Liebespaarungen - Lionel Shriver

  • Es gibt nur einen Mann fürs Leben.

    Was aber, wenn es zwei Leben gäbe?


    Wenn man der großen Liebe über den Weg läuft, dann muss man sich entscheiden. Zumindest im wirklichen Leben. „Liebespaarungen“ dagegen erzählt (...) die Geschichte von Irina McGovern und ihren zwei Leben. Dem mit dem klugen und doch etwas unaufmerksamen Lawrence. Und dem anderen mit Ramsey (...)


    (Auszüge aus den Klappentexten)


    Inhalt:
    Irinas Mann ist auf Reisen, während sie selbst sich mit einem alten Bekannten oder Freund, nämlich dem Snooker-Spieler Ramsey, trifft, um dessen Geburtstag zu feiern. Nach einem gemeinsamen Essen landen beide in Ramseys Haus, zum fröhlichen Trinken, Rauchen und Spielen... :knuddel


    Meine Meinung:
    „Liebespaarungen“ ist kein schnöder Frauenroman, wie man es aufgrund des vielleicht typisch verträumten Covers oder den ersten paar Seiten meinen könnte, sondern es wird schnell klar, dass sich hinter diesem Buch doch mehr verbirgt. Es geht hier um Entscheidungsfragen. Was wäre wenn.... - was wäre wenn ich mich anders und nicht so entschieden hätte? Jeder von uns hat sich solche Fragen schon einmal gestellt und auch Irina geht es nicht anders. Scheint doch im Grunde in ihrem Leben mit Lawrence alles in Ordnung, aber dennoch wird sie vom Snookerspieler Ramsey angezogen und das obwohl er „raucht wie ein Schlot, eine Schwäche für Marihuana hat und dem Alkohol keineswegs abgeneigt ist“ (S. 49) wie seine Fehler so schön einmal aufgeführt wurden. Irina ist auch nicht einfach ein „kapriziöses Dummerchen“ (S. 48) wie sich sich selbst einmal beschreibt, sondern hinter ihren Wünschen verbirgt sich einfach eine tiefe Sehnsucht nach dem Neuen, dem Anderen.


    Es gefallen mir neben dieser Grundidee der Entscheidungs- und Sehnsuchtsfragen noch einige andere Dinge an diesem Buch gut: Zum einen versteht es die Autorin durch ihren fließenden und einfach auch natürlichen Schreibstil den Leser gefangen zu nehmen und in ihren Bann zu ziehen. Irina spricht ihre Überlegungen aus wie sie sind, wie es jeder andere auch tun würde. Außerdem traut sich Lionel Shriver auch umgangssprachliche Worte und Ausdrücke für Sex in den Mund zu nehmen und auszuschreiben. Was soll das feine darum herum reden; gut dass sie so schreibt wie es ist – haben wir Büchereulen doch z.B. in Bret Easton Ellis Roman „American Psycho“ schon ganz anderes Vokabular verkraftet. Sie schreibt auf eine Weise, wie sich die meisten Leute unterhalten, schafft es aber trotz diverser "vulgärer" Ausdrücke zum Glück dennoch ein gewisses Niveau zu halten.


    Fazit: Der Schreibstil ist gut, die vorkommenden Personen sind wunderbar ausgearbeitet und hinter der Geschichte verbirgt sich mehr als man zunächst annimmt. Außerdem hält das Buch einige Überraschungen im Geschichtsverlauf bereit.
    „Liebespaarungen“ wird zwar wohl nicht einer meiner liebsten Romane werden, da ich andere Genres einfach nach wie vor viel lieber lese, aber ich bin sehr froh, dass ich dieses Buch gelesen habe und kann es denjenigen, die etwas tiefer gehende "Frauenromane" (ja, ich benutze dieses Wort nun doch wieder) gerne mögen schon empfehlen.

  • *schluck* Ich lese seit Sonntag die englische Ausgabe und bin gerade auf Seite 110. Die Grundidee gefällt mir immer noch gut, aber mich beschleicht so langsam das Gefühl, dass über 500 Seiten etwas viel zu diesem Thema in dieser Konstellation sind. Naja, mal schauen....

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • na ja, ich bin seit zwei Tagen ziemlich angeschlagen und daher hatte ich jede Menge Zeit zum Lesen. :krank


    Ansonsten wäre ich natürlich auch nicht so schnell gewesen - hab ja doch normalerweise noch ein paar andere Sachen zu tun :-)

  • Zitat

    Original von kero-chan
    na ja, ich bin seit zwei Tagen ziemlich angeschlagen und daher hatte ich jede Menge Zeit zum Lesen. :krank


    Na dann erstmal "Gute Besserung"!!! Und :daumendrueck dass Du bald wieder fit bist. Ich werde mich die nächsten Tage versuchen ranzuhalten. Habe zum Glück eine längere Bahnfahrt vor mir, da habe ich Zeit. Aber bis nächste Woche bleibt es trotzdem eng für mich :yikes

  • rina, eine Kinderbuchillustratorin lebt mit Lawrence,einem Politikwisschenschaftler seit10 Jahren zusammen. Lawrence ist klug, geistreich und verlässlich. Eines Abends geht sie mit Ramsey, Snookerspieler und bester Freund von Lawrence aus. Dieser Abend verändert alles.


    Hier werden zwei Geschichten parallel erzählt: der eine Strang erzählt die Geschichte von einem Leben mit Lawrence, der andere das Leben mit Ramsey. Die zwei Erzählstränge werden dargestellt durch schwarze und weiße Kapitel, was mir gut gefallen hat.


    Mit Ramsey zusammen, den sie sogar heiratet, verändert sich ihr Leben völlig. Sie geht mit auf die Snookerturniere, vernachlässigt ihre Arbeit als Kinderbuchillustratorin, fängt an zu rauchen und zu trinken. Ramsey und sie streiten sich oft.


    Lawrence mag langweilig sein, aber er erkennt Irinas Arbeit an, während Ramsey nur "Bälle im Kopf" hat, sich also eigentlich nur für Snooker interessiert. Irina muss ihre Arbeit hintenan stellen und ihn überall begleiten, damit er sich wohl fühlt und gewinnen kann.


    Ramseys Charakter würde ich als machohaft und stellenweise ordinär bezeichnen, Kosenamen für Irina sind "Perle", "Süße" und "Herzchen". Mit ihrer Mutter geht er auch nicht gerade glimpflich um -mir war er unsymphatisch.


    Irina selbst benimmt sich nervig und nicht unbedingt altersgemäß.


    Shriver verliert sich in Nebensächlichkeiten, die oft breit erzählt werden.


    Was vom Thema her eigentlich interessant ist, wird hier meiner Meinung nach langweilig dargestellt - ich habe mich abmühen müssen, das Buch fertig zu lesen.

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • Inhalt


    Irina, Kinderbuchillustratorin, lebt schon lange mit dem klugen, zuverlässigen Lawrence zusammen, welcher in einem ThinkTank arbeitet und Politikwissenschaftler ist
    Die beiden sind nicht 'offiziell' vereiratet, sehen ihre lange Beziehung aber eine Ehe gleich an.
    Sie sind befreundet mit dem Ehepaar Jude und Ramsey und gehen jedes Kahr zu Ramseys Geburtstag mit den beiden essen.
    Ramsey is professioneller Snooker-Spieler, ein wilder Kerl, der auch zu Drogen und hartem Alkohol nicht nein sagt.


    Plötzlich aber trennen sich Jude und Ramsey, und Jude und Irina zerstreiten sich. Als Ramseys Geburtstag naht und Lawrence nicht im Lande ist, beschließt Irina widerwillih alleine mit Ramsey essen zu gehen- so wirklich mag sie ihn nämlich nicht, er scheint nämlich nur das eine Thema Snooker zu kennen...
    Doch beim Essen amüsieren sich die beiden wirklich gut, Irina fühlt sich plötzlich von Ramsey sehr angezogen und als Ramsey Irina danach zu sich nachhause auf einen Joint einlädt, sagt sie nicht nein....
    Im Keller von Ramseys Haus kommen sich die beiden näher und es scheint auf einen sehr erotischen Kuss herauszulaufen...


    Doch haben sie sich nun geküsst? Oder doch nicht?
    Hier nun kommt der Satz "Doch was, wenn es zwei Leben gäbe" vom Klappentext zu tragen.
    Von hier an werden zwei Geschichten erzählt, getrennt nach 'weißen' und 'schwarzen' Kapiteln - einmal haben sie sich geküsst und einmal nicht!
    Wer mehr über die Geschichte wissen will, der muss wohl selber lesen ;-)


    Meine Meinung


    Die Idee der getrennten Leben ist wirklich eine gute Idee - zwar findet man so etwas im Fantasy-Bereich schon mal, aber in Frauenliteratur eher nicht ;-)
    Welche Geschichte man lieber mag, ob das Leben mit dem wilden, ausgelassen Ramsey oder das mit dem netten, aufmerksamen, aber etwas langweiligen Lawrence, dass ist natürlich Geschmackssache.
    Mir selber gefällt das Leben mit Lawrence besser ;-)
    Etwas störend ist das Verhalten Irinas, die sich doch teilweise etwas kindisch und nervig verhält. Der Erzählstil von Frau Shriver ist nicht zu anspruchsvoll, aber auch nicht zu seicht.
    Die Geschichte liest sich trotz der Trennung der zwei Leben flüssig, aber teilweise sind die Kapitel arg lang, sodass man, wenn man zwischen den Leben wechselt, nachschlagen muss, was zwei Kapitel vorher passiert ist.
    Etwas komisch fand ich die 'Auflösung' zwischen den beiden Leben, da hätte ich mir mehr erhofft.
    Trotz der Kritikpunkte ist es sehr interessant zu lesen, wie unterschiedlich sich ein Leben nach einer klitzekleinen Entscheidung (Kuss oder nicht Kuss) entwickeln kann!
    Ich vergebe 7 von 10 Punkten.

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

  • Die zwei Leben der Irina


    Zum Inhalt:


    Irina ist Kinderbuchillustratorin und lebt seit vielen Jahren mit dem eher farblosen, aber zuverlässigen Lawrence zusammen. Die beiden haben einen Freund, Ramsey, der geschieden und professioneller Snookerspieler ist. Noch aus früheren Jahren ist es Tradition, gemeinsam zu Ramseys Geburtstag essen zu gehen, doch diesmal ist Lawrence verhindert. Er überredet Irina, den Abend ohne ihn mit dem attraktiven, verwegenen Ramsey zu verbringen, was sie auch widerwillig tut. Zu ihrer Überraschung verbringt sie einen sehr angenehmen Abend mit dem Snookerstar; als Abschluß fahren sie zum ihm nach Hause, um einen Joint zu rauchen. Auf einmal verspürt Irina das unbändige Verlangen, Ramsey zu küssen.


    Hier spaltet sich die Geschichte: In einem Handlungsstrang wird Irinas weiteres Leben mit Ramsey erzählt, nachdem sie der Versuchung zu dem Kuß nachgegeben hat. Parallel dazu erfährt man, wie es ihr in weiterer Folge mit Lawrence ergeht, nachdem sie dem Impuls zu küssen standhaft widerstanden hat. Mehr sei zum Inhalt nicht verraten.


    Meine Meinung:


    Ein für mich sehr ungewohntes Genre, sodaß ich mit gemischten Gefühlen an die Lektüre herangegangen bin. Tatsächlich habt mich gerade anfangs Irinas pubertäres Verhalten sowie Ramseys Ruppigkeit stark gestört. Mit der Zeit jedoch haben mich die beiden Geschichten immer mehr in den Bann gezogen; die zweite Hälfte des Buches habe ich innerhalb eines Nachmittages verschlungen. Das Ende fand ich gut gewählt, auch wenn es manche verstören wird, wie sich die Dinge entwickeln.


    Das Buch läßt sich flüssig lesen, der Schreibstil der Autorin ist klar und verständlich, ohne ins Seichte abzudriften. Ich denke, Liebespaarungen wird aufgrund seiner Thematik eher Frauen ansprechen, obschon ich mich - vor allem in der zweiten Hälfte - gut unterhalten fühlte. Größter Kritikpunkt ist, daß die Figuren mit all ihren Eigenschaften teilweise stark übertrieben dargestellt wurden, einen Mittelweg der Normalität scheint es nicht zu geben. Außerdem hat die Autorin großen Wert darauf gelegt, Ramsey als genaues Gegenteil von Lawrence anzulegen, was doch etwas plakativ wirkt. Mich hat das Ende jedoch für die ein oder andere inhaltliche Schwäche und unnötige Länge entschädigt.


    Fazit: kein echtes Highlight, aber doch ganz netter, unterhaltsamer Lesestoff, vor allem für Freunde dieses Genres.

  • Lawrence und Irina sind seit 10 Jahren ein Paar. Seit 5 Jahren treffen sie sich mit einem gemeinsamen Freund (Ramsey) an dessen Geburtstag zum Essen. Dieses Jahr jedoch ist Lawrence nicht da und Irina trifft sich alleine mit Ramsey. Irina kann sich wider Erwarten gut mit dem dem Snookerspieler unterhalten und schließlich gehen die beiden noch zu ihm, wo sie ihn leidenschaftlich küsst. Ab dem Punkt gerät Irinas Welt aus den Fugen...

    Das Buch beschäftigt sich hauptsächlich mit der "was wäre wenn" Frage, die wir uns wahrscheinlich alle schon einmal gestellt haben. Zunächst ist das zweite Kapitel (das nach dem Kuss beginnt) ganz normal geschrieben, Lawrence kommt nach Hause und Irina hat ein schlechtes Gewissen und fängt an, ihren Partner zu belügen. Doch danach gibt es ein weiteres Kapitel 2, in dem beschrieben wird, was passiert wäre, wenn dieser Kuss eben nicht stattgefunden hätte. Die Idee, mit einem Buch zwei Geschichten zu erzählen, war für mich völlig neu und dementsprechend spannend und interessant. Witzig fand ich, dass die Kapitelzahlen, die den Werdegang nach dem Kuss beschreiben, in einem grauen Feld sind und die in der "was wäre, wenn es nicht geschehen wäre" Version in einem weißen Feld. Für mich sieht das ein wenig nach der "weißen Weste" aus, allerdings möchte ich auch nicht überinterpretieren.

    Die beiden Geschichten, die verschiedenen Entscheidungen und Gedanken von Irina sind gut nachzuvollziehen. Vorab dachte ich, die Person könne mir aufgrund der Tatsache, dass sie fremdgeht, nicht symphatisch werden, aber dem ist nicht so. Man bekommt einen guten Einblick in das komplette Gefühlschaos von Irina. Viele ihrer Gedankengänge kann ich gut verstehen und auch ich habe mich in einigen Verhaltensweisen wiedererkannt.

    Alles in allem wäre es ein Buch, was ich mich 4 Sternen bewertet hätte, wenn da nicht zum Teil die völlig vulgäre Ausdrucksweise gewesen wäre. Als erstes fällt mir da ein Abschnitt auf den ersten 100 Seiten ein, in dem Irina mit Lawrence schläft und an Ramsey denkt. Dort heißt es (ich ** das f-Wort mal weg):

    "Sie wollte auch nicht "mit ihm schlafen", nein, sie wollte mit ihm f***en."
    Wenn es bei diesem Satz geblieben wäre, fände ich das völlig okay. Der Leser weiß jetzt, was sie denkt, Absatz, Ende, Knalleffekt. Aber nein, die Autorin muss es auf die Spitze treiben, indem sie das noch mehrmals wiederholt. Warum? Dadurch wirkt es einfach nur noch billig. Und solche Stellen gab es leider häufiger in dem Buch. Da mir das wirklich stark aufgestoßen ist, kann ich diesem Buch nur 3 anstatt 4 Sternen geben.

    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.
    (Albert Einstein)

  • Parallelwelten aus Zuckerwatte


    Lionel Shrivers Buch Liebespaarungen dreht sich um drei Hauptfiguren: Lawrence, der intellektuelle und politische Mann, lebt seit mehreren Jahren mit Irina in einem eheähnlichen Zustand. Die dritte Person ist der etwas dümmliche Snookerspieler Ramsey.
    Irina fühlt sich zu beiden Männern hingezogen. Bei Ramsey allerdings ist die sexuelle Anziehungskraft stärker. Mit ihm sucht sie den ultimativen Kick. Es soll keine romantische, zartfühlende Beziehung sein.
    Um das zu verdeutlichen, gebraucht Lionel Shriver in diesen Passagen ein - nach meinem Empfinden - ekliges, abstoßendes und Frauen entwürdigendes Vokabular.
    Wenn man darüber hinweglesen kann und das Buch hier nicht zur Seite legt, so gewinnen Inhalt und literarischer Wert. In kurzen abgeschlossenen Episoden beschreibt Shriver das weitere Leben der drei Personen.
    Irina, die mittlerweile kurz und schmerzlos Ramsey geheiratet hat, lebt mit diesem ein Leben, das durch das Snookerspiel diktiert wird.
    Es steht im Gegensatz zu ihrem Alltagsleben mit Lawrence.
    Beide Welten bleiben bestehen und verlaufen parallel, aber doch mit feinen, zum Teil konträren Unterschieden.
    Lionel Shriver springt zwischen den beiden jetzt erschaffenen Partnerschaften hin und her, wie ein Windows-Anwender zwischen den verschiedenen geöffneten Anwendungen seines Computers mit den Tasten ALT+TAB hin und her switcht.
    Die Autorin baut ein äußeres Handlungsgerüst, das für beide Parallelwelten gleich ist. Innerhalb dieser Rahmen können die hier beschriebenen Personen sich völlig unterschiedlich verhalten. Auch äußere Bedingungen können sich verändern. In der einen Welt stellen sie ein belastendes Problem dar, in der anderen Welt verläuft die Handlung darin hingegen reibungslos.
    Der Leser kann nicht mehr unterscheiden, welche der beiden Welten der Phantasie entsprungen ist und welche eine wirkliche Realität darstellen könnte.
    Beide Schicksale sind möglich. "Es gibt keinen richtigen Weg, gegen den alle anderen Wege nichts taugen" (S. 424).

  • Seufz, ich quäl mich immer noch rum.
    Ich finde dieses Buch so erbärmlich, das es schlechter kaum geht.
    Dabei waren Leseprobe und Gesamteindruch vor dem Lesen total positiv... hoffe daß ich die letzten 100 Seiten gleich runterlesen kann und es dann endlich hinter mir habe.
    Kaum zu glauben, daß das aus der gleichen Feder stammt, wie "Wir müssen über Kevin reden!" :cry :yikes

  • Wirf mal nen Blick ins "Ich lese gerade" sind soweit ich das sehe keine gravierenden Spoiler im Thread drin.... ich bekomme von Schreibstil und Protagonistin Hautausschlag! :cry

  • Okehhhhh ... *huscht ins Ich lese gerade..*


    ich bin jetzt trotzdem ziemlich mißtrauisch... :gruebel



    blitzschnelle Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Elbereth ()

  • Endlich hab ich dieses ätzende Buch beendet.
    Was eine Qual!
    Dabei hatte ich mich so gefreut. "Wir müssen über Kevin reden" hatte mir damals ziemlich gut gefallen und die Leseprobe im Netz hatte mich auch enorm überzeugt, daß dieses Buch eigentlich wie für mich gemacht wäre.


    Die ersten paar Seiten waren dann auch noch überzeugend, aber den Unfug den Frau Shriver sich dann zusammen geschrieben hat, kann man eigentlich kaum in einer Rezi zusammen fassen.
    Die Idee zwei Geschichten zur Waswärewenn-Thematik quasi nebenher laufen zu lassen, war eigentlich grandios und hätte richtig umgesetzt unheimlich faszinierend sein können. Leider ist es der Autorin nicht gelungen meine Aufmerksamkeit oder mein Interesse an den Personen auch nur ansatzweise zu wecken. Dazu das immer wieder auftauchende aus meiner sicht in seiner Langweiligkeit kaum zu überbietende Snooker hat mir die Leselust nahezu komplett madig gemacht.


    Irina die Hauptperson ist eine Mitvierzigerin, die sich allen Ernstes intensivst darüber Gedanken macht, daß ihr Lebensgefährte sie nicht mehr küßt und ob es sexuell interessant wäre "zu schlucken", ähnlich pubertär wie dieser Überlegungen trampelt sie durch dieses Buch und ist zu keinem Zeitpunkt in der Lage, ihre Wünsche, Bedürfnisse und Ängst auch nur in irgendeiner Form zu artikulieren. Sie wirkte auf mich mehr wie ein pubertierendes bockiges und hilfloses Kind, als daß sie den Anschein einer halbwegs erwachsenen denkenden Frau erweckte.
    An ihrer Seite hat sie dann wahlweise den Langweiler Lawrence, den etwas verhuschten Intellektuellen, der sie mal anbetet, ihr dann aber doch wieder nicht die nötige Rückendeckung gibt.
    Oder aber den Draufgänger und Snookerprofi Ramsey, der in seiner Darstellung an Lächerlichkeit kaum zu überbieten wäre. Abgesehen von seiner himmelschreienden Dämlichkeit, ist der Mann auch noch streitlustig, Alkoholiker und spielsüchtig.
    Diese drei Taumeln also durch die hellen und dunklen Seiten ihrer eigenen Dramen, dabei werden dann noch solche "Randthemen" wie Prostatakrebs, Chemotherapie, Tod, Scheidungen, Hochzeiten, Einsamkeit, Freundschaftsbeendigungen, 9/11, Terrorismus, Eheprobleme und die Liebe an sich, Generationenkonflikte, Schwangerschaftsabbruch, Unfruchtbarkeit, späte Elternschaft, Drogenproblematik, Alkoholizenzen in Großbritanien, Magersucht, Erfolgsdruck, Burnoutsyndrom, Finanzproblematiken, Eifersucht, Ehebruch, Viagra, das britische Gesundheitssystem und vieles mehr verwurstet.


    Ich frage mich wirklich, ob in letzter Zeit jemand einen Preis ausgeschrieben hat, der danach bewertet wird, welcher Autor die meisten am weitesten voneinander entfernten Thematiken in ein Buch packen kann. Frau Shriver hätte ihn aus meiner Sicht sicherlich verdient.
    Dazu kommt ein wirklich schrecklich seichter Stil, der hier und da mit reichlich gewollten Pointen aufwartet, die vermutlich auflockern sollen, aber leider nur schrecklich bemüht wirken.
    Für mich kein tolles Leseerlebnis, obwohl ich Bücher nur selten abbreche, war ich hier mehr als einmal versucht, das Buch so richtig mit Wucht an die Wand zu werfen.
    Durchhalten lassen hat mich allein der herzallerliebst geschilderte russische Akzent von Irinas unmöglicher Mutter und das Bedürfnis zu sehen, wie die Autorin diesen ganzen Krempel am Ende sinnvoll zusammen führen will.
    Gut, das Ende ist einigermaßen geraten und verglichen mit dem ganzen Buch noch der beste Teil.


    Trotzdem mein Fazit: NICHT LESENSWERT, es sei denn man gehört zu den Menschen die von Scheußlichkeiten angezogen werden. So wie bei Unfällen, man will weggucken und kann doch nicht.... solchen Leuten sei dieses Buch ans Herz gelegt.
    Allen Anderen empfehle ich Was? Wäre? Wenn? von Wiebke Lorenz erschienen bei Piper, da wird sich auf wesentlich ansprechendere, weniger langatmige Art und Weise mit der Waswärewenn-Thematik auseinander gesetzt. Unterhaltsamer und gehaltvoller....

  • So, ich hatte das Buch mit auf Reisen, kann deshalb erst jetzt meine Rezi einstellen und vor allem die vielen "begeisterten" Kommentare lesen. Keine Ahnung, ob ich in einer besonderen Stimmung war, aber ich fand das Buch einfach grandios! Jetzt echt, ohne Scherz, habe aber auch mit viel Freude Deine Rezi gelesen, Babyjane :lache


    Also, hier kommt dann meine Lobhudelei:


    Gigantisches Lese-Erlebnis!


    Zum Buch: Irina ist seit fast zehn Jahren mit Lawrence zusammen, quasi verheiratet, aber eben doch nicht wirklich. Als sie das traditionelle Geburtstagsessen mit dem gemeinsamen Freund Ramsey aufgrund einer Geschäftsreise von Lawrence alleine wahrnehmen muss, entwickelt sich zwischen den Beiden wider Erwarten ein spannender Abend, der bei Ramsey zuhause endet. Irina fühlt sich zu Ramsey hingezogen und lässt sich zu einem Kuss hinreißen – oder doch nicht? Dieses Buch beschreibt beide Varianten, und zwar in aller Ausführlichkeit im Verlauf der nächsten fünf Jahre. Dabei gibt es jedes Kapitel zweimal, jeweils einmal in jeder Variante.


    Meine Meinung: Mich hat dieses Buch überzeugt, und zwar durch die realitätsnahe Erzählweise und die intensive Darstellung der drei Hauptpersonen. Diese erleben in beiden Erzählsträngen dieselben Ereignisse zur gleichen Zeit, aber eben der jeweiligen Entwicklung angepasst. Das hält beide „Welten“ zusammen und macht die Handlungen auf gewisse weise „vergleichbar“. Obwohl die beschriebenen Situationen, in denen sich die Drei befinden, sehr unterschiedlich sind, bleibt ihre Darstellung immer autentisch, und ich habe mir manches Mal gedacht „es stimmt einfach!“.


    Mich hat das Buch nicht losgelassen und keine Seite gelangweilt. Ich habe jeden Tag fasziniert weitergelesen. Die Autorin beschreibt die Charaktere und die Gefühle der drei Hauptpersonen derart intensiv, dass ich beim Lesen das Gefühl hatte, die Drei gäbe es wirklich bzw. ich wäre ein Teil dieser Welt. Das Spannendste war für mich immer wieder, wie intensiv sich die Autorin mit der Beziehungswelt auseinandergesetzt hat. Das muss sie haben, denn sie beschreibt mit so viel Gefühl und Beobachtungsgabe die kleinen Worte und Gesten und dann auch wieder die großen Gefühle und Emotionen, dass ich einfach fasziniert war. Dazu gehört meiner Meinung nach also Autor viel Sensibilität, diese aufzunehmen und dazu eine Menge Mut, sie so auszudrücken. Für mich ein gigantisches Buch, das mich voll ins Herz getroffen hat! Ich habe glatt 10 von 10 Punkten vergeben.

  • Hier meine Meinung:


    Die Frau, die zwei Leben lebt


    Inhalt:


    Die Hauptprotagonistin “Irina” aus Lionel Shrivers Roman “Liebespaarungen” erhält eine Möglichkeit, von der man im richtigen Leben nur träumen kann. Sie lebt ihr Leben zweimal, mit zwei verschiedenen Männern.
    Auf der einen Seite steht dort Lawrence, ihr langjähriger Nicht-Mann, der bodenständig ist und die Aussicht auf ein sicheres, vernünftiges Leben bietet.
    Ihm Gegenüber haben wir den charmanten Ramsey, ein mehr oder weniger erfolgreicher Snookerspieler, der weder Alkohol noch Drogen ablehnt und ein Leben im Rampenlicht führt.
    Seit Jahren folgen sie einem Ritual und treffen sich einmal jährlich mit Ramsey und dessen Frau Jude zu Ramsey‘s Geburtstag.
    Doch in einem Jahr ist plötzlich alles anders, Ramsey (mittlerweile geschieden) und Irina treffen sich alleine, während Lawrence beruflich in Sarajewo weilt. Alkohol flie0t, Dope wird geraucht... und schon springen die Gefühle über und es kommt zum Kuss. Von da an lebt Irina zwei Leben, eines mit Ramsey & mit Kuss und eines mit Lawrence & ohne Kuss.
    Wird sich Irina am Ende richtig entschieden haben?


    Meine Meinung:


    Eine Frau zwischen zwei Männern, das mag erst einmal wenig interessant oder neu klingen. Doch ein Leben mit zwei verschiedenen Männern im direkten Vergleich dagegen ist spannend und weckt die Neugier.
    Nach einer kurzen, etwas holprigen und zähen Einleitung nimmt uns Lionel Shriver mit auf eine interessante Reise. Immer abwechselnd erlebt der Leser denselben Zeitabschnitt aus Irinas Leben zweimal, allerdings einmal mit Lawrence und einmal mit Ramsey.
    Einige Nebensächlichkeiten oder Rückblenden stören allerdings das Lesevergnügen und wirken langatmig & unwichtig, während sich die eigentliche Handlung flüssig lesen lässt.


    Lionel Shriver bedient sich einer modernen, klaren, deutlichen und teils derben Sprache. Dies ist aber keineswegs störend, sondern sorgt für ein glaubwürdiges und realistisches Lesegefühl.


    Auf 592 Seiten lernen wir die schüchterne, unsichere Irina kennen, die sich ein ruhiges, sicheres Leben wünscht, aber ein wildes, brausendes Leben begehrt. Wir leben mit ihr das Ramsey-Leben, mit einem Ramsey der zugleich charmant, großzügig und liebenswert aber auch schrecklich eifersüchtig, bestimmend und einengend ist.
    Ebenso erhalten wir Einblick in ihr Lawrence-Leben, mit dem Politikwissenschaflter Lawrence, der sich wenig um Irina bemüht, auf ihre Vorschläge mit Gleichgültigkeit reagiert ihr aber gleichzeitig ein gesundes, sicheres Leben bieten kann.
    Obwohl der Roman in der 3. Person geschrieben ist, steht Irina klar im Vordergrund. Die Hauptprotagonistin besitzt viel Tiefgang, man kennt ihre Gefühle, Sehnsüchte und Wünsche. Lawrence und Ramsey dagegen bleiben eher grau, über sie erfährt man nur das, was auf Irina’s Beobachtungen & Erlebnissen beruht.


    Besonders gut gefallen hat mir, dass die Autorin die unterschiedlichen Auswirkungen der verschiedenen Lebenswege auf das private & berufliche Leben der Figuren schön und deutlich herausgearbeitet hat. Außerdem verlieren die Figuren nie ihre Persönlichkeit, in beiden Abschnitten kommt es zu ähnlichen Situationen und Reaktionen. Dies zeigt, dass sich Lionel Shriver wirklich mit ihren Protagonisten beschäftigt und diese mit viel Einsatz und Liebe geschaffen hat.
    Auch die Entwicklungen der einzelnen Protagonisten, seien es nun die positiven oder die negativen, wurden perfekt und glaubhaft übertragen.


    Fazit:


    Ein Roman mit einigen inhaltlichen Schwächen, der aber trotzdem überrascht und überzeugt. Der eine Möglichkeit für eine Frau bietet, die jeder gerne einmal hätte, aber auch zeigt, das man trotz freier Entscheidung nicht immer ein Leben lang glücklich sein kann, sondern für sein Glück kämpfen muss.

  • Lionel Shriver hat sich für "Liebespaarungen" eine wirklich schöne Story-Idee und Erzählweise einfallen lassen. Dieser Roman ist nämlich nicht einfach ein Liebesroman, sondern etwas besonderes. Es erzählt nämlich eine Geschichte aus einer "Was-wäre-wenn?"-Sicht. Das Buch beschäftigt sich also mit der Darstellung der Frage, was gewesen wäre, wenn alles anders gekommen wäre, wenn Irina, die Hauptfigur, sich anders entschieden hätte.


    Ausgenommen das erste und letzte Kapitel, die zu beiden Storylines gehören können, gibt es alle weiteren Kapitel doppelt. Das eine erzählt Irinas Leben mit Lawrence, das andere schreibt über das Leben mit Ramsey. Das ganze stellt einen großen Kontrast dar, denn die beiden Männer könnten unterschiedlicher kaum sein.
    Im einen Leben erfährt Irina Sicherheit, aber auch Langeweile. Im anderen Leben ist es zwar wenig langweilig, aber auch unbeständig. Jedes Leben hat seine starken und schwachen Seiten. Vor- und Nachteile.


    Leider kommen die beiden Geschichten durch diesen enormen Kontrast aber auch etwas unglaubwürdig rüber, denn die Autorin hat sich große Mühe gegeben, die Charaktere auch jeweils sehr unterschiedlich darzustellen. Dabei bleibt die Glaubwürdigkeit schon ein wenig auf der Strecke.


    Eine sehr schöne Idee war es, dass die Autorin innerhalb der Geschichte selbst diese Idee der zwei Geschichten, wie es hätte sein können, aufgegriffen hat. Innerhalb beider Storys verfasst Irina nämlich ein Kinderbuch. Und aufgrund ihrer unterschiedlichen Lebenssituationen, fallen die beiden Geschichten natürlich auch unterschiedlich aus. Und eine kleine Erklärung gibt es auch direkt hinterher, die eigentlich auf die Kinderbuch-Geschichte bezogen ist: Es gibt kein schlechtes Leben, nur ein anderes. Das als Fazit.


    Insgesamt ist das Buch recht nett. Teils fühlte ich mich allerdings durch die kontrastierung sehr genervt, denn wo Lawrence gesittet redet, muss Ramsey natürlich entsprechend obszön sein. Das nervt einfach auf Dauer.