Morland 01: Die Rückkehr der Eskatay - Peter Schwindt [ab 12 Jahren]

  • Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
    Verlag: Ravensburger Buchverlag (Januar 2009)
    Sprache: Deutsch


    Kurzbeschreibung
    In Morland kommt es zu einer Reihe seltsamer Tode: Die Polizei findet immer mehr Leichen ohne Kopf. Augenscheinlich handelt es sich bei den Fällen um Selbstmorde, doch der neue Chefinspektor Lennart ist skeptisch. Zeitgleich entdecken drei Kinder, dass sie seltsame Fähigkeiten besitzen. Das Waisenmädchen Tess überwältigt ihre Aufpasser und kann aus dem Waisenhaus fliehen, bei dem Zirkusjunge Hakon wird ein Gedankenleser-Trick zur Offenbarung, dass er tatsächlich in der Lage ist, anderen Menschen in den Kopf zu schauen, und Yorks Vater, der oberste Richter von Lorik, wird umgebracht. Auf sich allein gestellt und von den engsten Vertrauten verraten, begibt sich York, der bisher zurückgezogen lebte, in die Großstadt, um ein geheimes Schließfach seines Vaters zu öffnen. Plötzlich kann er innerhalb von Sekunden zu einem anderen Ort springen. Woher kommen diese magischen Begabungen? Und können die Jugendlichen dabei helfen, den Untergang Morlands zu verhindern?



    Zum Autor
    Peter Schwindt, geboren 1964 in Bonn, war einige Jahre als Zeitschriftenredakteur und Spieleentwickler in der Computerbranche tätig, bis er selbst mit dem Schreiben anfing. Nach einigen sehr erfolgreichen und ausgezeichneten Drehbuchprojekten für das Kinderprogramm des ZDF kam er glücklicherweise auf die Idee, auch Romane für Kinder und Jugendliche zu schreiben.
    Quelle: Amazon.de



    Meine Meinung
    Im Gegensatz zu vielen anderen Titeln des Bereiches Fantasy und Jugendfantasy steht bei Peter Schwindts Roman nicht die Welt, in der die Geschichte spielt, im Mittelpunkt. Morland wird nur sehr knapp umschrieben, es befindet sich beispielsweise auch keine Karte im Anhang. Trotz der fantastischen Umgebung bleiben die Schicksale der Protagonisten greifbar und Kernpunkt von »Die Rückkehr der Eskatay«. Zu Beginn fällt es zugegeben schwer, sich in den Roman einzufinden. Im Prolog wird sogar noch eine fünfte Person neben Inspektor Lennart und die Jugendlichen Tess, York und Hakon eingeführt. Die Perspektiven wechseln oft, was besonders auf den ersten Seiten zu Verwirrung und erschwertem Einfinden führt. Die Geschichte braucht lange, bis die eigentliche Intention – und Brillanz – deutlich wird. Ist jedoch das erste Drittel überwunden, nimmt die Handlung Tempo auf und besonders die jungen Charaktere machen interessante Entwicklungen durch.


    Besonders deutlich wird dies an Hakon, dem Zirkusjungen, der entdeckt, dass er die Gedanken anderer Menschen lesen und beeinflussen kann. Er gewinnt rasant an Lebenserfahrung, da in dem Prozess des Gedankenlesens ein Austausch zwischen ihm und den anderen Personen stattfindet. Diese Reife merkt man ihm allein seinen Redebeiträgen deutlich an und obwohl Hakon sicher nicht mehr Aufmerksamkeit erhält als die anderen Figuren, war er für mich zum Ende des ersten Teils der am feinsten gezeichnete Charakter.
    Die Zusammenstellung der handelnden Charaktere ist generell geschickt gewählt. Durch den einzigen erwachsenen Handelnden, Chefinspektor Hagen Lennart, erhält der Leser wichtige Hintergrundinformationen zum System Morlands und bekommt einen Einblick in die Polizeiermittlungen. Die drei Jugendlichen haben jeweils nur eine eingeschränkte Sicht auf die Dinge und nehmen Teilaspekte wahr. Sie unterscheiden sich voneinander, wenn auch Tess und York beide in Isolation zum bestehenden System gelebt haben. Vorgestellt werden drei verschiedene Persönlichkeiten, die durch Zufall ihre magischen Talente entdecken, dabei lässt sich jedoch kein einheitliches Muster auflegen. Dass sie trotz allem eine Gemeinsamkeit verbindet, erfährt man im weiteren Verlauf der Geschichte.


    Obwohl das fantasievolle Setting eine erfundene Umgebung vorgibt, lassen sich viele der behandelten Themen in die Gegenwart übertragen und der Text behandelt – ohne belehrend zu wirken – lehrreiche Aspekte. So steht Tess beispielsweise für ihre Freunde im Waisenhaus ein und merkt, dass Menschen etwas bewegen können und gegen Ungerechtigkeiten vorgehen können, wenn sie sich zusammenschließen.



    Fazit
    Ein gelungener Auftakt der Trilogie um Morland, der nach ruhigerem Beginn eine rasante und spannende Handlung entwickelt und mit schön gezeichneten jugendlichen Charakteren versehen ist. Magie mit wichtiger Nachricht versehen.



    Bewertung
    8/10 Punkten

  • Steena :


    danke für die Rezi! Da habe ich schon sehnsüchtig drauf gewartet.


    Zitat

    Original von Steena:
    Im Gegensatz zu vielen anderen Titeln des Bereiches Fantasy und Jugendfantasy steht bei Peter Schwindts Roman nicht die Welt, in der die Geschichte spielt, im Mittelpunkt. Morland wird nur sehr knapp umschrieben, es befindet sich beispielsweise auch keine Karte im Anhang.


    Inwieweit kommt denn das Steampunk-Motiv durch? Spielt das irgendeine Rolle oder ist die Welt an sich vollkommen austauschbar?

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • Zitat

    Original von grottenolm
    Inwieweit kommt denn das Steampunk-Motiv durch? Spielt das irgendeine Rolle oder ist die Welt an sich vollkommen austauschbar?


    Du stellst Fragen :lache Doch, das merkt man. Die Welt ist keinesfalls austauschbar, besonders die "technischen" Gegenstände bekommen ihre nötige Aufmerksamkeit, aber es wird eben nicht - wie bei vielen anderen Titeln - völlig überzogen und in aller Breite beschrieben. Der Verlag wirbt mit einer Mischung aus Jules Verne und Philip Pullman und da muss ich ausnahmsweise zustimmen. Ganz so fantastisch wie Pullman ist dieser Roman nicht (Ja, ich gebe zu, er ist mein Lieblingsautor und ich halte von ihm eine Menge!), aber diese Vergleiche sind dennoch sehr treffend.

  • Steampunk ist mein persönliches Lieblingsphantastiksubgenre.... von daher war die Frage essentiell für meine Kaufentscheidung! :-]


    Etwas OT: erst gestern fragte mich mein Mann wie bekannt das Buch "Homunculus" von James P. Blaylock sei. Er selbst hat es zwar nicht gelesen, aber den Untertitel auf dem Cover fand er klasse: Homunculus- Er ist ein Winzling, aber er kann Tote zum Leben erwecken *mit zittriger transsylvanischer Stimme vorgetragen*
    Daraufhin meinte ich, daß das quasi ein Klassiker des Steampunks sei. Seine Antwort: Aha, dann kennst also du es und noch ungefähr drei andere Leute. :grin

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • Gerade habe ich „Morland: Die Rückkehr der Eskatay“ beendet und ich muß sagen, ich bin nicht ganz überzeugt.


    Die Geschichte spielt in einem fiktiven skandinavischen Land zu einer Zeit, die mit unserer Zeit der Industrialisierung vergleichbar ist. Diese Stimmung hat der Autor ganz gut eingefangen und auch die technischen Details sind liebevoll eingeflochten. So habe ich beispielsweise nach dem Begriff Ambrotypie gegooglet und erfahren, dass es sich dabei tatsächlich um einen Vorläufer der heutigen Fotografie handelt.
    Trotz aller technischer Spielerei spielt diese aber nur eine Nebenrolle. Vielmehr sind die gesellschaftlichen Lebensumstände während dieser (fiktiven) Industrialisierung der Nährboden für die Geschichte. Der Autor hat also den Schwerpunkt nicht auf die technische sondern die gesellschaftliche Komponente des Steampunk-Motives gelegt. Einen moralischen Zeigefinger habe ich nicht herauslesen können.


    Die Geschichte wird schnell und temporeich erzählt. Die verschiedenen Erzählperspektiven der handelnden Personen bringen Abwechslung in die Geschichte und vermitteln so dem Leser ein umfangreicheres Gesamtbild als das die Personen selbst haben. Einzig der Schluß ging mir fast etwas zu schnell.


    Über die wahre Identität von Präsident Begarell habe ich bereits eine Vermutung.



    Insgesamt eine gute Geschichte in einem neuen unverbrauchten Setting, ABER irgendetwas hat mir trotz allem gefehlt, auch wenn ich nicht sagen kann was. Vielleicht liegt es daran, dass es sich um den Auftaktband handelt, ich weiß es nicht. Ich bleibe auf jeden Fall dran.


    Noch eine Entdeckung am Rande: auf S. 253 nimmt Yorik einen Band mit morländischen Mythen und Legenden in die Hand, geschrieben von einem gewissen J. Campbell. Ähnlichkeiten mit realen Personen sind rein zufällig :-]

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

  • Der zweite Teil, Die Blume des Bösen, kommt bereits im Oktober!


    Klappentext

  • Ich habe diesen ersten Band verschlungen !! Und nun kann ich es kaum erwarten, wie es weitergeht.
    Der Cliffhanger ist ja echt gemein:



    Ich kam mit den vielen Personen auch nicht durcheinander. Alle waren so unterschiedlich und die jeweiligen Perspektiven echt spannend. Mir hat das echt gut gefallen. Besonders die Athmosphäre der Zirkusleute hat mir sehr gefallen und Hakon ist - bis jetzt für mich - der interessanteste Charakter, da seine Gabe ja eher zwiespältig ist und ihn selber stark belastet und vor viele Fragen usw. führt.


    Ich freue mich also darauf demnächst Band 2 zu lesen und bin gespannt, wie es weiter- und in Band 3 dann schliesslich ausgeht.

    "We are ka-tet...We are one from many. We have shared our water as we have shared our lives and our quest. If one should fall, that one will not be lost, for we are one and will not forget, even in death."Roland Deschain of Gilead (DT-Saga/King)