Diskussion: S. Beckett - Leichenblässe (Achtung, Spoiler!)

  • Im Rezi Thread bemerkte Enigma, daß es unwahrscheinlich ist, daß in der heutigen Zeit jemand seine private "Body Farm" aufmacht.


    Wie steht Ihr dazu?


    Ich persönlich halte es durchaus für möglich, da die Menschheit immer mehr vereinsamt. Wenn dann jemand die Abgebrühtheit hat sowie die Möglichkeit, abgelegen so ein Anwesen zu erwerben, ist es in meinen Augen zumindest möglich. Und im Buch geht es um circa 40 Leichen über Jahre, darunter viele Menschen, die als Straßenvagabunden oder Huren von niemandem vermißt wurden.


    Jemand eine Meinung dazu?

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Ich bezweifle nicht, dass es Menschen gibt, die sich solch ein Hobby zulegen würden, es gibt ja heutzutage genug Exzentriker (um es mal höflich auszudrücken :-) ).
    Bei der von Dir angesprochenen Vereinsamung kann es sicher auch vorkommen, dass Menschen verschwinden könnten, ohne vermisst zu werden.
    Aber ich glaube nicht, dass jemand über Jahre unerkannt so viele Morde begehen könnte. Beim Stand der heutigen Gerichtsmedizin ist es doch schon sehr unwahrscheinlich, mit einem Mord davonzukommen, bei Serienmördern dürfte es noch schwieriger sein.
    Und ich wüsste nicht, wo ich in Deutschland eine private body farm eröffnen könnte, vielleicht ist das in Amerika einfacher.

  • Ich glaube, dass es einige Leute gibt, die sich sozusagen ihre private Body Farm halten bzw. angelegt haben.
    Ich erinnere mich an eine Frau in Ostdeutschland, die x Kinder vergraben, eingefroren, etc. hatte.
    Wie war das damals in dem Fall von Marc Dutroux? Hatte der nicht auch Leichen überall verteilt oder war es irgendein anderes Gelände in Belgien, wo man mehrere Leichen gefunden hat, eingemauert, verbuddelt, etc.


    In gewisser Weise sind das ja private Body Farmen. Die Täter sind total gestört, aber bisher habe ich noch nie mitbekommen, dass einer der Täter außerdem noch mit den Leichen experimentiert bzw. Forschungen anstellt, was ja der Sinn der Body Farm in den USA ist.


    Oder habe ich die Frage nach der privaten Body Farm jetzt falsch verstanden?

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend

  • Ich hege die Hoffnung einfach, dass eine private Body-Farm in Deutschland nicht möglich ist. Obwohl wenn man sich anschaut, wie oft Menschen in ihren Wohnungen Monate nach ihrem Tod erst gefunden werden, ist meine Hoffnung wohl sehr gering.
    Das Desinteresse der Menschen steigt ja leider. Obwohl wenn es darum geht seinen Nachbarn anzuschwärzen, sind die Deutschen ja flott dabei. Also könnte eine Body Farm wohl nicht funktionieren. :gruebel

  • Zitat

    aber bisher habe ich noch nie mitbekommen, dass einer der Täter außerdem noch mit den Leichen experimentiert bzw. Forschungen anstellt, was ja der Sinn der Body Farm in den USA ist.


    Das ist der springende Punkt. Die von Dir erwähnten Mörder haben ihre Opfer vergraben, eingefroren etc, um sie verschwinden zu lassen und der Verhaftung zu entgehen.
    Bei einer body farm würde man die Leichen, wie in Becketts Buch beschrieben, herumliegen lassen, um dem Geheimnis des Todes/ der Verwesung suf die Spur zu kommen. Das kann ich mir in Deutschland überhaupt nicht vorstellen.

  • Aber Kyle hat die Leichen doch nur einfach "entsorgt" und auf dem Grundstück liegengelassen - wissenschaftlich untersuchen wollte er doch nur den Zeitpunkt des Todes. So hab ich das zumindest verstanden. Vielleicht war es als Frage undeutlich ausgedrückt, also nochmal: Denkt Ihr, daß es so große Leichenansammlungen auch hier in Mitteleuropa geben könnte? Ohne daß man über Jahre etwas davon merkt?

    :lesend Anthony Ryan - Das Heer des weißen Drachen; Navid Kermani - Ungläubiges Staunen
    :zuhoer Tad Williams - Der Abschiedsstein

  • Hm...ich würde das jetzt nicht unbedingt ausschließen, denn grundsätzlich halte ich alles für möglich :lache


    Aber es müsste schon ein sehr abgelegener Ort sein, damit es keine Spaziergänger finden und auch keiner den Geruch merkt. Denn wenn man an die 40 Leichen im Garten hat, die jahrelang da liegen (ohne vergraben zu werden :gruebel), dann stinkt es doch und Insekte sammeln sich eh an. Aber wenn es abgelegen ist, wer weiß...


    Und wenn viele "Landstreicher" und Prostituierte dabei sind, die keiner wirklich vermisst oder es nicht merkwürdig findet, wenn sie verschwinden, dann wird man vielleicht nicht so schnell entdeckt.


    Allerdings hoffe ich, dass jemand wirklich so "Verrücktes" wie Kyle nicht so leicht zu finden ist :yikes

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


    *Bestellungen bei Amazon bitte über Forumlinks (s. Eulen-Startseite) tätigen, um so das Forum zu unterstützen.*

  • Zitat

    Original von €nigma
    Beim Stand der heutigen Gerichtsmedizin ist es doch schon sehr unwahrscheinlich, mit einem Mord davonzukommen, bei Serienmördern dürfte es noch schwieriger sein.
    Und ich wüsste nicht, wo ich in Deutschland eine private body farm eröffnen könnte, vielleicht ist das in Amerika einfacher.


    so unwahrscheinlich ist das gar nicht:


    http://www.focus.de/magazin/ar…unerkannt_aid_163809.html


    Es gibt also statistisch gesehen ca. 1000 unerkannte Morde pro Jahr. Wenn sich jemand, wie Caia erwähnt hat, seine Opfer zudem unter Obdachlosen etc. sucht, denke ich schon, dass jemand über Jahre hinweg unerkannt töten kann.


    Ich kann mir nur nicht vorstellen, dass hier jemand in einem Wald eine private Bodyfarm anlegen könnte. Gründlich wie wir sind dürfte es kaum ein Waldstück geben, das nicht in irgendeiner Form erschlossen oder forstwirtschaftlich betreut wird. In Ländern von der Größenordnung der USA könnte ich mir das hingegen schon vorstellen.


    An Kyle als Täter hatte ich zwar gedacht, hatte jedoch meine Zweifel, ich dachte irgendwie, der Täter wäre älter.


    Dass es York nicht ist, dürfte eigentlich klar sein, wenn man die ersten beiden Bücher kennt. Es war eigentlich immer jemand aus dem näheren Umfeld.

  • York hätte ich mir zwar vorstellen können (eben auch weil ich gehofft habe, es ist nicht so wie in den beiden Büchern, dass ein "enger Vertrauter" von David Hunter der Täter ist), aber irgendwie fand ich es zu einfach und auch "zu eindeutig".


    Ich bin mir nicht sicher, an welcher Stelle des Buches das war (oder ob ich das nicht mit nem anderen Buch verwechsle :gruebel), aber ich dachte, irgendwo sprach Kyle auch mal von Annerkennung oder sowas. Und das machte mich stutzig in Verbindung mit dem kursiv geschriebenen Text.

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


    *Bestellungen bei Amazon bitte über Forumlinks (s. Eulen-Startseite) tätigen, um so das Forum zu unterstützen.*

  • Ich habe das Buch jetzt gestern Abend auch beendet. Der Schreibstil von Simon Beckett gefällt mir nach wie vor gut. Es ist packend und spannend geschrieben, aber wenn man die ersten beiden Bücher mit Begeisterung gelesen hat, dann sucht man den Mörder automatisch in dem näheren Umfeld, weshalb es dann schon nicht mehr ganz so spannend ist. Interessant fand ich allerdings mal einen kleinen Einblick in die echt Body Farm zu bekommen. Bei mir subt immer noch ein Buch von den Gründern der Body Farm. Daher finde ich die wissenschaftlichen Aspekte in den Thrillern von Simon Beckett auch immer sehr interessant.


    Ich bin mal neugierig, wie die nächsten beiden Bücher von Beckett sein werden. "Obsession" ist ja doch schon diesen Monat erschienen und nicht wie erwartet im April und im Herbst kommt noch eins von ihm raus. Bauen die beiden Bücher auch aufeinander auf, also als neue Serie? Weiß das jemand vielleicht?

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend

  • Nein, das sind Einzeltitel, auch wenn man anhand des Klappentextes glauben könnte, es handele sich um eine Serie.


    Obsesssion ist von 1998, Flammenbrut von 1997. Die legen jetzt einfach alle seine alten Bücher auf, weil die David-Hunter-Bücher so erfolgreich waren/sind.

  • Danke für die Info, Bouquineur! Ich hatte mich auch schon gewundert, wie man es schaffen kann, in einem Jahr gleich 3 Bücher zu veröffentlichen. Dann lasse ich mich mal überraschen.

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend

  • Zitat

    Original von Bouquineur
    Nein, das sind Einzeltitel, auch wenn man anhand des Klappentextes glauben könnte, es handele sich um eine Serie.


    Obsesssion ist von 1998, Flammenbrut von 1997. Die legen jetzt einfach alle seine alten Bücher auf, weil die David-Hunter-Bücher so erfolgreich waren/sind.


    Oh, ich dachte auch, dass das eine neue Serie wird.
    Bin mal gespannt....Obsession subbt schon.