Lesezwänge // Bücherfolter

  • Hallo ihr Büchereulen, :wave


    als interessierte Teilnehmer und Mitgestalter der Büchereule-Foren gehört ihr sicherlich auch zu jener Gattung Mensch, die größtenteils mit Freude und Liebe liest und einen mehr oder weniger freien und ungezwungenen Umgang mit Büchern pflegt.
    Wahrscheinlich hat aber auch jeder von uns schon leidige Erfahrungen mit inneren und äußeren Lesezwängen machen müssen (oder macht sie jetzt immer noch) - sei es in der Schule, an der Uni, im Berufsleben, zu Hause etc. :heul
    Vielleicht habt ihr ja Lust, euch mit mir über dieses Reizthema "Lektürefolter" auszutauschen. Habt Mut, von euren negativen Erfahrungen und Erlebnissen mit Lesezwängen zu berichten.
    Auch allgemeines Brainstorming, Literaturhinweise und sonstige Stellungnahmen zum Thema sind herzlich willkommen.
    Also dann, redet euch den (Lese-)Frust von der Seele.
    Viele Grüße
    Timo (eine mit Lektüre beglückte und geplagte Büchereule)
    :lesend

    :fruehstueck
    ... jetzt und stets mit Kaffee lesend
    Siegfried Lenz - Deutschstunde
    Adalbert Stifter - Die Mappe meines Urgroßvaters
    Homer - Ilias

  • Da kann ich nicht mitreden. Klar musste ich in beim Studium und auch jetzt im Berufsleben Bücher lesen, die ich nicht unbedingt als Unterhaltungslektüre betrachten würde, aber es ist für mein kein Zwang geschweige denn eine Folter. Ich hab das Studium damals gewählt, weil es mich interessiert hat. Da kann man nicht von Zwang reden. Wenn mir jemand jetzt ein Buch über die höhere Mathematik vorsetzt oder über die Tiefen der Elektrotechnik, wäre das eher ein Zwang.

    Liebe Grüße
    Steffi


    Einen Menschen zu lieben bedeutet, ihn so zu nehmen, wie Gott ihn gemeint hat

  • in der schule musste ich immer wieder bücher lesen die mich nicht interessiert haben. das ging dann nach motto "augen zu und durch"


    heute gibt es keine lesezwänge oder buchfolter mehr. sollte mir so ein buch unterkommen verwandelt es sich in handumdrehen in altpapier oder geschenke an menschen die es interessiert (im zweifel auch an leute die man nicht mag :grin)


    ich weiss ehrlich gesagt nicht was daran so ein großes reizthema sein soll :rolleyes


    :rum

  • Ich fand es noch nie schlimm oder gar zwanghaft, ein Buch zu lesen. Klar gab es in der Schule auch welche, die mich weniger begeisterten. Aber Lesen fand ich immer besser, als wenn wir nur trockene Grammatik durchkauten oder gar Gedichte interpretieren sollten.


    Und jetzt les ich, was mir gefällt und was mir nicht gefällt, das geht dann eben ab zu Tauschticket oder ebay, wieso sollte ich mich zwingen, ein Buch zu lesen, das mir keine Freude an der Lektüre bereitet?

  • Ich habe in der Schule sicher mal das ein oder andere lesen müssen, was mich jetzt nicht so begeistert hat - aber ich habe Lesen noch nie als Folter empfunden.
    Ich mußte mich auch nie zwingen etwas zu lesen. Wenn mir mal etwas nicht so gefallen hat, dann habe ich meine Motivation daraus gezogen, dass ich, wenn ich das Buch schnell ausgelesen habe, wieder was schöneres lesen darf. :lache

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Ohja, Lesezwänge kenne ich in Hinblick auf Fachliteratur ebenso. Momentan lerne ich für eine Prüfung und muss mich mit Anatomiebüchern begnügen statt mit spannenden Romanen. Das Lesen an sich ist da noch nichtmals das Schlimme, sondern vielmehr der Druck im Nacken, das Gelesene irgendwie in den Kopf zu bekommen. Und nach wie vor habe ich für mich noch keine perfekte Methode entdeckt, das Gelesene möglichst schnell zu erlernen.

  • Ich kenne das noch von der Berufsschule her, da gab es einfach Themen mit denen ich mich befassen musste ( Psychologie, Chirurgie z.B.) -> diese Bücher waren für eine Qual... Aber zum Glück war das irgendwann vorbei :-) In der Schule hatte ich komischerweise meistens Glück was die Lektüre anbelangt, da haben mir nur wenige Bücher nicht gefallen. Und die hab ich nach dem Motto "Augen zu und durch" schnell weggelesen.

  • Ich glaube, in der Freizeit liest kein normaler Mensch freiwillig Bücher, die ihn anöden oder deren Thematik ihm absolut nicht liegt (jedenfalls nicht zu Ende :grin ).
    In Schule und Beruf ist das was anderes. Da kann es schon vorkommen, dass man sich durch manche Bücher quälen muss. Ich würde aber nicht so weit gehen, das als Folter zu bezeichnen. Gelegentlich soll es sogar vorkommen, dass man einstmals verhasste Schulbücher später freiwillig noch mal liest und sie sogar gut findet. Fachliteratur im Beruf macht mir nicht so viel aus, das mag daran liegen, dass ich meinen Beruf mag. Und das, was man mag, fällt einem sowieso leichter.

  • Viele haben zwar bisher eingeräumt, dass sie schon einmal uninteressante und reizlose Bücher lesen mussten (zumeist in der Schule), aber von "Zwang" oder gar "Folter" wollten sie dann doch nicht sprechen.
    Die Frage ist dann: Was unterscheidet den Lesezwang von einer Lektüre, die allenfalls als lästige und lustlose Pflichtübung empfunden wird?
    By the way: Ein Roman kann uns manchmal auch auf die "Folter spannen". ;-)


    Sehr aufschlussreich die Beiträge von Lucy und BelleMorte:
    Lucy : Auch ich kenne den "Druck im Nacken", wie du es so schön schreibst, vor Uniprüfungen. Als Lesender stehe ich unter dem inneren (und institutionellen) Druck, das Gelesene einprägen oder gar analytisch bearbeiten zu müssen. Und immer wieder geistert da ja auch ein (mehr oder weniger obligatorischer) Literaturkanon herum.


    BelleMorte : Ähnliche Zwangshandlungen wie Leseunterbrechung bei Absatz- oder Kapitelende treten auch bei mir auf.
    Außerdem ertappe ich mich stets dabei, dass ich es kaum über mich bringe, an Textpassagen vorbeizulesen, die ich nicht verstehe. Da setze ich lieber noch einmal an, notfalls zweimal oder x-mal. Auch das Überblattern anscheinend langweiliger Passagen bringe ich nicht übers Herz. Vielleicht habe ich da zuviel Respekt vor dem Geschriebenen.
    Grüsse Timo :wave

    :fruehstueck
    ... jetzt und stets mit Kaffee lesend
    Siegfried Lenz - Deutschstunde
    Adalbert Stifter - Die Mappe meines Urgroßvaters
    Homer - Ilias

  • Zitat

    Original von Timo
    Außerdem ertappe ich mich stets dabei, dass ich es kaum über mich bringe, an Textpassagen vorbeizulesen, die ich nicht verstehe. Da setze ich lieber noch einmal an, notfalls zweimal oder x-mal. Auch das Überblattern anscheinend langweiliger Passagen bringe ich nicht übers Herz. Vielleicht habe ich da zuviel Respekt vor dem Geschriebenen.
    Grüsse Timo :wave


    Hallo Timo, das ist eine erfreuliche Lesehaltung :-)


    Zwangslektüre kenne ich auch nur aus der Schule. Wieso sollte man privat zwangslesen? Und was Schullektüre angeht, egal, wie offen ich mich ihr gegenüber verhalten habe, sie hatte IMMER einen unangenehmen Beigeschmack, dabei war Deutsch mein Lieblingsfach und das Analysieren und Interpretieren machte mir meistens Spaß.


    :wave


    edit: Das nicht-drüber-hinweg-lesen muss m.E. nicht einmal mit Respekt zu tun haben - wenn ich ein Buch freiwillig lese, dann will ich ja auch, dass es sich mir erschließt, wenn mich das Buch so wenig reizt, dass ich mir gar keine Mühe geben will, wenn es kompliziert oder auch mal langweilig wird, dann ist das Buch eben nichts für mich.

  • Ich habe hier ein kleines Vokabelproblem.
    Was meint ihr mit "Zwangshandlung"?


    Unter eine Zwangshandlung verstehe ich ausgeführte Handlungen aus einem inneren, unkontrollierbaren Zwang heraus: es gibt Leute mit Putzzwängen oder Kontrollzwängen.
    Der hier angesprochene Lesezwang ist aber doch eher keiner aus einem inneren Antrieb heraus, sondern aus äußerem Druck, oder?

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Zitat

    Original von janda
    Ich habe hier ein kleines Vokabelproblem.
    Was meint ihr mit "Zwangshandlung"?


    Unter eine Zwangshandlung verstehe ich ausgeführte Handlungen aus einem inneren, unkontrollierbaren Zwang heraus: es gibt Leute mit Putzzwängen oder Kontrollzwängen.
    Der hier angesprochene Lesezwang ist aber doch eher keiner aus einem inneren Antrieb heraus, sondern aus äußerem Druck, oder?


    Von einer Zwangshandlung sprach ich im Fall der Leseunterbrechung bei Absatz- oder Kapitelende. Auch BelleMorte sprach davon. Eher ein innerer Zwang.
    Vielleicht sind die unbewussten inneren Lesezwaenge die entscheidenderen.

    :fruehstueck
    ... jetzt und stets mit Kaffee lesend
    Siegfried Lenz - Deutschstunde
    Adalbert Stifter - Die Mappe meines Urgroßvaters
    Homer - Ilias

  • Da mir niemand vorschreibt, was ich lesen soll, schaffe ich mir meine Lesezwänge immer selber.
    Meistens sind es die Klassiker, mit denen mir so etwas passiert. Dann bilde ich mir ein, dass ich dieses oder jenes Werk jetzt lesen MUSS, weil ich schon immer wissen wollte, wie es mir gefällt.
    Mit zunehmendem Alter verspüre ich diese "Zwänge" aber immer seltener. Ich nehme mir schon seit vielen Jahren vor James Joyce zu lesen, weiss aber inzwischen, dass ich mir das in diesem Leben nicht mehr antun werde. Aber hin und wieder flammt der Wunsch immer noch auf, doch konnte ich ihn bis jetzt erfolgreich bekämpfen.

  • Ich kann da jetzt auch gar nicht mit reden.
    Während des Studiums habe ich fast keine Fachliteratur gelesen, weil es nach einer Zeit sowieso hinschmeißen wollte. Was ich auch jetzt getan habe.
    Sonst habe ich Fachliteratur oder Schullektüre immer interessant gefunden. Ich bin auch gespannt, was da während meiner Ausbildung auf mich zu kommt. :grin

    Versuche zu kriegen, was du liebst, sonst bist du gezwungen, das zu lieben, was du kriegst
    :lesend"Herren der Unterwelt;Schwarzer Kuss" Gena Showalter

  • Nich einmal mein ständig wachsender SUB, welchen ich niemals auf zumindest überschaubare größe schrumpfen werde (Niemals!) setzt mich in irgend einer Weise unter Druck.
    Auch nicht die schon öfter erwähnten Schullektüren wurden für mich zum "Zwanglesen", ich habe sie nämlich nicht gelesen - gutes Zuhören im Unterricht reichte vollkommen aus, um die entsprechenden Arbeiten zu schreiben.
    Der einzige Unterschied zu meinem früheren Leseverhalten: Ich breche Bücher die mich nicht begeistern ohne Reue ab - für jedes abgebrochene Buch stehen hier mindestens drei ungelesene.
    Ich lese aus Spaß, ohne Druck und ohne Zwang, schon seit ich lesen kann.

  • Zitat

    Original von Bodo
    Auch nicht die schon öfter erwähnten Schullektüren wurden für mich zum "Zwanglesen", ich habe sie nämlich nicht gelesen - gutes Zuhören im Unterricht reichte vollkommen aus, um die entsprechenden Arbeiten zu schreiben.


    Und im Unterricht hast Du dann wahrscheinlich nie den Mund aufgemacht, weil Du keinen Plan vom Buch hattest, oder? An sich ja nicht verwerflich, aber Du hast ja dann von der Arbeit der anderen gut profitiert.

  • Bell : Ich habe einfach auf die Beiträge der anderen gewartet und sie mit meinen Beiträgen widerlegt - das sah dann so aus als hätte ich über das (nicht)gelesene durchaus nachgedacht.
    Gemein, ja! Ich bin mir dessen bewusst! Aber diese Leute hatten Spaß beim lesen der von mir ungeliebten Lektüre!
    Ich hätte ja auch viel lieber über "Die Moral bei Desmond Bagley" oder so gesprochen - der stand nur leider nicht auf dem Lehrplan! :chen