Fischer Taschenbuch, 1998 erschienen, 237 Seiten
Kurzbeschreibung:
Georges-Arthur Goldschmidt, 1928 in Hamburg geboren, emigrierte als Elfjähriger mit seinem vier Jahre älteren Bruder nach Frankreich. Wie bereits in der Erzählung "Die Absonderung" berichtet er auch in der "Aussetzung" von einem Abschnitt seiner Jugend. Da die Unterbringung in dem Kinderheim zu gefährlich geworden ist, wird der Sechzehnjährige auf einem Bauernhof im Hochtal von Savoyen versteckt, um den Nazis zu entkommen. Obwohl er hier gut behandelt wird und er genug zu essen bekommt, bleibt er gefangen im inneren Matyrium seiner Geschlechtlichkeit, die in allen Büchern des Autors eine wichtige Rolle spielt und untrennbar mit der vermeintlichen Schuld zusammenhängt, die ihm durch sein Gefühl des Anderssein aufgebürdet wird.
Über den Autor:
Georges-Arthur Goldschmidt wurde 1928 in Reinbek bei Hamburg geboren. Obwohl die ursprünglich jüdische Familie bereits im 19. Jahrhundert zum Protestantismus gewechselt war, galten sie unter den Nazis als "Volljuden". Um sie zu retten, schickten die Eltern Georges-Arthur und seinen älteren Bruder 1938 zuerst nach Italien und später nach Frankreich. Georges-Arthur Goldschmidt überlebte den Krieg in einem katholischen Internat in den französischen Alpen. Seine Eltern sah er nie wieder. Goldschmidt blieb in Frankreich, studierte, heiratete eine Französin und wurde Deutschlehrer an einem Pariser Gymnasium. Daneben übersetzte er Werke von Goethe, Nietzsche und vor allem von Peter Handke, der wiederum Prosawerke von Georges-Arthur Goldschmidt ins Deutsche übersetzte.
Meine Meinung:
Dieses Buch ist der Mittelteil der autobiographischen Trilogie (Die Absonderung, Die Aussetzung, Die Befreiung), in der Georges-Arthur Goldschmidt in seinen besonderen Ton seine Geschichte erzählt. Als 10jähriger Junge jüdischer Herkunft musste er Hamburg verlassen.
Als fast 16jähriger befindet er sich jetzt in diesem Buch in den französischen Alpen, von einer Bauernfamilie vor den Nazis versteckt. Es ist 1944 und er ist in permanenter Gefahr.
Was so eine Situation voller Angst für ein Kind bedeutet, wird durch die eindringlichen Beschreibungen vermittelt.
Erst einmal beobachtet der Junge aber die französische Bauernfamilie, die ihr Leben anscheinend in einer seit 100 Jahren unveränderten Tradition führen. Der Blick auf die Details ist Goldschmidts Stärke, so erfährt man sogar, welche Joppe der Bauer trägt und auch das Dorf und die Berge sowie die bäuerliche Arbeit werden geschildert.
Für die Bauern ist das Verstecken eines Juden auch eine gefährliche Sache, denn Denunzierung und Bedrohung durch die Deutschen ist nicht von der Hand zu weisen, er wird den Jungen zu anderen Bauern schicken müssen.
Neben der Gefahr ist der Junge auch noch sehr einsam, nur der Radioapparat auf der er Radio London hört, ist sein Gefährte. Er hat deutlich auch Heimweh und leidet unter der Trennung von den Eltern.
Erschwerend kommen die Probleme dazu, die ein pubertierender Junge halt hat. Der Bauer hat zwei Töchter, doch er traut sch nicht sich ihnen zu nähern. Also begleitet auch ein gutes Stück Scham sein Leben. Und die Erinnerungen an ein Internat, in dem er noch vor kurzen lebte. Als er vom Tod seiner Mutter hörte, begann er wieder zu Bettnässen.
Ein deutliches Zeichne für seine Traumatisierung. Im Internat wurde er dafür streng bestraft, doch die Prügel sind für ihn wie ein Zeichen, dass er noch lebendig ist.
Der Autor besitzt Sensibilität und schafft es so, sein kindliches Ich genau und ehrlich zu beschreiben. Er nutzt einen ihm eigenen Stil, der etwas Besonderes ist.
In dieser Verarbeitung in Form eines Romans gelingt es genauso gut wie in seiner eigentlichen Autobiographie „Über die Flüsse“.
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ASIN/ISBN: 3100344324 |