P.O.W. Gefangen - Alan Gifford

  • OT: How far the road home


    Kurzbeschreibung:
    Colorado im Sommer 1944: Ernst Halder ist als »Prisoner of War« in einem Lager der Amerikaner inhaftiert. Als ein Häftling ermordet wird, begreift der junge Mechaniker, dass der Krieg noch keineswegs zu Ende ist. Einige Kameraden wollen fliehen, um Sabotageakte zu verüben. Wer sich gegen sie stellt, wird getötet. Als auch Ernst zu einer Geheimmission befohlen wird, gerät er in einen dramatischen Konflikt: Er hat sich in die Farmerstochter Celena verliebt. Wenn Halder sich für sie entscheidet, weiß er, dass nicht nur sein Leben, sondern auch Celena in Gefahr ist.


    Alan Gifford hat seinen eigenen Wurzeln nachgespürt und stieß dabei auf ein großes, nahezu unbekanntes Thema: deutsche Kriegsgefangene in den USA. Wie viele andere hatte auch sein Großvater auf einer Farm Deutsche beschäftigt, die unverzichtbare Arbeiter waren, aber auch gefährliche Feinde sein konnten.


    Über den Autor:
    Alan Gifford arbeitet als Anwalt und hat Lehraufträge an mehreren Universitäten. Er hat eine Zeitlang in Belgien gelebt, woher seine Familie ursprünglich stammt. Der Großvater hat selbst auf seiner Farm in Colorado während des 2. Weltkriegs deutsche Kriegsgefangene beschäftigt. Alan Gifford ist mit einer schwedischen Sängerin verheiratet und hat einen Sohn.


    Meine Rezension:
    Alan Giffords "P.O.W. Gefangen" wie auf dem Cover zu lesen als Thriller zu bezeichnen, würde dem Roman nicht gerecht werden, denn er ist viel mehr als nur das: Die Thrillerelemente sind mit einer zarten Liebesgeschichte verwebt, die nicht nur ohne jeden Kitsch auskommt, sondern durch die gekonnte Einbindung historischer Fakten eine unglaubliche Authentitzität und einen rundum gelungenen und umfassenden Leseeindruck bietet. Die Zeichnung der Figuren ist komplex und - was mich besonders freut - differenziert, nicht alle deutschen Soldaten sind Nazis und nicht alle, die dem Fahneneid auch ein Jahr vor Kriegsende die Treue halten, sind Monster, gleiches gilt für "die andere Seite", nicht alle Amerikaner stellen freiheitliche Ideale über die eigene Bequemlichkeit. Alan Gifford beschreibt die Menschen hinter ihrer Nationalität, ihre Wünsche, Sehnsüchte, Ängste und Leiden und schafft es, sogar Mitgefühl für jene zu wecken, denen man mit Abscheu begegnet. Das idyllische Gefühl, das sich bei der Beschreibung der Farmarbeit einzustellen vermag, wirkt neben dem Kriegsgefangenenlager, in dem die Nazis unter der Duldung der Lagerleiter die interne Kontrolle übernommen haben, fast schon skurril, spiegelt aber nicht zuletzt die Absurdität der Zeit wider, in der die Geschichte spielt. Die Liebe zwischen einem deutschen Kriegsgefangenen und einer amerikanischen Farmerstochter fernab von den Schrecken des Krieges, der sie doch Tag für Tag einholt und ihr Leben und ihre Persönlichkeit auch Tausende Kilometer entfernt prägt, nimmt einen mindestens ebenso großen Anteil in der Geschichte ein wie die Thrillerelemente, denen der Leser gespannt folgt. Sie sind logisch aufgebaut, von Beginn an in sich schlüssig und basieren in Teilen sogar auf wahren Gegebenheiten, wie aus dem sehr informativen Nachwort zu erfahren ist.


    Eine groß(artig)e Geschichte mit intelligenter Handlung, wunderbar erzählt: Glatte 10 Punkte von mir dafür! :-]

  • Das Buch liegt auf meinem SUB ganz oben und wartet nur darauf, gelesen zu werden! Nach dieser so überaus positiven Rezi freue ich mich jetzt noch mehr darauf!!

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

  • gerade fertig geworden :-]


    Irgendwann denkt man, alles über den 2. Weltkrieg gelesen zu haben und dann kommt so etwas: Deutsche Kriegsgefangene in Amerika - ein Thema, über das ich bisher noch nie etwas gehört hatte.


    Ein gut recherchiertes Buch, eine stimmige Geschichte, gut und schnell zu lesen -> nur zu empfehlen!


    Ich würde es allerdings auch nicht als Thriller bezeichnen, sondern eher historischen Roman/Liebesgeschichte mit Krimi-elementen (oder so ähnlich :grin) ...

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher