Geschichte aus.
Die anfängliche Schwarz-Weiß-Malerei löst sich mit der Zeit in eine sehr verschwommene Grauzone auf.
Am Ende fragt man sich, wer hier eigentlich Opfer oder Täter war.
Und nicht nur das, sondern man fragt auch nach der eigenen Schuld - nicht an dem Mord - sondern am Elend in der Welt.
Wären 12 Punkte machbar, würde ich sie vergeben. So bekommt der Roman leider "nur" 10 Punkte.
Noch eine Anmerkung zur oben erwähnten Ausgabe:
Um die Spannung aufrecht zu erhalten, sollten man die Anmerkungen am Ende auch wirklich erst zum Schluß lesen, denn dort wird der Mord aufgeklärt.