Zur Autorin: Gil McNeil hat bereits vier Bestsellerromane veröffentlicht, die teilweise für das britische Fernsehen verfilmt wurden. Sie stammt aus einer Familie exzellenter Strickerinnen und lebt mit ihrem Sohn in Kent. Gil McNeil arbeitet bereits an einer Fortsetzung zu Komme was Wolle sowie an einem Schal und einem besonders kniffligen Pullover.
Der Klappentext:
Als Joanna ihren Mann durch einen Autounfall verliert, bleibt der jungen Witwe nichts anderes übrig, als mit ihren zwei kleinen Söhnen aus dem sündhaft teuren London aufs Land zu ziehen. In einem kleinen Ort an der Küste übernimmt sie den Wollladen ihrer Großmutter. Zugegeben, mit seiner Kundschaft im Seniorenalter ist das kleine Geschäft nicht gerade eine Geldmaschine – aber Jo erkennt das Potenzial darin und macht sich mit Ideen und Mut ans Werk …
Eine kurze Inhaltsangabe:
Die Ich-Erzählerin Jo lebt mit ihrer Familie in London, d. h., eigentlich lebt sie dort mit ihren beiden Söhnen, da ihr Mann Nick als Fernsehreporter sehr oft in der Weltgeschichte umherreist und sehr selten bei seiner Familie ist. Eines Tages eröffnet er ihr, dass er sich von ihr scheiden lassen will, da er seit einiger Zeit eine Beziehung zu einer anderen Frau unterhält. Nach dem darauf folgenden Streit fährt er davon und baut mit seinem Auto einen Unfall, bei dem er ums Leben kommt.
Jo zieht bald darauf mit ihren Söhnen in eine kleine Küstenstadt und übernimmt dort das Wollgeschäft ihrer Großmutter.
Das Buch handelt davon, wie sich die drei dort neu orientieren, wie sie neue Freunde finden (und auch einige wenige alte behalten). Wir lernen mit Jo einige bemerkenswerte Leute kennen, z. B. die örtliche Gutsherrin– ich nenne sie mal die „dörfliche Respektsperson“ –, die ihren Landsitz einem reichen Filmstar verkauft hat, wie Connie, die zusammen mit ihrem Mann in dem Ort ein Restaurant/Pub eröffnet hat, oder den netten Nachbarn mit dem unglaublichen Hund (Trevor – dem möchte ich ehrlich gesagt nicht begegnen). Wir begegnen auch dem Filmstar und ihrer Assistentin, mit denen Jo auch Freundschaft schließt, und Ellen, der Freundin aus London, die auch nicht ganz unbekannt ist. Ein sehr netter Fotograf, ein paar nette LehrerInnen und eine nicht ganz so nette Vorsitzende des Elternbeirates sowie die Mitglieder des Strickkreises, den Jo gründet, sind weitere Protagonisten des Buch, ganz zu schweigen von Gran, Elsie, der langjährigen Mitarbeiterin Grannies, die schlicht gegen alles neue ist, und der Familie, besonders der Mutter von Jo. Außerdem kommen unter anderem vor: eine Reise nach Venedig und eine Demonstration des Strickkreises, um die Schließung der Bücherei zu verhindern.
Meine Meinung zu dem Buch:
Eine nette Frau, ich würde sie gerne kennenlernen, die Ich-Erzählerin Jo. Sie steht mit beiden Beinen fest im Leben, sie gibt sich so gut wie keinen Illusionen hin, sie ist eher der Typ, der vermittelt als dass sie die Konfrontation sucht. Die Art und Weise, wie sie versucht, ihre Kinder auch ohne väterlichen Beistand großziehen (und zwar von Anfang an), hat mich sehr beeindruckt; dass sie den beiden Jungs den Verunglückten als den besten Vater der Welt im Gedächtnis zu halten versucht, hat mich zutiefst berührt. Die Schilderung der beiden Söhne war klasse, wobei Archie, der jüngere der beiden, mein persönlicher Liebling des Buches ist – zusammen mit dem unmöglichen Hund Trevor.
Einige der Figuren sind – typisch englisch? - leicht skuril, aber das trägt zum Amüsement des Buch umso mehr bei. Eine leicht flippige Mutter (Jos Mutter) wie in diesem Buch meine ich auch aus anderen Büchern zu kennen, z. B. erinnerte sie mich ein wenig an die Mutter aus Kerstin Giers „Lügen, die von Herzen kommen“.
Die Erwähnung der Filmstars, die auch stricken, ging an mir ein wenig vorbei, dafür kenne ich mich im Filmbereich zu wenig aus (die spielen aber auch keine Rolle in dem Buch, im Gegensatz zu der reichen und wunderschönen Schauspielerin, die eine eine der wichtigsten Nebenrollen besetzt, ob es zu der einen realen Bezug gibt, wie meine Freundin behauptet, weiß ich nicht).
Dass naturgemäß das Stricken eine große Rolle in dem Buch spielt, hat mich jetzt nicht erstaunt, aber bei dem, was alles gestrickt wurde, sind meine Augenbrauen doch ein wenig nach oben gewandert: Ich sage nur Törtchen, Kaffeewärmer, Fische. Als bekennende Nicht-Strickerin bin ich doch immer davon ausgegangen, es geht um Pullover, Jacken oder Decken, die angefertigt werden. Die Erwähnung der verschiedenen Wollsorten und -arten hingegen fand ich für mich Laien hilfreich.
Eine Kleinigkeit hat mich an dem Buch gestört – das geht mir allerdings öfter so bei englischen Büchern: Und zwar ist das der doch – zumindest für meine Begriffe – eigenartig hohe Alkoholkonsum. Ich war versucht, mitzuzählen, wie oft jemand in dem Buch angetrunken oder betrunken war, hab es dann doch gelassen. Anscheinend hat man in Großbritannien ein anderes Verhältnis zum Alkohol.
Was mir noch sehr gut gefallen hat, ist das „Happy End“, das so ganz anders ist, als man es vielleicht erwartet – nämlich, dass man auch ohne Mann und Vater für die Kids glücklich und zufrieden sein kann.
Edit: Ich hasse Fehler! Wieso mach ich dann welche?