Christian Kracht - 1979

  • Taschenbuch: 182 Seiten
    Verlag: Dtv (Mai 2003)
    Sprache: Deutsch


    Kurzbeschreibung
    – Iran am Vorabend der islamischen Revolution. Ein junger Innenarchitekt und sein kranker Freund Christopher reisen als Angehörige einer internationalen Partyszene durch das Land. In Teheran werden die Panzer des Schahs aufgefahren. Zwischen Drogenexzessen, Schönheit und Gewalt erfaßt den Ich-Erzähler der Taumel von etwas Neuem. Eine Welt ohne Zentrum, in der auf einmal alles möglich erscheint. Doch bald wird klar, daß man in einer durch Schönheit und Leid zweigeteilten Welt nicht ewig als Tourist herumreisen kann.
    Im besetzten Tibet, wohin es den Ich-Erzähler nach dem Tod seines Gefährten verschlägt, wird er von chinesischen Soldaten verhaftet. Dort holen sie ihn ein: die Realitäten der von Machtinteressen und politischer Gewalt beherrschten Welt. Er wird verhört und nach China gebracht, zur Umerziehung in ein Arbeitslager.


    Über den Autor
    Christian Kracht ist seit 1966 auf der Welt. Er ist 1,75 m groß und ärgert sich schon seit langem, daß er in der Lufthansa auf die Bitte nach einer Bloody Mary immer einen Wodka mit Tomatensaft hingestellt bekommt. Vielleicht sollte er ja Business fliegen, aber dafür ist er zu sparsam. Sein erstes Buch hieß »Faserland« (1995), danach schrieb er den Asien-Klassiker »Der gelbe Bleistift« (2000).


    Meine Meinung
    "Musst du diese Sandalen unbedingt tragen? Sie sehen zum Schämen aus", sagte er.
    "Sandalen zu tragen, dear, ist, der Bourgeoisie einen Fußtritt ins Gesicht zu geben."
    "Fotze", sagte Christopher.


    Nachdem ich mit dem neuesten Buch von Christian Kracht "Ich werde hier sein ..." einige Schwierigkeiten hatte, wollte ich nicht kampflos aufgeben und habe mich in den letzten Tagen an einem seiner älteren Bücher versucht.
    Ich habe das Buch einfach nur versucht zu lesen und den Wunsch alles zu verstehen habe ich dabei versucht außen vor zu lassen. :grin


    Der namenlose Ich-Erzähler ist mit seinem Freund Christopher in Teheran, ohne das man als Leser weiß, warum sie dort sind und wer die beiden eigentlich sind. Was man aber erfährt ist, dass sich das Land im Kriegszustand befindet - was beide Protagonisten aber nicht zu stören scheint, da sie sich weiter hauptsächlich mit Drogen, Berluti-Schuhen und Party beschäftigen.
    Nach einem tragischen Zwischenfall reist der Ich-Erzähler weiter nach Tibet um einen angeblich bekannten Berg zu umrunden und kommt von dort aus am Ende des Buches - ohne zu viel zu verraten - in ein Umerziehungslager.


    Ob mir das Buch gefallen hat, kann ich nicht genau sagen - der erste Teil in Teheran ist interessant zu lesen und hat mich am meisten angesprochen, aber auch mit der Wendung, die das Buch danach nimmt, bin ich einverstanden.


    Ich habe sicherlich nicht alles verstanden oder auch nur ansatzweise durchschaut, aber da die Sprache unheimlich poetisch und das Erzählte sehr fesselnd war, war es dann dennoch ein gutes Leseerlebnis.


    Als Zusatzinformation möchte ich nur noch auf dieses Interview von Kracht bei Harald Schmidt hinweisen: http://www.youtube.com/watch?v=GUJypXBsJJQ
    Die Qualität ist zwar nicht die beste, aber es bietet einige Hinweise von Kracht eben auf das Buch 1979.

  • Zitat

    Original von buzzaldrin


    Über den Autor
    Christian Kracht ist seit 1966 auf der Welt. Er ist 1,75 m groß und ärgert sich schon seit langem, daß er in der Lufthansa auf die Bitte nach einer Bloody Mary immer einen Wodka mit Tomatensaft hingestellt bekommt. Vielleicht sollte er ja Business fliegen, aber dafür ist er zu sparsam.


    :rofl


    buzz, Du kriegst mich nicht, ich les' nix mehr von Herrn Kracht. Aber das Interview gucke ich mir doch mal an, danke für den Link :wave

  • Zitat

    Original von buzzaldrin


    Ich kann dich wirklich voll und ganz verstehen, uert - ich komme aber langsam doch auf den Geschmack und fühle mich schon ganz krachtisiert.


    Das find ich nicht okay, ich fühl mich im Stich gelassen. Wenn Eskalina jetzt auch noch die Seite wechselt, verzieh ich mich voll in die Schmollecke. ;-)


    Ich gucke gerade einen anderen Schmidt, Altkanzler Helmut Schmidt in einer etwas älteren Reportage. Toll, wie geistig fit der noch ist.


    /off-topic :zwinker

  • Ach, ich glaube nicht, dass Eskalina die Seiten wechselt - es kann halt nicht jeder den richtigen Zugang zu Kracht bekommen ... :grin


    Zitat

    Original von uert
    Ich gucke gerade einen anderen Schmidt, Altkanzler Helmut Schmidt in einer etwas älteren Reportage. Toll, wie geistig fit der noch ist.


    /off-topic :zwinker


    Über den habe ich gerade beim Abendbrot einen Artikel gelesen, ein wirklich sehr beeindruckender Mensch.

  • :grin Jeder hat ja eine zweite Chance verdient und ich schließe nicht aus, dass ich mich noch mal an ihm versuche, allerdings tendiert mein aktuelles Interesse an Kracht gegen Null. Außerdem habe ich hier mehrere RUBs voller Bücher, die mich mehr interessieren, so dass ich vielleicht in ein paar Jahren darüber nachdenken werde. :grin


    Das Ganze klingt ja wieder ein wenig, wie "Ich werde hier sein..." - Krieg, abrupter Beginn, Dialoge, die nicht wirklich spannend zu sein scheinen - aber wenigstens scheint die Sprache poetischer...


    Danke für deine Rezi buzz - du hast sie sehr schön geschrieben und irgendwie sehr neutral gehalten...Wie viele Punkte würdest du denn geben? :wave

  • Ja, 1979 ist irgendwie wirklich ähnlich wie Ich werde hier sein ... aber es hat mir - wie gesagt - von der Sprache her eindeutig besser gefallen, vor allem der erste Teil des Buches. Aber es scheint typisch Kracht zu sein, dass er über ein Land schreibt, dass sich im Kriegszustand befindet und die größte Konzentration dann auf die Beschreibung von Berluti-Schuhen und Paisley-Tüchern legt. Irgendwo habe ich übrigens gelesen, dass eben dieser Teil in Teheran ähnlich sein soll, wie Krachts Buch Faserland - das ist jetzt also das nächste Buch auf meiner Liste. :grin


    Zitat

    Original von Eskalina
    Danke für deine Rezi buzz - du hast sie sehr schön geschrieben und irgendwie sehr neutral gehalten...Wie viele Punkte würdest du denn geben? :wave


    Danke! :wave Ich habe mich auch wirklich bemüht neutral an das Buch heran zu gehen und war dann auch doch überrascht, wie gut es mir gefallen hat. Aufgrund der Sprache und der doch annehmbaren Geschichte würde ich auf jeden Fall 7,5 - 8 Punkte geben. :-)

  • Zitat

    Original von Clio
    Ich habe von Kracht nur "Faserland" gelesen und fand das richtig langweilig. Ein banaler Abklatsch vom "Fänger im Roggen". ich bin mal gespannt, was du dazu sagst.


    Faserland hab ich auch gelesen. Und dieses Buch hat mich gelehrt, die Finger von Kracht zu lassen.


    Oller Schnösel schnöselt sich durch sein belangloses Leben und tut belanglose Dinge... *gääääähn*

  • An Kracht scheinen sich ja wirklich die Geister zu scheiden. 1979 war der erste Titel, den ich von ihm gelesen habe. Mir hat das Buch insgesamt sehr gut gefallen, vor allem die Sprache hat mich beim Lesen in ihren Bann gezogen.


    @Buzz
    Die Berluti-Schuhe und Paisley-Tücher haben (auch) mich ein wenig genervt, andererseits ist genau dies so charakteristisch für die Hauptperson. Diese Dinge schienen ihm den letzten Halt zu geben und an eine vergangene Zeit zu erinnern. Er steht neben den Trümmern seiner Beziehung und verfällt in eine bemerkenswerte Lethargie, entwickelt keine eigenen Ideen mehr. Er wird extrem anpassungsfähig. Sein Freund stirbt: ok, wird akzeptiert. In Teheran bricht die Revolution aus und für Ausländer wird der Aufenthalt im Land zunehmend riskanter. Dennoch interessiert ihn das nicht wirklich: na gut, umwandere ich halt den Kailash, weil mir das jemand gesagt hat, den ich nicht kenne. In China wird er inhaftiert und in Arbeitslager gesteckt: wiederum keine Abwehr, sondern ein Akzeptieren der Lagerregeln. Ich habe dies für mich als Bild eines Menschen gedeutet, der jede Orientierung verloren hat und dankbar jede Regel zu akzeptieren bereit ist.


    Das wird sicher nicht mein letztes Buch von Kracht gewesen sein.

  • Ja, so könnte man den Einsatz der Berluti-Schuhe und Paisley-Tücher sicherlich auch erklären. Es hört sich zumindest nachvollziehbar und logisch an. Ich empfand es nur beim Lesen immer als etwas störend.


    Zitat

    Original von -Christian-
    Das wird sicher nicht mein letztes Buch von Kracht gewesen sein.


    Gute Entscheidung. Sehr zu empfehlen von den Eulen ist vor allem "Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten". Das ist einfach ein sensationeller Titel. :grin

  • 1979 liegt schon eine ganze Weile auf meinem SUB. Ich habe es mir während dem Studium gekauft, es stand auf einer Leseliste. Ich habe zuvor kein anderes Buch von Christian Kracht gelesen und ehrlich gesagt, kann ich mir auch nicht vorstellen, dass ich noch mal eines lesen werde.


    Die Geschichte ist alles in allem ein wenig undurchsichtig, was mich aber nicht unbedingt gestört hat. Ich fand die sprachliche Umsetzung dafür umso nerviger. Vermutlich war das gewollt, was aber nichts daran ändert, dass ich es unbeschreiblich hässlich fand. Immer wieder flechtet Kracht englische Wörter in seinen Text ein. Ich hab mich beim Lesen fremdgeschämt - ich weiß nicht genau, ob für den Autor oder für die Protagonisten oder für alles zusammen.


    Einzig das Ende hat mir gefallen, eigentlich wurde es nach der Teheran-Episode interessanter für mich. Spannend, dass das nicht jeder so empfindet. Für mich hat die Geschichte da etwas ehrliches bekommen, das ich vorher vermisst hatte. Auch sprachlich fand ich es nicht mehr so grottig. Meine Wertung in Punkten: 2 von 10 - weil ich den zweiten Teil nicht mehr so schlimm fand wie den ersten und weil das Ende gut gemacht war. Für den ersten Teil hätte ich nicht einmal einen Punkt geben können.