Hella von Sinnen liest die Bettelprinzeß von Courths Mahler

  • Ich konnte mich nicht so recht entscheiden, wo das Hörbuch denn einzuordnen sei.
    Klassiker schien mir dann doch am logischsten. Zeitgenössisch ist es ja nun ganz und gar nicht und belletristisch irgendwie auch nicht.
    Über die Autorin habe ich auch bisher hier nichts gefunden - weshalb eigentlich nicht? :grin - daher konnte ich daher auch anhand einer vorherigen Rezi noch nicht einordnen.



    Aber nun zum unvergeßlichen Hörerlebnis.


    Inhalt


    Ohne Liebe und Geborgenheit wächst Liselotte nach dem allzu frühen Tod ihrer Eltern auf Schloß Bodenhausen auf.
    Verächtlich wir sie von allen Bettelprinzeß genannt.
    Als sich an ihrem 18. Geburtstag das Geheimnis ihrer Herkunft enthüllt, wird aus der armen Bettelprinzeß plötzlich eine reiche Gräfin.
    Über dem unverhofften Glück liegt jedoch schon ein neuer Schatten, denn Liselotte liebt insgeheim einen Mann, dem der Ruin droht Wird sie ihn und seine Familie vor einem Leben in Armut bewahren können?



    Autorin
    Hedwig Courths-Mahler, geboren am 18.2.1867 und am 26.11.1950 gestorben, Tochter einer Tagelöhnerin, besuchte nur vier Jahre die Volksschule, arbeitete als Dienstmädchen und Verkäuferin in Leipzig. Mit 21 Jahren heiratete sie. Ihren beiden Töchtern war sie eine vorbildliche Mutter. Der große Durchbruch als Schriftstellerin gelang ihr im Jahre 1905 mit dem Roman "Der Scheingemahl". Zeitlebens schrieb sie 208 Romane und wurde zu einer der meistgelesenen deutschen Autorinnen.


    Mein Eindruck


    Das Buch ist typisch Courths Mahler - klischeebeladen. Herz Schmerz und Happy end, anders ginge es bei ihr wohl auch nicht.
    Die Zeit in der es geschrieben wurde macht ein übriges.
    Die Handlung ist eigentlich nicht so sehr wichtig bei diesem Hörbuch da die Autorin dann doch dazu neigt, ein gewisses Grundschema in allen ihren Büchern zu haben. (Soweit ich das beurteilen kann. Ich habe wohl nicht mehr als 6 oder 7 Romane von ihr gelesen. In denen war es dann aber so)


    Das wunderbare hier ist einfach die Umsetzung, das lesen der Hella von Sinnen ist einfach nur herrlich.
    Sie lebt und leidet mit Liselotte, verleiht ihren (Meist schluchzenden und extrem jubelden) Stimmungen unverwechselbar Ausdruck.



    Ich habe mich sehr amüsiert beim hören und fand es wirklich schade, als das Hörbuch durch war.
    Auch habe ich mir immer Hella bei lesen voprgestellt und sie dafür bewundert, dass sie das so gut duchgehalten hat.


    Gesehen vor meinem inneren Auge habe ich sie immer, wie sie versucht, ihren Lachkrampf zu unterdücken.
    Wenn sie träenenreiche Stellen las, derer es doch einige gab, sah ich sie mit Lachtränen dort sitzen.
    Ob es so war, weiß ich natürlich nicht, kann es mir aber vorstellen, da es wohl sicher nicht die bevorzugte Lektüre der Hella ist


    Ich denke, es muß ihr einfach einen diebischen Spaß gemacht haben dieses Buch zu lesen. :grin
    So wie mir beim zuhören.


    Und wenn es sie gäbe, würde ich mir alles von ihr gelesen Courths Mahler Hörbücher holen.
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    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Johanna ()

  • Klingt wirklich sehr lustig :-]
    Die leidende Rolle stelle ich mir auch perfekt Besetzt vor mit Hella von Sinnen. Auch wenn sie mir ansonsten immer ein bisschen zu laut ist, leihe ich mir das Hörbuch vielleicht mal von dir, wenn mir nach dieser Art von Aufmunterung ist ;-)

  • Ja, es klingt lustig. Aber ich habe jetzt nicht so richtig verstanden, ob diese "Lustigkeit" beabsichtigt und geplant war. Wird das Buch eher veräppelt? :gruebel


    Nach einer "ernsthaften" Lesung hört es sich nicht an, und ich glaube eher, dass das dann nichts für mich ist.


    Edit: Und für diesen Liebhaberpreis sowieso nicht. :grin

  • Doch, es ist schon ernsthaft gesprochen.


    Nur habe ich für mich das Gefühl, dass Hella von Sinnen es mit sehr viel Humor gesehen hat, überhaupt ein solches Buch vorzulesen.


    Es klingt schon alles geanu richtig, wenn sie schluchzen soll, schlucht sie auch und wenn sie jubeln soll, macht sie auch dieses.
    Betonungen sind hervorragend.


    Aber gerade diese Ernsthaftigkeit, mit der sie dieses Buch liest, hat bei mir diesen Efekt ausgelöst.
    Und ich kann einfach nicht anderes, als mir vorzustellen, dass sie dabei eben sehr viel Spaß gehabt haben muß.


    Natürlich liegt diese Lustigkeit eben auch an dem Buch, der Zeit in der es geschrieben wurde und dass heute keine Mensch mehr so schreiben würde.


    (Sie war ja schon zu ihrer Zeit leicht verpönt und niemand gab zu, überhaupt etwas von ihr zu lesen. So wie heute halt mit der Bildzeitung, die auch keiner liest :grin)


    Ich sag mal, hätte Hella es in der Zeit gelesen zu der es geschrieben wurde und vor der Klientel, für die es gedacht war - gehen wir mal davon aus, sie lebte damals schon und es gab schon Hörbücher :grin - hätten die LeserInnen ganz gespannt davor gesessen und es völlig ernst genommen, eben weil es zu der Zeit normaler war, so zu agieren, wie die Protgonisten es eben machten.



    Nur heute löst dieser völlig antiquierte Stil eben Humor aus, zumindest bei mir.



    Und zum Preis, der ist wirklich heftig.
    Ich habe es schon vor Jahren gekauft, da war es noch zu einem normalen Preis zu haben.

  • Danke für deine Erklärungen, Johanna.


    Aber ich find schon das Cover so furchtbar ( ist das Hella :yikes ). Und dieses Grinsen und der Augenaufschlag ( da denke ich schon wieder an veräppeln ;-) ).


    Da hab ich doch lieber Silvia Reize von der gleichnamigen Verfilmung ( die ich vor Jahren gesehen habe ) vor Augen. :grin