Inhalt:
Eine Familiengeschichte zwischen Persien und Deutschland, erzählt von Tochter Minima, kurz Minni. Ihre Eltern und Bruder Maximus (Maxi) leben in Teheran und fahren regelmäßig nach Deutschland zu »Aroma«, der deutschen Uroma. Minni schildert glückliche Kindheitstage in der heiteren Außenseiterfamilie mit Kindermädchen und Diener. Nach dem Abitur gehen die Geschwister nach Deutschland, Maxi entdeckt seine Homosexualität, Minni verliebt sich in Luc. Die Beziehung scheitert. Es dauert lange, bis die Munterkeit der Erzählerin das Geheimnis preisgibt: Minni verletzt sich selbst wie unter Zwang. Was sie, empfindlich unberührbar und »interkulturell« zerrissen, von ihrem Leben zu berichten hat, nimmt gefangen, es berührt.
Autorin:
Shirin Kumm, geboren in Teheran, lebt in Frankfurt am Main. 2003 erschien ihr Erstlingsroman Royadesara – Eine Verwirrung, über den die Neue Zürcher Zeitung schrieb: »Es ist in der Tat eine Geschichte um Traum und Sehnsucht, gestaltet nach einem raffinierten Schachtelprinzip; sich den Weg durch dieses Labyrinth der Gedankengänge und Gefühle zu bahnen, ist ein Vergnügen.« 2004 veröffentlichte Shirin Kumm ihre Übersetzung von Gedichten des persischen Filmregisseurs Abbas Kiarostami: In Begleitung des Windes (bei Suhrkamp).
Ein toller überraschender kleiner Roman (204 Seiten). Überraschend für mich, da mich Themen wie z.B. Selbstverletzung eher nicht interessieren, aber hier passt es so wunderbar undramatisch in die Handlung. Minnie ritzt sich seit frühester Jugend, weil sie immer so einen weißen und blutleeren Eindruck machte und das ist so selbstverständlich, dass die ganze Geschichte nicht zu einem Betroffenheitsroman wird.
Es ist stattdessen ein Liebesroman (Lieblingsstelle: "Seit ich Lucs Haut berührt habe, habe ich eine neue Heimat gefunden") und ein Roman über eine Frau zwischen den zwei Welten Iran und Deutschland.
Die ganze Geschichte wird in Sprüngen erzählt, so talentiert geschrieben, dass sich das zumindest für mich ganz selbstverständlich liest (im Gegensatz z. B. zum Brautflug, wo die Sprünge oft sehr abrupt waren).
Die Figuren sind alle etwas überspitzt, skuril, mit vielen kleinen (tragik-)komischen Situation, aber alles sehr liebenswert und warmherzig geschrieben.
Von mir gibt es 10 Punkte.