Ein freies Leben – Ha Jin

  • Verlag: Ullstein Hc
    Gebundene Ausgabe: 640 Seiten
    Originaltitel: A free life
    Aus dem Amerikanischen von Susanne Hornfeck , Sonja Hauser

    Kurzbeschreibung:
    Der preisgekrönte amerikanische Autor Ha Jin erzählt in einem großen Entwicklungsroman mit ergreifender Kraft vom Schicksal einer chinesischen Familie in den USA und von der Suche des Menschen nach Liebe und dem richtigen Platz im Leben.


    Der chinesische Student Nan Wu und seine Frau Pingping entschließen sich im Sommer 1989, kurz nach den Ereignissen auf dem Platz des Himmlischen Friedens, in den USA zu bleiben und dort ein neues Leben zu beginnen. Es sollte nur ein Studienaufenthalt werden, doch mit jedem Jahr in den Staaten steigt die Wut auf die politischen Verhältnisse in der fernen Heimat. Endlich dürfen sie nun auch ihren sechsjährigen Sohn Taotao zu sich holen, der sich schnell an die neue Umgebung gewöhnt. Nan aber träumt davon, ein großer Dichter zu sein, und hat es wesentlich schwerer: Ihn plagen Schuldgefühle seiner Frau gegenüber, der er sich eher solidarisch als in Liebe verbunden fühlt, weil er seine Jugendfreundin Beina nicht vergessen kann; schwer wiegt auch die Verantwortung, seiner Familie ein sicheres Auskommen zu ermöglichen. Über zwölf Jahre begleiten wir Leser den Alltag der Familie Wu, ihr tägliches Ringen um Heimat, Liebe und Glück. Seite für Seite wachsen sie uns ans Herz, weil unsere eigenen Träume sich in den ihren spiegeln.


    Über den Autor:
    Ha Jin, eigentlich Jin Xuefei, wurde 1956 in der nordchinesischen Stadt Jinzhou geboren. 1985 ging er zum Studium in die USA, heute ist er Professor für englische Literatur an der Boston University. Sein Roman Warten wurde im selben Jahr mit dem National Book Award und 2000 mit dem PEN/Faulkner Award ausgezeichnet und war für den Pulitzer Prize für Literatur nominiert. Es folgten die Romane Verrückt (2002) und Kriegspack (2004), für letzteren erhielt Ha Jin 2005 erneut den PEN/Faulkner Award. Ha Jin lebt mit seiner Familie in der Nähe von Boston. Im Herbst 2008 war er Stipendiat der American Academy in Berlin.


    Meine Meinung


    Ein gutes Portrait über chinesische Einwanderer in die USA in der Zeit nach dem schlimmen Ereignis auf dem Platz des himmlischen Frieden 1989 und in den Folgejahren.


    Als Schauplätze bietet der Roman Boston und New York und sogar Georgia.


    Im Mittelpunt stehen der Student Nan, der sein Studium aufgibt, um schlechtbezahlte Jobs wie Nachtwächter oder Kellner anzunehmen, seine Frau PingPing, die eher isoliert bleibt und ihren anfangs 6jährigen Sohn Taotao.
    Taotao kommt in der ersten Szene aus China in San Francisco an, wo ihn seine Eltern, die ihn ein paar Jahre nicht mehr gesehen haben, abholen.


    Taotao möchte am liebsten sofort zurück in die Heimat, doch sein Schicksal ist es, ein echter Amerikaner zu werden. Seine Eltern tun alles dafür.
    Dabei ist ihre Ehe schwierig.


    Nan gelingt es schon bald, ein Restaurant zu kaufen und zu führen, sein Wille ein richtiger amerikanischer Bürger zu werden, ist groß.
    Sein Traum Schriftsteller, konkret Lyriker zu werden, bleibt. Aber er beschließt, in englisch zu schreiben. Eine Gemeinsamkeit mit seinem Schöpfer Ha Jin.
    In diesem Zusammenhang gelingt es Ha Jin die Literatur als ein zentrales Thema im Buch werden zu lassen.


    Der Ullstein-Verlag ist nicht nur für die schöne Buchgestaltung zu loben, sondern auch für die Auswahl an Sätzen über Ha Jin und dieses Buch. Sie sind nicht nur bloße Werbesprüche, sondern auch überaus zutreffend.
    Auch die Übersetzung kommt mir sehr gelungen vor, da die Stimmung gut spürbar ist. Ich erkenne Ha Jins Stil aus dem Roman The crazed, den ich auf englisch gelesen habe, wieder.


    Ha Jins große literarische Kraft seines Meisterwerks „Warten“ ist auch in diesem Buch ungebrochen. Da es amerikanischer gehalten ist, wirkt es stilistisch ähnlich wie schon Ha Jins vorletzter Roman The crazed, vergleicbar mit manch anderer großer zeitgenössischer Autoren der USA, zu denen Ha Jin auch zählt.


    Ein freies Leben ist sehr zu empfehlen.

  • Danke für die informative Rezi, Herr Palomar! :wave


    Nachdem mir "Warten" und "War Trash" gut gefallen haben, scheint auch dieses Werk von Ha Jin genau meine Kragenweite zu sein. Ich freue mich schon darauf, es zu lesen.

  • Nan Wu, der eigentlich nur zum Studium in die USA kam, beschließt, nach den Ereignissen auf dem Platz des Himmlischen Friedens in seiner Heimat 1989, in den USA zu bleiben. Seine Frau Pingping und später sein Sohn Taotao kommen nach.


    Ha Jin erzählt das oft beschwerliche Leben der Wus in den nächsten zwölf Jahren.


    Sein Studium gibt Nan auf, denn er muss ja seine Familie ernähren. Besonders eine Krankenversicherung scheint ihm sehr wichtig.


    Einerseits verfolgt man, wie schwer es diese Einwandererfamilie hat, wie sie, vor allem Nan, eigentlich nie völlig in den Vereinigten Staaten ankommen, zum anderen hat die Familie durchaus kleine Erfolge. Sie führen ein kleines, gut gehendes Restaurant, haben ein eigenes Haus und der Sohn wird wohl studieren können.


    Doch der Preis ist hoch. Nan träumt ja weiterhin davon, ein Dichter zu sein und das Unvermögen diesen Traum zu verwirklichen, lässt ihn oft verzweifeln.


    Sehr gut eingefangen ist die Situation der Einwanderer in den USA, auch die Notwendigkeit, Geld verdienen zu müssen und wie sehr das diese Menschen auch verändert.


    Ha Jin schreibt sehr klar und schnörkellos. Einige Abschnitte zogen sich für mein Empfinden etwas. Denn der Stil hat auch etwas dokumentarisches an sich und wirkliche Highlights fehlen, weil im Grunde der ganz normale Alltag geschildert wird.


    Aber der Einblick in das Leben der Wus hat mich trotzdem sehr überzeugt.
    9 Punkte.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Nan Wu und Pingping wachsen einem wirklich ans Herz!


    Am interessantesten finde ich es, etwas über die Situation der Einwanderer zu erfahren, da das eine Sichtweise ist, über die ich so noch gar nicht nachgedacht habe.
    Damit meine ich z.B. die Treffen der chinesischen Gemeinde, die Gespräche über China, die Idealisierung der Heimat und die Zerrissenheit zwischen den beiden Staaten.


    Auf jeden Fall ein Buch, das sich sehr leicht und schnell liest und dennoch den Horizont erweitert. Nur zu empfehlen!


    (Vielleicht besorge ich mir seine anderen Bücher mal, wenn ich mehr Zeit zum Lesen habe :D)

    "Leben, lesen - lesen, leben - was ist der Unterschied? (...) Eigentlich doch nur ein kleiner Buchstabe, oder?"


    Walter Moers - Die Stadt der träumenden Bücher

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von kissy ()

  • Sehr interessante Rezis, wenn nur nicht die Namen "Taotao" und "Pingping" wären. Da denke ich an was anderes. Aber wahrscheinlich überliest man das, wenn man erst mal in der Geschichte ist. Vielen Dank für diese Buchempfehlung.

  • Ich habe das Buch jetzt beendet und kann mich den Ausführungen von euch nur anschließen.


    Ein tolles Buch, eine schnörkellose Sprach und sehr flüssig zu lesen. Vor allem man bekam einmal die Sichtweise eines Chinesen - noch dazu eines Dichters - als Einwanderer in USA, für mich äußerst interessant und informativ. Auch die Einblicke in die Denkweise, die Ehe mit seiner "zweiten" Liebe und das Verhältnis zu Taotao. Ach es gäbe noch soviel aufzuzählen, aber ihr habt das schon gemacht :chen


    Von mir 9 Eulenpunkte


    Jetzt muß ich nur noch schauen, ob es noch ein Buch von ihm gibt, das ich nicht kenne :wave