Im Winter ein Jahr - Scott Campbell

  • Taschenbuch: 272 Seiten
    Verlag: Goldmann (November 2008)
    Sprache: Deutsch
    Originaltitel: Aftermath


    Kurzbeschreibung
    Marjorie Davenport gibt bei dem Künstler Harry ein ungewöhnliches Porträt in Auftrag: Es soll ihre Tochter Lindsay zeigen, Studentin am Bostoner Konservatorium, und ihren Sohn Michael - der vor einem Jahr ums Leben kam. Anfangs ist Lindsay nur widerwillig bereit, Harry Modell zu sitzen. Doch während Strich für Strich das Porträt entsteht, gelingen dem Maler und dem Mädchen eine vorsichtige Annäherung, und gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach der wahren Geschichte hinter Michaels Tod. Ein Wagnis, das nicht nur das mühsam aufrechterhaltene Gleichgewicht in Lindsays Familie zum Einsturz bringt, sondern auch Harrys Leben für immer verändern wird ...



    Zum Autor
    Im Winter ein Jahr" ist der zweite Roman des Amerikaners Scott Campbell, der bereits für seinen Debütroman "Touched" von der Presse hoch gelobt wurde. Der Autor lebt in Boston und arbeitet als Director of Communications an der MIT School of Architectur and Planning.



    Meine Meinung
    Die Story allein klang für mich sehr interessant und beim Lesen wurde ich keinesfalls enttäuscht. Die Idee an sich ist gut! Eine Familie hat den Tod ihres Sohnes und Bruders nie wirklich verarbeitet und erst der Maler, der einen Blick von außen auf diese Familie werfen muss, kann ihnen helfen, sich zumindest dieser Tatsache bewusst zu werden. Scott Campbell setzt das mit sehr ruhigen, gut gewählten Worten um. Bei den Figuren stechen besonders Lindsay, die Tochter, und Harry, der Maler, hervor. Gerne hätte ich noch viel mehr über die Beziehung dieser beiden gelesen. Sie könnten unterschiedlicher kaum sein und doch finden sich – nach einiger Zeit – eine gemeinsame Basis.


    Insgesamt ähnelt »Im Winter ein Jahr« mehr einer Erzählung, für das Format eines Romans hätte der Stoff noch mehr Spielraum gegeben, den der Autor aber nicht ganz ausreizt. Das ist vielleicht der einzige Knackpunkt des Ganzen, der mir aufgefallen ist. Denn sonst bin ich relativ begeistert und habe das Buch förmlich eingeatmet, weil die Geschichte mich sofort angesprochen hat und ich sie dann gar nicht mehr zur Seite legen konnte.



    Fazit
    Eine schön erzählte Geschichte, die noch um einiges länger hätte sein können – nicht nur, was mein Gefühl anbelangt, sondern auch vom Stoff her.



    Bewertung
    8/10 Punkten

  • Diese Buch, das die Vorlage zum gleichnamigen Film ist, war ein Wanderbuch aus dem Eulenforum, das ich in den nächsten Tagen an den nächsten Leser weiterschicken werde; dies wird mich aber nicht daran hindern, bei nächster Gelegenheit ein eigenes Exemplar davon zu erwerben, denn dieses Buch ist toll!


    Harry ist Maler, in den Vierzigern, er malt vor allem Porträts, Auftragsarbeiten, was ab und an auch dazu führt, daß er auf den Wunsch der Hinterbliebenen ein Bild von Verstorbenen anfertigt. So verhält es sich auch mit Marjorie, die ihn in seinem Atelier aufsucht und ein Bild von ihren beiden jugendlichen Kindern möchte. Michael ist im letzten Herbst bei einem Jagdunfall ums Leben gekommen, während Lindsay in der gleichen Stadt studiert und so bei Harry zum Modell-Sitzen kommen kann.


    Doch Lindsay ist von dieser Idee ihrer Mutter wenig überzeugt, spielt aber mit, um ihrer Mutter diesen Wunsch nach einem Bild von Michael zu erfüllen. Während Harry versucht, sich ein Bild von Michael und Lindsay zu machen, Studien und Skizzen entwirft, hat er sehr viele Schwierigkeiten damit, zu Lindsay vorzudringen. Doch im Laufe der gemeinsamen Arbeit nähern sich diese beiden grundverschiedenen Menschen an und lernen sich näher kennen. Gleichzeitig beginnt die sorgsam gehütete Fassade der Familie von Lindsay, Marjorie und Vater David zu bröckeln, denn sie haben den Tod von Michael nie richtig verarbeitet…


    Ich habe dieses Buch in einem Rutsch durchgelesen, es hat mich sofort gefangen genommen, wie hier der Tod eines Menschen komplett von der Familie verdrängt wurde, die Tatsachen verdreht werden und die Beziehung der Eltern dadurch einen ernsthaften Knacks erlangt.


    Besonders gut gefallen hat mir die Annäherung zwischen Harry und Lindsay, die auf den ersten Blick sehr verschieden erscheinen, jedoch ein ähnliches Schicksal durchgemacht haben. Und wie so oft bei gewichtigen Themen, liegt auch hier in der Kürze die Würze, mit knapp 300 Seiten werden genügend Denkanstöße gegeben, die zum Überlegen und Weiterdenken anregen.


    Mein Prädikat: Ich freu mich darauf, mal den Film zu sehen!

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Zitat

    Original von Caia
    Mein Prädikat: Ich freu mich darauf, mal den Film zu sehen!


    Das mache ich heute Abend :lache Ganz spontan, ich habe vor einer halben Stunde gesehen, dass er im Kino um die Ecke läuft und da er dort nur heute kommt ... geh ich hin! Ich bin absolut kein Fan von Buchverfilmungen, aber der darf es dann mal sein!