Verlag: Luchterhand Literaturverlag, 1999
Broschiert: 64 Seiten
Aus dem Portugisischen von Maralde Meyer-Minnemann
Kurzbeschreibung:
Auf diesen Seiten ist ein heiterer, gelöster Lobo Antunes zu entdecken, der als liebevoller Vater spricht, der ausplaudert, warum er überhaupt Schriftsteller geworden ist und welchen Anteil die Großmutter und deren Hausaltar daran hatten, ein Autor, der von unbeantworteten, aber auch von erfüllten Liebschaften erzählt.
Über den Autor:
António Lobo Antunes wurde 1942 in Lissabon geboren. Er studierte Medizin, war während des Kolonialkrieges 27 Monate lang Militärarzt in Angola und arbeitete danach als Psychiater in einem Lissabonner Krankenhaus. Heute lebt er als Schriftsteller in seiner Heimatstadt. Lobo Antunes zählt zu den wichtigsten Autoren der europäischen Gegenwartsliteratur. In seinem Werk, das mittlerweile zwanzig Titel umfasst und in über dreißig Sprachen übersetzt worden ist, setzt er sich intensiv und kritisch mit der portugiesischen Gesellschaft auseinander. Er erhielt zahlreiche Preise, darunter den "Großen Romanpreis des Portugiesischen Schriftstellerverbandes", den "Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur" 2000 und zuletzt 2005 den "Jerusalem-Preis für die Freiheit des Individuums in der Gesellschaft".
Meine Meinung:
Bei diesem schmalen Band handelt es sich um Kurzprosa. Es sind 15 Texte des portugisischen Autors und sie sind anders zu lesen als die umfangreichen und komplexen Romane, die man sonst von Antunes gewohnt ist. Er ist auch nicht so Minimalistisch, was sonst beim Lesen seiner Romane das Maß des Erträglichen manchmal überschreitet.
Die Geschichten sind autobiographischer Natur, in der ersten „Lob der Vorstadt“ fällt sogar der Name Lobo Antunes. Die in erster Person geschriebene Geschichte beschäftigt sich mit Antunes Kindheit in einem Vorort Lissabons.
In „Die Buchmesse“, die Antunes hier zusammen mit seiner Tochter verbringt, schimmert sogar Selbstironie durch: Autogramme geben und Eis essen.
Auch in „Der berühmte Mann“ ironisiert er den Ruhm oder halt des Fehlens eben dieses eines Schriftstellers, sei sein Buch noch so wichtig.
Die ungeliebte Interviewfrage Wie haben Sie angefangen zu schreiben? eröffnet die Titelgeschichte Sonette an Christus. 300 Antworten hat der Autor parat, doch nie war eine ehrlich. Doch in dieser Geschichte kehrt er an seine Anfänge zurück. Auch in den folgenden Geschichten erzählt der Autor von seiner Kindheit.
Manchmal offenbart schon der Titel einer Geschichte den obskuren Humor des Autors, z.B. „Chopin ist ein Hähnchen“ oder „He du Krücke der Ton ist weg“.
In einigen der folgenden Geschichten verliert sich das autobiographische Element, in „Die Einsamkeit geschiedener Frauen“ ist sogar eine Frau die Hauptfigur. Dabei ist das sogar eine der besten Storys in diesem Band. Ein inneres Zwiegespräch der Protagonistin über ihr Leben im grauen Alltag. Hier ist auch ein Hauch Melancholie zu spüren, dieser literarische Fado, für den Antunes berühmt ist.
Doch die meisten Geschichten sind entweder rückbesinnlich leicht wehmütig oder sogar humorvoll und heiter.
Natürlich haben diese autobiographischen Skizzen nicht den literarischen Gehalt seiner wichtigsten Romane, aber aufgrund ihrer Leichtigkeit sind sie eine angenehme Ergänzung und lesenswert.
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ASIN/ISBN: 3630870333 |