Kein Happy End - Peter Johnson (ab ca. 15 J.)

  • OT: What Happened 2007



    Vier Jungen zwischen sechzehn und achtzehn brausen in einem teuren Auto nachts durch die zugeschneiten Straßen von Buffalo/NY. Sie kommen von einer Party, sind angetrunken, zwei kiffen, eine Schlägerei gab es auch schon, sie sind aufgekratzt. Am schlimmsten der Fahrer, der 18jährige Duane, dessen Vater das Auto gehört. Sein Freund Porky auf dem Beifahrersitz, ist damit beschäftigt, ihn noch mehr aufzuhetzen. Hinten sitzt Kyle, im gleichen Alter wie Duane und mit dessen Schwester Emily befreundet, was Duane nicht paßt. Der vierte ist Kyles etwas jüngerer Bruder, der namenlose Ich-Erzähler dieser Geschichte. Er und Kyle möchten eigentlich aussteigen, aber Duane, erfüllt von einer seltsamen Wut, ist nicht bereit anzuhalten. Es kommt zu zwei Beinahe-Unfällen über vereiste Bordsteine, in Schneewehen. Dann die Katastrophe: in der Dunkelheit taucht unvermutet ein Radfahrer auf, Duane kann nicht ausweichen. Der Schreck ernüchtert die vier eben lang genug, daß sie nach dem Gestürzten Ausschau halten. Unter dem Vorwand, Hilfe zu holen, läßt Duane Kyle und den Ich-Erzähler mit dem Opfer zurück. Kyle hat noch genügend Verstand, die Polizei anzurufen, dann packt auch ihn die Panik. Die beiden Jungen laufen davon.


    Am nächsten Tag erfahren sie, daß Duanes Vater bereit ist, den Unfall zu vertuschen. Kyle und sein Bruder zögern. Der Weg zur Entscheidung wird dadurch erschwert, daß die beiden Jungen aufgrund ihrer schwierigen Familiensituation, ihre Mutter ist früh gestorben, der Vater hat die Kinder ohne ein Wort verlassen, mit eigenen Traumata belastet sind. Der Druck wächst, da ist Emily, ihr rücksichtsloser Vater, der stets gewaltbereite Duane und immer wieder die Vergangenheit von Kyle und seinem Bruder. Und dann stirbt das Opfer.
    Vier Tage lang dauert die Suche nach der Wahrheit, falls es so etwas gibt, nach der Erkenntnis, falls es so etwas gibt, nach dem Sinn, falls es so etwas gibt. Zweifel, Fragen, Orientierungslosigkeit bestimmen den Weg.


    Der Autor, Peter Johnson (geb. 1951) ist mehrfach preisgekrönter Prosadichter. Das merkt man seinem ersten Roman für Jugendliche auch an. Aufbau und Stil sind anspruchsvoll. Es geht im Kern um Philosophisches, den Sinn des Lebens. Die knapp 130 Seiten sind in fünf Teile geteilt, jeder Teil trägt ein Motto von Nietzsche bis Kafka. Dazu gibt es Prosagedichte von Stephen Dobyns und dem Autor selbst. Der Text enthält immer wieder Zitate von Philosophen, denn Philosophie ist ein Hobby des Erzählers.


    Die Geschichte ist nicht chronologisch erzählt. Passend zum Thema ‚Sinnsuche/Wahrheitssuche’ liefert der Autor nur Fragmente, Impressionen, Überlegungen. Die Erzählerfigur ist jemand, der nicht geradlinig erzählen kann. Er ist stark traumatisiert, gerät leicht in Aufregung und reagiert meist übermäßig auf äußere Reize. Zuweilen verliert er sich in ‚Was-wäre-wenn’-Geschichten. Daß auch er in Emily verliebt ist, macht einen Teil seiner Träumereien aus. Gegenwart, Rückblenden, akute Ängste, alte Ängste folgen abruptem Wechsel aufeinander.


    Dieser sehr komplizierte Aufbau ist bis zum dritten Teil der Geschichte auch überzeugend durchgehalten. Dann aber geraten die Bruchstücke doch durcheinander, selbst bei hochkonzentriertem Lesen fangen sie an, zu frei herumzuwirbeln, bis sie schließlich in einer schäumenden Woge über einer zusammenstürzen und einfach davon fließen. Der Autor versucht instinktiv, die Einzelteile zusammenzuhalten, entscheidet sich dabei aber dafür, die eigentliche Handlung ‚reicher’ auszustatten. Auf einmal verquicken sich die Geschichten der beiden Familien auf eine Weise, die sie in unangenehme Nähe eines Kitschromans rückt.
    Duane und sein Vater nehmen fast dämonische Züge an, Duanes Mutter wird als verhinderte Künstlerin gar zur Wohlstandsalkoholikerin. Von der poetisch-philosophischen Abhandlung sieht man sich plötzlich in eine handelsübliche Seifenoper gestürzt. Die Stimme der Erzählerfigur und die wirklich berührende Darstellung seiner Erinnerungen an die Eltern retten das Ganze noch bis zum Ende des fünften Teils. Auf der vorletzten Seite, dem Ausblick in die Zukunft, muß man dann wirklich einen unschönen Abschnitt lang durch Kitsch waten.


    Es ist dennoch ein interessantes Buch, voller wichtiger Überlegungen, auch zu Fragen religiösen Glaubens. Es ist richtig schön ausgestattet, regelrecht gediegen, dem ersten Thema und der poetischen Sprache angemessen, mit einem Lesebändchen, so strahlend hellblau wie der Einband unter dem graphisch sehr gelungenen Schutzumschlag.


    Schwierig allerdings ist die Frage, wem man die Lektüre empfehlen soll. Es gilt als Jugendbuch ab ca. 13 in den USA, hierzulande ab 15/16. Man braucht ein gerüttelt Maß an Leseerfahrung und an Neugier auf philosophische Fragen, wenn man dieses Buch lesen will. Man braucht die Geduld mit einem namenlosen Ich-Erzähler, dessen nicht-lineares Denken die einzige Sicht auf die Dinge bietet. Jugendliche, die sich so weit vorwagen, greifen in der Regel aber schon zu ‚Erwachsenen’-Literatur. Empfiehlt man ihnen dieses Buch als Jugendbuch, kann man leicht auf Ablehnung stoßen, weil sie sich unterschätzt fühlen. Drückt man es ihnen doch in die Hand, können die verwässerte zweite Hälfte und vor allem der etwas rosig geratene Schluß Anlaß zu berechtigter Enttäuschung werden.


    Der recht geringe Preis für dieses schöne Buch kann aber doch ein Lockmittel sein, das Experiment zu wagen. Man wird durchaus belohnt und wenn es nur mit dem phantastischen Bild eines Mannes ist, der im verschneiten Garten mitten in der Nacht verbissen Bälle in den Basketballkorb wirft, weil er die Trauer um seine verstorbene Frau nicht anders äußern kann.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von magali ()

  • Peter Johnson – Kein Happy End


    Oh ja, der Titel passt wirklich zu dem Buch. Ich dachte mir auch, als ich das beendet habe, dass das keinHappy End hat. Dieses Buch war total langweilig und eswar als würde ich gleich einschlafen...
    Alles beginnt in einem Auto mit vierTypen. Diese sind besoffen und manche von ihnen auch noch bekifft.Sie fahren mit dem Auto von einer Party nach Hause und übersehen aufdem Weg glatt mal einen Mann und überfahren ihn. Kyle und seinBruder, der die ganze Geschichte erzählt, wollen dem Mann helfen.Seine Freunde jedoch wollten dies nicht, schmeißen die beiden rausund begehen Fahrerflucht... Dies ist der Anfang der Geschichte.
    Um diese Geschichte werden weitereHandlungsstränge herum „gepflanzt“ , was dazu führt, dass manschnell mal den Überblick verlieren kann. Abgesehen von der langweiligen Storyund dem unüberlegten Handlungsstrang ist der Schreibstil des Autorsokay, jedoch kann man sich nicht so gut in die Situationen undFiguren hinein versetzten und sie wirken durch ihre Beschreibung sehrunsympathisch. Ich würde mich nicht mit ihnen anfreunden wollen.
    Die Geschichte zieht sich wirklich indie Länge und scheint bei den 136 kurzen und groß gedruckten Seitenjedoch kein Ende nehmen zu wollen.
    Alles in allem hat mir das Buch nichtgefallen und hätte das Geld besser für ein tolleres Buch ausgebenkönnen.