Rotkäppchen muss weinen - Beate Teresa Hanika

  • Rotkäppchen muss weinen
    Beate Teresa Hanika
    ISBN 9783596853366
    Fischer Verlag
    223 Seiten, 12,95 Euro


    Die Autorin: Beate Terea Hanika, geboren 1976 in Regensburg, ist Fotografin. Ab 1997 arbeitete sie mehrere Jahre als Model in verschiedenen europäischen Städten. Bereits seit ihrem zehnten Lebensjahr schreibt sie Geschichten und Gedichte. Sie lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Ort in der Nähe von Regensburg. „Rotkäppchen muss weinen“ ist ihr erster Roman und wurde ausgezeichnet mit dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis 2007.


    Buchrückentext: Er nennt sie Rotkäppchen, als er sie mit einem Korb am Fahrradlenker den Berg hinabfahren sieht. Rotkäppchen – weil in dem Korb Wein und Essen sind für den Großvater, dessen Einsamkeit nur ein Vorwand ist. Rotkäppchen – weil der Weg aus dem Wald dunkel und steinig ist. Rotkäppchen – weil der Wolf sie längst in seiner Gewalt hat …


    Beate Teresa Hanika erzählt einfühlsam und sensibel die Geschichte von einem Mädchen in größter Not – aber auch von einer Freundschaft so weit wie der Himmel und von einer ersten Liebe so zart wie Schneeflockenfedern.


    Meine Meinung: Malvina ist vierzehn, als wir in ihr Leben blicken dürfen und schnell wird klar, dass es dort einen dunklen Punkt gibt – ihren Opa! Sie ist seine Lieblingsenkelin, aber seine „Liebe“ geht weit über das normale Verhältnis zwischen Opa und Enkeltochter hinaus. Doch so sehr Malvina sich weigert, ihn zu besuchen, ihre Familie drängt sie immer wieder zu ihm und lässt keine Ausreden gelten. Selbst ihrer besten Freundin mag sie nicht erzählen, was bei ihm mit ihr passiert und als sich ein Junge für sie interessiert und sie spürt, dass der Großvater keine Beziehung zu einem Jungen zulassen würde, beginnt sie sich aufzulehnen...


    Sehr sachte lässt die Autorin Rückblicke in die Vergangenheit des Kindes einfließen und immer deutlicher kristallisiert sich heraus, wer die wahren Schuldigen in diesem Drama sind. Viele Dinge werden verschwiegen oder nur angedeutet. Mehr ist auch nicht notwendig, um sich ein Bild des seelischen Schadens zu machen, der einem unschuldigen Kind zugefügt worden ist und der sicherlich von Dauer sein wird. Die Intention der Autorin ist es aber nicht nur auf den Missbrauch aufmerksam zu machen, sondern sie will zeigen, dass Opfer sexueller Gewalt immer auch Möglichkeiten haben, sich zu wehren. Ein Buch das Mut macht, aber auch ein Buch, dass Wut macht, denn zu einem Missbrauch gehören auch die Menschen, die davon wissen, die wegsehen und ihn zulassen, ob aus Feigheit oder Gleichgültigkeit – die Motive sind egal, letztlich steht ein junger Mensch ganz alleine da. Dass niemand hilflos ist, dass sich niemand dem Täter ausliefern muss, davon erzählt die Geschichte von Malvina auch. Vielleicht hilft sie Betroffenen ein Stück weiter, tröstet und zeigt auf, dass es Lösungen gibt, wenn man sich öffnet und die Täter nicht noch durch Schweigen schützt. 10 von 10 Punkten

  • Malvina ist dreizehn, bald vierzehn. Seit ihre Oma gestorben ist, tut ihr Opa öfter so, als wäre er krank und könnte nicht selbst für sich sorgen, damit sie ihm Essen vorbeibringen muß. Doch dabei bleibt es nicht…


    Malvina versucht, sich ihren Eltern und ihren Geschwistern anzuvertrauen – doch sie hören nicht richtig zu und wollen die Andeutungen nicht verstehen. Ihre Mutter, so scheint es, flüchtet sich ständig in Migräneanfälle und ihr Vater ist ebenso dominant wie unsympathisch. Hier Klartext zu reden, dazu fehlt Malvina der Mut. Und so wird sie auch weiterhin beauftragt, ihrem Opa, der sich gerne als Schöngeist sieht, das Essen zu bringen und wenn sie eine List versucht und ihm das Essen von seiner Nachbarin – Frau Bitschek - übergeben lässt, bekommt sie Ärger: ihr wird mangelnder Familiensinn und fehlende Herzensbildung vorgeworfen. Warum sie sich so vehement weigert, hinterfragt aber keiner.


    Der einzige Lichtblick ist „Klatsche“, der Siedlungsjunge. Er lässt sich von ihrer spröden, oft verletzenden Art nicht abschrecken und bleibt an ihrer Seite. Er erweist sich als Freund, ebenso wie ihre Freundin Lizzy und die von Malvinas Opa verabscheute Nachbarin, Frau Bitschek, die als einzige die Augen nicht zumacht und versucht, auf ihre Art und Weise zu helfen.


    Ein Buch, das mich extrem wütend gemacht hat. Obwohl vieles nur in Andeutungen geschildert wird hat es gereicht, meinen Blutdruck auf 180 (und noch mehr) zu bringen. Was hätte ich dem widerlichen Vater, der so gänzlich blind ist für die Sorgen und Nöte seiner Tochter, der desinteressierten Mutter und vor allem dem widerlichen Axxxlochopa, der seine Finger nicht bei sich lassen konnte, gerne erzählt.


    Ein aufwühlendes Buch, sehr interessant – ich fürchte nur leider, dass es im wahren Leben viel zu viele Opas dieser Art gibt und viel zu viele Mädchen, die sich nicht trauen, sich jemandem anzuvertrauen.


    Ein wichtiges Buch außerdem, denn es zeigt wieder: Nur wer den Mut aufbringt, den Mund aufzumachen, kann etwas an seiner Situation ändern.


    10 von 10 Punkten auch von mir.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Das Buch steht schon länger auf meiner Wunschliste. Wenn das Bücherfasten vorbei ist, werde ich es mir vermutlich holen :-). Bisher wusste ich allerdings nicht, dass es sich um ein Jugendbuch handelt.

    Mir fällt leider kein guter Spruch für eine Signatur ein, aber wenn ich keine habe, stehen die Verlinkungen zu Amazon immer zu dicht unter der letzten Zeile meines Beitrages :rofl.

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  • Das Buch steht auch auf meiner Wunschliste. Ich habe eine Buchbesprechung gelesen und fand es sehr interessant, und auch von berufs wegen ist es für mich nicht schlecht, mich ab und zu mal mit solchen Themen zu befassen. Vielen Dank für die Rezi!

  • Ich habe das Buch am Wochenende am Stück durchgelesen und mich ebenfalls an einer Rezension versucht, was mir bei diesem Buch irgendwie schwer fiel.


    Großvater, warum tust du so böse Dinge?


    "Bedrohlich", war das erste Wort, das mir während des Lesens von "Rotkäppchen muss weinen" einfiel. Bereits auf den ersten Seiten wird man innerlich unruhig und weiß, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. Da die Autorin viele Dinge nur andeutet und gar nicht erst ausspricht, fingen bei mir alle Alarmglocken an zu läuten.
    Zu Recht, wie man schon bald feststellen wird.


    Die Protagonistin in diesem Buch ist Malvina und kürzlich ist ihre geliebte Oma gestorben. Schon früher hat sie viel Zeit bei ihren Großeltern verbracht und auch jetzt soll sie sich um ihren angeblich kranken Opa kümmern. Unter "sich kümmern" versteht ihr Opa bloß leider etwas ganz anderes. Zudem setzt er Malvina noch zusätzlich unter Druck, indem er ihr wiederholt erzählt, dass ihre Oma ja gewollt hätte, dass es dem Opa gut geht.
    Dramatisch wird die ganze Situation dadurch, dass Malvina kein "Gehör" in ihrer Familie findet. Ihre Lage ist scheinbar ausweglos, sie fühlt sich alleingelassen und zieht sich immer mehr in sich selbst zurück.
    Mehr möchte ich zum Inhalt aber wirklich nicht sagen, denn dieses Buch muss man unbedingt selbst auf sich wirken lassen. Es ist unmöglich, diese beunruhigende Atmosphäre mit wenigen Worten einzufangen. Das Buch spricht seine ganz eigene Sprache!


    Beeindruckend ist vor allem, wie stark Malvinas Unsicherheit auf mich als Leser wirkte. In mir breitete sich eine zunehmende Nervosität aus und ich wusste nicht, wohin mit mir.
    Trotzdem schafft es Beate Teresa Hanika an den richtigen Stellen auch Unbeschwertheit und Humor einzubinden. Dadurch verliert man als Leser nicht die Hoffnung, so wie es auch Malvina geht.


    Ganz einfühlsam erzählt die Autorin von Malvinas Treffen mit ihrer besten Freundin. Dies steht in starkem Kontrast zu den Szenen mit ihrem Opa. Hier kommt ihre Jugendlichkeit klar zum Ausdruck und man hat das Gefühl, dass sich innere Fesseln von ihr lösen. Außerdem wartet manchmal Freundschaft dort, wo man sie nie erwartet hätte.
    Trotz der erschütternden und beängstigenden Erfahrungen Malvinas' entsteht im Verlauf des Buches ein immer heller glühender Hoffnungsfunke. Aus Angst kann Hoffnung erwachsen und aus Hoffnung Mut, Mut positiv in die Zukunft zu blicken und sein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen.


    Meine Altersempfehlung für dieses eindrucksvolle Jugendbuch: 13 Jahre und älter!

  • Habe das Buch heute bekommen und werde es auch ganz bald lesen. Bin mal gespannt... Hoffe auf ein gutes Buch trotz dieses Themas das ja echt zum abgewöhnen ist. Aber hey, schlimmer als "Das misshandelte Kind" kann es nicht sein!!

  • Beate Teresa Hanika Rotkäppchen muss weinen
    Ab 13 Jahren


    Über den Autor: von Amazon


    Beate Teresa Hanika, geboren 1976 in Regensburg, ist Fotografin. Ab 1997 arbeitete sie mehrere Jahre als Model in verschiedenen europäischen Städten. Bereits seit ihrem zehnten Lebensjahr schreibt sie Geschichten und Gedichte. Sie lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Ort in der Nähe von Regensburg.


    Kurzbeschreibung: von Amazon


    Er nennt sie Rotkäppchen, als er sie mit einem Korb am Fahrradlenker den Berg hinabfahren sieht. Rotkäppchen - weil in dem Korb Wein und Essen sind für den Großvater, dessen Einsamkeit nur ein Vorwand ist. Rotkäppchen - weil der Weg aus dem Wald dunkel und steinig ist. Rotkäppchen - weil der Wolf sie längst in seiner Gewalt hat ...
    Beate Teresa Hanika erzählt einfühlsam und sensibel die Geschichte von einem Mädchen in größter Not - aber auch von einer Freundschaft so weit wie der Himmel und von einer ersten Liebe so zart wie Schneeflockenfedern.


    Meine Meinung:


    In dem Buch wird ein sehr schwieriges Thema, ganz sensibel, einfühlsam und Mutmachend behandelt. Mir standen oft die Tränen der Trauer, Wut und des Mitgefühls in den Augen.
    Ich habe das Buch in einem Rutsch verschlungen und wünsche mir noch viel mehr solcher Mutmachenden und Aufklärenden Bücher. Sexueller Mißbrauch sollte kein Tabu (mehr) sein.


    10 Punkte

  • Ich weiß nicht wie ich es schreiben soll, ich bin begeistert und schockiert, begeistert über den Schreibstil der Autorin der einen total fesselt und nicht mehr loslässt, ich konnte das Buch einfach nicht mehr zur Seite legen und hab es in einem Rutsch durchgelesen und schockiert das es sowas bestimmt wirklich gibt und wie sehr man mit Malvina mitfühlt.


    Dieses Buch ist wirklich toll und es lässt einen nicht mehr los, ich werde das gelesene erstmal verarbeiten müssen bevor ich ein neues Buch anfange. Ich kann es nur weiterempfehlen.

    Ich wünschte mir an meinem eigenem Grab stehen zu können, nur um die Trauernden zu fragen wo sie in meinem Leben waren


    Gelesene Bücher 2011: 14


    /Buchkaufverbot/

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Amber144 ()

  • Ein ganz grossartiges Buch.
    Beeindruckend, grandioser Schreibstil, perfekte Umsetzung dieses sensiblen Themas.


    Auch bei mir kam oft die Wut hoch, Wut auf all die Leute, die Malvina nicht zugehört haben. Und an erster Stelle stehen da ihre Eltern.
    Wut auf diesen Opa. Und auch auf seine Frau, die von Malvina geliebte Oma.


    Und auf der anderen Seite diese wunderbare Freundschaft zu Lizzy, die aufkeimende Verliebtheit in Klatsche und Menschen wie Frau Bitschek. :anbet


    Es wäre schön, wenn jede "Malvina" im realen Leben solche Menschen finden würde bzw. hätte.


    Dieses Buch hat mich vom Schreibstil und der Umsetzung her weitaus mehr beeindruckt als "Tote Mädchen lügen nicht" ( nur als Beispiel, weil ich dieses Buch zuletzt gelesen habe ).


    Uneingeschränkte 10 Punkte von mir.

  • Ich kann mich den positiven Rezensionen nur anschließen - ein aufwühlendes und sensibel geschriebenes Buch über ein schwieriges Thema.


    Auch bei mir kam die Wut hoch, besonders, weil die Familie nicht zugehört hat, aber auch auf die Oma,die es stillschweigend zugelassen hat.
    Was für eine furchtbare Situation für ein 13-jähriges Mädchen, dass auch noch Schuldzuweisungen vom Opa bekommt.
    Hanika schafft es sehr gut, den Gemütszustand des Mädchens dem Leser zu vermitteln.


    Wunderbar dazu als Kontrast die Freundschaft zu Lizzy, Klatsche und die Bekanntschaft mit Frau Bitschek.


    Auch von mir 10 Punkte. :-)

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Dieses Buch hat definitiv viel zu lange gesubbt. Selten habe ich ein derart gut geschriebenes Jugendbuch zu einem solch schwierigen Thema gelesen.


    Mein Blutdruck war oft jenseits von Gut und Böse, so sehr packte mich eine innere Wut. Dabei ist es so sensibel und wunderbar geschrieben.


    Ich kann es wirklich nur jedem empfehlen.