Khamsin – Raoul Schrott

  • S.Fischer, gebundene Ausgabe, 64 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Raoul Schrott ist Dichter und Erzähler zugleich. Landschaften erkundet er nicht allein mit dem Blick und zu Fuß, sondern mit den Sprachen, denn in einem fremden Terrain weiß man schon mehr, wenn man die Namen der Winde und ihre Richtungen, des Sandes und seine Körnung kennt.
    In der Erzählung wäre eine lose Ansammlung von Baracken in der Wüste die Rettung. Aber es sind 500 Kilometer bis dorthin über Sanddünen und Salzseen, unter nie nachlassender Sonne, mit einem gegen der Weite des Horizonts lächerlich geringen Wasservorrat. Für die Männer liegt "der Tod dicht unter der Haut", und die einzige Zuflucht ist das Memorieren der Namen: s'hara, durch die Düne brechender roter Sand, der am Schluß fast alle begräbt. - Der Essay durchmißt dieses Terrain in Begleitung von Archäologen, die die Jahrtausende alten Wegmarken und Zeichen erkennen - die Wüste gibt ihre Namen zum zweiten Mal preis.


    Über den Autor:
    Raoul Schrott, geboren 1964, aufgewachsen in Tunis und Landeck, lebt in Tirol. Er veröffentlichte u.a. den Roman »Finis Terra« (1995), »Die Wüste Lop Nor« (2000), die Gedichtbände »Hotels« (1995) und »Tropen«, und die Anthologie »Die Erfindung der Poesie« (1997), die zu einem lyrischen Bestseller ohnegleichen wurde. Daneben zahlreiche Essays zur Dichtung und Übersetzungen vom Gilgamesch-Epos bis Derek Walcott.


    Meine Meinung:


    Es ist Krieg. 4 Männer, größtenteils verwundet, zum Teil sogar schwer, stehen vor der Wahl, entweder 120 km zu gehen, um sich dann zu ergeben oder das lebensbedrohliche Wagnis einzugehen, 500 Kilometer durch die nordafrikanische Wüste in die Freiheit zu marschieren. Dabei sind sie ohne Hilfsmittel. Das kann kein Mensch schaffen, aber Sergeant Moore, die beiden Freiwilligen Easton und Winchester sowie der irische Waffenoffizier Thighe riskieren es.


    So beginnt die kurze Erzählung des Lyrikers Raoul Schrott, die obwohl Prosa doch poetisch gehalten ist.


    Die Strapazen, die die Männer mit nur wenig Wasser durchhalten müssen, beschreibt Raoul Schrott in seinem ihm eigenen Stil. Sie müssen auch nachts gehen, zum Schlafen war es zu kalt. Endloser Sand und Dünen und die zermürbende Stille der Wüste, Eintönigkeit und Hunger setzen den Männern zu. Körperlicher Verfall, duch die Verletzungen beschleunigt und sogar Delirium tritt ein.


    So kurz die Erzählung auch ist, so groß ist die Intensität, mit der Schrott schreibt.


    Die Wüste ist letztlich der Hauptdarsteller in dieser Erzählung, die noch durch das gediegene Essay „Die Namen der Wüste“ ergänzt wird. Wie passend, dass der Autor Erzählung und Essay in Kairo geschrieben hat.


    Dieses schmale Buch überzeugt auch durch seine schöne Aufmachung, die das inhaltliche ergänzt.