Im Original: The Verificationist
Zum Inhalt:
Es hatte alles ganz harmlos begonnen: Eine Gruppe von Psychoanalytikern, Dozenten an einem Null-Prestige-College irgendwo in Neuengland, kam zum abendlichen Pancake-Essen zusammen, um sich auszutauschen über alte Fragen und neue Theorien, über Patienten und Kollegen; die dritte Tasse Kaffee sollte nicht die letzte sein. Die Sache ist nur die: Kaum sitzt man einem Seelenklempner gegenüber, muß man damit rechnen, daß jedes Wort, jede Geste, jede Fehlleistung eine Deutung erfährt, die Rückschlüsse auf die Untiefen der eigenen Psyche zuläßt; und so kann man sich lebhaft vorstellen, was passiert, wenn nun mehrere von der Sorte aneinandergeraten. Kurzum, die Wortwechsel und Theoriegefechte eskalieren dermaßen, daß einer der Herren (der Erzähler Tom) von seinem Kollegen Bernhardt - einer klassischen Vaterfigur - hinterrücks in eine heftige Umarmung genommen wird, die ihn daran hindern soll, gröberen Unfug zu treiben. Die Auswirkung ist fatal: Tom fährt - im wahrsten Sinne des Wortes - aus der Haut. Er erlebt eine Persönlichkeitsspaltung, im Zuge derer er an die Decke geht, genauer gesagt: Er schwebt im Lokal über den anderen und siehst sich selbst weiterhin mit ihnen am Tisch sitzen. Eine Situation, die naturgemäß dazu anregt, das eigene Leben aus der Distanz Revue passieren zu lassen. Da sind die leichteren und schwereren Kränkungen der - kinderlos gebliebenen - Ehe, da ist der quälende Verdacht, die Ehefrau könnte sich mit einem Kolegen auf die Couch begeben haben...(Klappentext)
Meine Meinung:
Ein reichlich bizarres Buch. Hatte mich der Klappentext noch sehr angesprochen und neugierig gemacht, wurde ich von dem Buch dann doch sehr enttäuscht. Die Gedanken, die Tom während seiner Psychose durch den Kopf gehen, haben in mir immer wieder dieselbe Frage aufgeworfen: Was will mir der Autor damit sagen? Die Grundidee an sich ist ja nicht schlecht: ein Haufen Psychoanalytiker, die ins Streiten geraten, bis die Sache eskaliert. Was danach allerdings passiert, ist dermaßen abgehoben und realitätsfern, daß ich damit einfach nichts anfangen kann. Positiv vermerken kann ich allerdings Antrims Umgang mit der Sprache, die langen und teilweise verschachtelten Sätze bleiben immer klar und lassen sich flüssig lesen. Ein Autor, der das Werkzeug Sprache sehr gut beherrscht, dessen gewählter Buchinhalt mich allerdings überhaupt nicht ansprechen konnte. Vielleicht bin ich allerdings ganz einfach nur ein Banause, der die Genialität und Unkonventionalität dieser Geschichte nicht zu erkennen vermag, durchaus möglich. Von den Kritikern jedenfalls wird Antrim für seine bisher erschienen Bücher hochgelobt und als einer der zwanzig Autoren des neuen Jahrtausends gepriesen. Am besten sollte sich also jeder selbst ein Bild davon machen, ich bin jedenfalls gespannt auf weitere Meinungen zum Buch.