Kann mir jemand erklären....

  • welchen tieferen Sinn folgender Spruch hat (habe ich nämlich gerade in einem Thread gelesen und frage mich das schon seit längerer Zeit):


    Ein Forum ist ein Forum ist ein Forum


    Für Forum kann man wahrscheinlich jedes x-beliebige Wort einsetzen, denn ich habe den Spruch auch schon so gelesen:


    Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose.......ein Foto ist ein Foto ist ein Foto....etc.


    Ist das ein Zitat oder was hat es damit auf sich?

  • Ich weiß, daß "eine Rose ist eine Rose..." ein Zitat von Gertrude Stein ist. Bei wikipedia steht auch ein wenig dazu, aber ich muß gestehen, daß ich den Sinn dahinter nicht verstanden habe...

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)

  • Bin schon da.
    :lache


    Ein x ist ein x ist ein X geht tatsächlich auf ein Zitat zurück. Es stammt von der US-amerikanischen Schriftstellerin Gertrude Stein, aus einem Gedicht.
    Dort heißt es tatsächlich: A rose is a rose is a rose.


    Der Satz wurde zu einem der Meistgebrauchten und ist in der Regel so gemeint, daß die Dinge eben sind, wie sie sind, und daß man daran nichts ändern kann.


    Stein hat das in ihrem Gedicht etwas anders gemeint. Ihr ging es darum, daß der Name eines Gegenstands, sobald man ihn nennt, alle Vorstellungen, die man mit dem Gegenstand verbindet sowie die dazugehörigen Gefühle hervorruft.
    Das gehört zu den Fragen, die sie beschäftigten, was ist ein Wort, was seine Bedeutung, was löst ein Wort bei der Hörerin/Leserin aus. Das auch ein Thema der Zeit, wir befinden uns in den 1910er Jahren. (Das gedicht entstand 1913, wurde aber erst in den späten zwanziger Jahren gedruckt)
    Es geht im Kern um Minimalismus.


    Mit dem Rosenbeispiel ist das auch einzusehen. Wenn wir das Wort 'Rose' hören, verbinden wir umgehend bestimmte Bilder und Gefühle damit. 'Rose' kann für einen Menschen sozusagen ein ganzer Roman sein, aber zugleich nur dieser eine. Hören wir 'Teller' lautet der Roman ganz anders.
    Es geht also darum, möglichst wenig zu sagen/schreiben, aber zugleich möglichst viel auszulösen.
    Eine Folge von Getrude Stein war z.B. Hemingway.


    Ich gebrauche das Zitat oft, aber in der abgewandelten Fassung, also: ist halt so.


    Zugleich muß ich aber sagen, daß, wenn ich es aufs Forum abwandle, vor meinem inneren Auge auch das ganze Bild dieses Forums entsteht, also ein Hin - und Hergeflatter, egal, was man postet, Mißverständnisse, egal, wie oft man etwas erklärte, Unruhe, wilde Gesprächswendungen, Gelächter, Chaos, fliegende Federn und noch mehr Gelächter.


    Insofern hat Stein doch recht. Das Wort erzuegt ein Bild, Gefühle, einen minimalistischen Roman.
    Ein Gedicht eben (ihr lag an Gedichten)
    :lache




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Danke, Magali: eine tolle Erklärung!
    Eigentlich sogar die perfekte Erklärung für Büchereulen, wer könnte die Analogie mit dem Roman, den man vor sich sieht, besser verstehen? ;-)

    liebe Grüße
    Nell


    Ich bin zu alt um nur zu spielen, zu jung um ohne Wunsch zu sein (Goethe)