Sternstunden der Menschheit – Stefan Zweig

  • Vierzehn historische Miniaturen
    Gelesen von Jürgen Hentsch


    Argon-Verlag
    In Koproduktion mit dem MDR


    10 CDs, Ungekürzte Lesung, ca. 551 Minuten, August 2008


    Kurzbeschreibung:
    Ein Hörbuch für die Ewigkeit »Sternstunden«, »Weltminuten«, historische Augenblicke: Vierzehn Darstellungen großer Ereignisse hat Stefan Zweig beispielhaft in einer aus der Malerei übernommenen Form nachgezeichnet: als Miniatur. Ein unvergleichliches, mitreißendes Hörvergnügen, weil, wie Zweig formulierte, hier die Geschichte selbst »als Dichterin, als Dramatikerin waltet«. Menschliche Größe und Schwäche sind, so zeigt diese Sammlung, die bestimmenden Faktoren unseres Lebens von jeher gewesen.


    Über den Autor:
    Stefan Zweig wurde am 28. November 1881 in Wien geboren. Er studierte Germanistik und Romanistik und promovierte 1904. Schon in jungen Jahren veröffentlichte er erste Gedichte 1904 erschien seine erste Novelle. Weitere Novellenbände folgten und machten ihn ebenso wie seine großen historischen Biographien, Übersetzungen und Essays weltberühmt. Zweig reiste viel und galt als „Meister der Freundschaft“ der intensiven Kontakt zu James Joyce, Maxim Gorki, Arthur Schnitzler oder Sigmund Freud pflegte. Der Erste Weltkrieg machte Zweig zum überzeugten Pazifisten. Vehement setzte er sich gegen Nationalismus und Revanchismus ein. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Zweig 1934 nach London. Er lebte kurze Zeit in New York und siedelte 1941 nach Petrópolis (Brasilien) über, wo er sich am 22. Februar 1942 "aus freiem Willen und mit klaren Sinnen“ zusammen mit seiner zweiten Frau das Leben nahm. Bis heute gilt Stefan Zweig als unübertroffener Meister der Kurzprosa und ist einer der meistgelesenen und beliebtesten deutschsprachigen Autoren.


    Über den Sprecher:
    Jürgen Hentsch spielt seit mehr als 35 Jahren in Film- und Fernsehproduktionen. Den Zuschauern ist er u.a. als Charakterdarsteller in Der Totmacher und als Herbert Wehner in dem Politdrama Im Schatten der Macht bekannt. 2002 wurde er mit dem Grimme-Preis und dem Bayerischen Fernsehpreis für seine Rolle als Heinrich Mann in Heinrich Breloers Fernsehfilm Die Manns ausgezeichnet.


    Meine Meinung:
    In 14 Kapiteln auf 10 CDs verteilt erzählt Stefan Zweig von großen Ereignissen der Menschheit.
    Dabei sollte man sich von dem Untertitel Miniaturen nicht täuschen lassen. Manche Episode ist bis zu einer Stunde lang und der Inhalt dieser Essays ist nicht zu unterschätzen.
    1927 wurde das Buch geschrieben. Dabei ist Stefan Zweigs Stil absolut zeitlos. Nicht einen Moment erscheint einer Texte altmodisch.


    Jürgen Hentsch spricht mit nicht mehr junger Stimme den Text mit entsprechendem Ernst, manchmal sogar distanziert. Er schafft es, den Zuhörer bei interessanten Abschnitten zu fesseln, bei Themen, die einen nicht so sehr interessieren kann es aber auch sein, dass seine Stimme den Zuhörer wegdriften lässt.
    Insgesamt ist er sicher der geeignete Sprecher.
    Die Texte sind trotz der unterschiedlichen Themen und verschiedener Erzählstile zusammen in einem Fluss. Der Zuhörer ist aber nicht gezwungen, das Hörbuch mit der ersten CD zu beginnen. Man sollte sich von seinem Interesse leiten lassen und mit den selbst gewählten Episoden beginnen.


    Highlights sind für mich die Essays über Schriftsteller wie Tolstoi und Goethe.
    In der Tolstoi-Episode „Die Flucht zu Gott“ ist der weltberühmte Autor schon alt, die Zeiten beginnen sich zu ändern, die Revolution ist im Entstehen und Tolstoi ist im Alter von religiösen Vorstellungen durchdrungen. Mit seiner jüngeren Frau hat er so seine Problem (und sie mit ihm) und schließlich entschließt er sich zur Flucht. Eine Episode aus seinem Leben, die auch in den letzten Jahren immer wieder mal thematisiert wurde, aber Stefan Zweig erzählt sie in einem Stil eines Dramas, das ist sehr unterhaltsam und wirklich spannend.


    Der Ausschnitt aus Goethe Leben beschäftigt sich mit der Zeit der Marienbadener Elegien und Goethes Begegnung als über 70zigjähriger, der sich in eine junge Frau verliebt. Also genau der Stoff, mit dem Martin Walser vor kurzen mit seinen Roman „Ein liebender Mann“ für großes Aufsehen sorgte. Stefan Zweig schafft es in einen viel kürzeren Rahmen, den Zuhörer von dieser Begegnung zu faszinieren. Es ist interessant die beiden Werke und die Formen Essay und Roman zu vergleichen, beide haben sie ihre Vorzüge.


    Sehr gelungen halte ich auch das Essay „Das erste Wort über den Ozean“ über die Kabelverlegung im Ozean, bei der Europa und Amerika erstmals miteinander verbunden sind. Ein Stoff, der auch durch John Griesemer in seinem Bestseller „Rausch“ verarbeitet wurde. Auch er konzentrierte sich neben einer Romanhandlung auf historische und technische Details und wieder erscheinen mir Essay und Romanverarbeitung gleichwertig und gelungen.


    Erwähnen möchte ich noch Georg Friedrich Händels Auferstehung, eine Geschichte, die einmal mehr zeigt, wie der Wille und die Stärke eines Mannes Geniales erschaffen kann. Händel kommt nach schwerer Erkrankung und Krise zurück und erschafft einen Riesenerfolg.


    Weitere Geschichten drehen sich um Die Eroberung von Byzanz, Waterloo, Südpolexpedition und vieles mehr.
    Wohl wird nicht jeder von jedem Essay dieses Hörbuchs begeistert sein, aber es lohnt sich auf jeden Fall es zu hören und ggf. seine persönliche Auswahl zu treffen.


    Zum Schluss kann man sagen, dass dieses verdienstvolle Hörbuch auch in einer vernünftigen Verpackung präsentiert wird.
    Die CDs befinden sich in einer praktischen und optisch ansprechenden Klappdeckelbox.