Unterwäsche-Hersteller Schiesser meldet Insolvenz an

  • Der traditionsreiche Spielzeugeisenbahnhersteller "Märklin" hat in der vergangenen Woche ebenfalls Insolvenz angemeldet.


    Insolvenz bedeutet ja nicht, dass eine Firma tatsächlich schließt. Im Wortsinn (nicht-lösend bzw. nicht-einlösend - bezogen auf Schulden) heißt es, dass ein Unternehmen seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann. Um sich nicht der Konkursverschleppung (Straftatbestand!) schuldig zu machen, meldet man Insolvenz an. Es kann auch passieren, dass Gläubiger das Verfahren auslösen; in diesem Fall hat man drei Wochen Zeit, es abzuwenden.


    In diesem Fall tritt sofort ein Insolvenzverwalter auf den Plan, der im Firmen- und im Gläubigerinteresse tätig wird. Er leitet das Unternehmen, zuweilen geschieht derlei über mehrere Jahre. In den meisten Fällen wird das Unternehmen aber verkauft, zerschlagen oder sogar geschlossen. Das ist allerdings kein "Must". "Meinen" Verlag hat es im vergangenen Jahr auch erwischt (allerdings nicht aufgrund schlechter Zahlen) - inzwischen steht er besser da als zuvor.

  • Ja, meine Firma steht ja auch in der Insolvenz. Angebote, uns zu kaufen, gibt es etliche, aber wie man gerade am Beispiel von Schaeffler und Continental sieht, muss der Insolvenzverwalter genau prüfen, ob die sich das leisten können und ernsthaft interessiert sind.


    Ich bin hin und her gerissen. Teilweise habe ich den Eindruck, dass das eine Menge Panikmache ist und alle, die sowieso schon auf der Kippe standen, nun endlich herausrücken können, dass sie pleite sind. Aber eben nicht wegen der Wirtschaftskrise, sondern wegen Misswirtschaft. :-(


    Und teilweise frage ich mich auch, wie das weitergehen soll. Von vielen hört man, dass sie Kurzarbeit machen müssen oder Entlassungen bevorstehen.

  • Ich arbeite auch in einem kleinen Betrieb. Wir hatten in guten Zeiten ca. 200 Mitarbeiter an drei Standorten verteilt.
    Inzwischen mussten wir etliche Mitarbeiter entlassen, hauptsächlich Leiharbeiter und sind nun bei ca. 90-100 Arbeitnehmer an einem Standort.
    Wir hatten Nov-Jan ebenfalls Kurzarbeit aber angeblich sollen jetzt dann wieder Aufträge und damit Arbeit ins Haus kommen.
    Ich zweifel aber noch sehr daran...

  • Zitat

    Original von geli73
    Ich bin hin und her gerissen. Teilweise habe ich den Eindruck, dass das eine Menge Panikmache ist und alle, die sowieso schon auf der Kippe standen, nun endlich herausrücken können, dass sie pleite sind. Aber eben nicht wegen der Wirtschaftskrise, sondern wegen Misswirtschaft. :-(


    Gerade bei Schiesser beschleicht mich dieser Verdacht - oder die aktuelle Krise war hier das letzte Tröpfchen, das das ohnehin schon marode Fass zum Überlaufen gebracht hat.
    Schiesser ging es schon sehr lange nicht gut. Das Werk in Engen hatte schon vor rund zehn Jahren Kurzarbeit, wenn ich das noch korrekt im Gedächtnis habe und wurde kurz vor oder kurz nach meinem Wegzug dort dichtgemacht - und der war noch im letzten Jahrtausend.


    Ich hab grad spasseshalber im Südkurier Online-Archiv alte Artikel gesucht - schon 2002 gab es einen Stellenabbau, und die Produktion wurde auch schon vor einigen Jahren ins Ausland verlegt, zu Lasten der Arbeitnehmer hier am See.
    Das kam jetzt beileibe nicht alles von heute auf morgen.


    geli73 und Jasmin87 - euch wünsch' ich natürlich, dass sich das alles noch regelt und sich eine Lösung findet :knuddel1


    EDIT: klammheimlich noch überzähliges "s" verschwinden lassen :grin

  • @ Jasmin87


    ursprünglich nicht, wurde aber trotz schwäbischer Herkunft anstandslos vor über acht Jahren von den Konstanzer Behörden eingebürgert! :chen

  • So ganz klein sind wir nicht. In Deutschland haben wir 5 Standorte mit 1300 Beschäftigten, dazu noch was in USA, Tschechien, Frankreich, Belgien, Polen. Weltweit sind es 2100 Leute. Aber wir hängen direkt von der Automobilbranche ab und leider fertigen wir nichts für die Kleinwagen, die jetzt verkauft werden, sondern eher die größeren Autos bzw. für LKW.


    @ Nicole: Danke :wave

  • Das mit Schaeffler krieg ich hier live mit, viele aus meinem Bekanntenkreis sind jetzt auf Kurzarbeit. Ich muss mal mit meinem Onkel in Hannover telefonieren, der ist bei Conti. Ich glaube bei Schaeffler ist es einfach dumm gelaufen, die haben sich verkalkuliert und die Finanzkrise gibt denen jetzt den Rest. Ich hoffe allerdings sehr, daß die Arbeitsplätze hier erhalten bleiben.


    Das mit den Insolvenzen find ich schon auch heftig, jetzt sind's halt die Marken, die jeder kennt. Knaus-Tabbert hat es letztes Jahr ja auch erwischt und Rosenthal auch erst vor kurzem.


    Bei uns sieht es durch die langen Projektlaufzeiten imMoment ja noch nicht so schlecht aus, aber wenn keine neuen Projekte mehr kommen wird's auch bei uns wieder zu Entlassungen kommen. Und wenn es dann wieder aufwärts geht, haben wir wieder nicht genügend Leute um unsere Projekte sinnvoll abzuwickeln.... aber das Spiel ist glaub ich überall so...

  • Hier in Baden-Württemberg spielt die Titanic-Kapelle, die Stimmung ist eigentlich locker.
    Man nimmt die eine oder andere (seit Jahren absehbare) Firmenschließung zur Kenntnis und werkelt weiter. Trotz Kurzarbeit bei Daimler und Bosch bricht hier nicht die Panik aus - man bucht nur seine Urlaubsreise später.


    Aber ich will euch die Trauerstimmung nicht versauern.
    Es geht abwärts.
    Gnadenlos.
    Irgendwie liegt der schwefeliger Pesthauch des jüngsten Gerichtes in der Luft, die Umfragewerte der Honeckerpartei steigen wie der Dax sinkt.
    Michel Glos, schlafes Bruder, hat abgedankt, der Papst hat auch diverse Aussetzer. :help Das Mondlicht wird schaler, das Klima immer bescheidener (denn erst in hundert Jahren soll es ja soweit sein - äh - für immer vorbei sein).
    Irgendwie bin ich betroffen.

  • Angesichts der Preisgestaltung von Schiesser wundert es mich nicht. Da wir aus der näheren Umgebung kommen, haben wir öfter auch den Fabrikverkauf in Metzingen besucht und selbst da waren die Preise immens hoch. Qualität ist ja recht und schön, nur stellt sich die Frage, wer es sich heute noch leisten kann, diese auch zu bezahlen. Dieser Kreis wird immer kleiner.


    Ansonsten habe ich leidvoll am eigenen Leibe erfahren, was eine Insolvenz als Mitarbeiter zu bedeuten hat. Ich habe das ganze 3 Mal erleben dürfen und letztlich auch keine Stelle mehr gefunden.


    --Schusselchen--

  • Ich habe gerade diesen Thread entdeckt.


    Leider bin ich auch davon betroffen - habe 23 Jahre lang als Vertriebsassistentin bei der Firma Toshiba Electronics Europe gearbeitet. Als BenQ im Oktober 2006 Konkurs anmelden musste, sind wir auf den kundenspezifischen Bauteilen sitzengeblieben, die speziell für BenQ gefertigt wurden.
    Toshiba Japan hat dann Dezember 2006 beschlossen, die Niederlassung in München zu schließen. Kurz davor wurde das Halbleiterwerk in Braunschweig geschlossen und die Sales Niederlassungen in Berlin und Stuttgart (Leonberg)
    Die Kündigungen bekamen dann die Mitarbeiter in München am 10.01.2007 und mein letzte Arbeitstag war der 31.03.2007.
    Seitdem suche ich einen Job ... mit 52 Jahren ?(
    :gruebel Ich glaube ich habe mir eine verdammt ungünstige Zeit dafür ausgesucht ... bei den vielen Firmenschließungen zur Zeit..... und nicht nur in Deutschland!!!


    Edith hat die Tippfehler korrigiert :lache

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

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  • Für alle, die auf der Suche nach einem Buhmann sind:


    Ich hasse Unternehmensberater. Hab noch nie erlebt, dass die irgend etwas auf die Reihe gekriegt haben. Traben mit den ewig gleichen Phrasen und Flosken an, spielen mit austauschbaren Plänen und dem in Managerschulungen mühsam antrainierten professionellen Gebaren all diejenigen an die Wand, die mit Herzblut und dem nötigen Know How echte Konzepte hätten. Dann schieben sie Schweinekohle ein und ziehen weiter. Der Rest ist Schweigen. Oder unbändiger Zorn.
    Ein großes Unternehmen in der Gegend hatte in den letzten zehn Jahren fast ein Dutzend unglaublich teure Umstrukturierungen, an deren Kosten es beinahe zerbrochen wäre und die nichts und niemandem geholfen haben. Außer eben jenen smarten Anzugträgerchen selbst
    Beinahe zugrund gegangen? Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Honorare für Unmengen mehr oder weniger unfähige Unternehmensberater bzw. Sanierungshelfer der Firma Märklin den Rest gegeben haben. Der Insolvenzverwalter erklärte öffentlich, dass das einstige Göppinger Vorzeige-Unternehmen in einzelnen Jahren bis zu zwölf Millionen Euro für Berater ausgegeben hat - wohlgemerkt ein Zehntel des Jahresumsatzes.


    Schiesser erklärt die Schwierigkeiten unter anderem mit Lizenzverträgen, bei denen einiges richtig aus dem Ruder gelaufen ist, die einer nach dem anderen nicht mehr verlängert wurden. Unter der Hand ist zu erfahren, dass irgendwer das Ganze richtig in den Sand gesetzt haben muss. Nur eine Spekulation, wer was verbockt hat, entzieht sich meiner Kenntnis: Aber was soll ich davon halten, dass sich der Lizenz-Chef mitten in der Krise als Berater selbstständig machte?


    Wo ich hinseh: Nur Negativbeispiele. Immer mehr Verlage etwa lagern aus wo's geht, zerschlagen gewachsene Strukturen und sparen sich kaputt, einfach nur, weil noch kein Unternehmensberater mit dem Vorschlag, in eine andere Zukunft zu investieren, genügend Kohle gescheffelt hat.

  • Im Moment würde das Problem nicht bei Unternehmensberatern suchen.


    Die Probleme sind eher, dass kleinere Firmen, die abhängig sind von den großen (Zulieferer für die Automobilindustrie) viel weniger Polster haben und viel abhängiger sind und die es dann erwischt, wenn die Aufträge ausbleiben.


    Und bei anderen Firmen macht es sich bemerkbar, dass die Banken auf dem Geld sitzen und mal eben nicht mehr mit Kredit zwischenfinanzieren.
    Damit lassen sich dann kurzfristig keine Zahlungen mehr überbrücken - und schwups, ist sie da, die Insolvenz.


    Ich glaube, wir werden dieses und nächstes Jahr noch unser blaues Wunder erleben, welche Firmen es noch alle erwischen wird.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Jaaahaaa. Ich weiiiheiss. :knuddel1
    Ich war selbst bei Zulieferern, die bereits Ende November von einem Umsatzrückang von 25 bis 30 Prozent sprachen und betriebsbedingte Kündigungen in den Raum stellten.
    Aber man kann Dinge auch totrecherchieren. Und ich war immer schon eine Frau des schweren Säbels. Das Florett passt irgend wie nicht zu mir. Bin dafür, dass die Unternehmensberater schuld sind.

  • Das tut mir leid für alle, die ohne Job sind und ich wünsch Euch schnell wieder eine feste, gut bezahlte und langfristige Anstellung!
    Bei allen Argumenten, die schon angeführt wurden, darf man zwei Dinge nicht vergessen: erstens die Medien, die nur noch shclecht berichten, was wiederum auf die Stimmung drückt und zweitens gibt es auch zyklenweise immer mal wieder ein so genanntes "Gesundschrumpfen".
    Bei uns im Ort gibts einen großen Zulieferer für die Automobilindustrie. Dieser hat zum Jahreswechsel immens viele Stellen abgebaut - nach außen (Presse) und von denen, die entlassen wurden, war zu hören: Wirtschaftskrise, mangelnde Aufträge, böser Chef. Fakt ist aber, dass nur jene Arbeitnehmer entlassen wurden, die 400-Euro-Jobs hatten und die in denen nichts geleistet haben. Plus Mitarbeiter, die in den Ruhestand gingen.
    Die Firma hat nach wie vor gleich viele Arbeitsplätze - nur eben nun besetzt mit Leuten, die was tun für ihr Geld. Aus Unternehmersicht finde ich das durchaus legitim.
    Firmenpleiten waren auch vor der großen Krise an der Tagesordnung, nur hat das da keinen gejuckt.
    Bevor mich jemand haut: mein Mann hat ein Unternehmen und wir freuen uns neuerdings über jeden Auftrag doppelt. Hier im Süden gehts noch - noch, wie gesagt.
    Dass Schießer nicht mehr funktioniert war seit Jahren abzusehen, wenn man die Bilanzen anschaut. Das ist wie bei Hermle-Uhren hier aus der Region: die Zahlen wurden schlechter, aber keiner in der Chefetage hat daran gedacht, an der Geschäftspolitik, den Preisen oder der Produktpalette etwas zu ändern. Das war ganz arg bitter für die Angestellten - und in der Position ist man dann machtlos.

  • Diese Insolvenzen haben viele Ursachen, z.B.
    - Bei Märklin z.B. scheinen tatsächlich diverse "Berater" eine unangenehme Rolle gespielt zu haben.
    - Rosenthal wiederum ist sicherlich u.a. durch verändertes Kaufverhalten in die Krise geraten.
    - Edscha als Zulieferer ist durch die Krise der Autobauer abgesoffen. Soviel Vorsorge kann man gar nicht treffen....
    - Schiesser hat wohl wirklich hohe Schulden.
    Die Liste lässt sich ja noch weiter fortführen...


    Z.T. ist es sicherlich so, dass bei vielen kleinen und mittleren Unternehmen die Eigenkapitalquote nicht so hoch ist, wie sie vielleicht für schlechte Zeiten sein sollte. Und das die allgemeine Wirtschaftskrise "dankbar" genommen wird, um nicht die Fehler des eigenen Managments zugeben zu müssen (dies bei weitem nicht nur bei "kleineren" Firmen!), ist ja auch nichts Neues.


    Auf der anderen Seite kenne ich z.B. einen Fall, in dem die Hausbank ein mittleres inhabergeführtes Unternehmen wohl in die Insolvenz treiben wird. Unternehmen schuldenfrei, möchte seinen Kredit lediglich aufstocken, damit es einen großen Auftrag annehmen kann, dessen Vergabe allerdings daran hängt, dass der Auftraggeber 120 Tage Zahlungsziel verlangt. Die Bank sagt nein. Nach 18 Jahren Geschäftsbeziehung. DAS nenne ich kurzfristige Denke :fetch


    keinkomma, ich muss dir doch mal z.T. heftig widersprechen:



    Ganz allgemein ist ja im Moment sehr viel von "Geld, das sich in Luft auflöst" die Rede. Ich fand einen Kommentar sehr schön, den ich in diesem Zusammenhang in einem Bericht gelesen habe. Der hiess "Geld löst sich nicht in Luft auf. Das Geld ist noch da. Es wurde "nur" umverteilt. Da sollte man doch mal gucken, wo die ganzen Milliarden geblieben sind".


    Also - Sherlocks dieser Welt - auf die Suche :-)


    Allen, die es persönlich getroffen hat in dieser Krise wünsche ich viel Kraft und Ausdauer, und ein persönliches Umfeld, das euch auffängt und hält!


    Liebe Grüße
    Alraune

  • Zitat

    Original von Alraune
    Diese Insolvenzen haben viele Ursachen, z.B.
    - Bei Märklin z.B. scheinen tatsächlich diverse "Berater" eine unangenehme Rolle gespielt zu haben.


    Nachdem jetzt schon mehrfach Märklin erwähnt wurde: ganz so einfach ist es dort vermutlich nicht. Märklin war vor zwei, drei Jahren schon mal kurz vor der Pleite und wurde nach langen Verhandlungen (es gab, meine ich mich zu entsinnen, 22 Gesellschafter) an einen Finanzinvestor (jetzt hätte ich fast die Bezeichnung einer Insektenart verwandt :rolleyes) verkauft. Nun, der verhielt sich allerdings wohl so ähnlich wie besagtes nicht erwähntes Tier. Wenn man dann noch eine Hochpreispolitik betreibt, muß man sich über die Folgen nicht wundern.


    Infos dazu auf Welt.de: Wie Märklin gegen die Wand gefahren ist


    NB. Und jetzt erwischt es Herpa: < Klick>.


    SiCollier
    Modellbahner seit 45 Jahren (wohlweislich nicht Märklin, sondern 2-Leiter-Gleichstrom)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • @ Alraune:
    Ich weiß nicht, in welcher Branche Du arbeitest; ich kenne sowohl viele Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber aus den unterschiedlichsten Branchen. Intern sind sich alle einig, dass es eben doch ein Gesundschrumpfen ist. Das ist bitter für ganz viele und fällt dieses Mal sicherlich größer aus. Aber wem bringt es was zu jammern? Diejenigen Firmeninhaber, welche ich kenne, unternehmen etwas im besten Sinn, strukturieren um (nicht erst seit gestern!) und begreifen diese Krise als Chance. Ob es jedem gelingen wird weiß ich nicht, aber allemal besser, als den Kopf in den Sand zu stecken.
    Global betrachtet ist es mehr als ein Gesundschrumpfen, klar. Und das schwappt auch nach Deutschland. Da hatte ich wohl falsch formuliert, sorry.
    Zu den "Schlechtleistern": das stand schon lange fest, dass diese Verträge so nicht mehr tragbar sind für diese Firma. Die Rentner gingen tatsächlich in den zeitgerechten (!) Ruhestand - aber es wurde nach außen hin völlig verzogen dargestellt. Und keiner kann im Ernst von einem Unternehmer verlangen, dass er Leute beschäftigt, die er zwar nett findet, die aber keine Leistung bringen.
    Natürlich kenne ich auch die andere Seite - die Angst um den Arbeitsplatz, der stetig wachsende Druck und alle Konsequenzen. Keine Frage - das IST hart.
    Aber mir widerstrebt die Jammermentalität, in der alles auf die bösen Firmen geschoben wird und dass die zu doof waren ordentlich zu wirtschaften. Dem ist eben in vielen Fällen nicht so!

  • keinkomma,


    ich bin seit über 30 Jahre im Beruf, und habe für so ziehmlich alle Branchen gearbeitet, die man sich denken kann. Handel, verarbeitende Betriebe, Dienstleistung, Finanzen, make your choice :-)


    Ich wehre mich entschieden dagegen, dass diese an eine Katastrophe grenzende Wirtschaftkrise als ein "Gesundschrumpfen" verniedlicht wird. ICH persönlich kenne übrigens niemanden, der das so bezeichnet. Weder Banker, noch Leitende Führungskräfte aus der Dienstleistung, und schon gar keine Arbeitnehmer.


    Wer das tut, der ist im besten Fall blauäugig, im schlimmsten Fall fahrlässig oder will von eigener Verantwortung ablenken.


    Hier sind extreme Fehler gemacht worden (vor denen der eine oder andere Fachmann übrigens seit Jahren gewarnt hat), Gier bekam die Oberhand, persönlicher Ehrgeiz wollte befriedigt werden. Geld ist Macht, und auf diesen Zug sind viele, sehr viele aufgesprungen.


    Dies jetzt herunterzureden, ist m.E. eine Unverschämtheit (und das geht nicht gegen dich persönlich, bitte nicht so auffassen, das sage ich allgemein!)


    Und zu dem Punkt der "keine Leistung bringenden Arbeitgeber": Nein, natürlich zwingt keiner einen Unternehmer dazu, solche Leute zu behalten. Aber 1. gibt es davon gar nicht so viele, wie oft gedacht wird und 2. ist die Beurteilung einer Leistung niemals objektiv, sondern subjektiv. Jeder Mensch wird die Leistung eines anderen Menschen unterschiedlich beurteilen, je nachdem, ob er den zu Beurteilenden positiv sieht oder sogar mag oder nicht. Im letzten Fall ist die Leistung dann im Zweifelsfall (vor allem, wenn eine Wahl zwischen 2 Arbeitnehmern getroffen werden muss) eben eher nicht ausreichend.


    Und ich kenne eine Menge Beispiele von Leuten, die ihre Arbeit zumindest nicht so machen, wie sie es könnten oder sollten. Die aber sehr gut mit bestimmten Entscheidungsträgern "können". Es ist sehr selten, dass diese Leute rausfliegen, denn hier spielen Netzwerke eine große Rolle. Das diese Leute auf höhere Positionen kommen, geschieht dagegen wesentlich öfter. Und das zieht sich durch alle Branchen, und auch die Größe eines Betriebes spielt da keine Rolle.


    Ich finde übrigens den extremen Pessimismus bezüglich der Wirtschaftskrise und das immer tiefer und schlechter reden der diversen "Fachleute" auch völlig daneben. Das führt eher dazu, die Abwärtsspirale noch zu beschleunigen.


    In jeder Krise steckt auch eine Chance, wenn man bereit und in der Lage ist, klar zu sehen und zu erkennen, was (und evtl. auch wer) dazu geführt hat. Da kann man ansetzen und ändern. Allerdings - dies sehe ich aktuell auch nirgends, weder bei der Wirtschaft, noch beim Staat .... :bonk


    Liebe Grüße
    Alraune