Lesezwänge // Bücherfolter

  • Zitat

    Original von Timo
    Ich empfinde immer eine leichte Abneigung gegen Bücher oder Leute (z.B. manchmal die fürchterliche Elke Heidenreich), die uns vorschreiben wollen,welche Bücher man gelesen haben MUSS. (z.B. Beispiel Pruys unten.) Meistens stößt man uns mit der Nase auf die Klassiker einer sogenannten Kanonliste. Ich habe ja nichts gegen gute Ratgeber. Und die "Kanonischen" lese ich ja auch ganz gerne. Doch ich mag es nicht, wenn man dann mit didaktischem Zeigefinger und der Bildungspeitsche :peitsch daherkommt und manchem sogar ein schlechtes Gewissen einreden will, weil man dieses oder jenes noch nicht gelesen hat.


    Man hat doch selbst Schuld wenn man sich etwas vorschreiben lässt. Und zum anderen "muss" ich gar nichts gelesen haben. Ich habe es doch ganz allein in der Hand, ob ich irgendwelchen "Empfehlungen" folge. Und nur weil mir die Heidenreich entschieden auf den Senkel geht, kann es doch durchaus möglich sein, dass auch sie mal ein lesenswertes Buch erwischt - das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun. Man sollte da schon zwischen dem Präsentator und dem präsentierten Buch differenzieren. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Voltaire
    Und nur weil mir die Heidenreich entschieden auf den Senkel geht, kann es doch durchaus möglich sein, dass auch sie mal ein lesenswertes Buch erwischt - das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun. Man sollte da schon zwischen dem Präsentator und dem präsentierten Buch differenzieren. :wave


    Du hast sicherlich Recht. Meine Kritik richtet sich auch nur gegen einige Präsentatoren, wie du es nennst, die sich manchmal anmaßen, von MUSS-Büchern zu sprechen und zu schreiben. Ich kritisiere eine bestimmte Art des Sprechens und Schreibens über Bücher, nicht die besprochenen Bücher.

    :fruehstueck
    ... jetzt und stets mit Kaffee lesend
    Siegfried Lenz - Deutschstunde
    Adalbert Stifter - Die Mappe meines Urgroßvaters
    Homer - Ilias

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  • Ich kann mich gar nicht daran erinnern, was ich in der Schule lesen musste. Aber jetzt muss ich eben alles nach holen, weil ich erst seit 2000 richtig Bücher sammel, zu meinem Studium. Ich mache mir selber den Zwang, dass ich im Jahr auf über 50 - 70 Bücher komme. Ich entscheide selber wie und was ich lese. Natürlich bin ich auch Dankbar für Empfehlungen.
    :wave

    Zitat

    Bücher haben Ehrgefühl, wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück. T.Fontane


    :lesend :fruehstueck
    Ich lese Thomas Mann; Der Zauberberg;

  • Zitat

    Original von Timo
    Ich empfinde immer eine leichte Abneigung gegen Bücher oder Leute (z.B. manchmal die fürchterliche Elke Heidenreich), die uns vorschreiben wollen,welche Bücher man gelesen haben MUSS. (z.B. Beispiel Pruys unten.) Meistens stößt man uns mit der Nase auf die Klassiker einer sogenannten Kanonliste. Ich habe ja nichts gegen gute Ratgeber. Und die "Kanonischen" lese ich ja auch ganz gerne. Doch ich mag es nicht, wenn man dann mit didaktischem Zeigefinger und der Bildungspeitsche :peitsch daherkommt und manchem sogar ein schlechtes Gewissen einreden will, weil man dieses oder jenes noch nicht gelesen hat.


    Also ich mag Bücher, in denen Menschen schreiben, warum für sie bestimmte Bücher wichtig waren oder sind und warum sie sie anderen ans Herz legen. Wenn jemand mit der Bildungspeitsche kommt, kann ich die Achseln zucken und mir immer noch das Spannende rausgreifen. Schlechtes Gewissen lässt man sich machen - oder auch nicht.

  • Leszwang kenne ich immer dann, wenn ich eigentlich Büchereibücher lesen sollte, um sie endlich zurückgeben zu können, aber momentan gar keine Lust auf das Buch habe.


    Oder bei eigenen Büchern, die ich doch ganz gern durchgelesen haben will, auch wenn sie mir eigentlich gar nicht gefallen.


    Edit: Und jetzt bitte keine Tipps a la: Dann lass es doch einfach; theoretisch ist mir das schon klar, aber praktisch will ich dann doch nicht kleinbeigeben ;-)

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

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  • Ich weiß, alter Thread, aber vielleicht durchaus interessant - zumindest für mich. :-)


    Zitat

    Original von Timo
    Die Frage ist dann: Was unterscheidet den Lesezwang von einer Lektüre, die allenfalls als lästige und lustlose Pflichtübung empfunden wird?


    [...]


    Außerdem ertappe ich mich stets dabei, dass ich es kaum über mich bringe, an Textpassagen vorbeizulesen, die ich nicht verstehe. Da setze ich lieber noch einmal an, notfalls zweimal oder x-mal. Auch das Überblättern anscheinend langweiliger Passagen bringe ich nicht übers Herz. Vielleicht habe ich da zuviel Respekt vor dem Geschriebenen.


    Ein Lesezwang besteht für mich bei einem Buch, das ich lesen muss, das ich nicht lesen will. Schullektüre fällt nur bedingt darunter - ich habe sie mir in den meisten Fällen zwar nicht ausgesucht, aber interessant sind sie trotzdem gewesen. (Bis auf "Der alte Mann und das Meer" von Hemingway. *hüstel*) Insofern kann ich sagen, dass ich bisher noch keinem Lesezwang unterlag.


    Als Pflichtübung empfinde ich eigentlich kein Buch. Auch die so genannten "Klassiker" nicht - ich lese sie, weil ich neugierig bin, was sie so "berühmt" macht, dass sie immer noch gelesen werden, oder weil mich manchmal auch einfach nur die Geschichte interessiert.


    Wenn ich das Gefühl habe, dass ich ein Buch nur noch aus reinem Schuld- oder Pflichtbewusstsein lese, dann breche ich es eigentlich ab. Ich bin niemandem Rechenschaft schuldig, und ich kämpfe mich auch gerne einmal durch, aber etwas Freude sollte mir die Lektüre doch bereiten.


    Und ja, sicherlich darf man sich beim Lesen auch ab und zu etwas plagen. Manchmal läuft es eben nicht gut, aus welchen Gründen auch immer, aber ein Buch dann einfach abzubrechen, finde ich nicht so gut, zumindest für mich nicht. Es hat schon seinen Grund, warum ich ein Buch gekauft habe, und ich freue mich, wenn ich sagen kann, dass ich es gelesen habe. Wie gesagt - nichtsdestotrotz sollte es mir etwas Freude bereiten. Wenn ich es richtig übel finde oder merke, dass ich zum jetzigen Zeitpunkt keinen Kopf dafür habe, dann breche ich es ab.


    Ich muss übrigens auch alle Textpassage so lange lesen, bis ich zumindest glaube, sie verstanden zu haben. Einfach überlesen kann ich nicht, allerdings eher aus dem Grund, dass ich Angst habe, wichtige Details zu verpassen.

  • Einen Zwang etwas lesen zu müssen hatte ich wirklich nur in der Schule. Und ich habe mich wirklich dazu gezwungen, denn ich wollte ja eine gute Note.


    Das bezieht sich bei mir auf genau 3 Lektüren, die ich als echten Zwang empfunden habe:


    - "Unterm Birnbaum" von Theodor Fontane
    - "Die schwarze Spinne" von Jeremias Gotthelf
    - "Murder Must Advertise" von Dorothy L. Sayers im Englischunterricht


    Wahrscheinlich mag ich deshalb heute keine Krimis und Horrorgeschichten lesen. :lache